Taschengeld. Frank Habbe

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Taschengeld - Frank Habbe

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mehr. Wir schließen gleich.“

      „Ich möchte auch nichts essen. Ich brauche ein Zimmer.“

      Ihr Ausdruck wurde noch argwöhnischer.

      „Achtzig Euro. Und nur mit Vorkasse.“

      Stolzer Preis für die durchgelegene Matratze in einem verstaubten Siebziger Jahre-Zimmer, dachte Malik, während er in den Taschen nach dem Geld suchte. „Hier. Behalten Sie den Rest. Ich hätte gern drei Flaschen Bier dazu.“ Damit legte er zwei Fünfziger auf den Tisch, die die Wirtin flink in der Brusttasche ihres Kittels verstaute. Mit einer ihr gar nicht zugetrauten Geschwindigkeit griff sie in den Kühlschrank, zog drei Halbliterflaschen hervor und nahm den an einem klobigen Holzpflock gebundenen Schlüssel aus der Schublade darüber. Dann erhob sie sich von dem knackenden Schemel und ging ihm voran durch den Vorraum zu einer Treppe. Sie deutete nach oben. „Mittlere Tür auf der linken Seite. Und den Fernseher nicht zu laut.“ Damit übergab sie ihm Schlüssel und Bierflaschen und deutete mit einem missbilligenden Kopfnicken den Weg die Treppe hinauf. Malik nickte ihr wortlos zu und stieg die Stufen empor. Im Zimmer angekommen verschloss er sorgfältig die Tür, warf den Koffer aufs Bett und öffnete die erste Flasche. Genüsslich nahm er zwei Züge, ließ sich dann neben den Koffer fallen und schloss die Augen. Wie gut das tat!

      Mit einigen weiteren Schlucken leerte er die Flasche und griff nach der nächsten. Vielleicht half der Alkohol ja und lenkte ihn von all den trüben Gedanken über Andys und seine Lage ab.

      03:12:30

      Der Himmel war noch dunkel, als der Mann erwachte und auf der Suche nach ersten Anzeichen des nahenden Tages aus dem Fenster sah. Noch alles dunkel. Trotzdem stand er auf, duschte und trank im stehen zwei Gläser Leitungswasser, während er seine Gedanken ordnete. Gerade wollte er sich einen Filterkaffee aufsetzen, als aus dem Schlafzimmer ein Warnton schrillte. Er eilte hinüber und hob das Smartphone vom Boden. Sein Anzeigefeld leuchtete hellblau. Der Mann musste lächeln. Malik war wieder On Air.

      Die nach wenigen Augenblicken aktivierte GPS-Ortung lokalisierte sein Ziel südlich von Schwerin. Was wollte der Junge denn da? Nachdenklich legte der Mann das Gerät beiseite. Wenn er sich beeilte, könnte er in zwei Stunden dort sein. Jetzt war es zehn vor sechs. Der Mann packte zügig den Rest in die Tasche und sah sich noch einmal um. So unscheinbar die Wohnung war, er würde sie doch vermissen. Dann ging er hinaus, verschloss die Tür und verließ das Haus.

      Der Ford war vollgetankt und so fuhr er durch die noch leeren Straßen direkt in Richtung Autobahn. In den Verkehrsmeldungen wurde kein Stau auf der Strecke gemeldet. Er würde gut durchkommen und pünktlich zum Frühstück bei Malik sein.

      Beide Geräte, der Blackberry und Andys Handy, lagen griffbereit in der Mittelkonsole. Das der Junge derart nervös war und schon kurz nach fünf in an seinem Telefon hantierte, wunderte den Mann nicht. Knapp dreihunderttausend unterm Kopfkissen. Und die auch noch von Schlosser gestohlen...

      03:10:00

      Die drei Flaschen hatten ihm leider nicht zu dem ersehnten Schlaf verholfen. Stattdessen war er während der Nacht immer wieder wach geworden, hatte dabei jedes Mal nervös nach dem Koffer getastet. Die Biere hatten einen unangenehmen Geschmack auf der Zunge hinterlassen. Er ging ins Bad und trank aus dem Wasserhahn. Dann schaute er sich im Spiegel an und befingerte sein Gesicht. Der sprießende Bart begann zu kratzen. Natürlich hatte er seinen Rasierer ebenso wenig dabei wie eine Zahnbürste. Außerdem war der Akku seines Handys nicht mal mehr halbvoll. Er brauchte unbedingt ein Ladegerät. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen schaltete Malik das Gerät ein und wartete. Überrascht registrierte er nach ein paar Sekunden, dass er keine Nachrichten erhalten hatte. Auch keine SMS, nur ein paar Anrufer, die aber nicht auf den AB gesprochen hatten. Er sah auf die Liste. Einmal hatte es Rania versucht, Andy fünfmal. Warum nur hatte ihm keiner von beiden auf die Mailbox gesprochen? Testweise versuchte Malik es auf Andys Apparat und zuckte überrascht zusammen, als er am anderen Ende das Freizeichen vernahm. Nach viermaligem Klingeln schaltete sich die Mailbox ein und Malik legte auf. Nervös lief er ein paar Mal über dem knarzenden Dielen im Zimmer auf und ab, zog sich dann an und schlich mit dem Koffer im Arm leise die Treppe hinunter. Ein Zusammentreffen mit der Dame des Hauses wollte er möglichst umgehen.

