Magisches Kompendium - Alchemie. Frater LYSIR

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Magisches Kompendium - Alchemie - Frater LYSIR MAGISCHES KOMPENDIUM

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Mittelalter hingegen wurde die Substanz als „Alleslöser“ oder auch „Allesauflöser“ gesehen, sodass man im Grunde das Alkahest überhaupt nicht lagern konnte – es wurde schließlich, in der Vorstellung der Alchemisten, alles aufgelöst, auch das Lagerungsgefäß. Dies wurde später natürlich etwas verifiziert, sodass man sagte, dass das Alkahest die chemische Substanz in die Elemente auflöst, aus denen die jeweiligen Stoffe bestehen (hierbei sind nicht die klassischen fünf Elemente Äther, Feuer, Wasser, Luft und Erde gemeint). Ferner wurde nicht immer Kaliumcarbonat verwendet. Paracelsus z. B. verwendete ein Gemisch aus Calciumoxid (CaO), Alkohol (C2H5OH) und Calciumcarbonat (CaCO3), wobei auch diese Mischung unter chemischen Gesichtspunkten der Zusammenfassung „Alkahest“ zuzuordnen ist. Doch auch wenn Alkahest Stoffe oder „Körper“ auflösen kann, so würde das Alkahest niemals den Kern oder den Samen des jeweiligen Stoffes / Körpers auflösen. Hierdurch bleibt die Quintessenz der jeweiligen Substanz, die sich dann zu einem Salz formen würde – aus Gold würde dann ein Goldsalz werden.

      Durch diese Idee schwang sich das Alkahest nicht nur zu einem universalen Lösungsmittel auf, sondern auch zu einer Substanz, die Stoffe von etwas „Überflüssigen“ befreit. Diese Idee wurde dann natürlich sofort auf den Menschen übertragen, denn schließlich ging es in der Alchemie primär darum, dass ein unedler Geist zu einem goldenen, großmütigen Geist aufsteigt. Zwar glaubte man nicht, dass man durch einfaches Schlucken des Alkahest eine innere Reinheit und Feinheit erreichen würde (was gesundheitlich nicht so schlimm wäre, da der Stoff nur reizend ist und die letale Dosis weit über 1Kg pro Kilogramm Körpergewicht liegt), dennoch ging es darum, dass die Fähigkeit des Alkahest – „Gegenstände“ bleiben in ihrer Essenz „unverletzt“, dennoch wird der widerspenstige Teil des Körpers/Stoffe aufgelöst – absolut essenziell für das Lebenselixier war, denn wenn man es so deuten will, sind Krankheiten, Alterung und menschliche Unpässlichkeiten, nichts anders als widerspenstige Teile des Lebens.

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      Sichtweisen und Grundideen der Alchemie

      Nach dem nun die wichtigen Begriffe „Stein der Weisen“ und „Lebenselixier“ soweit beleuchtet wurden und auch die Alchemie in sehr groben Zügen charakterisiert wurde, will ich nun einmal etwas genauer auf die verschiedenen Sichtweisen und Grundideen der Alchemie bzw. der Selbstevolution mit Hilfe der Alchemie eingehen. Bis jetzt weiß man, dass die Alchemie ein geistiges und gleichzeitig ein physisches Kunsthandwerk darstellt, da die Arbeiten in den jeweiligen Laboratorien sehr gewissenhaft, achtsam und bewusst durchgeführt werden mussten, sodass man hier wahrlich ein Kunsthandwerk sehen kann. Ob man dieses Kunsthandwerk nun darauf münzen will, dass man den eigenen Geist veredelt, sein Leben bzw. seine Gesundheit verlängert, neue chemische Verfahren erkennt, versteht und fokussiert erarbeitet, ist erst einmal sekundär. So wie es in der heutigen Chemie unglaublich viele Bereiche gibt – mehr als 40 spezielle Bereiche, wobei man die gröbste Unterteilung in allgemeine und theoretische Chemie, anorganische und organische Chemie, Biochemie sowie physikalische und technische Chemie treffen kann – so gab es natürlich auch in der Alchemie verschiedenste Bereiche und letztlich auch Philosophien. Die Bereiche treffen sich im Umkehrschluss aber auch an gewissen Knotenpunkten, die man zusammengefasst als „Großes Werk“ beschreiben kann bzw. als „Opus Magnum“, da der deutsche Begriff „Großes Werk“ letztlich auch für das kosmische Agieren auf anderen Ebenen im dualen Spiel der Gesamtexistenz verwendet wird, muss man selbst entscheiden, welchen Begriff man favorisieren will. Das „Opus Magnum“ kann man daher in Bezug auf die Alchemie so deuten, dass der jeweilige alchemistische Zweig ihre (Haupt)Ziele erreichen wollten. Dies konnte der Stein der Weisen sein, das Lebenselixier, aber auch die Entdeckung eines neuen Stoffes, den man wiederum weiter verarbeiten kann.

