Der Mann, der den Weihnachtsmann erschoss. Axel Birkmann

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Der Mann, der den Weihnachtsmann erschoss - Axel Birkmann

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      »Und das schon mit vierzehn?«, fragte Rainer Zeidler erstaunt.

      Melanie lächelte ihn liebevoll an. »Du bist süß Rainer. Nein ich war schon über 16. Ich bin doch schon etwas älter, auch wenn ich nicht so aussehe. Danke Rainer. Aber du hast Recht, eingetreten bin ich mit 14. Das war das Mindesteintrittsalter. Scharf geschossen habe ich aber etwas später.«

      »Kann ich vielleicht doch erst einmal weitermachen?«, meldete sich Schurig zaghaft wieder zu Wort.

      »Ach Josef, sorry, klar doch, mach bitte weiter. Also eine CZ Kaliber 6,35. Da warst du stehen geblieben.«

      »Nun gut. Die Kugel haben wir sichergestellt und mit Daten des BKA verglichen. Und dann sind wir auf die CZ Modell Z gekommen. Eine kleine handliche Selbstladepistole, die in jede Manteltasche passt und nur aus nächster Entfernung zielsicher und tödlich ist. Wie in unserem Fall durch einen aufgesetzten Brustschuss.«

      »Ich habe noch ein, zwei Fragen, Josef«, unterbrach Alois seinen Kollegen. »Erstens, der Ermordete muss den Täter doch erkannt haben? Wie kommt es sonst zu diesem aufgesetzten Schuss? Zweitens, der Täter oder die Täterin kommen aus dem Ostblock oder sogar aus der ehemaligen DDR, wegen der Pistole. Sehe ich das richtig?«

      »Das ist etwas weit hergeholt. Kennen ja, das kann sein. Die Pistole ist aber kein Garant für die Herkunft des Schützen. Nach dem Fall der Mauer tauchten Waffen aus ehemaligen Armee- oder Polizeibeständen überall in Europa auf. Wir wissen zwar den Hersteller der Waffe. Aber eine Historie haben wir nicht. Die Waffe ist vorher nie aufgetaucht. Nur die Charakteristika der Kugel, die Schlieren und Schleifen, lassen einen Hinweis auf eine mögliche Waffe ableiten. Eine CZ. Hundertprozentig sicher sind wir da nicht. Ohne die Waffe können wir alles nur erst mal ahnen.«

      »Danke Josef. Habt ihr etwas über den Toten herausfinden können?«

      »Ja. Der Tote ist Sascha Krüger. So heißt sein angeblicher Name laut Aussage des Oberbürgermeisters. Klingt Bayerisch, aber auch nicht. Sascha ist nicht gerade ein bayerischer Name. Vorstrafen gibt es keine. Gemeldet ist er hier in Freising in der Kochbäckergasse 19. Da sollten wir uns einmal umschauen. Keine Einträge im Internet. Verwandtschaft wissen wir nicht. Es gibt einen Wagen auf seinen Namen. Einen Seat Ibiza. Keine Punkte in Flensburg und keine Eintragungen in der Schufa. Mehr haben wir bis jetzt noch nicht über ihn heraus gefunden.«

      »Das ist nicht viel. Vielleicht hat unsere liebe Frau Doktor mehr herausbekommen können. Es wird langsam Zeit. Sie hat uns gegen Mitternacht in die Pathologie bestellt. Ich möchte dass du mitkommst, Rainer. Wir sollten langsam gehen. Und morgen früh treffen wir uns um 10 Uhr in der Kochbäckergasse. Josef, du weißt wo das ist?«

      »Ja, das weiß ich.«

      »Gut dann bis morgen. Du kommst dann morgen zu uns dazu. Und wir anderen fahren jetzt rüber ins Klinikum. Rainer? Melanie?«

      Frau Dr. Nagel erwartete die Polizeibeamten bereits. Sie trug einen hellgrünen Kittel und dünne Plastikhandschuhe an den Händen. Vor ihr auf einer Stahlbahre lag der Leichnam des Mannes unter einem weißen Leinentuch. Auf einem Beistelltisch hatte sie fein säuberlich die Kleidung des Toten ausgebreitet: eine rote Hose, ein weißes Hemd mit hellroten Fleck, eine rote Jacke, eine Zipfelmütze in der gleichen Farbe, Unterwäsche, Strümpfe, Wanderschuhe und ein Schlüsselbund. Und neben allem lag ein weißer Bart. Unter dem Tisch befanden sich der Leinensack und die Rute, die an einem Wanderstock befestigt war.

      Es sah für die Ankommenden recht seltsam und skurril aus, wie der Weihnachtsmann, auch wenn es in diesem Fall ja nur ein Schauspieler war, nackt und seiner Kleidung beraubt auf einer Edelstahlwanne lag, ganz ohne den besinnlichen Charme dieses heiligen Mannes.

