Magisches Kompendium - Alchemie. Frater LYSIR

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Magisches Kompendium - Alchemie - Frater LYSIR MAGISCHES KOMPENDIUM

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„Aurum Potabile“, das „Trinkgold der Alchemisten“.

      Hergestellt aus purem Gold, das auf geheime Weise verflüssigt und aufwendig im Labor mehrere Monate lang bearbeitet wurde. Nicht um die Herstellung von Gold aus Blei ging es den wahren Alchemisten. Ihr Ziel war vielmehr, das höchste Allheilmittel zu finden – jenes Mittel, das Körper, Geist und Seele gleichermaßen verwandelt: Alles Schwere, Dunkle und Kranke im Menschen, symbolisiert durch das „dunkle“ Blei, soll durch die alchemistischen Lebenselixiere „durchlichtet“, „erleuchtet“ und in Gesundheit, symbolisch in das „lichte Gold“, transformiert werden. In der neuen „Lichtarbeitersprache“ würde man einfach sagen, dass man durch die Alchemie seine eigene Schwingung erhöhen kann oder dass man in eine höhere Dimension eintritt, wenn man sich alchemistisch verändert. Dass diese Selbstevolution immer nur einer im Kosmos forcieren, ausführen und bewältigen kann – immer man selbst – wird nur sehr gern verschwiegen, da man so keine guten Geschäfte machen kann. Wieder ist hier der Geschäftstrieb des Menschen das Blei, im goldenen Transformationsprozess. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn die wahren Alchemisten ihre Vorgehensweisen verschleierten. Gut, dies diente auch der Täuschung von potenziellen Geldgebern und Sponsoren, doch es ging auch um eine Geheimhaltung. Hierzu wurden sehr blumige Formulierungen verwendet, die man im Grunde als „Fachvokabeln“ deklarieren muss. In Bezug auf die „geheimen Formulierungen“ der Alchemisten, muss man es sich so vorstellen, dass man nicht wollte, dass der „normal Gebildete“ sich Zugang zu den magischen und alchemistischen Geheimnissen verschaffen konnte.

      Wenn man nicht will, dass ein Mensch etwas erfährt, welches er nicht erfahren soll, kann man es codieren. Dies ist aber sehr umständlich und birgt immer das Risiko, dass der Code doch geknackt wird. Kryptologie ist hier eine ganz eigene Wissenschaft und im Grunde kann man – irgendwann und mit technischen Hilfsmitteln – so gut wie jeden Code knacken.

      Was ist aber, wenn es kein richtiger Code ist, sondern eine Neuinterpretation von bekannten verfahren, was ist, wenn man bekannte Begriffe verwendet und diese in einen „unmöglichen Zusammenhang“ bringt? Dann wird es mit der Dechiffrierung nicht einfach. Doch man kennt solche Dinge auch heute noch und sie werden ganz normal im Alltag verwendet. Das Roggenbrötchen mit Käse kann man auch als „Halven Hahn“ bezeichnen, das Brathähnchen kann man „Broiler“ nennen, ein Würstchengericht – speziell angerichtet – nennt man „abgehakte Finger“, Butterkekse mit Schokoladenüberzug, kann man auch „Kalte Schnauze“ nennen und ein spezielles Weizengebäck nennt man z. B. Flutschmoppen. Wenn man dann in eine „andere Kultur“ geht oder auch nur in ein Nachbarland, kann es sein, dass auch hier bekannte Begriffe vollkommen anders verwendet werden.

      Wenn man z. B. in Österreich Erdbeeren betiteln will, heißen diese Ananas, was wiederum in Deutschland ein ganz anderes Obst ist. Die Ananas, die man in Deutschland mit dem Begriff verbindet – also die „Ananas comosusalso“ – trägt in Österreich den Namen „Hawaii-Ananas“. Natürlich kann man auch versuchen in eine Fachsprache zu wechseln, die nur die „Gelehrten“ verstehen, sodass man die Erdbeere botanisch korrekt als „Sammelnussfrucht“ (Erdbeeren sind in Wirklichkeit Nüsse und keine Beeren) bezeichnet, was im Normalfall nicht 100% der Bevölkerung wissen. Doch wie will man nun Geheimnisse vor Menschen verbergen, die eben gebildet oder belesen sind und sich auch sonst in der Welt sehr gut auskennen? In diesem Fall muss man zu anderen Metaphern greifen, die man als Außenstehender nicht verstehen kann. Der Stein der Weisen – wie schon erwähnt – wird auch als Lapis Philosophorum, Roter Löwe, Roter Drache, Rotes Elixier, Rote Tinktur, Großes Elixier, Magisterium, Panazee des Lebens, philosophischer Stein oder auch Astralstein genannt.

      Wenn man keinen Zugang zur Alchemie hat, wenn man nicht weiß, dass mit einem „roten Löwen“ eigentlich eine Mixtur gemeint ist, wird man nicht wirklich auf die korrekte Lösung kommen können. Daher sind die blumigen und sehr metaphorischen Begriffe bewusst, und aus Gründen der Codierung bzw. der Verschleierung, gewählt worden. Wie sinnig oder unsinnig dieses Vorgehen ist, muss sich jeder selbst beantworten. Fakt ist, dass durch eine unlösbare Verschleierung Wissen verloren gehen kann, fakt ist aber auch, dass es stets „Diebe, Halunken und Schurken“ gegeben hat, die Ideen, Entdeckungen, Einfälle, Entwürfe und Erkenntnisse von anderen stahlen, um diese selbst zu vermarkten.

