Ohne mich. Hanna Goldhammer

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die Frau die du als deine Oma kennst auch irgendwo hier“, antwortete David, „Aber für Magdalena Rosenberg bist du eine völlig Fremde. Du bist nicht mehr ihre Enkelin. Das klingt hart, aber nach deinem Wunsch ist sie auch nicht mehr deine Oma. Es wird das Beste sein, wenn du sie nicht besuchst. Es tut mir leid.“

      Oma Leni würde mich also nicht einmal erkennen, wenn ich jetzt vor ihr stünde. Ich war alleine. Mutterseelenalleine, an einem Ort der für mich so eigenartig und neu war. Es war nicht leicht.

      „Und jetzt?“, fragte ich David.

      „Was du jetzt machst, ist deine Entscheidung. Ich würde einfach rausgehen und neue Leute kennenlernen, das geht hier schließlich genauso wie auf der Erde. Es gibt ein Café, wenn du willst kann ich es dir zeigen, dort treffen sich andere Tote mit wenigen Türen. Türenlose gibt es zwar so gut wie nie, aber wirklich alleine bist du nicht. Kinder die kurz nach der Geburt verstorben sind, bevor sie jemanden kennenlernen konnten. Waisenkinder die ihre Eltern nie kennengelernt haben. Menschen die sich abschotten, Einzelgänger sind und kaum Freundschaften geschlossen haben. Menschen, die wenige Türen haben, suchen hier oft nach neuen Freunden und dann bekommen sie Türen. Eine nach der anderen. Man muss nur bereit sein sich zu öffnen. Wenn du das auch möchtest, kann ich dir dieses Café zeigen, jeder Zeit. Du kannst natürlich auch an anderen Orten versuchen Menschen kennenzulernen. Falls du das möchtest.“

      Ich nickte. Das alles war viel zu viel um es verstehen und akzeptieren zu können. Ich war also türenlos. Mein Wunsch hatte dafür gesorgt, dass ich hier im Himmel niemanden mehr hatte. Aber es gab noch andere die kaum jemanden hatten. Aber wollte ich diese Menschen wirklich kennenlernen? Ich könnte auch hierbleiben. In meinem Haus. In meinem eigenen kleinen Paradies. Das erschien mir zunächst als das Einfachste, aber war es auch das Beste? Ich konnte doch nicht für immer alleine bleiben. Ich sollte mir diese anderen Menschen zumindest einmal anschauen. Vielleicht würde es ja ganz nett werden.

      „Kannst du mir dieses Café zeigen?“, fragte ich schließlich.

      „Aber natürlich!“, antwortete David und man konnte ihm ansehen, dass er erleichtert darüber war, dass ich nicht alleine hierbleiben wollte. Er schien sich um mich zu sorgen und das bereits seit ich sehen wollte, wie es meiner Familie auf der Erde ging. Mein daraus resultierender Wunsch und nun die Tatsache, dass ich keine einzige Tür hatte, schienen seine Sorgen noch mächtig zu verstärken. „Lauf mir einfach nach!“

      Wie von ihm empfohlen, lief ich David einfach hinterher. Ich versuchte mir den Weg den wir gingen gut einzuprägen, um wieder zurück zu finden. Aus dem Haus raus, die Straße entlang, rechts, zweimal links, die Kreuzung gerade überqueren und dann noch einmal rechts. Unterwegs betrachtete ich alles neugierig. Doch ich konnte nicht den geringsten Unterschied zu einer gewöhnlichen Stadt auf der Erde feststellen. Alles sah so normal aus. Dann waren wir da. Café Nr.0. Passender Name. David blieb vor der Tür stehen und drehte sich zu mir.

      „So, ab hier musst du alleine weiter. Ich kann dich leider nicht mit in das Café begleiten, aber das schaffst du schon! Wenn etwas ist, musst du in deinem Haus nur den Hörer des Telefons abnehmen, dann wirst du automatisch zu mir durchgestellt. Aber ich bin mir sicher du wirst dich ziemlich schnell hier im Himmel zurechtfinden! Früher oder später gefällt es einfach jedem hier! Ist das nicht-“

      „-der absolute Wahnsinn!“, vollendete ich grinsend seinen Satz.

