Jakobs kleiner Koffer. Ute Janas

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Jakobs kleiner Koffer - Ute Janas

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Zeit, ohne Schaden zu nehmen? Würde sie sich verändern bei dem, was auf sie zukam?

      Sie schüttelte die düsteren Vorahnungen ab und konzentrierte sich auf die praktischen Probleme, die sie nun lösen musste. Erst musste sie sich um eine Vertretung bemühen, dann galt es, Ludwig anzurufen. Der Flug musste gebucht werden, sie musste packen, ihre Katze zur Nachbarin bringen ...

      In der Stadt fuhr sie zuerst zu dem Reisebüro, das regelmäßig für die Kanzlei tätig war. Sie erkundigte sich nach einem Flug nach Plymouth und erfuhr, dass es schon am nächsten Mittag eine Möglichkeit gab. Kurz entschlossen ließ sie sich einen Platz reservieren und fuhr nach Hause.

      Dann war die Firma St. Kendall zu informieren und so wählte sie die angegebene Nummer in Plymouth. Sie erklärte der freundlichen Dame am Empfang, dass sie am nächsten Tag um 14.30 Uhr Ortszeit in Plymouth landen würde, und ihr wurde versichert, dass man sie ab­holen werde.

      Anschließend musste sie ihre Vertretung regeln. Sie, Tom und Kerstin arbeiteten als Team zusammen, eine eingespielte Truppe, die sich gut verstand und bei allem Arbeitsdruck viel Spaß miteinander hatte.

      Kerstin war der „Kanzleivamp“, eine äußerst attraktive Frau mit roten Haaren und einem sprühenden Temperament. Sie verliebte sich in jeden zweiten Mandanten, und wenn private Kontakte zwischen Anwalt und Mandant auch streng verboten waren, so ging sie doch regelmäßig mit ihnen aus. Besonders angenehm waren ihr verheiratete Männer, da sie keinerlei Ambitionen auf eine längere und vor allem feste Bindung hatte. Sie hatte im Übrigen ein fan­tastisches Talent, ihre Beziehungen immer friedlich zu beenden, und da sie darüber hinaus eine exzellente Anwältin war, trudelten fast regelmäßig Dankschreiben in der Kanzlei ein, in denen Kerstins hervorragende Fähigkeiten bei der Abwicklung eines Prozesses gerühmt wurden und man schon jetzt darauf hinwies, im Wiederholungsfall ausschließlich die Dienste der Frau Dr. Kerstin Meienbrink in Anspruch nehmen zu wollen.

      Ludwig nahm diese Schreiben immer mit großer Freude zur Kenntnis, aber seine Mitinhaberin, Dr. Susanna Kant, durchschaute das Beziehungsgeflecht, das Kerstin aufbaute, etwas besser und wies sie regelmäßig darauf hin, dass sie immer mit einem Bein am Abgrund stünde. Kerstin nahm diese Mahnungen zur Kenntnis und ignorierte sie würdevoll.

      Tom hingegen war ein fürsorglicher Familienvater, verheiratet mit einer entzückenden Frau namens Molly, die nicht nur so hieß, sondern auch so aussah. Sie managte ihren Haushalt, dem neben Tom auch drei Kinder und zwei Katzen angehörten, mit traumhafter Gelassenheit und ohne sich jemals aus der Ruhe bringen zu lassen. Tom hing mit zärtlicher Zuneigung an ihr und den Kindern, auch wenn er immer den Eindruck zu erwecken versuchte, er sei durch seine Familie völlig gestresst, was ihm jedoch niemand abnahm.

      Sie wählte die Nummer von Tom, da die Aussicht, Kerstin zu erreichen, ohnehin gleich null war. Als Tom den Hörer abnahm, vernahm Johanna ohren­betäubenden Lärm auf der anderen Seite.

      „Was ist denn bei euch los?“, fragte sie belustigt.

      „Die unsäglichen Kinder dieser sogenannten Mutter haben einer der Katzen eine Glocke an den Schwanz gebunden, und jetzt tobt sie durch die Wohnung. „He, Molly, willst du dich nicht mal endlich um diese mißratenen Geschöpfe kümmern, die du deine Kinder nennst?“, sprach er neben den Telefonhörer, doch Johanna bekam es natürlich mit.

