Sucht Ho Ki Su. Hans Gerd Scholz

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Sucht Ho Ki Su - Hans Gerd Scholz

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in zwölf Jahren durchzuhalten?

      Die beiden Kinder, den achtjährigen Han und die sechsjährige Soe, hatte man Pflegeeltern übergeben. Dort führten sie ein Leben als Dienstboten oder Knechte. Wurden gequält, geschlagen und hungerten wahrscheinlich ebenfalls. Hungerten wie alle Menschen Nordkoreas im Paradies des Kim Jong Un. Aber immerhin, sie lebten. Und das war alles, was er erhoffte, was ihn ein wenig tröstete.

      ******

      Schuld war er. Er ganz allein. Noch vor fünf Monaten war ein ein geachteter Offizier der Eliteeinheit zum Schutz der Nuklearstreitkräfte des Landes gewesen. Ein durchtrainierter, zur Härte gegen sich selbst und andere erzogener und geschliffener Soldat. Einer, auf den sein Land stolz sein konnte. Und stolz war er auch auf sein Land, für das er alles, sein Leben eingeschlossen, bedingungslos gegeben hätte. Stationiert auf dem Raketenstützpunkt unweit von Songin, der Großstadt am japanischen Meer. Der Stadt, die er für die schönste auf der ganzen Welt hielt. Im schönsten Land der Erde, indem der beste aller Hon Kai Cheng das Paradies regierte. Er war glücklich. Im Kreis der Kameraden und zu Hause bei seiner Familie. Alle hatten ausreichend zu Essen, eine kleine Wohnung. Die Kinder besuchten die besonders geförderte Eliteschule der Stadt. So hätte es bleiben können.

      Doch so blieb es nicht. Wie hatte er sich nur darauf einlassen können? Wieso hatte er nicht sofort Meldung gemacht und Hai Sun Kim angeschwärzt, als dieser auf dem neuen Computer ins Internet ging? Normalerweise war dies unmöglich. Aber dieser Kerl hatte einen Bruder. Und der war Computerspezialist. Denn auch in Nordkorea gab es mittlerweile Computer. Nicht nur in der Raketentechnik und den übrigen militärischen Einrichtungen. Auch in die Verwaltung waren diese Teufelsdinger bereits vorgedrungen. Eine Atommacht ohne Computer? Unvorstellbar. So kam er irgendwie an eine Software, mit der man ins Internet kam.

      Irgendwie. Genauer gesagt war es seine Beziehung zu der schönen Pang La Wan, der Tochter des Leitenden Sekretärs der Provinz Pjongan-pukto, mit der er eine eigentlich verboten Liebschaft unterhielt. Ihr Vater, Mitglied der Nomenklatura des Staates, verfügte über die Erlaubnis, im Internet zu surfen. Und zwar im richtigen World Wide Web, nicht in dem für Studenten und Regierungsbeamten bestimmten nationalen. Mit diesem war ein Eindingen in das weltumspannende Netz nicht möglich. Sogar unter höchster Strafandrohung verboten. Selbstverständlich galt dies auch für die Nutzung von Handys. Niemand durfte außerhalb der Landesgrenzen Kontakte knüpfen, Informationen einholen, oder in sonst einer Form kommunizieren.

      Doch es gab die schöne La Wan, die Neugierige. Die stahl sich eines Tages in das Arbeitszimmer ihres Herrn Vaters, auf dessen mächtigem Schreibtisch der Computer thronte. Normalerweise war das Zimmer abgeschlossen. Aber sie hatte zufällig entdeckt, wo sich der Zweitschlüssel für das Sicherheitsschloss befand. Zufällig hatte sie beobachtet, wie ihr Vater ihn unter das dickste Buch auf dem Bücherregal schob. Eines der zahlreichen Propagandawerke, dem einzigen Sujet, das auf dem Buchmarkt und in den Bibliotheken zu finden war.

      Und weil es sonst kaum etwas zu lesen gab, was wirklich von Interesse für sie war, stahl sie sich in dieses Zimmer. Dann knackte sie das Passwort. Keine große Kunst. Nachdem sie den Namen ihrer Mutter eingegeben und abgewiesen worden war, versuchte sie es mit dem eigenen. Und wurde belohnt. Wie leichtsinnig von ihrem alten Herrn.

