Sucht Ho Ki Su. Hans Gerd Scholz

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Sucht Ho Ki Su - Hans Gerd Scholz

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      Die Tür explodierte. Ein Knall Knall und das Geräusch von berstendem Holz, als sie aus den Angeln flog. Ki Su glaubte, ihn träfe der Schlag. Sie blickten beide in die Mündungen der Sturmgewehre, die die drei Geheimpolizisten auf sie richteten. Von selbst nahmen sie die Arme in die Höhe, blieben wie versteinert vor dem Computer sitzen. Über den Bildschirm war gerade die Seite des Auswärtigen Amtes der japanischen regierung zu sehen, deren Mitteilungen sie studiert hatten. Gespeichert waren all die bunten Internetseiten, die niemand im Reich des Großen Hon Kai Chengs sehen durfte. Und Angehörige der Spezialtruppen schon gar nicht.

      All das wurde von einem der Drei genauestens protokolliert und auf einem USB-Stick gespeichert. Damit war der Beweis für ihr Verbrechen erbracht.

      Unterdessen wurden sie aufgefordert, an die Wand zu treten, nach Waffen abgeklopft. Dann band man ihre Arme mit Kabelbindern auf den Rücken. Mit vorgehaltenen Waffen wurden sie abgeführt und in den draußen wartenden Kleintransporter befördert.

      „Was habt ihr euch denn da so interessiert auf dem Computer angeschaut?“ fragte ihn der Vernehmungsoffizier süffisant. „Nackte Weiber würde ich ja verstehen, aber dieses Zeug? Diese billige ausländische Propaganda? Was habt ihr euch davon versprochen?“.

      Ki Su schwieg. Was hätte er auch sagen sollen?

      Sie konnten jetzt mit ihm machen, was sie wollten. Er war ihnen völlig ausgeliefert. Sie würden ihn foltern, wenn er nicht auspackte. Dieser Mann vor ihm sah sich dazu im Recht. Er war es ja auch. Aus seiner Sicht gesehen, tat er das richtige. Er schütze den großen Hon Kai Cheng vor Leuten wie ihm. Vor Menschen, die taten, was sie nicht durften. Und dadurch alle und alles gefährdeten. Die Erfolge des Landes, sein Ansehen. Die Kampfbereitschaft des Militärs. Die gesamte Zukunft. Dieser Offizier würde sich nie dafür verantworten müssen, was auch immer er ihm jetzt antun würde. Also konnte er alles tun.

      Dies war schon immer so. Wenn keine Strafe zu fürchten war, wenn man sein Handeln vor sich selbst rechtfertigen konnte und dies als notwendig ansah, war ein Mensch bereit, einen anderen alles al Leid und Schmerz zuzufügen, was irgend denkbar war. Es erklärte, wie ein freundlicher Bäcker nachdem er SS-Mann geworden war, zum Teufel mutierte. Wie es sich erklärte, dass Menschen ihre gesamte Erziehung, ihren Verstand und jedes Mitgefühl, jede menschliche Regung über Bord zu werfen, bereit waren.

      Die Gedanken wirbelten Ki Su durch den Kopf. Durfte er seinen Freund für alles verantwortlich machen? Blieb ihm denn überhaupt eine Wahl? Wenn er lebend diese Räume verlassen wollte, wenn er auch nur die geringste Chance haben wollte, musste er ihn ans Messer liefern. Sun Kim war ohnehin verloren. Es war sein Stick, sein Computer. Nie würde man ihn mit dem Leben davon kommen lassen. Er würde einfach verschwinden. Ohne jede Spur. Wie vor ihm Zigtausende. Es hatte keinen Sinn, sich zu opfern. Er verachtete sich für seine Angst, seine Schwäche, seine Feigheit. Als man ihn auf Sun Kim ansprach, sprudelte dann alles aus ihm heraus. Dass dieser Verräter ihn bedrängt habe, sich die Downloads anzusehen, die er ja genau so sehr ablehnte wie der werte Herr Genosse Vernehmungsoffizier. Wie er versuchte hatte, den Freund, der nun nicht mehr sein Freund war, davon abzuhalten. Wie er ihn vergeblich vor den Folgen gewarnt hatte.

      Und während er sprach, begann er es langsam selbst zu glauben. Natürlich war er dagegen gewesen, hatte gewarnt. Wollte sein gutes Leben nicht wegen irgendwelcher Informationen aufs Spiel setzen, die sich ganz sicher als plumpe Propaganda herausstellen würde. Er verdrängte, dass er begierig die verstörenden Bilder und Texte aufgesogen hatte. Dass es ihn immer nach mehr verlangt hatte. Dass dieser verdammte Stick, das World Wide Web Macht über ihn gewonnen hatten. Er verdrängte, damit er sich weniger schuldig fühlte. Damit er seinen Freund verraten konnte.

