Taschengeld. Frank Habbe

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Taschengeld - Frank Habbe

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Gedanken machte. Jana war vier Jahre jünger als er, vor einigen Monaten siebzehn geworden und hatte den Umzug von Berlin in die norddeutsche Provinz nur unter energischstem Protest mitgemacht. Dickköpfig wie sie war, hatte dies zu einem wochenlangem Kriegszustand zwischen Jana und ihrer Mutter geführt. Auch Malik war es schwer gefallen, sie nach Nordwesten ziehen zu sehen. Nun, wo sie bald volljährig war, würde sie dem ländlichen Alptraum so schnell wie möglich wieder entkommen wollen. Und da kam der zwischen seinen Beinen verstaute Koffer ins Spiel.

      Was hielt ihn sonst in der Stadt? Seine Freunde? Perspektivlose Typen wie er, die sich in einer ähnlichen Situation sofort aus dem Staub machen würden. Blieb nur noch Rania, seine kleine Sonne. Okay, sie war nicht die große Liebe, aber es lief gut zwischen ihnen. Jedenfalls besser als in vielen vorangegangenen Beziehungen. Und wie würde es erst laufen, wenn sie das Geld hätten?

      Je mehr er sich dem plötzlichen Reichtum anfreundete, desto drängender erhob sich die Frage, wie er den Diebstahl unbeschadet überstehen konnte. Schlosser war für ihn schwer einzuschätzen, er kannte ihn kaum. Seine zupackende, direkte Art hatte Malik bei ihren wenigen Treffen immer als angenehm empfunden. Durch Andy war ihm allerdings auch zu Ohren gekommen, dass er seine Interessen rücksichtslos durchsetzte. Nähme er das Geld, so würde er sehr weit rennen müssen. Mit dieser Konsequenz im Hinterkopf war Malik aufgestanden, hatte den Koffer genommen, gezahlt und war hinaus zu seinem Wagen gegangen.

      Ziellos war er durch die Stadt gefahren, bis ihm klar geworden war: Er brauchte Rat. Andy brauchte er in dieser Hinsicht nicht zu fragen. Dessen Antwort war klar. Blieb nur Rania. Und mit der musste er sowieso reden.

      So kam es, dass er eine Viertelstunde später die Stufen zu ihrer Wohnung hinauf gelaufen war. Kurz entschlossen hatte er zwei Geldbündel eingepackt und den Koffer unter der Abdeckung im Kofferraum verstaut. Sie würde Augen machen! Er war aufgeregt und mit jeder erklommenen Stufe wuchs seine Zuversicht. Sie mussten nur zugreifen.

      Ihre Reaktion entsprach dann jedoch so ziemlich dem genauen Gegenteil seiner Erwartungen. Nachdem er sie überschwänglich in der Tür umarmt hatte, hatte sie ihn von sich geschoben und eindringlich betrachtet.

      „Warst du letzte Nacht hier?“ Verdutzt hatte er seine Hände sinken lassen, ein „ging nicht anders. Hatte damit was zu tun“, gestammelt und dabei das Geld aus der Tasche gezogen. Mit ausdrucksloser Miene und verschränkten Armen hatte Rania ihn betrachtet.

      „Woher hast du das, Malik?“ Er hatte fassungslos innegehalten.

      „Ich meine, das ist doch nicht deins, oder? Und warum schläfst du bei mir, ohne mich zu fragen? Deswegen?“

      Er hatte sich räuspern müssen. Ihre Reaktion passte rein gar nicht zum Plan. „Ich wollte in Ruhe nachdenken. Gestern ist was schief gelaufen und ich saß plötzlich mit dem ganzen Zeug da. Fast dreihunderttausend Euro. Ich habe sie extra gezählt. Rania, das ist die Gelegenheit. So viel Geld! Wir könnten…“

      Sie unterbrach ihn abrupt. „ Hast du das Geld gestohlen?“

      „Nicht gestohlen. Ich habe es nur nicht weitergeben können.“

      Ranias Geduld schien sich dem Ende zu nähern. Die Hände auf die Hüften gestemmt hatte sie den Kopf geschüttelt. Den Mund dabei zu einem bitteren Grinsen verzogen. „Malik, was denkst du dir dabei? Soll ich jetzt froh sein, dass du einen riesen Batzen Kohle stiehlst?“

      „Sonst haben dir die Sachen, die ich dir mitgebracht habe doch auch gefallen“, entgegnete er defensiv.

      „Denkst du das ist mir wichtig? Denkst du, dass du mir Schmuck schenken musst, damit ich dich liebe? Ich mag dich wirklich, aber kaufen lasse ich mich nicht!“

      Malik war zum heulen zumute. War er der einzige, der hier eine Chance für sie sah? Niedergeschlagen hatte er die Bündel auf der Kommode abgelegt.

