Schwingen des Adlers. Anna-Irene Spindler

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Schwingen des Adlers - Anna-Irene Spindler

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dauerte das Alles viel zu lange. Da lag dieser arme Kerl schwer verletzt im Schnee und diese Typen hatte nur Augen für ihre blöde Ausrüstung. Ungeduldig trat sie von einem Bein auf das andere.

      „Wir sind soweit. Zeigen Sie uns die Stelle!“ Der Mann von der Bergwacht schrie ihr diese Worte ins Ohr.

      ‚Na endlich‘, dachte Sophia, nickte dem Mann zu und stapfte los. Sie legte ein solches Tempo vor, dass die Männer mit ihrem Schlitten kaum folgen konnten. „Hier ist es!“ Sie drehte sich zu ihnen um, deutete hinter sich auf den Boden und trat dann zur Seite um Platz zu machen.

      Einer der Männer beugte sich über den Verletzten. Er wischte den Schnee, der schon wieder das ganze Gesicht bedeckte, vorsichtig zur Seite.

      „Oh mein Gott! Das darf doch nicht wahr sein! Es ist Mark!“

      Das blanke Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er sich zu seinen beiden Begleitern umwandte.

      Von diesem Augenblick an ging Alles rasend schnell. Jeder der drei Männer wusste genau was er zu tun hatte. Da gab es keinen einzigen unnützen Handgriff. Während der Eine den Rucksack abschnitt, schlitzte der Andere die Hose an dem verletzten Bein auf.

      Sophia musste ihren Handrücken auf den Mund pressen, um einen Schrei zu unterdrücken, als sie sah, dass ein Stück des zersplitterten Schienbeinknochens ziemlich weit aus der klaffenden Wunde herausragte.

      Der dritte Helfer hatte bereits die Schienen für das Bein geholt und war schon dabei die Kunststoffmasse in Form zu drücken und die zugehörigen Polsterungen aufzublasen. Das Schienen des Beines erledigten sie gemeinsam. Obwohl sie dabei sehr behutsam vorgingen, waren die Schmerzen offensichtlich so stark, dass trotz der tiefen Bewusstlosigkeit ein lautes Stöhnen aus dem Mund des Verletzten drang.

      Sophia beugte sich über ihn, strich ihm die wirren Haare aus der Stirn und tastete an seinem Hals nach dem Puls.

      Einer der Männer hob den Kopf. Fragend sah er sie an.

      „Gleichmäßig, aber langsamer und schwächer als noch vor einer Viertelstunde. Außerdem fühlt sich seine Haut deutlich kälter an“, beantwortete Sophia seine stumme Frage.

      Der Mann nickte und meinte zu seinen Kollegen gewandt: „Wir müssen uns beeilen.“

      Es dauerte auch wirklich nur noch ein paar Minuten. Sie hoben ihn in den Rettungsschlitten, zurrten ihn mit Gurten fest und deckten ihn mit Sophias Jacke zu. Einer der Männer lud sich die Ausrüstung auf und stapfte schon voraus zum Hubschrauber. Die beiden anderen bugsierten den Schlitten so erschütterungsfrei es ging hinterher.

      Sophia hob den Rucksack auf, den der Retter achtlos zur Seite geworfen hatte, nachdem er ihn vom Rücken des Verletzten losgeschnitten hatte und folgte den Männern.

      Der zertrampelte Schnee und die beiden großen roten Blutflecken blieben als stumme Überreste des Unglücks zurück, dessen Zeuge sie so unerwartet geworden war. Und auch diese würden in einigen wenigen Augenblicken unter dem stetig fallenden Schnee verschwunden sein.

      II.

      „Ich brauche noch Ihre Personalien für den Bericht.“

      Sophia hob den Kopf und sah die Frau am Empfang unsicher an. Über eine halbe Stunde saß sie jetzt schon hier in der Halle des Krankenhauses, ohne dass irgend jemand von ihr Notiz genommen hatte.

      „Warten Sie in der Halle!“, hatte ihr der Mann von der Bergwacht noch zugerufen, ehe er hinter der Bahre in der Notaufnahme verschwunden war.

      Sie war aus dem Hubschrauber geklettert, hatte sich noch von dem Piloten verabschiedet und war dann schön brav in das Krankenhaus marschiert um zu warten.

