Der Mann, der den Weihnachtsmann erschoss. Axel Birkmann

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Der Mann, der den Weihnachtsmann erschoss - Axel Birkmann

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Das ist eher ungewöhnlich. Aber einen Schlüsselbund.«

      »Also bis jetzt keinen Namen, keine Adresse?«

      »Nein, nichts dergleichen. Wir müssten erst einmal herausfinden, zu welcher Weihnachtsmann-Agentur er gehörte und wer ihm den Auftrag gegeben hat. Umsonst ist der sicher hier nicht umhergestiefelt.«

      Während Melanie und Alois den Kollegen von der Spurensicherung gebannt bei der Arbeit zusahen, kam ein uniformierter Beamter aufgeregt auf sie zu.

      »Herr Kreithmeier, entschuldigen Sie bitte, aber da ist jemand, der Sie dringend sprechen möchte.«

      Alois drehte sich um und sah den Beamten an. »Und wer?«

      Der Beamte sagte nichts, aber verdrehte die Augen und winkte mit der gespreizten rechten Hand, was so viel heißen sollte, es könnte Ärger geben. Alois folgte den Blicken des Beamten und sah einen Mann energisch durch die Absperrung kommen.

      Mit einem weiten Lodenmantel, der ihm elegant um die Waden flatterte, steuerte er direkt auf ihn und seine Kollegin zu. Erst, als er nur noch wenige Meter von ihm entfernt war, erkannte Kreithmeier den Mann. Es war Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher höchstpersönlich, der mit energischem Schritt auf sie zukam.

      »Herr Kreithmeier, Herr Kreithmeier«, sagte dieser etwas nach Luft ringend. »Ich muss schon sagen, wo Sie sind, da wird es nie langweilig.«

      Der uniformierte Beamte entfernte sich schnell. Er wollte nicht zwischen die Fronten geraten.

      »Und Ihre bezaubernde Kollegin, Frau Schütz, darf natürlich auch nicht fehlen«, fügte Eschenbacher hinzu. »Haben Sie etwas Persönliches gegen mich, dass Sie fast alles sabotieren wollen, in dem ich meine Hände drin habe.«

      Melanie und Alois hatte es die Sprache verschlagen. Als Alois Luft holte und etwas sagen wollte, fuhr ihm der Oberbürgermeister über den Mund: »Sagen Sie nichts, sagen Sie lieber nichts. Das letzte Mal war es diese Geschichte auf dem Volksfest, dann mein Mitarbeiter vom Ordnungsamt und nun ein Toter auf meinem neuen Adventsmarkt. Das ist ein bisschen zu viel des Guten. Sehen Sie das nicht auch so, meine Dame, mein Herr?«

      Diesmal holte Melanie Luft und wollte etwas entgegen, aber Tobias Eschenbacher kam ihr zuvor.

      »Sie beide besuchen das Festzelt, es gibt einen Mord. Sie beide besuchen den Adventsmarkt und wieder gibt es einen Toten. Diesmal soll es der Weihnachtsmann sein. Stimmt das?«

      Alois wollte antworten, doch er wurde erneut unterbrochen.

      »Es stimmt also, ich sehe es an Ihren Blicken«, sagte Eschenbacher. »Und genau diesen Weihnachtsmann habe ich persönlich engagiert. Er sollte dem Adventsmarkt ein nostalgisches Auftreten verleihen. Sehen Sie, Sie sabotieren mich. Schon wieder. Und wollen Sie beide nun meinen Markt schließen? Meinen Neuanfang erneut zunichte machen. Soll es denn bald heißen, der neue Oberbürgermeister regiert nicht in Freising in der Domstadt, sondern in Freising in der Mordstadt. Bisher konnten wir uns brüsten, dass Freising eine der niedrigsten Kriminalitätsquoten von ganz Bayern hat. Doch das ist jetzt vorbei. Ich bin knapp ein halbes Jahr im Amt und schon passieren drei grausige Morde. Ein gefundenes Fressen für die Opposition und für die Presse. Tobias Eschenbacher, der Oberbürgermeister der Mordstadt Freising.«

      »Jetzt halten Sie mal bitte die Luft an, Herr Bürgermeister. Jetzt ist es gut«, versuchte Alois den Politiker zu beruhigen. »Wir sind nicht dafür verantwortlich, dass es in der letzten Zeit einschließlich heute drei Morde gab. Und wenn schon Statistik, dann doch bitte die, dass jeder Mord aufgeklärt worden ist. Wir haben keine ungeklärten Fälle wie zum Beispiel die Kollegen in München oder in Augsburg. Und wir schließen den Markt nicht. Das ist versprochen. Aber lassen Sie uns bitte unsere Arbeit machen. Und noch einmal zum Todesfall Wirth. Hätte ihr feiner Herr Stöckl, vom Ordnungsamt, nicht die Hand aufgehalten, dann wäre das alles nicht passiert.«

      Diesmal holte Eschenbacher tief Luft und wollte etwas sagen, doch Melanie fiel ihm ins Wort.

