Magisches Kompendium - Alchemie. Frater LYSIR

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Magisches Kompendium - Alchemie - Frater LYSIR MAGISCHES KOMPENDIUM

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zu erhöhen. Wenn sich dann der Skorpion mit seinem Gift selbst sticht und tötet, muss dies rein metaphorisch verstanden werden. Hierdurch soll ausgedrückt werden, dass der Mensch seine niedere Natur verstanden hat und sein Ego ablegen bzw. kontrollieren will, sodass er sich von einem Erdbewohner (Skorpion) zu einem Luftbewohner (Adler) transformiert.

      In diesem Fall durchlebt der Skorpion drei verschiedene Transformationsphasen – Skorpion, graues Dasein und Adler. Wenn man so will, ist der Skorpion hier der klassische Egoist, der streitsüchtig umherirrt und im Grunde in seinem Leben stillsteht. Nur durch eine starke Veränderung – die meist dann von außen herbei geführt wird und erneut das Bild des „mystischen Todes, des Mors Mystica“ eröffnet, kann der Skorpion / der profane Mensch sich verändern. In der Zeit der Lieblosigkeit, des Chaos, der giftigen Phase, sucht der Mensch stets den Schwachpunkt seines Gegenübers, um im Falle eines Konflikts im Vorteil zu sein. Aus der Angst heraus, die Umstände „Leid“ und „Schmerz“ zu erfahren, werden Leid und Schmerz gebracht. Doch im Prozess des mystischen Todes, der Transformation, erkennt der Skorpion / der Mensch, dass dies nicht die Erfüllung seines Lebens ist und der erste Schritt zum „grauen Dasein“ wurde vollzogen.

      Das „graue Dasein“ ist der Beginn der Veränderung. Der Skorpion / der Mensch erkennt und versteht, dass man sich selbst verändern muss, um das eigene Umfeld zu verändern, sodass mehr und mehr positive Gedanken und auch Taten umgesetzt werden, um sein altes Ich zu verändern. Doch im „grauen Dasein“ wird es immer wieder Rückfälle und Enttäuschungen geben, gerade dann, wenn der Skorpion / der Mensch auf andere Skorpione / Menschen trifft, die immer noch mit Gift und Leid um sich schlagen. Es ist ein Gesamtprozess, der vom Innenleben, aber auch vom Umfeld bestimmt wird, da immer das große Ganze betrachtet werden muss. In einer absolut feindlichen Umgebung wird das „graue Dasein“ nicht den Kampf aufgeben können, allein aus Sorge, selbst vernichtet zu werden. Doch wenn das Umfeld es „erlaubt“ bzw. das Leben des „grauen Daseins“ so verlaufen kann, dass auch Zeit und Muße zu inneren Denkprozessen vorhanden sind, kann die Transformation weitergeführt werden.

      Stück für Stück wird sich das „graue Dasein“ aufhellen, Stück für Stück wird es den Boden der Taten verlassen und in die Lüfte des Geistes aufsteigen. Hier wird dann der Transformationsschritt zum Adler komplettiert, sodass der Mensch über seinen Horizont sehen und sich auch erheben kann. Die verschiedenen Egoaktionen, die profanen Handlungen, werden nun aus einer „höheren Sicht“ betrachtet, sodass sie regelrecht durchschaut werden. Mehr und mehr verliert das Materielle bzw. das skorpionhafte Ich an Substanz. Das ist gut so, denn das Umfeld wird hier meist mit kleineren Angriffen und Sticheleien agieren. Da der Adler aber außerhalb dieser Angriffe fliegen kann, sind sie kaum noch zu erwähnen. Der Adler fliegt in eine neue Zukunft, doch kennt er seinen eigenen, neuen Lebensbereich noch kaum – dafür ist die Transformation zu „kurz“ gewesen bzw. der Adler muss in diesem Fall weiter lernen.

      Das neue Element des Adlers muss natürlich auch verstanden werden, die kosmische Luft muss verstanden werden, sodass der Adler irgendwann zu einer Taube – das klassische Symbol des Heiligen Geistes – werden kann. Dies ist ein erneuter Transformationsprozess, der jedoch so zu verstehen ist, dass der Adler und die Taube zu einer Gestalt fusionieren. Wenn man in einer dualen Welt nur als Taube agieren will, wird man untergehen. Das Gleiche gilt aber auch für den Adler. Daher muss am Ende der Prozess des Phönix einsetzen, was bedeutet, dass der Adler sich verbrennen muss, sich dann als Phönix erkennen wird, um zum Schluss die Phase der Taube zu erfüllen. Da es hier nur ein metaphorisches Bild ist, muss man sich die Taube so vorstellen, dass sich diese auch wieder in einen Adler verwandeln kann – sollte dies notwendig werden. Die magische Praxis und der Dienst im Großen Werk zeigen sehr deutlich, dass es immer wieder Situationen gibt, wo man auch als Adler agieren muss, da die Taube von anderen „Luftbewohnern“ als Beute gesehen wird.