      Als ihr die Frau aufmunternd zunickte, stand Sophia auf und ging zum Empfangstresen hinüber.

      „Ich schreibe gerade den Bericht und benötige noch einige Angaben von Ihnen“, sagte die Dame und lächelte sie freundlich an. „Zuerst den Namen und die Anschrift.“

      „Mein Name ist Sophia Römer. Ich wohne in der Vivaldistraße 67 B in München. Die Postleitzahl ist 81247.“ „Und“, fügte sie mit einem kleinen Grinsen hinzu, „Römer schreibt man wie Cäsar und Vivaldi wie Mozart.“

      „Habe ich mir beinahe gedacht“, schmunzelte die Sekretärin, während sie die Angaben in den PC tippte.

      Nachdem Sophia ihr Geburtsdatum und ihren Beruf genannt hatte, wollte sie auch noch den Familienstand wissen.

      „Verwitwet.“

      Die Empfangsdame sah von ihrer Tastatur hoch und warf Sophia einen prüfenden Blick zu ehe sie sich wieder ihrem Bildschirm zuwandte. Diese Antwort hatte sie ganz offensichtlich ziemlich überrascht.

      Ein leises Lächeln huschte über Sophias Gesicht, als sie daran dachte wie schwer es ihr in den ersten Jahren nach Stefans Tod gefallen war, diese Angabe zu machen. Damals waren ihr jedes Mal wieder aufs Neue die Tränen in die Augen gestiegen. Jetzt war es so selbstverständlich für sie wie ihre Anschrift oder ihr Geburtsdatum.

      „Das war es auch schon. Vielen Dank Frau Römer.“

      „Heißt das, dass ich jetzt fertig bin und gehen kann? Der Mann vom Rettungsdienst bat mich hier zu warten. Jetzt weiß ich nicht so recht, was ich tun soll.“

      „Also ich habe alle Angaben, die ich brauche. Aber es ist durchaus möglich, dass die Bergwacht noch etwas Anderes benötigt. Wenn Sie Zeit haben, sollten Sie vielleicht doch noch auf ihn warten. Es wird sicher nicht mehr allzu lange dauern.“

      „In Ordnung“, sagte Sophia und ging wieder hinüber zu den Stühlen.

      Sie setzte sich jedoch nicht, sondern stellte sich direkt vor die Heizung. Sie war vollkommen durchgefroren und hätte Einiges für eine Tasse mit heißem Tee gegeben. Sie schaute sich gerade suchend nach einem Getränkeautomaten um, als am anderen Ende der Halle eine große Tür aufschwang und der Mann von der Bergwacht heraus kam.

      „Hallo Sigrid! Ist sie noch da?“, rief er der Sekretärin zu.

      Diese deutete mit dem Kopf zu Sophia herüber. Jetzt sah auch er sie stehen und kam mit ausladenden Schritten zu ihr herüber.

      „Gut dass Sie noch da sind. Sie haben etwas vergessen“, sagte er und hielt ihr die Jacke entgegen. „Sie ist ziemlich mitgenommen“, fügte er noch hinzu. Es klang fast wie eine Entschuldigung.

      Sophia drehte die dunkelblaue Jacke, die von hässlichen, rotbraunen Blutflecken verunstaltet wurde, hin und her und sagte mit einem Achselzucken: „Das ist nicht so schlimm. Die Reinigung wird das schon wieder hinkriegen.“ „Ich glaube im Eifer des Gefechts haben wir uns noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Thomas Anninger.“ Er streckte ihr seine Hand entgegen und sah sie auffordernd an.

      Erst jetzt nahm sie sich die Zeit ihn eingehender zu betrachten. Er war zwar kaum größer als sie, aber fast doppelt so breit. Sein Gesicht war braungebrannt. Nur um seine Augen zogen sich viele feine helle Linien, die davon zeugten, dass er anscheinend ein sehr fröhlicher Mensch war, der gerne lachte. Die untere Hälfte seines Gesichtes verschwand fast vollständig unter einem dicht wuchernden Bart. Im Gegensatz zu seinen dunklen Haaren war der schon ziemlich grau.

      ‚Er sieht aus

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