      „Wollen Sie etwa schon abreisen? Sie können noch einen Kaffee haben.“ Als hätte sie sich seit gestern nicht von ihrem Platz bewegt, stand die Wirtin hinter dem Tresen im Schankraum und war damit beschäftigt, Gläser abzutrocknen. Mit einer Kopfbewegung wies sie auf die vor ihr stehende Thermoskanne.

      „Danke, nein. Ich will nur schnell etwas kaufen und komme dann wieder.“

      „Das Zimmer muss bis zehn geräumt sein. Sonst kostet es eine weitere Nacht.“

      Gierige, alte Hexe, dachte Malik, nickte ihr mit zerknirschtem Grinsen zu. „Ich verlängere.“ Dann ging er zum Wagen und fuhr los. In der Hoffnung irgendwo in dieser Einöde einen Supermarkt zu finden. Den Koffer versteckte er unter dem Ersatzreifen im Kofferraum.

      Nachdem er Big Mac und Pommes gegessen hatte, saß er noch lange im Wagen auf dem Parkplatz des McDrive und schaute abwechselnd nach draußen und auf das neben ihm liegende Handy. Es vergingen fast zehn Minuten, bevor er den Mut fasste und bei Rania anrief. Nach dem dritten Klingeln ertönte das Besetztzeichen. Sie hatte ihn abgeblockt. Er versuchte es noch zwei Mal, doch ihr Handy war aus. Langsam ließ er das Telefon sinken, während er mit leerem Blick durch die Scheibe starrte. Sicher, er war gestern zu weit gegangen, aber war das wirklich der Anlass für sie, alles zu beenden? Sie gab doch sonst nicht so schnell auf. Er schaute wieder auf das Handy und begann, eine SMS an sie zu tippen - Rania, nur 1 gespräch bitte! Meld dich bei mir. Kuesse malik. Das kuesse strich er wieder, drückte auf Senden. Dann startete er den Motor und fuhr planlos in Richtung Innenstadt, bis er zu seiner Rechten einen Toom-Markt entdeckte, der bereits geöffnet hatte.

      Während er gerade dabei war, einen Packen schlicht weißer T-Shirts in den Einkaufswagen zu befördern, klingelte sein Handy. „Malik, ich will nicht, dass du mich wieder anrufst. Du hast es versprochen."

      „Aber warum? Wegen gestern? Wegen dem Geld?" Zerstreut fuhr Malik sich über das stoppelige Kinn.

      „Ja." Sie schwieg.

      „Deswegen rufst du an? Da ist doch noch was, oder?" Er spürte, wie sie zögerte, dann nach einer kurzen Pause „Ich habe Angst."

      „Was? Vor mir?"

      „Nein."

      „Dann vor deinen Brüdern, oder wie?"

      „Nein. Vor dem, der auch hinter dir her ist." Ein kalter Schauer lief Malik über den Rücken. „Wen? Wie meinst du das?"

      „Er war gestern hier. Frag bitte nicht weiter." Ein leichter Schwindel erfasste ihn und er musste sich auf dem Einkaufswagen abstützen, um nicht zu fallen. „Wer er? Was wollte er denn von dir? Hat er dir wehgetan?"

      „Nein, keine Ahnung. Malik, ich lege jetzt auf. Pass auf dich auf." Damit beendete sie das Gespräch. Sofort rief er wieder bei ihr an, doch die Leitung war tot. Einen Moment betrachtet Malik mit besorgter Miene das Handydisplay, steckte es dann in die Hose und setzte seinen Einkauf fort. An der Kasse angekommen kramte er gedankenverloren in der Hosentasche nach dem Geld. Sein Kopf fühlte sich wie in Watte gepackt und seine Umgebung verschwamm ins schemenhafte, als er nach dem Wechselgeld griff und Richtung Ausgang ging. Beim Hinaustreten auf den Parkplatz musste er schützend die Hand vor seine Augen heben. Die

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