Der Mann, der den Weihnachtsmann erschoss. Axel Birkmann

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Der Mann, der den Weihnachtsmann erschoss - Axel Birkmann

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style="font-size:15px;">      »Sascha Krüger!«, rief er plötzlich. »Der Mann heißt Sascha Krüger. Wohnt angeblich in der Kochbäckergasse 19. Seine Telefonnummer ist die 778865. Freisinger Vorwahl. Mehr habe ich auch nicht. Im Moment. Arbeitet alleine. Soviel ich weiß also nicht über eine Agentur. Er ist eine Empfehlung von einem Stadtrat. Die Auftragsbestätigung habe ich im Rathaus. Das wird doch fürs Erste reichen? Weihnachtsmann neben Freisinger Dom erschossen. Was für eine Schlagzeile? So, wenn dann nichts mehr ist, dann verschwinde ich wieder. Auch meine Familie wartet auf mich und ich hatte leider noch keine Zeit eine Bratwurst zu essen oder einen Glühwein zu trinken. Wenn Sie mich dann bitte entschuldigen würden?«

      Tobias Eschenbacher ließ die beiden Kommissare verdutzt stehen und schritt zurück zur Absperrung. Alois und Melanie sahen ihm nach. Dann war er im Torbogen verschwunden wie zuvor Staatsanwältin Lehner.

      »Und was war das jetzt?«, fragte Alois seine Kollegin.

      Melanie schüttelte den Kopf.

      »Wem unterstehen wir eigentlich«, fragte sie, »dem Staatsanwalt oder dem Bürgermeister? Ist auch egal. Alois, wir haben bis Heiligabend Zeit. Du hast es gehört. Heute ist der 7. Das heißt wir haben gerade noch 11 Arbeitstage. Das könnte knapp werden. Ich denke wir müssen etwas Druck ausüben. Spurensicherung und Gerichtsmedizin. Hilfe vom BLKA? Nein, darauf können wir sicher verzichten. Und wir können nicht bis Montag warten. Wir brauchen heute noch Ergebnisse. Komm, schauen wir mal, wie weit die Dame und die Herren bereits sind.«

      Rainer Zeidler puhlte gerade die Kugel aus dem Mauerwerk und Josef Schurig fotografierte den Tatort. Und Frau Dr. Nagel untersuchte den Leichnam.

      »Kann man denn schon etwas sagen, Frau Doktor?«, fragte Kreithmeier die Ärztin höflich. »Und bitte sagen Sie nicht wieder nach der Obduktion. Wir hatten gerade ein nicht ganz so erfreuliches Gespräch mit dem Oberbürgermeister und der Staatsanwaltschaft. Und sie haben uns Zeit bis Heiligabend gegeben, den Fall zu lösen. Und da brauchen wir natürlich recht schnell erste verwertbare Hinweise auf einen mutmaßlichen Täter.«

      Frau Dr. Nagel erhob sich und sah dem Kommissar direkt in die Augen. »Ich kann es mir denken. Trotzdem ist der Fall nicht ganz so einfach. Eines kann ich Ihnen aber mit absoluter Sicherheit sagen, der Mann ist erschossen worden und zwar etwa vor maximal einer Stunde. Und das aus nächster Nähe. Der Schuss war aufgesetzt. Kleines Kaliber. Die Kugel hat ihr Kollege Zeidler entdeckt. Doch alles andere später. Aber ich mache Ihnen beiden einen Vorschlag. Da Sie mir meinen Samstagabend sowieso schon verdorben haben, werde ich für Sie, und nur für Sie, eine Nachtschicht einlegen. Lassen Sie den Toten abtransportieren, ich bin hier fertig. Und es ist sicher gut für den Markt, wenn Sie die Sperrung aufheben. Es ist schon genug Unruhe hier. Kommen Sie heute Nacht gegen Mitternacht in die Pathologie ins Klinikum. Ich werde dann mit der ersten Untersuchung fertig sein. Ist das okay für Sie?«

      Melanie und Alois nickten.

      »Mitternacht in den Katakomben. Wir kommen«, sagte Alois und sah in das finster dreinblickende Gesicht von Frau Nagel. Sie wusste, er hasste die Pathologie.

      Um 23 Uhr trafen sich Melanie Schütz und Alois Kreithmeier mit ihren Kollegen Rainer Zeidler und Josef Schurig, im Keller der Polizeiinspektion in der Haydstraße in Freising in den Räumen der Spurensicherung. Rainer Zeidler gab einen ersten Bericht ab.

      »Der Mann ist mit einer tschechischen Pistole erschossen worden. Das ist die Kugel, die wir im Mauerwerk am Dom gefunden haben. Kaliber 6,35 mm Browning.«

      »Woher wisst ihr dass es ein Pistole war?«, fragte Melanie.

