Ohne mich. Hanna Goldhammer

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Ohne mich - Hanna Goldhammer

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und davon war ich auch nicht mehr abzubringen.

      „Und du bist dir wirklich ganz sicher?“, fragte Lucrezia zweifelnd.

      Ich nickte.

      „Gut, dann tritt dein Wunsch mit Betreten des Paradieses sofortig und unwiderruflich in Kraft. Ich wünsche dir eine angenehme Zukunft!“ Mit diesen Worten presste Lucrezia einen Stempel auf eines der unzähligen Papiere die vor ihr lagen und drückte es mir in die Hand.

      „Und jetzt muss ich durch das Tor gehen?“, fragte ich unsicher.

      „Ja, aber keine Sorge, ich begleite dich“, antwortete David und schob mich sanft in Richtung Tor.

      Diesen einen Moment, kurz bevor ich durch das Tor trat, werde ich wohl nie vergessen. Diesen Moment, an dem die Spannung am größten ist, wie an Weihnachten kurz bevor man die Päckchen öffnete. In meinem Kopf schwirrten so viele Gedanken wirr durcheinander. Was würde mich erwarten? Würde es mir gefallen? Wie sah es aus?

      In dem Moment in dem sich das Tor öffnete, waren meine Augen geschlossen und vor Aufregung hielt ich die Luft an. Dann war es so weit. Nervös öffnete ich meine Augen.

      „So, da sind wir also! Das Paradies, der Ort des ewigen Glückes und der Zufriedenheit, der Ort an dem einfach alles möglich ist! Ist das nicht der Wahnsinn?“, schwärmte David und schon wieder sprühten seine Augen vor Begeisterung.

      „Aber es sieht aus wie auf der Erde! Also ich meine, das hier ist doch nur eine gewöhnliche Stadt. Es hat gar nichts Magisches“, stellte ich überrascht fest.

      „Nichts Magisches?“, fassungslos schüttelte David den Kopf, „Ich glaube du verstehst nicht! Dieser Ort ist so wie du ihn siehst. Er kann alles sein und nichts. Eben genau so, wie du glaubst dass er ist. Wenn du willst, kann der Ort verdammt magisch sein, wenn du willst kann das alles hier aussehen, als wäre es aus rosa Zuckerwatte! Es ist DEIN Stückchen Himmel. DEINE Vorstellungskraft. Du musst daraus machen was du willst!“

      „Aber ich habe mir nie ein Leben nach dem Tod vorgestellt! Und schon gar nicht so eins, das aussieht wie auf der Erde!“, protestierte ich.

      „Aber das ist es doch! Du bist nicht bereit für ein Leben nach dem Tod. Also ist es für dich momentan am leichtesten, wenn es so aussieht, wie deine vertraute Umgebung. Wie das, was du kennst! Irgendwann wirst du bereit sein dich von all dem zu lösen und dann kannst du diesen Ort hier zu deinem Paradies machen.“

      Sprachlos starrte ich David an. Mein eigenes Paradies? Und hier war wirklich alles möglich? So wie ich das wollte? Das alles war einfach noch viel zu unbegreiflich für mich. Daran würde ich mich wohl erst einmal gewöhnen müssen.

      „Dieses Haus hier ist deins!“, David deutete auf ein hellgrünes Haus rechts vor uns, „dort wirst du leben. Komm mit, ich zeig dir was das Besondere in dem Haus ist.“

      Ein ganzes Haus für mich alleine? Das nannte ich mal Luxus. Vor allem die Farbe gefiel mir ausgesprochen gut. Hellgrün, meine Lieblingsfarbe. Doch wie ich bereits richtig vermutete, war das kein Zufall. Gemeinsam betraten David und ich das Haus.

      „Dieses Haus mag für dich zunächst einmal aussehen wie ein gewöhnliches Haus. So wie du es eben von der Erde kennst. Aber es gibt einige Besonderheiten. Zum einen, wenn dir die Einrichtung hier nicht gefällt, kannst du dir einfach eine andere wünschen. Aber das mit „alles ist hier so wie du es haben möchtest“ habe ich ja bereits versucht zu erklären. Doch stell dir einmal vor, heute magst du ein Himmelbett haben und morgen lieber ein Wasserbett, und Schwupp es ist immer genau so wie du es haben möchtest! Ist das nicht der absolute Wahnsinn? Gut, noch kannst du das Ganze nicht wirklich nachvollziehen, aber glaub mir, es IST der absolute Wahnsinn! Eine weitere Besonderheit ist dieser Raum hier!“ David deutete auf die einzige geschlossene Tür, die ich sehen konnte. Direkt daneben war wohl die Küche und gerade befanden wir uns im Wohnzimmer.