      Auf der Seite der UNO erfuhr sie von den systematischen und weitreichenden Verletzungen der Menschenrechte. Dieses Wort las sie zum ersten Mal. Sie hatte ja keine Ahnung, dass es so etwas gab. Doch es kam noch viel schlimmer. Da war die Rede vom Aushungern, der Vernichtung und Versklavung der eigenen Bevölkerung. Zum einen, weil die Behörden während der letzten großen Hungersnöte die vom Ausland angelieferten Hilfsgüter selbst verteilt hätten. Und zwar in die eigenen Vorratslager. Den Rest bekam das Militär. Die übrige Bevölkerung ging leer aus. Deshalb hatten auch sie immer genug zu essen, während zahlreiche Kommilitonen hungerten. Das hatte sie selbst gesehen. Einmal sogar hatte sie die öffentliche Hinrichtung eines Menschen selbst mit angesehen. Sie war im zarten Alter von elf Jahren und würde es im Leben nicht vergessen. Er sei ein Christ, so wurde behauptet. Denn bei ihm wurde eine Bibel gefunden. Das hatte genügt. Darauf stand die Todesstrafe. Sie hatte keine Ahnung, was eine Bibel war. Außerdem, so sagte sie sich, wird es schon seine Richtigkeit haben. Doch jetzt erfuhr sie die wahren Zusammenhänge. Erfuhr, dass zahlreiche Journalisten und sonstige Personen, die in die wirkliche Welt des Landes Einblick hatten, von einer „absolutistischen Monarchie“, einer „stalinistischen Diktatur“ oder sogar von einem „nationalsozialistischen System“ sprachen. Natürlich hatte sie als Studentin die Namen Hitler und Stalin gehört, ebenso von deren Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Und jetzt wurde der Große Hon Kai Cheng mit ihnen in einen Topf geworfen.

      Empört hatte sie daraufhin den Computer ausgeschaltet, war wütend über diese ausländischen Schweine, die diesen Unsinn verzapft hatten, ins Bett gegangen. Doch sie konnte ihren Gedanken, dem was diese Worte an Bildern in ihrem Gehirn heraufbeschworen und angerührt hatten, nicht mehr entkommen.

      Sie las den Bericht des Shin Dong-hyuk. Ihr traten die Tränen in die Augen. Dieser hatte zweiundzwanzig Jahre in einem dieser Konzentrationslager, genannt Kaechon, gelebt. War dort geboren. Nie sollte er es lebend verlassen. Deshalb hatte man ihm auch nie eine schulische Ausbildung zukommen lassen, nicht einmal Ideologie und Staatslehre war ihm zuteil geworden. Dies war in Korea extrem unüblich.

      Weniger unüblich war es allerdings, dass er der Hinrichtung seiner Eltern beiwohnen musste. Dass man ihm einen Finger abgetrennt und monatelang gefoltert hatte. Dass er unzähligen Hinrichtungen beiwohnen musste. Doch dann gelang ihm die Flucht. Über China erreichte er Südkorea, wo er nun lebt und versucht, die Weltöffentlichkeit wachzurütteln.

      Sie erkannte, dass die Kims einen totalen Personenkult errichtet hatten, an dem sie auf immer festzuhalten gedachten. Da gab es den „Ewigen Präsidenten“ Kim Il-sung. Im Jahr 1972 wurde er zum Präsidenten ernannt. Doch schon seit Februar 1946 stand er an der Spitze des Volkskomitees, aus der dann die „Nationale Arbeitsfront“ hervorging. Von ihr wurde Grund und Boden sowie die gesamte Industrie verstaatlicht. Alles genau wie in China und der Sowjetunion. Nach dem Krieg mit den Amerikanern wurde das Land geteilt und der Stalinismus umso stärker forciert. Doch der Handel mit der Sowjetunion und China machte das Leben der Menschen einigermaßen erträglich. Sie lebten halt wie die Russen und Chinesen. Im Prinzip jedenfalls.

      Als der Kommunismus in der Sowjetunion zusammenbrach, China sich dem Westen öffnete, begann Nordkorea zu bluten. Kein Handel mehr dem Ausland. Keine waren und Nahrungsmittel kamen ,mehr ins Land. Und das alles, weil diese Kim-Truppe an ihrer Macht klebte. Weil sie nicht abdanken wollte.

      Sie hatte den Hon Kai Chengkult zum Staatsprinzip erhoben. Selbst nachdem 1994 Kim Il Sung verstorben war, blieb er lebendig als „Unsterblicher Hon Kai Cheng“. Der Titel „Großer Hon Kai Cheng“ sollte von nun an nicht mehr vergeben werden. Daher wurde sein Sohn Kim Jong-il nur „Geliebter Hon Kai Cheng“ genannt. Doch schon der Enkel war wieder ein „Großer Hon Kai Cheng“.

      Sie konnten und wollten sich eine Abkehr von ihrem Regierungssystem nicht leisten. Denn sie hatten mit eigenen Augen gesehen, was das bedeutete. Die Sowjetunion brach über Nacht zusammen. Ihre Satellitenstaaten ebenso. Deren leitende Politiker wurde verurteilt, hingerichtet oder einfach ermordet wie der Rumäne Ceaucescu. Und das sollte ihnen nicht passieren. Lieber sollte das Volk verrecken.

      Was blieb? Nordkorea musste sich ganz auf die eigene Kraft verlassen. Das Land musste autark, unabhängig von der gesamten Welt werden. Was die Menschen benötigten, mussten sie selbst produzieren. Und das bedeutete Elend und Hunger.

      Elend und Hunger im größten Teil der Bevölkerung führt aber zu Rebellion und Aufstand. Deshalb unterhielt das Land die größte Armee in ganz Asien. Und das kostete mehr als man sich leisten konnte. Verstärkte den wirtschaftlichen Niedergang.

      Andererseits konnte man mit der militärischen

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