Das Hospital. Benno von Bormann

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Das Hospital - Benno von Bormann

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und sein enormes Engagement, egal wie oft und wie heftig sie es verfluchte. Bekker erzählte, was sich gestern und in der Nacht zugetragen hatte.

      „Die Symptome bestanden bereits seit Wochen. So klassisch wie im Lehrbuch, aber ich Hornochse bin nicht einmal im Traum auf die Idee gekommen. Es ist immer das gleiche. Bei sich selbst, bei Angehörigen und Freunden übersieht man die eindeutigsten Krankheitszeichen, als wäre da eine Sperre, die suggeriert, das kann alles nur bei anderen sein, aber nicht bei uns. Ich denke aber, jetzt ist alles in Ordnung. Heute Nacht, das war eine reine Routinemaßnahme bei einer Komplikation, die halt passiert und die jeder schon ein paarmal erlebt hat. Ist absolut beherrschbar, solange man rechtzeitig reagiert. Na ja, und wir haben’s ja sofort gemerkt.“

      ‚Du hast es gemerkt‘, dachte Birte, ‚bist mal wieder viel zu bescheiden, mein Lieber‘.

      „Ich ruf’ eben noch in der Klinik an, damit ich beruhigt bin. Wir haben ja noch reichlich Zeit bis zum Abflug.“ Birte räkelte sich auf seinem Schoß, und Bekker spürte eine Erektion.

      „Na mein Lieber, so beruhigt scheinst Du mir zur Zeit aber gar nicht zu sein.“ Sie rieb sich an ihm, und ihr Morgenmantel verrutschte über ihrem Busen. Bekker legte eine Hand auf ihre Hüfte und griff mit der anderen unter ihr Nachthemd. Birte Bekker hatte große, schwere Brüste. Ein wenig ramponiert von zwei Schwangerschaften mit jeweils ausgiebiger Stillzeit, aber immer noch voll und straff mit runden braunen Höfen, in deren Zentrum sich leicht erregbare, große Nippel befanden, die auch jetzt deutlich Wirkung zeigten.

      „Was hältst Du denn von einem schmutzigen kleinen Quickie“, flüsterte er ihr ins Ohr, „meinetwegen in der Besenkammer oder im Fahrradkeller. Ich bin scharf wie ein Rasiermesser. Aua, rück mal ein bisschen zurück, sonst bricht er ab und der Höhepunkt des ganzen schönen Urlaubs ist futsch.“

      „Beherrsch Dich Bekker, die Kinder.“ Gott sei Dank, sie nannte ihn nicht mehr Peter. Sie hatte Recht, es ging wirklich nicht. Trotzdem blieb sie noch einen Moment auf ihm sitzen und bewegte die Hüften als Zeichen, wie sehr auch sie ihn in diesem Moment begehrte. Sie küsste ihn tief, voller Inbrunst, wie schon seit langem nicht mehr. Für einen wunderbaren Moment waren sie ganz eins, ohne Probleme, ohne Spannungen, nur sie und ihre Liebe und die tiefe Sympathie, die sie füreinander empfanden, seitdem sie sich kannten. Dann sprang sie ab und ließ ihn mit seinem Ständer sitzen.

      „Genug geflirtet, Herr Doktor, die Pflicht, die Pflicht! Du musst im Krankenhaus anrufen.“ Das war nicht aufgesetzt. Sie wusste, dass er anrufen musste und wollte es selbst auch. Er wollte wissen, dass es ihrem Freund Jürgen gut ging und sie beruhigt in den Urlaub fahren konnten. Sie nahm sich vor, Ruth Menzel vom Flughafen aus anzurufen, nachdem das Gepäck verladen und die Bordkarten ausgegeben waren. Die Kinder konnten dann mit ihrem Papa in der Abflughalle auf Entdeckungstour gehen und sie konnte endlich einmal wieder unbeschwert mit einer Freundin ratschen. Sie streckte sich. Was für ein herrlicher Tag! Auf einmal war alles Sonnenschein, und die Zukunft ein schöner, begehrenswerter Traum.

      Bekker ging in die Küche, wo ein Wandtelefon hing, um dem Lärm der Kinder im Wohnzimmer zu entgehen. Es war jetzt kurz nach zehn. Tanaka würde sicher noch da sein. Wahrscheinlich befand er sich mitten in der Übergabe an den Kollegen, der ihn im Dienst ablöste. Bekker wählte das Dienstzimmer der neurochirurgischen Intensivstation und hatte direkt Verbindung. Weiss war am Apparat.

      „Guten Morgen, Herr Bekker. Gut, dass ich Sie noch sprechen kann. Sie sind ab heute im Urlaub?“ Das war eine Floskel. Der Urlaub des zuständigen anästhesiologischen Oberarztes war allen Neurochirurgen bekannt, selbst Brücher hatte es maulend zur Kenntnis genommen.

      „Wir haben in den nächsten Wochen einige besonders wichtige Patienten mit komplizierten Eingriffen. Die Urlaubsplanung mit Herrn Bekker ist nicht so glücklich“, hatte er sich bei Fritsche beschwert, aber der hatte nur mit der Schulter gezuckt.