      Melanie, Rainer und Alois standen beklommen vor dem Leichnam. Frau Dr. Nagel gab ihnen etwas Zeit, anzukommen, bevor sie dienstbeflissen mit ihrem medizinischen Bericht begann.

      »Es ist auf jeden Fall ein sehr besonderer Fall. Nicht nur, dass jemanden diesen als Weihnachtsmann verkleideten Mann aus nächster Nähe erschossen hat, nein, der Täter muss den Mann auch sehr gut gekannt haben, denn der Tote hat eine Eigenschaft, die es maximal nur 5000 Mal in Deutschland gibt. Wenn überhaupt so viel. Aber das sollen Sie möglichst selbst herausfinden«

      »Sie machen es aber spannend heute«, knurrte Alois.

      »Ja, das mache ich.« Sie zog das Leintuch vom Gesicht des Toten bis hinab zu seinem Bauchnabel.

      »Was fällt Ihnen auf?«, fragte sie die drei Beamten.

      Die Angesprochenen starrten auf den Leichnam. Der bei Obduktionen oftmals angewandte Y-Schnitt war klar zu erkennen. Der Y-Schnitt verlief schräg von den beiden Schlüsselbeinen zum Brustbein hin und in gerader Form weiter zum Schambein.

      »Nun was fällt Ihnen denn auf?«, wiederholte sie ihre Frage.

      Die Drei starrten immer noch auf den toten Körper.

      Frau Nagel schüttelte verständnislos den Kopf.

      »Eine Obduktion kann auf verschiedene Weise erfolgen«, klärte sie die Beamten auf. »So gibt es eine äußere und eine innere Besichtigung. Zu Beginn der Autopsie wird von mir die Leiche der verstorbenen Person genau inspiziert. Dabei halte ich Gewicht, Größe, Hautkolorit und Ernährungszustand fest. Ebenfalls vermerke ich Farbe und Lokalisation der Totenflecke sowie die Aus-prägung der Totenstarre. Das Gleiche gilt für Veränderungen der Haut wie Pigmentflecken, Wunden, Narben und Tätowierungen. Zu diesem Opfer ist zu sagen, er ist etwa 57 bis 62 Jahre alt. Gut genährt, keine Tätowierungen oder anderweitige Hautveränderungen. Mitteleuropäer. Gewicht 100 Kilogramm. Nur zwei Narben, eine auf der Brust und eine auf dem Rücken. Der Eintritt der tödlichen Kugel vorne und der Austritt hinten. Kleines Kaliber....«

      »....6,35 mm!«, unterbrach sie Rainer Zeidler.

      »Richtig. Das sage ich doch, also Kaliber 6,35 mm. Schuss aus nächster Nähe, deshalb die Schmauchspuren an seiner Jacke und an seinem Hemd. Der Tod ist etwa gegen 20 Uhr eingetreten. Die Zähne sind des Toten sind soweit gepflegt und gesund. Natürlich ist eine genaue äußere Beschreibung bei einer gerichtsmedizinischen Obduktion besonders wichtig. So liegt bei mir das Augenmerk auf eventuellen Verletzungen wie Stichwunden, Schusswunden oder Würgemalen. Eine große Rolle spielen zudem Bekleidung und Schmuckstücke des Toten. Durch diese äußere Besichtigung lassen sich zudem Hinweise auf äußere Einwirkungen finden. Wie schon gesagt, Tod durch einen Herzschuss. Muss sofort tot gewesen sein.«

      Frau Nagel beobachtete eingehend ihre Gäste. Es war spät und sie waren dem Anschein nach müde. Immer wieder huschte ein leichtes Gähnen über eines ihrer Gesichter. Trotzdem widmeten sie dem Vortrag der Ärztin ungeteilte Aufmerksamkeit. Und keiner stellte wie sonst bei anderen Untersuchungen eine dumme Frage. Sie lauschten andächtig und hingen an ihren Lippen.

      Frau Nagel fuhr fort: »Im Rahmen meiner inneren Besichtigung werden die Schädelhöhle, die Bauchorgane sowie die Brust- und Halsorgane der Leiche untersucht. Der Paragraph 89 der Strafprozessordnung sieht sogar vor, dass alle drei Körperhöhlen und die Organe bei einer gerichtsmedizinischen Obduktion freigelegt werden müssen. Nach dem Freilegen beurteile ich dann die Organe nach ihrer Farbe, Form, Größe, Kohärenz und Konsistenz. Liegen Veränderungen vor, die von der Norm abweichen, müssen diese in meinem Obduktionsbericht vermerkt werden. Von wichtigen Organen entnehme ich kleine Proben für weitergehende mikroskopische oder mikrobiologische Untersuchungen. Für rechtsmedizinische Gutachten erfolgen auch Blut- und Urinentnahmen der Leiche für toxikologische Untersuchungen. Ich kann Ihnen letztendlich nur sagen, der Mann war clean, keine Drogen, kein Alkohol. Aber er war ein Raucher. Kein Starker,

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