      David lächelte mich noch einmal an, nickte mir zu, drehte sich um und ging. Dann stand ich alleine da. Wieder einmal vor einer geschlossenen Tür und wieder einmal fragte ich mich was sich wohl dahinter befand. Hoffentlich etwas Besseres als hinter der letzten Tür. Endlich konnte ich mich überwinden das Café zu betreten. Sofort scannten meine Augen den Raum nach einem freien Platz ab. Treffer. Ein kleiner Tisch für zwei Personen, an dem noch niemand saß. Zielstrebig lief ich darauf zu, ohne einen Blick nach rechts oder links zu werfen. Ich fühlte mich so beobachtet und ich hasste dieses Gefühl. Am Platz angekommen, ließ ich mich auf einen der Stühle fallen und atmete erst einmal durch. Na toll, jetzt saß ich ganz alleine an einem Tisch in dem Café, in das ich gegangen war, um Menschen kennenzulernen. Das hab ich ja mal wieder ausgezeichnet hinbekommen. Mir ist es noch nie leicht gefallen auf Menschen zuzugehen, aber jetzt wo ich ganz alleine war, wäre es nicht schlecht, wenn ich ein wenig offener wäre. Wäre ich in meinem neuen Haus gewesen hätte ich vermutlich sofort den Telefonhörer abgenommen und David gesagt, dass er gefälligst wieder zurückkommen soll. Aber ich war nicht in meinem Haus, ich war hier im Café. Da musste ich jetzt einfach alleine durch. Ich ließ meinen Blick durch das Café schweifen. Überwiegend junge Leute, auch einige die aussahen als wären sie in meinem Alter. Ich fragte mich, warum sie hier waren, also warum sie so wenige Verwandte oder Freunde hier im Himmel hatten. Bedeutete das nicht automatisch, dass sie ein trauriges Leben hatten? Eine Frau, die wie ich richtig vermutete Kellnerin dieses Cafés war, kam an meinen Tisch, begrüßte mich und stellte mir eine Tasse Schokomilch hin. Ich staunte nicht schlecht, denn nach genauso einer Schokomilch hatte ich mich gerade gesehnt. Das war also das Paradies. Die Schokomilch schmeckte einfach himmlisch. Ich fühlte mich gleich ein ganzes Stück besser. David hatte sicher Recht wenn er sagte, dass es früher oder später jedem hier gefallen würde.

      „Hallo! Ist der Platz noch frei?“

      Erschrocken zuckte ich zusammen. So in Gedanken versunken hatte ich das Mädchen das direkt vor mir stand gar nicht bemerkt. Sie sah etwas jünger aus als ich, vielleicht 13 oder 14 Jahre alt. Sie hatte dunkles, kurzes Haar, das ein wenig durcheinander war. Sie hatte grüne, katzenartige Augen und einige Sommersprossen auf der Nasenspitze. Sie sah frech aus, machte aber gleichzeitig einen sehr netten Eindruck. Erst als sie mir fragend zunickte fiel mir auf, dass ich ihr noch keine Antwort gegeben hatte.

      „Ja natürlich ist der Stuhl frei. Setz dich doch“, antwortete ich hastig.

      „Cool! Ich heiße Lotte und du? Du bist neu hier, oder?“, sprudelte sie hervor.

      „Ich heiße Sabrina und ja, ich bin erst seit heute hier“, antwortete ich etwas verlegen.

      „Wusste ich doch, dass ich dich hier noch nie gesehen habe!“, grinste Lotte frech, „Und wie findest du es bis jetzt hier? Wahrscheinlich brauchst du ein wenig Zeit, um dich einzugewöhnen, aber du wirst sehen, dass es gar nicht so übel ist wie man erst denkt! Was hast du dir eigentlich gewünscht? Das mit dem Wunsch fand ich am aller Besten! Ich habe mir gewünscht, dass ganz viele Leute auf meine Beerdigung gehen! Sogar Frau Knobloch, die Leiterin des Kinderheims, die mich eigentlich noch nie ab haben konnte ist hingegangen! Und sie hat allen Kindern des Heims erlaubt zu kommen. Ohne den Wunsch wäre wohl kaum jemand gekommen, aber so haben ganz viele Leute an mich gedacht! Also was hast du dir gewünscht?“

      Erwartungsvoll haftete Lottes Blick an mir. Sie war mir auf Anhieb sympathisch. Sie hatte von der Leiterin eines Kinderheims erzählt, ob Lotte wohl in einem Heim gelebt hatte? Das würde erklären, warum sie hier im Café Nr.0 war. Warum sie so wenige Türen hatte. Irgendwie tat sie mir ein wenig Leid und gleichzeitig wusste ich, dass es keinen Grund dafür gab, denn man konnte ihr so deutlich ansehen wie glücklich sie nun war.

      „Ich habe mir gewünscht, dass es ist, als hätte ich niemals existiert, als wäre ich niemals geboren worden. Ich wollte, dass sich auf der Erde niemand mehr an mich erinnern kann und niemand wegen meines Todes trauern muss“, antwortete ich schließlich.

      Lotte starrte mich mit großen Augen an. „Das ist das aller Dümmste was ich je gehört habe!“, entfuhr es ihr plötzlich lachend.

      „Wieso denn?“, fragte ich irritiert.

      „Deine Familie hat dich sicher über alles geliebt! Und jetzt haben sie nicht nur dich verloren, sondern auch noch alle Erinnerungen an dich!“, erklärte Lotte energisch.

      „Aber

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