      Der Oberbefehlshaber seiner Einheit sprach das Urteil. Zwölf Jahre Zwangsarbeit. Ki Su seufzte erleichtert auf. Er würde jetzt barfuß durch die Hölle gehen. Das war ihm klar. Aber er lebte. Dann teilte man ihm mit, was mit seiner Familie geschehen würde. Er brach zusammen. Obwohl er nichts anderes erwartet hatte.

      Hai Sun Kim schwieg ebenfalls. Er wollte seine Geliebte auf keinen Fall mit hineinziehen. Doch er hatte die Brutalität der Vernehmungsspezialisten unterschätzt.

      „Woher hattest du den Stick?“ fragten sie ihn. Als er nicht antwortete sagte der Offizier in eiskaltem Ton. „Ich frage nur noch einmal. Wir werden es ganz sicher herauskriegen. Wir haben so unsere Methoden. Da gibt es tolle Chemikalien, die wir dir ins Blut spritzen. Oder wenn du herkömmlichere Methoden vorziehst, haben wir auch liebe kleine Nagetierchen:“

      Er wies den Untergebenen an, die Ratte zu bringen. Das fette Tier saß ängstlich in einem etwa zehn Zentimeter im Durchmesser messenden starken Stahlrohr. Am hinteren Ende war eine Vorrichtung zum Entzünden des Feuers angebracht.

      Davon hatte Sun Kim schon gehört. Diese Methode stammte noch aus dem Russland der Zarenzeit. Er wusste, was geschehen würde, wenn man das Feuer entzündete und das Rohr auf seinen Bauch gedrückt würde. In voller Panik würde die Ratte versuchen, sich durch sein Fleisch zu fressen. Alles, nur das nicht. Also redete auch er.

      Genutzt hatte es ihm allerdings wenig. Die Rattenmethode wurde auch so durchgeführt. Einfach, weil die Vernehmungsleute etwas Spaß wollten. Weil sie es tun konnten. Er schrie, wie noch nie in seinem Leben. Bis er in Ohnmacht fiel. Dann knallte ein Schuss. Seine Leiche wurde den immer hungrigen Spürhunden im Zwinger vorgeworfen.

      Pang La-Wan gestand ebenfalls. Gestand, nachdem man sie zum zweiten Mal vergewaltigt hatte. Als alles gesagt war, und die Vernehmer ihre Arbeit erledigt hatten, gingen sie zum gemütlichen Teil über. Sie wandten sich erneut Lai wang zu. Noch einige Male, dann erlöste auch sie ein Schuss.

      Ihr Vater wurde erhängt, weil er so leichtsinnig war, seiner Tochter den Zugang ins Internet zu ermöglichen. Er bat, bettelte um sein Leben, schiss sich in die Hosen, aber niemand kümmerte sich darum. Sie taten, was getan werden musste und diese Gewissheit war ihnen genug.

      ********

      Er schwor Rache. Rache für seine völlig zu Unrecht verhaftete Familie, für die er momentan nichts tun konnte. Im Moment nicht, vielleicht nie wieder. Rache für seinen hingerichteten Kameraden. Rache für alles, was diese Hydra dem gesamten Volk antat.

      Doch da war noch etwas. Mit großer Wahrscheinlichkeit würde diese Verbrecherbande, die sich Regierung nannte und für gottgleich hielt, einen Atomkrieg beginnen, ohne Rücksicht auf Verluste. Wenn sie selbst ihre Macht verloren, weil sich der Süden, die Amerikaner oder vielleicht sogar der große Nachbar im Norden gegen sie wandte, würden sie nicht zögern, ihre schärfste Waffe einzusetzen. Sollten sie dran glauben müssen, dann eben alle anderen mit ihnen.

      Sie lebten in der ständigen Angst, dass sich das Volk erheben könnte. Aus Not, aus Hunger oder weil es plötzlich seine eigene Situation erkannte. Erkannte, dass die Menschen seit vielen Jahrzehnten systematisch verblödet und von der Welt abgeschnitten wurden.

      Um dem vorzubeugen, musste die Wut, der Zorn der Menschen auf den äußeren Feind gelenkt werden. Sie fühlten sich stark, mächtig, unangreifbar mit der Bombe. Die sonst wohl niemand mehr einsetzen würde. Die nur noch dazu diente, das strategische Gleichgewicht der Großmächte zu sichern. Und wer nicht zu ihnen gehörte, wie Pakistan, Indien oder bald vielleicht der Iran, war ebenfalls gegen jede militärische Aggression geschützt.

      Was aber, wenn es gelang, dem verhassten Regime die Bombe wegzunehmen? Wenn er die Raketenstellungen verriet und somit einem Angriff schutzlos auslieferte? Dann war

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