      Wenn man einen Alchemisten mit einem magischen Autor vergleichen will, kann man sagen, dass das jeweilige aktuelle Buchprojekt des Autos sein jeweiliges „Opus Magnum“ ist, welches für ihn selbst ein Baustein im kosmischen „Großen Werk“ ist. Aus diesem Blickwinkel kann man sagen, dass die Alchemisten wieder und wieder ihr „Opus Magnum“ erfolgreich beenden konnten, um ein weiteres „Opus Magnum“ zu beginnen.

      Ähnlich muss auch der alchemistische Begriff der „ersten Materie“, des Ursprungsstoffes (Prima Materia) gedeutet werden. Auf der einen Seite ist hier wirklich etwas Materielles gemeint, ein Ausgangsstoff, aus welchem man sein gewünschtes Produkt anfertigen konnte. Da das Lebenselixier und auch der Stein der Weisen sowohl ein philosophisches wie auch materielles Projekt der Alchemie war, war z. B. die „Prima Materia“ für beide Operationen / Werke der Ausgangspunkt. Gleichzeitig war die „Prima Materia“ aber auch eine Verbildlichung der aristotelischen Entelechie. Entelechie bedeutet so viel wie „in Ziel von“ oder „in Ziel haben/halten“ und bezieht sich auf ein philosophisches Prinzip, welches jedem Stoff eine „Urform“ oder eine „Urinformation“ / „Urschwingung“ zuschreibt. Wenn es um ein lebendes Objekt geht, wäre die Lebenskraft oder der Evolutionswille, der Begriff den man mit dem Wort „Entelechie“ beschreiben kann, da die Entelechie die Entwicklung und auch die Vollendung des jeweiligen „Objektes“ bewirkt. Im weit gefassten Sinn, kann man hier auch das Konzept des wahren Willens und des kosmischen Seins erkennen. Entelechie besagt also, dass jedes Ding – egal, ob anorganisch oder organisch – seine Zieleigenschaft oder den Drang der Vollendung bereits in sich trägt. Der Wille der Natur oder der Pflanzen, zu wachsen und sich zu vermehren, sodass die Art erhalten bleibt, könnte auch mit der Vokabel „Entelechie“ umschrieben werden. Natürlich spielt hier auch wieder die Vier-Elementen-Lehre eine essenzielle Rolle, genauso wie das Konzept des Äthers, der Quintessenz und des unbestimmbaren Urstoffes.

      Da man die Alchemie nicht als abgeschlossene oder umschlossene Lehre sehen darf, muss man auch stets berücksichtigen, dass verschiedene Strömungen einen gewissen Einfluss hatten. Hierbei spielen auch die jeweiligen Panthea der verschiedenen Kulturen (römisches, griechisches, ägyptisches Pantheon etc.) eine wichtige Rolle, da hier immer wieder Helden, Mythen und Sagen übernommen und adaptiert wurden. Speziell ist hier die Figur des „Hermes Trismegistos“ zu nennen, aber auch die Mythen um Isis und Osiris sowie die verschiedenen Göttersagen der griechischen Welt. Hierbei muss Hermes Trismegistos (dreimal größter Hermes) jedoch etwas stärker beäugt werden, da er für die Alchemie einen sehr wichtigen Part verkörpert bzw. – nach weitverbreiteter Meinung – ein Werk geschaffen hat, welches die Geheimnisse und das Wissen der verschiedenen übersinnlichen Welten beinhaltet. Hierbei handelt es sich um die sogenannte Tabula Smaragdina, welche Hermes Trismegistos direkt zugesprochen wird. Zwar findet man historische Spuren, die u. a. zeigen, dass das entsprechende Werk im Mittelalter verfasst wurde, doch wird dies oft damit abgetan, dass Hermes Trismegistos entweder im Mittelalter einfach eine entsprechende Inkarnation wählte oder dass die Ergebnisse falsch sind. Gleichzeitig gibt es aber auch Hinweise, dass die Texte aus den ersten Jahrhunderten stammen, wobei sie unter anderen Namen geführt wurden. Die Tabula Smaragdina ist eine Sammlung von inspirierten Texten, die sich auf die Themengebiete der Astrologie, der Medizin und der Magie beziehen, sodass sie den Alchemisten neue Ansichten präsentieren konnten und gern als „Schlüssel“ zur Herstellung des Steins der Weisen gesehen wurde. Im Grunde ist dies auch nicht falsch, da der Stein der Weisen letztlich die Selbstveredelung bzw. die Selbsterleuchtung ist.

      Da die Alchemie ein riesiges Gebiet ist, welches auf die verschiedensten magischen Disziplinen, Ansichten und Philosophien zugreift, ist es nicht verwunderlich, dass man in den alchemistischen Ausführungen die Grundgedanken der babylonischen

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