      „Wenn ich mich recht erinnere, sind das auch deine Kinder“, versetzte Molly gleichmütig. „Im Übrigen bin ich beschäftigt.“

      „Sie sitzt im Sessel und liest“, stöhnte Tom. „Man stelle sich vor, sie liest. Schluss jetzt, Mike, nimm sofort der Katze die Glocke ab, sonst setzt es was, das ist Tierquälerei, sofort, hörst du.“ Johanna hörte Toms Ältesten im Hintergrund maulen, aber offensichtlich folgte er den Anweisungen, denn der Lärm nahm merklich ab. Sie konnte sich die Situation genau vorstellen, das Wohnzimmer ein einziges Chaos, drei Kinder mit marrmelade-verschmierten Mäulern, Tom am Rande des Nervenzusammenbruchs hinter der Katze her hechelnd, und Molly ungerührt in eine Biographie vertieft. Sie liebte dieses Familienidyll und war gerne bei ihnen zu Gast, man konnte unangemeldet jederzeit dort auftauchen und wurde völlig unkompliziert integriert. Nicht selten hatte sie sich kurz nach ihrer Ankunft in der Küche wiedergefunden, Kartoffeln schälend oder mit anderen Arbeiten betraut, das alles war bei der Familie Mühlberg völlig selbstverständlich.

      „Hör zu Tom, ich muss morgen überraschend nach England fliegen, es sieht so aus, als ob dort eine Großmutter von mir gestorben ist.“

      „Eine Großmutter, aha“, versetzte Tom lakonisch. „Schätzchen, Deine Ausreden waren aber auch schon besser.“

      Johanna erklärte ihm in Kurzform die Lage und spürte eine verhaltene Spannung in seiner Stimme, als er sie eindringlich fragte: „Und du bist sicher, dass du dahin fahren solltest?“

      „Ich muss, Tom, ich habe keine Wahl.“

      „Natürlich hast du keine Wahl, du musst ja allem auf den Grund gehen. Sei vorsichtig”, fügte er beinahe zärtlich hinzu. „Pass auf dich auf und ruf mich an, wenn du mich brauchst.“

      „Keine Sorge Tom, wenn ihr meine Fälle übernehmt, dann bin ich schon beruhigt. Es sind ja nicht mehr viele, am übernächsten Wochenende wollten Ludwig und ich ja sowieso in Urlaub fahren.“

      „Ach ja, was sagt denn Dr. Steifleinen zu deinem Abenteuer?“, fragte Tom neugierig. Er nannte Ludwig in Abwandlung seines Namens immer Steifleinen, kein unzutreffender Spitzname, fanden alle.

      „Er weiß noch nichts davon, das steht mir noch bevor”, versetzte Johanna und verabschiedete sich liebevoll von Tom.

      Der nächste Anruf war der Schwierigste. Ludwig wurde auf Dienstreisen nicht gerne durch Privates gestört, und außerdem musste sie ihm eine Enttäuschung bereiten, und das tat sie nicht gerne.

      Als sie ihn endlich in seinem Zimmer im Parkhotel erreicht hatte, reagierte er erstaunlicherweise geradezu erfreut.

      „Ach, Johanna, schön, dich zu hören, ich wollte dich auch eben anrufen, bevor ich zu dem Bankett gehe. Ich komme schon einen Tag eher zurück, dann können wir bereits am Donnerstag nach Holland fahren, ich hoffe, das passt in deine Pläne.“

      Johanna fiel es schwer, seine freudige Stimmung so zu zerstören, aber sie hatte keine andere Wahl.

      „Ludwig, ich fürchte, ich kann nicht mit dir nach Holland fahren, ich habe ein Problem.”

      „Was ist passiert?“, fragte er kurz und ohne Umschweife und sie liebte ihn dafür. Er war kein Mann überflüssiger Worte, zuverlässig und punktgenau kam er auf den Kern einer Sache, analysierte sie, zog seine Schlüsse und akzeptierte sie - oder auch nicht, jedenfalls wusste man bei ihm immer genau, woran man war.

      „Du wirst es kaum glauben, aber ich muss morgen nach England fliegen, weil meine Großmutter gestorben ist und ich im Testament bedacht bin.”

      Am anderen Ende herrschte Schweigen. Nach einigen Sekunden sagte Ludwig, unverändert im Tonfall:

      „Das solltest du mir erklären.“

      Er lauschte Johannas Geschichte bis zum Schluss und schwieg dann einen Augenblick. Schließlich sagte er leicht belustigt: „Sehr ungewöhnlich, Johanna, was dir da passiert ist. Ich wusste gar nicht, dass du eine so exzentrische Familie hast.“

      „Ich auch nicht”, erwiderte sie leicht kläglich. Dann merkte sie ein leichtes Zögern in seiner Stimme, als er sagte:

      “Ich werde

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