Jakobs kleiner Koffer. Ute Janas

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Jakobs kleiner Koffer - Ute Janas

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nach Plymouth, auch wenn sie nicht so gerne dahin gefahren ist.”

      „Wieso, ist die Stadt nicht schön”, fragte Johanna.

      „Na ja, es ist eben eine Großstadt, eine Hafenstadt, nicht wahr”, antwortete Peter, als wäre damit alles gesagt.

      „Wie weit sind wir denn von der Küste weg?“, fragte Johanna neugierig.

      „Nur ein paar Meilen und jetzt sind wir gleich am River Fowey, der direkt in den Kanal führt. Wir müssen ihn mit einer Fähre über­queren.“ Schon nach wenigen Minuten stoppten sie, um auf die Fähre zu warten. Der Fluss wand sich wie ein Fjord in das Land hinein, nach links gab die Landschaft den Blick auf einen grünen Hügel voller Häuser und ganz am Ende auf den Ärmelkanal frei, auf der anderen Seite konnte man dichte Wälder sehen, die auf beiden Seiten das Flußufer säumten. Im oberen Teil des Flusses, der dort ein weites Becken bildete, lagen zwei alte Tanker, die offensichtlich auf ihre Verschrottung warteten.

      „Was sind das denn für Schiffe, die sind ja riesengroß und sehen aus, wie Kriegsschiffe?”, wunderte sich Johanna, Peter antwortete allerdings nur mit einem undeutlichen „Hm.”

      Die kleine Fähre brachte sie auf die andere Seite. Dort warteten auf die Ankömmlinge ein paar uralte Häuschen, die aussahen, als hätten sie viel von der Vergangenheit zu berichten, wenn man sie nur ließe. Sie passierten den winzigen Ort und fuhren vorbei an einer großen Bucht wieder in grünes, weites Land hinein, das jetzt ab und zu durch ein leuchtend gelbes Rapsfeld aufgelockert wurde. Johanna ließ sich tief in ihren Sitz sinken und hatte nur noch den einen Wunsch, nie mehr etwas anderes schauen zu wollen.

      Verse von Wordsworth und Shelley kamen ihr in den Sinn: „Mir war’s, als ob ich einen Strauß gewunden, aus dieses Traumes Blüten“, wie gut diese Worte hierhin passten, dachte Johanna, hier musste man ja zum Romantiker werden.

      Eine halbe Stunde später tauchte plötzlich ein Hinweisschild mit dem Namen „Brandwell Manor“ auf und Peter bog nach links in einen Kiesweg von der Straße ab. Er hupte einmal kurz und aus einem kleinen Haus, das etwas abseits von der Straße lag, kam ein junger Mann, tippte an seine Mütze und öffnete das schmiedeeiserne zweiflügelige Tor. Dieses Tor zierte ein goldenes Wappen, das auf der einen Seite einen großen Vogel zeigte und auf der anderen Seite so etwas wie einen Degen oder einen Säbel. Hinter dem Tor schlängelte sich der Kiesweg den Hügel hinauf, gesäumt von riesigen Rhododendronbüschen, die in voller Blüte standen.

      „Wo sind wir hier?”, fragte Johanna ratlos, „Was ist das für ein Anwesen?“ Sie unterbrach ihren Satz, denn in ihr Blickfeld kam ein riesiges Haus im viktorianischen Stil. Der Kiesweg führte in einer großen Runde zu einem vorgebauten Portal, von dem aus sich rechts und links das Haus weitläufig ausbreitete. Es war ein Bau aus Ziegelsteinen, zweistöckig, gekrönt von vielen Giebeln und noch mehr Kaminen und über und über bewachsen mit Kletterpflanzen. Glyzinien und Weinreben rankten sich um Efeustämme, Clematis und Kletterrosen schlangen sich um Spaliere, und alle zusammen bildeten einen dichten, bunten Wandbehang.

      „Ist das etwa …?“, begann Johanna, und Peter setzte ihren zögernden Satz fort, „ja Miss Joan, das ist Brandwell Manor, das Heim von Major und Mrs. Brandwell, Ihrer Großmutter.“

      Johanna blieb regungslos auf dem Beifahrersitz sitzen.

      „Ich werde verrückt“, murmelte sie, „ich werde auf der Stelle verrückt.“ Sie rieb sich die Augen, schloss sie, machte sie wieder auf und noch immer stand dieses Traum­schloss vor ihr, dieses zauberhafte, alte, riesige Haus.

