Magisches Kompendium - Alchemie. Frater LYSIR

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Magisches Kompendium - Alchemie - Frater LYSIR MAGISCHES KOMPENDIUM

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für Stück wurden magische Fragmente integriert. Nicht alle wurden bis zum Schluss verwendet. Zwar wird in der Alchemie auch rituell gearbeitet, doch ist hier u. a. auch die Laborarbeit gemeint. Die prachtvolle Robe wurde eher durch einen Laborkittel ersetzt – was nicht immer verkehrt ist, da weite Ärmel wirklich schnell Feuer fangen können. Was jedoch ein roter Faden blieb, ist der Forschungsdrang und die Neugier. Egal ob nun Alchemist, Zeremonialmagier, Hexe, Schamane oder sonst magisch interessierte Person, Neugier und Forschungsgeist sind immer vorhanden. Bei den Alchemisten wurde dies aber auch auf die Laborarbeit übertragen, sodass Stück für Stück die Alchemie zur aktuellen Naturwissenschaft wurde. Ob nun Chemiker, Physiker, Astronomen, Mediziner, Pharmazeuten oder Biologen – sie alle hatten im Mittelalter etwas mit der Alchemie zu tun, da diese als „ganzheitliche Wissenschaft“ verstanden wurde, welche nicht nur die Naturwissenschaft enthielt, sondern auch die Sozial- und Geisteswissenschaften. Religion, Wissenschaft und Kunst wurden in der Alchemie kombiniert und verschmolzen. Erst mit der Zeit und den jeweiligen neuen Erkenntnissen und Spezialisierungen schwand der Begriff der Alchemie als „Pansophie“ bzw. als „All-Wissenschaft“ und die einzelnen Bereiche – Mathematik, Physik, Chemie, Medizin, Pharmazie, Astronomie, Psychologie, Religion, Sozialdenken und Pädagogik – wurden forciert. Die Universalgelehrten wurden wieder zu Fachgelehrten, da die Wissensgebiete immer komplexer und komplexer wurden. Eigentlich ist dies sehr schade, denn wenn man sich die Egos der verschiedenen Wissenschaftler auf allen Gebieten anschaut, muss man deutlich sagen, dass eine „Veredelung des Geistes“ – was auch Demut und Zurückhaltung, genauso wie Selbsterkenntnis und Reflexionsvermögen bedeutet – vielen guttun würde. Eine geistige Transmutation, der Schritt in die energetische Transzendenz, würde vieles erleichtern, zumindest, wenn man immer noch mit einer großen Portion Skepsis und Selbstkritik arbeitet und nicht alle aktuell unerklärlichen Phänomene einfach einem monotheistischen Gott zurechnet.

      Zwar haben auch heute einige Wissenschaftler den Wunsch, Leiden zu minimieren und den Tod so lange wie möglich zu verzögern, doch hapert es immer noch mit der Umsetzung der „Auferstehung“, die natürlich rein geistig und nicht körperlich / materiell zu suchen ist. Durch die Chance der eigenen Imaginationskraft, sodass man in sein eigenes Chaos Ordnung bringt, reift man Stück für Stück heran. Ob diese Arbeit im Labor, im OP, im Tempel oder am Schreibtisch vollzogen wird, ist hierbei irrelevant. Einige versuchen dies wirklich, andere verlassen sich darauf, dass am Ende des Monats der Gehaltsscheck ausreichend ist, um zu begründen, dass man das macht, was man macht. Schade!

      Da die Alchemie also eine rein geistige Wissenschaft sein kann bzw. eine Wissenschaft, die sich sehr stark auf das eigene Selbst und somit auf die eigene Psyche bezieht, ist es ein relativ kleiner Schritt zur Psychologie, zur Psychoanalyse und zu Carl Gustav Jung. Kurz und knapp kann man hier sagen, dass C.G. Jung durch seine Forschungen, Studien und Vergleiche, die Bildsprache der Alchemie – egal, ob nun wirklich als bildhafte Kunst oder als bildhafte Sprache – erkannte und diese dann für seine Zwecke adaptierte. Die verschiedenen Allegorien und Gleichnisse der Alchemie passten natürlich sehr gut für psychische Transformationsprozesse, denn C.G. Jung erkannte recht schnell, dass die verschiedenen alchemistischen Metaphern, Darstellungen, Abbildungen, Arbeitsanweisungen und allgemeine Mythen u. a. Grundthematik der Menschlichkeit sind. Es geht um Leben, Tod, Wiedergeburt und die Vereinigung mit den eigenen höheren Fragmenten, sodass man sein Leben und seine Existenz wahrlich leben kann. Wie sehr dies alles auch mit den Träumen eines Menschen zu tun hat, muss jeder selbst entscheiden. Fakt ist, dass die alchemistischen Ideen zum Teil klassische Archetypen sind, sodass man diese natürlich auch in den eigenen Träumen finden kann.