      So bleibt zum Ende über den Stein der Weisen nur noch zu sagen, dass es eine bildhafte Metapher des menschlichen Ich ist, welches sich zu einem Selbst entwickeln muss, um über den eigenen Horizont hinauszuwachsen. Daher ist eine weitere Bezeichnung des Steins der Weisen interessant, da hier die Neuwerdung bzw. eine klassische Initiation angesprochen wird. Der Stein der Weisen wird auch „das ewige Wasser“ genannt, wobei hier ein christlicher Kontext – das Taufwasser – gemeint ist. Wenn man „das ewige Wasser“ jedoch allein aus dem metaphorischen Aspekt betrachtet, ist es der Stoff, der Leben, Tod und Wiedergeburt bedeutet. Daher ist es kein großer Sprung vom „Stein der Weisen“ bzw. vom „ewigen Wasser“ hin, zum „Lebenselixier“.

      LEBENSELIXIER:

      Wie auch bei anderen Vokabeln der Alchemie, laufen natürlich auch in Bezug auf das „Lebenselixier“ die verschiedensten Vorstellungen und Mythen vor dem inneren Auge des Menschen ab. So gilt das Lebenselixier letztlich als ein Gebräu, welches man ohne Weiteres als Zaubertrank deklarieren kann und überhaupt nicht so weit von dem „Trunk der Gallier“ (aus Asterix und Obelix) entfernt ist, als man meinen könnte. Gut, es werden nicht übermenschliche Kräfte eines Superhelden aktiviert, doch das Lebenselixier galt schon immer als flüssiges Garant für Schönheit und Jugend, Vitalität und Gesundheit, und, was natürlich irgendwie immer einen besonderen Augenmerk erhält, Potenz und Fruchtbarkeit. Hier und da gab es auch die Meinung, dass das Lebenselixier wortwörtlich zu nehmen ist und ein langes Leben bzw. möglicherweise eine relative Unsterblichkeit bringen konnte, die dann auch noch mit einer Lebenszufriedenheit oder einer besonderen Lebensfreude gepaart ist. Nun, wenn man sich einmal diese einzelnen Punkte anschaut, erkennt man sofort die typischen Wünsche des Menschen.

      Gesundheit und Sorgenfreiheit gelten als höchstes Gut, wobei Macht, Einfluss und Geld dann natürlich auch in der heutigen Zeit nicht fehlen dürfen. Heutzutage wird im Grunde immer noch nach einem Lebenselixier geforscht, auch wenn es unter der Überschrift „pharmazeutische Forschungen“ läuft. Die Wunderpille gegen Krebs, Impotenz oder Unfruchtbarkeit könnte man ohne Weiteres mit dem alchemistischen Lebenselixier gleichsetzen, und dass sich durch die pharmakologischen Errungenschaften das Leben der Menschen verlängert hat (natürlich auch deswegen, weil die Diagnostik besser geworden ist), wird man nicht abstreiten können. So ist die Grundidee des Lebenselixier immer noch vorhanden und auch sehr aktiv in den Gedanken der Menschen, auch wenn nicht mehr das Wort „Lebenselixier“ verwendet wird.

      Wie schon erwähnt ist das Wort Elixier auch eng mit dem Stein der Weisen verbunden, da sich das Wort „Elixier“ aus dem griechischen Wort für „Stein“ (xerion) bzw. aus dem arabischen (El Iksir) bildet. Da der Stein der Weisen und auch das Lebenselixier absolut essenzielle Arbeitsziele der Alchemie sind, und beide auch oft mit dem Wortfragment „Tinktur“ (aus dem lateinischen „tingo“, was so viel wie „färben“ bedeutet) in Zusammenhang stehen, sind es – jedes für sich – Bausteine des Großen Werks, dem „Opus Magnum“, also das Ziel und das Meisterstück der alchemistischen Arbeit überhaupt. Doch es wird offensichtlich gern vergessen, dass das Große Werk im Grunde den physischen Tod zum Ziel hat, da man dies als eine Art „Level-Up“ oder einen „Aufstieg“ deklarieren kann, wenn man seine aktuellen Inkarnationsaufgaben erfüllt hat. In diesem Fall ist es unlogisch, ein Mittel zu entwickeln, das einen unsterblich macht, da dies gleichbedeutend mit einem nicht erreichen des eigenen, magischen Lebenszieles bedeutet. In Bezug auf das Große Werk glaubten die Alchemisten, dass fünf essenzielle Punkte erfüllt sein müssen, damit es überhaupt möglich war, es zu erkennen bzw. im Großen Werk zu arbeiten.

      Hierzu zählte als ERSTES die Selbsterkenntnis und somit die bewusste Wandlung von einem normalen Menschen in einen „höheren Menschen“, als ZWEITES die Unterstützung des Himmels (bzw. der geistigen Welt), sodass man auf Kräfte jenseits des Irdischen zugreifen konnte. Als DRITTES war das Labor essenziell, welches gut ausgerüstet sein musste, damit man alle Arbeiten und Experimente ausführen konnte. Der VIERTE Punkt war die finanzielle Unabhängigkeit bzw. das man einen Sponsor hatte, der sämtliche Kosten der Experimente auffangen konnte und als FÜNFTES war das Wahren der alchemistischen Kunst, sodass man

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