      Johanna wurde aus ihrer Verzückung gerissen, als Peter ihren Schlag öffnete und sie aus dem Wagen komplimentierte. Er führte sie zu dem Portal, vor dem sich eine kleine Gesellschaft aufgebaut hatte. Als erster in der Reihe stand ein soignierter älterer Herr in einem förmlichen dunklen Anzug. Neben ihm eine etwa ebenso alte Frau in einer weißen, gesteiften Küchenschürze, zwei Mädchen in einer Art Tracht, eine junge Frau mit Schürze neben einer grauhaarigen Frau in einem weißen Kittel und drei Männer in grünen Anzügen.

      „Herzlich willkommen auf Brandwell Manor Miss Oldenburg”, sagte der ältere Herr. „Ich bin George Mason, der Butler, darf ich Ihnen einen Teil des Personals dieses Hauses vorstellen?“

      Joan nickte und murmelte ein paar unverbindliche Worte. Dann folgte sie Mr. Mason, der mit ihr die Reihe abging, und ihr die anderen vorstellte. Mrs. Mason, offensichtlich also seine Frau, war die Köchin, die beiden Mädchen, Judy und Nelly die Zimmermädchen, Gladys die Küchenhilfe, Pauline die Wäschefrau und die drei grünen Herren, Jonathan, William und Bodur die Gärtner, natürlich nur für den Hausgarten und den Park, nicht für das Gut, wie George erklärte. Johanna gab allen die Hand und begrüßte jeden freundlich, spürte aber zu ihrem eigenen Entsetzen, dass sie kurz davor stand, ihre Fassung zu verlieren und in schallendes Gelächter auszubrechen. Zu komisch fand sie diese steife Runde, und die Förmlichkeit des Butlers gab ihr das Gefühl, eine Rolle in einem etwas altertümlichen englischen Film zu spielen. Die beiden Mädchen hatten tatsächlich geknickst, und der würdevolle Gesichtsausdruck der Gärtner gab ihr fast den Rest.

      „Reiß dich bloß zusammen”, rief sie sich streng zur Ordnung, und schaffte es tatsächlich, die Begrüßungsrunde ohne peinlichen Ausfall zu überstehen.

      Mr. Mason hieß Peter das Gepäck in die Suite von Lady Christina bringen und führte Johanna gemessenen Schrittes in das Haus. Johanna trat in die weitläufige Halle. Die Wände waren mit Eichenholz getäfelt, die Rückwand wurde beherrscht von einem riesigen Kamin mit einem marmornen Aufsatz, in dem selbst an diesem warmen Maitag ein helles Feuer brannte. Die Decke war mit Stuckornamenten verziert und an den Wänden hingen Ölbilder mit Landschaftsthemen. Jeweils rechts und links der Halle führten breite Eichentreppen in das obere Geschoss, die sich dort zu einer Galerie vereinigten, unten führten zwei getäfelte Türen in das Innere des Hauses.

      „Dies ist die äußere Halle, Miss Oldenburg, von hier aus geht es in den Dining-Room, den Salon, die Bibliothek und die anderen Räume im Parterre. Die persönlichen Räume der Herrschaft liegen oben.“

      „Danke“, murmelte Johanna und schaute sich um, überwältigt von dem Eindruck dieses Raumes. Dann wandte sie sich etwas ratlos an den Butler.

      „Mr. Mason, was soll ich denn jetzt hier machen?”, fragte sie ihn verunsichert.

      „Bitte nennen Sie mich George, das ist hier so üblich, Miss Joan. Darüber hinaus schlage ich vor, Sie nehmen jetzt ihren Tee, anschließend beziehen Sie erst einmal Ihre Räume und erholen sich ein wenig von Ihrer Reise. Zum Dinner, etwa um 20.30 Uhr, erwarten wir Mr. Norman, er wird alles Weitere mit Ihnen besprechen. Sie haben also Zeit genug, sich auszuruhen, ein Bad zu nehmen und sich zum Dinner umzuziehen”.

      Aha, dachte Johanna, ein diskreter Hinweis auf die hier üblichen Umgangsformen, Umziehen zum Dinner. Gut, dass sie ihren langen Seidenrock eingepackt hatte. Aber ein Bad am hellichten Nachmittag? Das wollte sie sich aber noch einmal überlegen.

      „Wer ist Mr. Norman“, fragte sie sodann.

      „Er ist Major Brandwells Neffe und der Verwalter des Gutes, das zu Brandwell Manor gehört. Im Augenblick ist er gerade wegen einer Grundstücksstreitigkeit unterwegs, sonst hätte er sie schon hier begrüßt.“

      „Natürlich“, murmelte Johanna und ließ sich von George zu einem Sessel am Kamin führen.

      „Welchen Tee bevorzugen Sie, Miss Oldenburg”, fragte George und rasselte einige Sorten herunter. Johanna, die immer nur Kaffee trank, und sich mit Tee überhaupt nicht auskannte, hatte nur den Namen „Earl Grey“ verstanden und wiederholte ihn.

      „Sehr

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