      Patienten und Operationen wurden häufig über Nacht zu Sonderfällen, wenn man damit irgendein Begehren durchzusetzen suchte. Er konnte nicht für jeden Operateur rund um die Uhr dessen Leib-und-Magen-Anästhesisten vorhalten. Die Oberärzte rotierten ohnehin zwischen den verschiedenen Funktionsbereichen, normalerweise im Zweijahresrhythmus. Auf diese Weise konnte sich kein Operateur zu sehr an einen bestimmten Anästhesisten gewöhnen, da er ihn sonst über kurz oder lang als sein persönliches Eigentum betrachtete. Auch wenn die Rotation in erster Linie ausbildungstechnischen Kriterien unterlag, hatte Fritsche diesen Aspekt sehr wohl bedacht.

      Wenn Bekker bereits mehr als vier Jahre in der Neurochirurgie zuständig war, musste als Zugeständnis an Brücher, dem man vor seiner Emeritierung keinen Wechsel mehr zumuten mochte, gesehen werden. Fritsche tat das nicht, weil er Brücher mochte. Im Gegenteil, er stand ihm und seiner Leistung als Klinikchef während der letzten Jahre zunehmend kritisch gegenüber, mochte er ihn auch wegen seiner generellen Verdienste für das Fachgebiet und seiner früheren bahnbrechenden Leistungen als Operateur und Wissenschaftler respektieren. Aber das hier war Politik, und die hatte mit Sympathien nicht das Geringste zu tun. Zudem stand Brüchers Anhänglichkeit in krassem Widerspruch zu seiner allgemeinen Geringschätzung gegenüber dem anästhesiologischen Fachgebiet.

      Bekker trat ungeduldig von einem Bein aufs andere. Er hatte nicht vor abzuwarten, was Weiss ihm Wichtiges mitzuteilen hätte.

      „Herr Weiss, sind sie mir nicht böse, aber ich sitze auf gepackten Koffern, und die Familie ist in den Startlöchern. Die kleinen Chaoten skalpieren mich bestimmt gleich. Sie wissen ja, wie das ist.“ Weiss war Junggeselle und hatte keine Ahnung, wie das ist.

      „Ich wollte eben nur hören, wie es mit meinem Bekannten, Herrn Menzel, gegangen ist. War es eine starke Blutung? Gab es Probleme?“

      „Das wollte ich Ihnen gerade alles erläutern, wenn sie mich mal zu Wort kommen lassen würden“, sagte Weiss am anderen Ende pikiert. Irgend etwas in seinem Ton ließ Bekker aufhorchen.

      „Der Chef“, fuhr Weiss fort, ohne direkt auf Bekkers Fragen einzugehen, „war ziemlich aus dem Häuschen über Ihren nächtlichen Auftritt auf unserer Station. Sie kennen doch die Abmachungen. Das wird sicherlich ein wenig angenehmes Nachspiel haben.“ Er räusperte sich bedeutungsvoll, während Bekker verblüfft schwieg.

      „Nun ja“, fuhr Weiss fort, und Bekker spürte überdeutlich, dass der andere sich in seiner Haut nicht wohl fühlte, „dann wissen sie ja offensichtlich nicht, dass Ihre völlig übereilte Staatsaktion heute Nacht abgeblasen wurde.“ Schnell fügte er hinzu, „Auf ausdrückliche Anordnung meines Chefs.“ Schwer zu sagen, ob er der getroffenen Entscheidung damit im Nachhinein das nötige Gewicht geben wollte oder ob er sich stillschweigend davon distanzierte. Weiss mochte ein Opportunist sein, aber das Einmaleins der Neurochirurgie beherrschte er, und ein Dummkopf war er beileibe nicht. Möglicherweise in der Hoffnung, dem Gespräch eine andere Richtung zu geben, ergänzte er noch,

      „Die Leitstelle und die Besatzung des NAW’s waren hellauf begeistert.“ Das war nun wirklich das Alleruninteressanteste. Bekker spürte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten.

      „Wollen Sie mir damit sagen, Herr Weiss, dass Sie einen Patienten nach Kraniotomie mit den klassischen Zeichen eines erhöhten Hirndrucks nicht durchs CT gefahren haben, um die eindeutige Symptomatik, die Ihnen Herr Tanaka doch sicher geschildert hat, diagnostisch abzuklären? Sollte es so sein, nennen Sie mir bitte die Gründe für dieses Vorgehen. Wenn ich als Anästhesist mit jahrelanger Erfahrung für Ihren Chef auch nur der Hilfs-Willi bin, so bin ich in jedem Fall durch die Ehefrau des Patienten autorisiert, sämtliche Entscheidungen und Befunde mit den Therapeuten zu diskutieren und jede Auskunft zu fordern, die mir relevant erscheint.“

      Daran konnte keiner vorbei. Auch Brücher nicht, und Weiss schon gar nicht. Bekker spürte blanken Zorn; und Panik. Dennoch schluckte er einiges

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