      »Und wenn schon Schuld, dann ist es meine Schuld«, sagte sie. »Ich habe schließlich meinen Kollegen überredet, mit mir den Weihnachtsmarkt zu besuchen. Und dass ausgerechnet heute Abend, ein durchgeknallter Täter den Weihnachtsmann erschießt, das konnten wir beileibe nicht erahnen. Und dass Sie ihn kennen, das wussten wir auch nicht. Das heißt ja, Sie können uns sagen, wie er heißt und wo er wohnt?«

      Eschenbacher holte erneut Luft und wollte darauf etwas antworten, als sich eine stämmige weibliche Gestalt in einem Kunstpelzmantel an ihm vorbei schob und sich vor die beiden Kommissare stellte. Frau Staatsanwältin Lehner.

      »Entschuldigen Sie bitte, Herr Oberbürgermeister«, säuselte sie sanft den Politiker an, während sie zu den beiden Polizeibeamten in scharfer Stimme sagte: »Sie werden den Markt nicht schließen, da muss ich darauf bestehen. Und ich erwarte umgehend einen Bericht. Es kann ja wohl nicht angehen, dass in unserer heiligen Domstadt jemand ungesühnt den Weihnachtsmann ermordet. Ich möchte gar nicht an die Schlagzeilen am Montag in der örtlichen Presse denken.«

      »Natürlich Frau Lehner«, sagten Alois und Melanie fast zugleich.

      »Und der Fall muss bis Heiligabend abgeschlossen sein. Ich möchte nicht ins Neue Jahr mit einem offenen Fall hinüber rutschen. Kann ich mich da auf Sie beide verlassen? Tun Sie was Sie tun müssen. Aber der Fall ist spätestens am 24.12. gelöst. Und geben Sie Gas. Ich muss Ihnen ja wohl nicht extra sagen, dass die ersten 24 Stunden bei einem Mordfall entscheidend sein können.«

      Alois und Melanie nickten ehrfürchtig. Eschenbacher hatte dem Ganzen belustigt zugeschaut. Und so wie sie gekommen war, so dampfte die Lehner wieder ab. Ein kurzes »einen schönen Abend noch Herr Eschenbacher« und schon war sie verschwunden, zwei Kommissare mit hochrotem Kopf allein hinter sich zurück lassend.

      Tobias Eschenbacher hatte sich als Erster wieder unter Kontrolle: »Eine kolossale Frau, beachtlich, dass ich sie früher niemals kennenlernen durfte. Kolossal!«, schwärmte er.

      »Sie ist unsere Chefin. Ihr Sitz ist in Landshut. Solange wir immer noch Erding unterstellt sind, wird sich das auch nicht ändern«, klärte Melanie ihn höflich auf.

      »Erding, so, so, Erding, kolossal, beeindruckend.«

      Der Bürgermeister hatte gar nicht richtig zugehört. Er sah dem Pelzmantel hinterher, wie er sich herrisch seinen Weg durch die Schaulustigen bahnte. Dann drehte er sich wieder den beiden Kommissaren zu.

      »Sie haben es ja gehört« sagte er feierlich. »Klären Sie den Fall auf! Auch von mir haben Sie nun den offiziellen Auftrag, alles Menschenmögliche zu tun, um diesen heiklen Fall zu lösen. Und falls Sie in der Lage sein sollten, Ihre Kompetenzen überschreiten zu müssen, kommen Sie zu mir, ich werde Ihnen sicher helfen können. Das müssen Sie mir glauben. Und nun ans Werk, ich will Sie nicht länger aufhalten. Und? Heiligabend! Das ist doch ein Wort, oder?«

      »Haben wir nicht etwas vergessen, Herr Oberbürgermeister?«, fragte Melanie.

      »Vergessen?« Eschenbacher sah sie überrascht an.

      »Na, den Namen und die Anschrift Ihres Mitarbeiters.«

      »Wie bitte?«

      »Herr Eschenbacher, Sie haben gerade eben gesagt, Sie hätten ihn höchstpersönlich engagiert.«

      »Ach ja richtig, den Weihnachtsmann. Warten Sie bitte!«

      Er kramte in seiner Manteltasche und zückte ein

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