Im Schatten des Unwissens. T. C. Garver

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Im Schatten des Unwissens - T. C. Garver

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sie wieder zur Arbeit. Nach dem Feierabend machte sie sich immer wieder auf dem Weg zu Kris und Mona. Deshalb entschied sie auch ihre Wohnungen zu kündigen, um bei Kris einzuziehen, da Mona auch schon eingezogen war. In der dritten Woche kam es ihnen bereits wie ein Traum vor. Als wäre das alles nie wirklich geschehen. Deshalb trauten sie sich augenblicklich wieder mehr raus, anstatt in Kris´ Wohnung rumzutrödeln und nur abzuwarten.

      Lisa schlenderte ihnen endlich entgegen. Sie begrüssten sich und kauften dann die Tickets für die Spätvorstellung. Kaum hatten sie jedoch Platz genommen, erschien der Rauch. Sobald sie wieder klar sehen konnten, bewunderten sie den weiten Garten eines japanischen Palastes im Jahre 1900, in dem sie nun standen. Hinter ihnen ragte der Palast auf und vor ihnen ein großer See. Sie trugen metallähnliche Röcke, einen silbernen Brustpanzer, der nur der Brust als Schutz dienen sollte sowie einen silbernen Helm, der am Kinn mit zwei Schnürchen zusammengebunden war. Ihre langen Haare waren zu einem Zopf geflochten. Niemand hatte sie bemerkt, als sie wie aus dem Nichts mit einem glänzenden Samurai-Schwert auftauchten. Sehr wahrscheinlich lag es nicht nur daran, dass es mitten in der Nacht war, sondern eher wegen ihrer Fähigkeit sich zu tarnen. Kurz standen sie still als die Transformation in ihren Körper stattfand. Sobald sie sich wieder mächtig, stark und kampfbereit fühlten, griffen sie an und sie mussten schnell sein, denn ihre Feinde drohten bereits in den Palast einzudringen. Dieser Kampf erschien ihnen weit schwieriger, vielleicht lag es daran, dass die Japaner ihre Hiebe bedacht studierten, bevor sie zuschlugen. Die drei warfen sich dennoch mutig ins Getümmel.

      „Ich schwitze mir echt einen ab“, flüsterte Mona Kris zu, als sie per Zufall nebeneinander zum Stehen kamen.

      Kris´ blaue Augen weiteten sich dermaßen, dass sie fast hellblau wirkten. Sie lachte herzhaft.

      „Was ist los? Wieso lachst du so doof?“

      „Bitte… Hör auf...“, Kris hielt sich den Mund zu, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

      Mona verstand sofort und musste ebenfalls lachen. Sie sprachen auf Japanisch miteinander, was sich wirklich komisch anhörte, da sie die Sprache eigentlich nicht beherrschen durften. Abgelenkt durch ihre neuen Sprachkenntnisse, übersahen sie die zwei heranschleichenden Gegner. Ein Schatten flog kurz darauf über ihre Köpfe. Sie blickten erschrocken hoch, doch Lisa schnellte bereits durch die Luft. Mit ihrem Samurai-Schwert trennte sie die Köpfe der zwei heranschleichenden Männer ab, ehe sie den Boden unter ihren Füssen erreichte. Irritiert drehten sich Kris und Mona zu ihr um.

      „Wollt ihr noch eine Tasse Kaffee und vielleicht ein Stück Kuchen?“, tadelte Lisa und hielt sich im selben Moment die Hand vor ihren Mund. „Das war ja auf Japanisch“, stellte sie überrascht fest.

      Bevor jemand etwas erwidern konnte, griffen die Gegner erneut an. Es war ein langer, anstrengender Kampf und jede Einzelne von ihnen, setzte unauffällig ihre Kräfte ein, um schneller voranzukommen. Mona schwang ihr Schwert in einer Geschwindigkeit, die das menschliche Auge nie erreichen würde.

      Kris erledigte einen nach dem anderen innerhalb weniger Sekunden und Lisa sprang von einer Ecke in die andere, so schnell, dass sie eher wie ein Schatten wirkte. Die Feinde zogen sich geschlagen zurück, ein Jubel ertönte und schon war der Rauch in Sicht und weg waren sie wieder.

      Zurück in der Gegenwart, hatte der Film soeben begonnen, doch ihr Adrenalinstoss war noch zu hoch. Sie schauten sich an, ohne ein Wort zu wechseln, standen auf und verließen eilig das Kino. Sie machten sich sofort auf dem Heimweg, um begeistert über die Ereignisse dieser Schlacht diskutieren zu können. Lisas Hoffnung wuchs, als sie den beiden zuhörte wie sie über ihre japanischen Kampfkünste und über die lustige Sprache redeten. Vielleicht würden auch Mona und Kris bald Lisas Meinung teilen, dass es wirklich erfreulich war, was ihnen widerfahren ist.

      Am nächsten Abend saßen die drei beim Italiener und genehmigten sich einen Teller Pasta und ein Glas Wein. Der Rauch kam überraschend schon wieder und versetzte sie dieses Mal nach Amerika, in die Südstaatenschlacht, und da erst bemerkten sie, dass sie von Schlacht zu Schlacht geschickter wurden. Bei jeder dieser Schlachten, lernten sie etwas dazu. Auch hier wurden Menschen getötet und die Stimme behielt Recht, wenn es um das eigene Leben ging, oder das der Opfer, dann fiel es ihnen tatsächlich leichter zu töten.