      Rainer nahm eine kleine Plastiktüte vom Tisch und hielt sie vor Melanies Nase.

      »Wir haben auch eine Hülse, eine Patronenhülse gefunden. Nicht weit vom Tatort entfernt. So etwas passiert bei Revolvern nicht. Also folglich eine Automatik. Kleines Kaliber. Und sie gehört zu einer recht seltenen Waffe, die hauptsächlich im Ostblock verkauft wurde: eine CZ Modell Z. Sie war auch eine Zeitlang die Dienstwaffe der Kriminalpolizei in der ehemaligen DDR.«

      Melanie horchte auf, als sie das Wort DDR hörte.

      »DDR sagst du? Was macht so eine Waffe in Freising?«, fragte sie.

      »So weit sind wir noch nicht«, antwortete Zeidler. »Immerhin bin ich ganz schön stolz darauf, dass wir die Mordwaffe herausgefunden haben.«

      »Und wie habt ihr das so schnell hinbekommen?«, hakte Melanie nach.

      »Nun, das war nicht so einfach«, meldete sich Schurig zu Wort. »Wir hatten ja nur die Kugel und die Hülse, also das Kaliber, ein paar Kerben in der Patrone, die Einstanzungen in der Hülse und sonst eigentlich nichts. 6,35 mm ist nicht gerade ein weitläufiges Pistolenkaliber.«

      »Hätte es nicht denn auch ein Revolver sein können, und die Hülse wurde nur zur Tarnung auf den Boden geworfen?«, fragte Melanie Josef Schurig.

      »Das haben wir schon öfter gehabt, dass der Täter die Hülse aus der Trommel nimmt und neben die Leiche wirft, um den Eindruck einer Automatik als Tatwaffe zu hinterlassen«, fügte Alois hinzu.

      »Nein, die Browning 6,35 mm wurde fast ausschließlich nur für den Pistolenmarkt entwickelt. Die Patrone wurde zwar universell konstruiert und verfügt über eine Halbrand-Hülse, was die Verwendung in Pistolen sowie Revolvern ermöglicht. Doch als Halbrand-Revolverpatrone konnte sie sich nicht durchsetzen. Die Einführung der Patrone 6,35 mm Browning führte weltweit dazu, dass nahezu alle Waffenhersteller ebenfalls diese kleinen Taschenpistolen konstruierten beziehungsweise einige mehr oder minder der Entwicklung von Browning nachempfanden. Die Nachfrage nach diesen kleinen Waffen war entsprechend groß. So auch in der Tschechoslowakei, einem der führenden Waffenherstellungsländer Europas. Die CZ, die ?eská zbrojovka, zu deutsch Tschechische Waffenfabrik, ist ein solcher tschechischer Industriebetrieb. Er entstand nach dem Ersten Weltkrieg als Hersteller von Feuerwaffen und ist vorwiegend für Selbstladepistolen, Werkzeugmaschinen, Motorräder und Motorroller der Marke CZ bekannt geworden. Hauptabnehmer neben der Bundesrepublik Deutschland war die ehemalige DDR: vor allem Waffen und Motorräder.«

      »Stimmt, ich hatte auch mal eine CZ. Ein schnelles Motorrad. Schneller wie unsere Schwalbe oder eine MZ aus Zschopau«, sagte Melanie.

      »Darf ich weiter machen«, fragte Schurig bissig.

      »Oh ja, natürlich, Entschuldigung, die Vergangenheit. Übrigens so eine CZ Pistole hatte ich auch mal. In der GST.«

      »GST?«, wiederholte Alois die letzten drei Buchstaben langsam.

      »Ja in der GST. 1Die Gesellschaft für Sport und Technik war eine Organisation in der DDR. Sie sollte offiziell vor allem der gemeinschaftlichen Freizeitgestaltung technisch und sportlich interessierter Jugendlicher dienen, die dazu erforderlichen technischen Mittel, wie Motorräder, Flugzeuge und Funkgeräte, zur Verfügung stellen und technische Sportarten und dazugehörige Sportförderung und Wettkämpfe, wie Motor- und Schießsportarten pflegen und veranstalten. Sie trug damit auch zur Militarisierung der Gesellschaft der DDR bei, indem sie unter anderem die gesetzlich vorgeschriebene vormilitärische Ausbildung zusammen mit der Nationalen Volksarmee an Schulen, Universitäten und in den Betrieben durchführte«, klärte Melanie ihre Kollegen auf.

      »Und da hast du mitgemacht?«

      »Warum denn nicht. Da haben fast alle mitgemacht. Ich habe dort meine erste paramilitärische Ausbildung erhalten. Ich durfte schießen, Motorrad fahren und einige sportliche Wettkämpfe bestreiten. Uns Heranwachsenden sollte durch die GST die Möglichkeit gegeben werden, unsere Freizeit sinnvoll zu gestalten.

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