Jakobs kleiner Koffer. Ute Janas

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Jakobs kleiner Koffer - Ute Janas

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dies die innere Treppe sei, die ebenfalls in die oberen Etagen führte und gewährleistete, dass man ungesehen von eventuellen Besuchern, die sich in der äußeren Halle aufhielten, nach oben gelangen konnte. „Wieviele Zimmer gibt es denn in Brandwell Manor?”

      „Genau weiß ich es nicht, ich glaube so etwa sechzig“, erwiderte Norman und schaute George hilfesuchend an.

      „Im Haupthaus zweiundsiebzig Räume inklusive Küchentrakt, die Personalwohnungen über den Stallungen kämen dann noch hinzu, Sir.“

      „Danke George, ich denke, wir können jetzt essen.“

      George öffnete die Flügeltür, die in den Dining-Room führte und Johanna sog scharf die Luft ein. Der Raum war wie eine Komposition. Eine Nussbaumtäfelung gab ihm eine warme Atmosphäre, Kerzen in alten Lüstern spiegelten sich in dem blankpolierten Holz und einige ausgesuchte alte Ölbilder in barocken Rahmen lockerten die Strenge der Wandtäfelung auf. In der Mitte war eine große Tafel gedeckt, kleine Lämpchen darauf gaben ein intimes Licht. Am Kopfende stand eine Anrichte, auf der sich eine erhebliche Anzahl von silbernen Töpfen, Schüsseln und Tiegeln befand, warmgehalten auf Rechauds.

      „Wieviele Leute kommen denn zum Essen?“, fragte Johanna verwirrt.

      „Heute essen wir nur zu zweit, aber für George und seine Frau ist es ein Festessen, weil Sie hier sind, und es ist für die beiden fast wieder so wie früher, als Christina noch lebte.“

      Er zog einen der gepolsterten Stühle zurück und ließ Johanna Platz nehmen.

      George servierte einen trockenen, italienischen Weißwein und eine Pilzsuppe. Anschließend gab es einen Fischteller, gefolgt von einem Sorbet aus Gurken und dem Hauptgang, zartem Lammfleisch mit einem undefinierbaren gebäckartigen Ding, das sich als Yorkshirepudding entpuppte.

      „Yorkshirepudding habe ich mir immer ganz anders vorgestellt, ich dachte, es wäre irgendwas Wabbeliges mit Rindertalg oder so, aber es schmeckt ja köstlich.“

      George schenkte einen samtigen Rotwein ein und freute sich offensichtlich über das Kompliment für seine Frau, die Köchin. Norman erwies sich jetzt als charmanter Plauderer, der mit leichter Hand ein unverbindliches Gespräch führen konnte, dem man die etwas gereizte Stimmung zu Beginn des Abends nicht mehr anmerkte. Als Johanna ihn fragte, wieso er ein derart gutes Deutsch spreche, erzählte er von seinem Sprachunterricht bei Christina, der jeden Tag stattgefunden hatte.

      „Wir beide haben sehr viel Deutsch miteinander gesprochen, Christina wollte die Beziehung zu ihrem Heimatland dadurch aufrecht erhalten. Mir hat dieser Wunsch die Möglichkeit eröffnet, die deutschen Klassiker im Original zu lesen. Sagen Sie Miss Oldenburg”, wandte er sich übergangslos einem ernsteren Thema zu. „Sie haben erst gestern von der Existenz Ihrer Großmutter erfahren?”

      „Ja“, antwortete Johanna. „Durch den Brief der Rechtsanwälte St. Kendell. Es war der reine Schock, als ich feststellen musste, dass es eine neue Großmutter in meinem Leben gab, die uns bisher verschwiegen wurde. Alles sehr mysteriös.”

      Normans Gesichtsaudruck wurde wieder verschlossen, als er nickte und sie ins Raucherzimmer bat, um dort den abschließenden Kaffee zu trinken. Die Distanz zwischen ihnen war wieder fast körperlich zu spüren, und Johanna fragte sich, was wohl der Grund für seine offenkundige Ablehnung war. Normalerweise hätte sie ihn gefragt, heute war sie allerdings zu müde und zu überwältigt von neuen Eindrücken, als dass sie dieser latente Beziehungskonflikt noch ernsthaft interessiert hätte.