      Wenn dann auch noch die Erkenntnis kommt, dass man die zum Teil bewusst rätselhaften hermetischen und alchemistischen Ausführungen mit den Archetypen und ggf. auch mit den eigenen Träumen kombinieren kann, wird man sehr tief in die eigene Mystik gehen können. Dies alles war damals ein gigantischer Schritt, wobei man sich eigentlich nach dem „Warum“ fragen muss. Wenn man sich die Prinzipien der Alchemie anschaut, wenn man diese dann auch wahrlich verstanden hat, ist man dann wirklich überrascht, dass eine Analyse des eigenen Ichs – also eine Psychoanalyse - mit den Arbeiten der Alchemie parallel läuft? Eigentlich doch nicht, oder? Gut, für C.G. Jung war es beinahe ein historischer Beweis, dass seine Methode bzw. seine Grundidee schon unter anderen Umständen verwendet wurde – egal, welche Vokabeln und Fachbegriffe verwendet wurden. Jung erkannte, dass die Imagination und die alten Texte und Bilder der Alchemisten selbstverständlich den menschlichen Geist beflügelten und er im Grunde die Urbilder und die Quintessenz der verschiedenen Archetypen hierdurch aus einem anderen Blickwinkel verstehen konnte.

      C.G. Jung sah die Alchemie als spirituelle Unterströmung des Christentums, was jedoch falsch ist. Sicher, die europäische Alchemie hat viele christliche Elemente erhalten, da Europa eben christlich war und (noch) ist. Doch es wäre vollkommen falsch, wenn man die Alchemie nur auf Europa bezieht und den Orient sowie Asien vollkommen missachtet. Hierzu ist die Alchemie viel zu wertvoll, da diese magische und wissenschaftliche Disziplin wahrlich ein Schatzhaus der Symbolik, der Erkenntnis und auch der Erfindung war. Doch auch wenn dieser Punkt von Jung falsch eingeschätzt oder betitelt wurde, erkannte er dennoch, dass die Alchemie sehr eng mit der Psyche des Menschen verbunden ist. Warum dennoch die Alchemie einen so schlechten Ruf (immer noch) hat, ist fraglich. Die „Blei-zu-Gold-Thematik“ wird gigantisch aufgeblasen, sodass alle anderen Errungenschaften verdeckt werden. Schade!

      Jung war hier zum Glück reflektierter, da er in seinen verschiedenen Analysen auch immer wieder die Traumbilder des Menschen mit den archetypischen Bildern und Darstellungen der Alchemie verglich. Stück für Stück wurden hierdurch historische Entsprechung und Arbeitsweisen der Alchemisten auf die Ebene der individuellen Persönlichkeitsreifung gehoben, sodass man weitere Erklärungsmodelle erschaffen konnte. Jung deutete es so, dass es im Menschen unbewusste Identitäten gab, welche man mit den Stoffen des Alchemisten vergleichen konnte. Durch sorgsame Arbeit und Selbsterkenntnis, konnten diese Stoffe bzw. diese Identitäten zu einer Ganzheit, zu einem „Stein der Weisen“ erschlossen werden.

      Mit Hilfe der Alchemie konnte C. G. Jung sehr gut die sogenannte „Psychologie der Übertragung“ veranschaulichen, da er hierzu verschiedene alchemistische Sinnbilder verwendete, um entsprechende Handlungsschablonen bzw. bekannte Begrifflichkeiten zu gebrauchen. Dies war ein sehr passender Schritt, denn natürlich gibt es in der Alchemie und in der Psychologie Vereinigungs- und Trennungsvorgänge. Die Analyse solcher Vorgänge können essenzielle Erkenntnisse auslösen, Erkenntnisse, die sich auf die Alchemie und auch auf die Psychologie beziehen. Zwischenmenschliche Beziehungen und alchemistische Reaktionen sind nicht so unterschiedlich, wie man es manchmal glauben mag. Oft sind zwischenmenschliche Interaktionen wie eine Reaktionsgleichung zu betrachten, welche man auflösen / aufschlüsseln kann, um das jeweilige Produkt / Ergebnis vollkommen zu verstehen. Wenn man allein durch die Beobachtung einer menschlichen Interaktion auf die Charaktere der beiden Protagonisten schließen kann – und nichts anderes war es, wenn man die Metapher der Reaktionsgleichung verwendet – ist dies ein wertvolles Erkenntniswerkzeug für den Alltag (und für die Arbeit, wenn man wie C.G. Jung arbeitet).

      C.G. Jung verwendete zum Teil auch die alchemistischen Farbzuordnungen, welche in der Alchemie für bestimmte Arbeitsschritte und Substanzen standen, für Jung selbst aber die Lebensstufen oder –abschnitte eines Menschen charakterisieren konnte. Es ging im Speziellen um die Schwärzung (Nigredo), die Weißung (Albedo), die Gelbung (Citrinitas) und die Rötung (Rubedo). Natürlich ist hier die „Schwärzung“ der Ausgangspunkt, es ist die Ursubstanz, die Prima Materia. Wenn man so will, ist dies der normale Mensch, der in den Tag hinein lebet, ohne zu wissen oder auch nur zu ahnen, warum erlebt bzw. was seine Aufgabe in dieser Inkarnation ist. Durch den alchemistischen Prozess der Waschung bzw. der Abwaschung, wird eine Transformation vollzogen, sodass eine Weißung einsetzt. Wenn man so will, kann man diesen Schritt als Selbsterkenntnis und Selbstreflexion erkennen, die zum Teil mit einer gewissen „inneren Erleuchtung“ vonstattengeht.

      Aus der Weißung heraus können sich alle Farben ergeben – im alchemistischen Sinne wird hier vom Pfauenschwanz gesprochen, vom „Cauda Pavonis“. Es ist ein Zustand

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