      „Was glaubst du wohl, was sich hinter dieser Tür verbirgt?“, fragte David begeistert. Er schien aufgeregter zu sein als ich.

      Ahnungslos zuckte ich mit den Schultern. Ich hasste es etwas erraten zu sollen, vor allem wenn ich nicht die geringste Ahnung hatte.

      „Dieser Raum ist voll mit Türen, die dich direkt zu deinen bereits verstorbenen Liebsten bringen. Verwandte, Freunde, Bekannte. Sie alle findest du im Himmel ganz schnell wieder, wenn du durch die jeweilige Tür gehst. Natürlich kannst du auch einfach aus deinem Haus rausgehen und irgendwelche Leute treffen. In einer Stadt sind schließlich auch immer Menschen unterwegs. Aber wenn du zu jemandem Bestimmten willst, bist du in diesem Raum genau richtig!“

      Verstorbene Verwandte, Freunde oder Bekannte treffen? Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Aber jetzt löste dieser Gedanke eine wohlige Wärme in meinem Herzen aus. Ich würde Oma wiedersehen. Endlich. Eigentlich war „endlich“ übertrieben, schließlich war sie erst vor einem Jahr verstorben. Aber eben deshalb war der Schmerz noch so frisch. Ich hatte sie so sehr vermisst. Und jetzt würde ich sie wiedersehen, dann wäre ich auch nicht so alleine an diesem so sonderbaren Ort. Ich atmete noch einmal durch, dann ging ich einen Schritt nach vorne und öffnete die Tür.

      Leer. Der ganze Raum war leer! Es gab keine einzige Tür, außer die mit der man den Raum betreten konnte. Ansonsten war der Raum einfach komplett leer. Es gab nichts! Sollte das ein schlechter Scherz sein? Irritiert blickte ich zu David. Dieser schob sich nun an mir vorbei in den Raum. Verblüfft schaute er sich um. Die Verwirrung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Also sollte es wohl kein Scherz von ihm sein. Aber wieso zur Hölle gab es dann keine einzige Tür? Es gab doch verstorbene Menschen an denen mir etwas lag, Menschen die ich sehr gerne wiedersehen würde!

      „Da stimmt anscheinend irgendetwas nicht. Da muss wohl irgendein Fehler vorliegen. Ich meine, das kann doch gar nicht sein!“, stellte David nachdenklich fest, „Ich werde mich am besten sofort bei meinem Vorgesetzten darüber informieren. Warte am besten hier im Haus irgendwo.“ Kopfschüttelnd verlies David den Raum. So etwas hatte er noch nie gesehen.

      Ich beschloss ins Wohnzimmer zu gehen und etwas zu fernsehen, um mir die Zeit zu vertreiben. Ich wusste nicht genau was ich erwartet hatte, als ich den Fernseher anschaltete, doch als ich die gleichen Programme sah die es auch auf der Erde gab, war ich doch überrascht. Hier ist alles möglich. Ist das nicht der Wahnsinn? Davids Worte hallten in meinen Ohren wieder. Wann ich mich daran wohl gewöhnen würde? Ich zappte durch die Fernsehprogramme und musste feststellen, dass es doch nicht genauso war wie auf der Erde. Hier liefen genau die Dinge die ich sehen wollte! Ich war so begeistert von dem Fernseher, dass ich gar nicht merkte wie David das Haus betrat. Auf einmal stand er neben mir.

      „Und?“, fragte ich erwartungsvoll, doch Davids Anblick ließ mich zögern. Wo war die Begeisterung? Das „Alles-ist-der-absolute-Wahnsinn“ Gefühl?

      „Es liegt kein Fehler vor“, antwortete David trocken, „Es ist wegen deinem Wunsch. Wenn du niemals auf der Erde existiert hast, gibt es niemanden den du hast. Es gibt keinen einzigen Toten, der dich kennt oder dem du viel bedeutest, schließlich hast du dir gewünscht, dass es dich niemals gegeben hat. Deshalb bist du türenlos.“

      Wortlos starrte ich David an. Ich konnte einfach nicht begreifen was er gerade gesagt hatte. Und dann war da wieder diese Leere. Unfähig traurig zu sein, aber viel zu traurig um fröhlich zu sein, fühlte ich einfach nichts. Nicht einmal weinen konnte ich, auch wenn ich es jetzt gerne getan hätte. Dieses Paradies sollte der glücklichste Ort überhaupt sein, aber selbst hier wollte es mir nicht gelingen glücklich zu sein. Stattdessen fühlte ich nichts.

      „Aber das kann doch nicht sein! Ich meine, meine Oma gibt es doch trotzdem. Magdalena Rosenberg. Sie muss

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