      Als sie wieder zurück waren und erneut am Tisch beim Italiener saßen, aßen sie ihre Pasta dieses Mal auf, tranken wie gewohnt ihren Wein und ließen euphorisch auch diese Ereignisse Revue passieren, bis das Restaurant schloss.

      Zwei Wochen später landeten sie im Mittelalter in Irland und mussten fünf Frauen, die als Hexen beschimpft wurden, vor dem Tod retten. Sie töteten die Männer, die sie in den Fluss werfen wollten und brachten die Hexen in ein sicheres, abgelegenes Dorf. Die Hexen mussten ihnen hoch und heilig versprechen, nicht mehr so aufzufallen und ihre Meinung nicht so laut kundzutun, wenn sie am Leben bleiben wollten. Eine der fünf Frauen hatte sie angefleht, die Steine nicht loszubinden, die ihr von den Männern um die Füsse gebunden worden waren. Sie meinte, sie wäre lieber tot anstatt in solch einer Hölle weiterzuleben. Widerwillig mussten sie ihren Wunsch akzeptieren und die Frau ertrinken lassen.

      Dieses Ereignis hatte Kris bisher als das Schlimmste empfunden. Sie sah das rothaarige Mädchen noch vor sich. Sie musste etwa im gleichen Alter wie Kris gewesen sein. Ihr Blick war flehend. Doch nicht nur das ging Kris unter die Haut, sondern auch das Gefühl, dass sie mit diesem Mädchen teilte, denn sie hätte das Gleiche getan. Lieber würde sie sterben, als in so einem Jahrhundert weiterleben zu wollen, in dem Frauen keine Rechte hatten und als Hexen beschimpft wurden, nur weil sie das Gesetz in Frage stellten, oder ihre Meinung Preis gaben. Kris zog ihre graue Steppdecke enger an ihren Körper, nahm einen Schluck Punsch aus der Tasse und kuschelte sich noch passender in den Rattan-Schaukelstuhl. Nie würde sie in einem anderen Jahrhundert leben wollen, als in ihrem eigenen. Lisa zum Beispiel hätte gern in der Barockzeit gelebt, Mona in der Zukunft, was Kris ein Rätsel war, weil doch keiner wusste was in der Zukunft vor sich gehen würde. Nein. Kris lebte lieber im Hier und Jetzt, wenn man das, wie sie momentan lebte, wirklich ein Leben nennen konnte. Obwohl sie zugeben musste, dass sie so etwas wie Spaß bei ihren Reisen empfand. Ihr gefiel es natürlich, die verschiedenen Orte in einer anderen Zeit zu betrachten und die Leute dort zu beobachten. Sogar ihre Fähigkeiten fingen an ihr Spaß zu machen, wenn sie einem Gegner gegenüberstand und ihm durch ihre Schnelligkeit und ihrer Stärke überlegen war. Sie schmunzelte in sich hinein. Wenn sie einen Fausthieb abkriegte, fühlte es sich immer so an, als würde der Zahnarzt unter Betäubung ein Loch flicken. Deshalb ließ sie sich gerne verprügeln. Sie wollte herausfinden, wo ihre schmerzensgrenze lag. Bis jetzt hatte sie es noch nicht ausfindig machen können. Sie blickte hinauf in den Sternenhimmel. Der kleine Wintergarten in ihrem Haus war für Kris, seit sie denken konnte, ihr Refugium gewesen. Er hatte etwas Heimeliges an sich. In ihm befanden sich ein runder kleiner Rattan-Tisch, zwei Stühle und ein Schaukelstuhl. Die graue fahle Farbe blätterte bereits von den Wänden ab. Vielleicht war genau das der Grund, weshalb sie sich hier so wohl fühlte, der Prunk ihrer sonstigen Wohnung fehlte hier schlichtweg.

      Lisa und Mona waren heute wieder mal aus. Kris war zu müde gewesen und entschied sich deshalb zu Hause zu bleiben. Drei Monate waren verstrichen seitdem der Rauch das erste Mal erschienen war und voller Stolz musste sie zugeben, dass sie immer besser darin wurden ihre Feinde zu bekämpfen. Von den Schotten hatten sie in der kurzen Zeit einiges gelernt, und zwar kämpfe um dein Leben oder du stirbst. Bei den Japanern hatten sie gelernt die Gegner genauer zu beobachten. Von den Amerikanern hatte sie eigentlich nicht viel lernen können, außer der Tatsache, dass der bessere gewinnen möge. Mittlerweile verschwand sogar das beunruhigende Gefühl, wenn die Veränderung sich in ihren Körpern breitmachte. Doch das Wichtigste war, dass sie sich nun trauten ihren täglichen Gewohnheiten nachzugehen, ohne Angst haben zu müssen, dass der Rauch erscheinen könnte. Man konnte schon fast sagen - sie lebten einigermassen wieder im normalen Zustand. Wenn die Bezeichnung normal dazu passte, jeden Tag darauf zu warten, dass dieser Rauch erneut erschien. Kris nahm einen Schluck aus ihrer

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