      Der „Smoking-Room“ war ein gemütliches Zimmer an der Rückseite des Hauses mit einer schön bemalten Stuckdecke, üppig gefüllten Bücherregalen an den Wänden, einem Kamin mit Marmorumrandung und großen Terrassentüren, die in den rückwärtigen Park führten. Sie ließen sich in den Sesseln am brennenden Kamin nieder. Johanna, eine Gelegenheitsraucherin, nahm gerne die angebotene John Players und ließ sich von George mit einem Kaffee und einem Armagnac verwöhnen. Entspannt lehnte sich zurück.

      „Hier ist es wirklich wunderschön“, sagte sie. „Ein Haus wie ein Traum, eigentlich ein richtiges Schloss. Ich habe so etwas noch nie gesehen.”

      „Sie müssen sich alles ganz genau anschauen, es ist wirklich ein Schmuckstück “, sagte Norman. „Morgen wird Ihnen George das ganze Haus zeigen und alles erklären, ich denke, es wird Ihnen gefallen. Ich lebe seit mehr als 30 Jahren hier und fand es immer toll.“

      „Dann sind Sie also als Kind hier eingezogen“, stellte Johanna fest und, da Norman nickte, ohne weiter auf diese Bemerkung einzugehen, ließ Johanna dieses Thema fallen.

      „Sir Norman,” fasste sie sich ein Herz. „Können Sie mir etwas mehr über das alles hier sagen, ich bin sehr verunsichert.“

      „Das kann ich verstehen, aber zunächst sollten Sie mich Norman nennen, und ich sag dann vielleicht einfach Jo, ist das ok?“

      Johanna nickte, und er fuhr fort: „Ich stehe Ihnen für alle Fragen zur Verfügung, aber nicht mehr heute abend. Lassen sie sich ein bisschen von Brandwell Manor und den Erinnerungen an Christina gefangen nehmen, schalten Sie ab und dann sehen wir weiter. Wenn Sie es wünschen, bringe ich Sie jetzt in Ihr Zimmer”, setzte er höflich hinzu und beendete damit einen Abend voller gemischter Gefühle für Johanna.

      Sie erhoben sich und Norman führte sie - diesmal über die innere Treppe - nach oben. Die Treppe mündete in einem Gang, der sie um zwei Ecken wieder zu dem Flur vor ihrem Zimmer führte. Langsam begann sie, das System dieses Hauses zu begreifen und fand es faszinierend. Norman öffnete die Tür zu ihrem Zimmer, vergewisserte sich, dass im Kamin ein Feuer brannte, dann verabschiedete er sich und wünschte ihr eine gute Nacht.

      Johanna entdeckte auf einem Teewagen eine kleine Auswahl an Getränken, Plätzchen und Sandwiches. Sie goss sich einen Whiskey ein und wanderte durch Christinas Räume. Die Atmosphäre hier wirkte auf sie vertrauter als der Rest des Hauses. Die Stimmung dieser Zimmer vermittelte mehr Geborgenheit, war intimer und weniger beängstigend. Sie öffnete die Balkontür und schaute in den nächtlichen Himmel Cornwalls. Ein leises Geräusch verriet ihr, dass in einiger Entfernung jemand auf dem Balkon stand, der sich an der gesamten Front entlang zog. Sie steckte vorsichtig den Kopf aus der Türfüllung, die sie vor Blicken verbarg und erkannte etwa zehn Meter weiter rechts Norman, der am Geländer des Balkons stand und eine Zigarette rauchte. Er hatte sie augenscheinlich nicht bemerkt und sie trat deshalb leise in das Zimmer zurück und schloss die Tür. Für heute hatte ihr der Kontakt mit dem Schlossherrn gereicht. Sie war müde und von den Erlebnissen des Tages verwirrt. In ihrem Kopf überschlugen sich die Ereignisse und wirkten die ganze Nacht nach. Ein zunächst unruhiger Schlaf trennte sie vom Wachsein, und in ihren Träumen vermischten sich die Erinnerungen an den vergangenen Tag mit Versatzstücken ihrer Umgebung, dem Himmelbett, dem Haus mit den vielen Kaminen auf dem Dach und einer melancholisch aussehenden, jungen Frau, die in einem langen, weißen Kleid treppauf und treppab lief, auf der Suche nach etwas, was sie nicht finden konnte. Irgendwann verschwanden aber auch diese Bilder und Johanna fiel in einen tiefen, erholsamen Schlaf.

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