      In Bezug auf das Lebenselixier muss man diesen Gedanken im Hinterkopf behalten, denn selbstverständlich gab es auch hier Charaktere, die das alchemistische Geheimnis in Profit verwandeln wollten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die verschiedenen Inhaltsstoffe – die zum Teil Namen wie „Geheimes Salzfeuer“, „philosophischer Merkur“, „Metallsamen“, „fermentierenden Kräften“ und „Weingeist der Adepten“ trugen – durch Allgemeinwissen nicht ohne Weiteres entschlüsselt werden konnten. Man konnte zwar raten, was es für Substanzen waren - philosophischer Merkur kann reines Quecksilber aber auch ein Quecksilbersalz sein -, doch ist Raten keine gute Idee, wenn man exakte Werte bzw. Ergebnisse erzielen will. Ferner ging es natürlich auch darum, dass die verwendeten Stoffe auch den korrekten energetischen Charakter trugen, sodass, wenn Metalle wie Blei, Zinn, Eisen, Gold, Kupfer, Quecksilber und Silber aufgelöst oder mit anderen Substanzen zusammengebracht wurden, auch die archetypische Planetenenergie transportiert werden. Gleiches galt auf für Edelsteine, die wieder verarbeitet und zum Teil auch aufgelöst wurden. In der Alchemie spielte daher nicht nur das exakte Reagenz eine wichtige Rolle, sondern auch der Zustand des Alchemisten, der seine innere Verbindung zwischen Körper, Geist und Seele beherrschen konnte.

      Und selbst wenn man die korrekten Substanzen und auch das nötige spirituell-energetische Wissen besaß, musste man zusätzlich den Gebrauch der Laborgerätschaften meistern. Auch hier wurden blumige und metaphorische Bezeichnungen gewählt, was eine erneute Codierung oder Verkomplizierung ergab. Man muss hierbei berücksichtigen, dass die falsche Verwendung eines Laborgerätes – falscher Kolben, falscher Filter, Destillationsapparatur etc. erneut das Endprodukt verfälschen oder auch vernichten konnte. Dies ist heute wie damals ein aktuelles Thema. Man kann und darf nicht einfach nach gut dünken seine Materialien auswählen – genau deswegen gibt es ja so viele komplizierte Laborgeräte aus Glas und Plastik. Selbst wenn man feste Stoffe mischt oder sie zerreibt, muss man schauen, ob man einen Mörser aus Metall, als Porzellan, aus Stein oder aus Plastik verwendet, da manche Stoffe mit Mörsern und Pistillen reagieren können. Ein weiterer Umstand waren bestimmte Planetenkonstellationen, wobei es hier auch wieder um die energetischen Faktoren der Archetypen, der Himmelskörper ging, und nicht um die materiellen Himmelsgiganten. Wie immer ist hier der Protagonist der Brennpunkt, und wenn dieser für sich entschlossen hat, dass der Mond nur ein toter Gesteinsbrocken ist, wird er ein anders Ergebnis bei zunehmenden Mond erzeugen, als jemand, der für sich überzeugt ist, dass die Mondphasen eine große Bedeutung und auch Einfluss auf magische Arbeiten haben.

      Man sieht also, dass das Lebenselixier oder auch das trinkbare Gold, für die Alchemisten keine Kleinigkeit war. Es war eines der wichtigsten Zielpunkt der Alchemie selbst, auch wenn dieser Zielpunkt viele Namen hatte und zum Teil abenteuerliche Verknüpfungen und Erklärungen anbot. Eine Vokabel, die auch immer wieder mit dem Lebenselixier in Zusammenhang steht, ist „Alkahest“ oder auch „Alcahest“. Hierbei handelt es sich auf der einen Seite um ein hypothetisches Lösungsmittel, das alles lösen kann und daher universell einzusetzen ist und auf der anderen Seite um das Lebenselixier selbst.

      Bei dem Begriff „Alkahest“ handelt es sich wahrscheinlich um ein Kunstwort, welches von Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim (Paracelsus) möglicherweise erfunden wurde und sich primär auf den Stoff „Sal Alkali“ (latinisierte Form des arabischen Wortes al-qalya, was man lapidar mit Pottasche übersetzen kann) bezieht, was – in Bezug auf Paracelsus – meist Kaliumcarbonat K2CO3 (was auch mit Pottasche immer noch betitelt wird), gelöst in Alkohol, war. Aus heutiger und chemischer Sicht muss man sagen, dass es sich hierbei um Substanzen handelt, die mit Wasser eine alkalische Lösung – also eine Lauge (PH >7,5) bilden. Hierbei besitzen diese Stoffe die Charakteristika, dass sie eine Wasser- oder Alkohollöslichkeit besitzen, sich mit Säuren, Salzen, Fetten,

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