      „Denkst du das wirklich? Ich meine, das kann doch nicht wahr sein!“ Wie um ihre Wut zu untermauern hatte sie ihn an den Oberarmen gepackt und heftig geschüttelt. „Dann behandelst du mich, als wäre ich deine Nutte!“

      Da hatte er ihre Hände beiseite geschoben und ihr eine gescheuert.

      04:04:15

      Resigniert schüttelte Krauser den Kopf und blickte zum Kollegen Laarsen hinüber. Der, gerade dabei, den Kopfhörer abzusetzen, schaute mit zusammengepressten Lippen durch die verdunkelten Scheiben des Vans hinaus. Beide waren wütend. Seit sieben Uhr saßen sie in dem engen Wagen, warteten und lauschten. All das Equipment um sie herum, und wozu der ganze Aufwand? Absolut nutzlos, dachte Krauser genervt, während er einen letzten Schluck aus der abgestandenen Fanta-Flasche nahm. Was war es für eine Aktion gewesen, neben der Razzia vom Richter auch noch den Beschluss zur Observation von Schlossers Geschäft zu bekommen. Nun hatten sie ihn und alles was sie hörten, war polternde Marschmusik, mit der sie ein Tonband nach dem anderen bespielten. Auch die Kameras erwiesen sich als obsolet. Der Laden war dunkel und in dem Büro darüber waren seit ihrem gestrigen Besuch die Vorhänge zugezogen. Krauser streckte seine eingeschlafenen Beine und schaute auf den zäh vorbeifließenden Verkehr. Wie sehr er diese Observationen hasste. Beinahe hätte er wieder vergessen, wie quälend diese Schichten werden konnten.

      Aber er hatte es sich ja so ausgesucht.

      04:02:40

      Der auf der gegenüberliegenden Straßenseite abgestellte Lieferwagen fiel dem Mann sofort auf. Das sie sich nicht mehr Mühe mit der Tarnung gaben. Er musste lächeln und ging wieder über den Hof zu Schlossers Geschäft. Dieses Mal fand er die Tür jedoch verschlossen vor. Er schaute sich um. Verlassen lag der Hof hinter ihm. Dann drückte er auf die Türklingel. Nachdem sich eine Weile nichts tat, klingelte er erneut. Dann trat er ein paar Schritte zurück und schaute zum Büro im ersten Stock auf. Für einen Moment teilten sich die dichten Vorhänge und Schlosser spähte hindurch. Der Mann hob winkend die Hand. Ihre Blicke trafen sich und Schlosser verschwand nach einem fast unmerklichen Nicken des Kopfes. Nachdem er die Tür hinter dem Mann wieder verschlossen hatte, deutete Schlosser wortlos nach oben.

      Äußerlich ließ er sich nichts anmerken, aber es der Mann spürte die Nervosität seines Auftraggebers deutlich. Oben angelangt bot sich ihm ein überraschendes Bild. Auf beiden Fensterseiten waren die dichten Vorhänge zugezogen worden und die kleine, von der Decke hängende Leuchte erhellte den Raum nur spärlich. Die Ausnahme bildete eine in der Ecke stehende Lampe, die grell auf einen gekrümmt an der Wand lehnenden Mann schien. Mühsam schaute er mit geschwollenen Augen in ihre Richtung. Seine linke Hand war mit Handschellen auf halber Höhe an ein neben ihm verlaufendes Heizungsrohr gekettet. Mit hochgekrempelten Hemdsärmeln stand Piet daneben. Wie am Vormittag lief laute Musik. Wieder Märsche.

      „Andy hier hat mir gerade versucht zu erklären, warum er das Geld nicht hat“, schnaubte Schlosser verächtlich. Er wies mit einem leichten Kopfnicken in Richtung des Gefesselten. Der Mann betrachtete ihn genauer. Schmächtiger Körper, gesenkter Kopf. Gerade mal zwanzig, schätzte er. Der Junge gab ein leises Schniefen von sich. Es roch nach Schweiß. Und Angst.

      „Ich bin gerade dabei ihm zu zeigen, was ich davon halte, mich zu bestehlen.“ Schlosser machte einen Schritt auf den Jungen zu, der sich schutzsuchend in die Ecke duckte. „Erzählt mir doch, dass Malik sich mit dem Geld davongemacht und ihn einfach stehen gelassen hat. Und das soll ich glauben.“ Er wandte sich zu Andy, die Faust drohend zum Schlag erhoben.

      „Einen Moment!“

      Schlosser

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