Der Traumlord. David Pawn

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Der Traumlord - David Pawn

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Bier geleert haben. Sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Wildheit und Heiterkeit, die absolut nicht zusammenpassen wollte. Die dunklen Augen rollten mehrfach unter den schwarzen, buschigen Brauen herum, ehe er sich auf den Weg zu dem Tisch in der Nische machte, an dem der Mann saß, der eine Aufgabe zu erledigen hatte, die den Guten Träumer betraf. Sein Mund bewegte sich unaufhörlich. Er sprach mit sich selbst. Dabei sprühte er fortwährend Speicheltropfen vor sich her wie ein Rasensprenger. Ein wirklicher Gesprächspartner tat gut daran, einen Regenschutz zu benutzen. Das Gesicht des neuen Gastes wirkte grob und kantig, als sei es aus einem Stück des Mammutbaumes geschnitzt worden. Aber nicht von einem Künstler sondern von einem Holzfäller mit der Axt. Die Nase saß in diesem Gesicht wie eine Kartoffelknolle. Sein Spitzname hätte Knubbelnase sein können, aber bestimmt hätte es niemand überlebt, ihn mit einem solchen Titel zu belegen.

      Michael schlang sein Essen in sich hinein. Er achtete nicht auf den neuen Gast, der sich zu dem Mann in der Nische setzte. Der vierschrötige Kerl hieß Gladblood, der andere Censo, doch er hatte einen Beinamen, der viel mehr verriet. Man nannte Censo die Viper.

      „Wirt! Bier!“, brüllte Gladblood, kaum dass er sich neben Censo niedergelassen hatte. Dann schlug er diesem herzlich auf die Schulter, als wäre er ein alter Bekannter. „Für meinen Freund hier auch!“

      Censo blickte den grölenden Riesen kalt an. Gewiss hätte Gladblood den Mann an seiner Seite um Haupteslänge überragt und war auch fast doppelt so breit, doch bei diesem Blick gefror ihm das Blut in den Adern.

      „Ich wüsste nicht, dass wir uns schon begegnet wären, mein Herr“, vernahm Gladblood eine Stimme scharf wie ein Rasiermesser.

      Er hatte diesen Gecken mit dem aufgetürmten Turban aus Haaren ein bisschen aufziehen wollen. Jeder Mensch wollte schließlich Spaß, wenn er ins Wirtshaus ging. Und Spaß bestand in den Augen Gladbloods in erster Linie darin, Schwächere zu verprügeln oder eine wehrlose Frau zu missbrauchen. Jetzt sah er allerdings, dass er sich ein schlechtes Opfer für seinen Spaß herausgesucht hatte.

      „Nehmt es mir nicht Übel“, bat Gladblood in einem unterwürfigen Tonfall, den gewiss nur wenige bisher aus seinem Munde kannten. „Ich heiße Gladblood und lade euch zu einem Bier ein.“

      „Tut mir Leid“, erwiderte Censo lächelnd. Es bereitete ihm Vergnügen den dummen Herkules winseln zu hören. „Ich muss einen kühlen Kopf bewahren. Das gehört zu meinem Beruf.“

      Gladblood beugte sich neugierig vor und berieselte sein Gegenüber bei der Frage: „Was ist euer Beruf, Fremder?“

      „Ihr seid zu neugierig. Seltsam, dass ihr noch lebt“, erwiderte der Gefragte. Er lächelte Gladblood erneut an, doch dem war nicht wohl bei diesem Lächeln.

      Der Wirt kam und brachte Gladblood das Bier. Als er sich wieder abwandte, trat ihn jener kräftig mit dem Stiefel des rechten Fußes in den Hintern. Gladblood brauchte das im Moment. Er musste sich abreagieren. Dieses Bürschchen war zwar schmächtig, doch witterte Gladblood die Gefahr. Er war in dieser, wie in manch anderer Hinsicht wie ein Gorilla.

      Der Wirt segelte ein Stück durch die Luft, dann schlug er hart auf dem Boden auf. Das Tablett, auf dem das Bier gestanden hatte, rutschte über den Boden und unter eine Bank. Es klapperte laut und vernehmlich. Dies war der Augenblick als Michael aufmerksam wurde. Er hob den Blick von seinem Teller und sah zu dem angeschlagenen Gastwirt hinunter. Denn ließ er den Blick zur Nische schweifen und stellte fest, wer den Mann so arg behandelt hatte. Der bullige Kerl mit dem wilden, ungepflegten Vollbart sah aus, als könne er einen Mann mit einem Fausthieb töten, aber auch sein Tischnachbar erschien Michael nicht sympathisch. Von seiner Erscheinung ging eine süßliche Falschheit aus wie von einer Hure.

      Michael schob den Rest seiner Mahlzeit weg. Mit einem Mal war sein Hunger vergangen. Er wollte nur noch so schnell es ging dieses Wirtshaus verlassen und die Pension erreichen, wo er heute die Nacht zu verbringen gedachte.

      „Idiot“, zischte Censo sein Gegenüber an, als er bemerkte, dass Michael ihnen den Blick zugewandt hatte. Censo verspürte nicht übel Lust, diesem aufgeblasenen, hirnlosen Kraftprotz mit einem einzigen Degenstreich die Kehle aufzuschlitzen. Dies war seine Methode, Gegner vom Leben zum Tode zu befördern und er hatte sie schon oft erfolgreich angewandt.

      Gladblood lächelte hündisch ergeben. Er zuckte hilflos die Schultern, als wollte er sagen: Die Versuchung war einfach zu groß, ich konnte nicht anders. Der geschniegelte Geck mit dem tödlichen Lächeln wandte seine Aufmerksamkeit von ihm ab und Gladblood atmete auf. Er wusste, dass es besser war, dieses Wirtshaus schnell und ohne weitere Eskapaden zu verlassen. Sein Instinkt sagte ihm das. Michael war dabei, die Zeche zu zahlen, dann fragte er den Wirt nach einem Platz, wo er sein Pferd unterstellen konnte. Der Wirt bot ihm an, es im Stall hinter der Schenke zu lassen und der Gute Träumer nahm dankend an.

      Als er dies erledigt hatte, machte er sich auf den Weg zur Pension ‚Zur Quelle‘.

      Als der Gute Träumer den Markt überquerte, wanderte sein Blick wie magisch angezogen hinauf zum Schloss. Es lag direkt vor ihm auf der äußersten Kante des Felsplateaus. Wer dort auf einer Zinne der Befestigung stand, konnte bis tief ins Herz der Stadt blicken, wenn er ein gutes Glas besaß. Er sah das bunte Gewimmel auf dem Markt, das heute vom Regen fortgespült worden war. Er sah die vielen traumlosen Menschen in gramgebeugter oder traumwandlerischer Haltung durch die Straßen ziehen. Wer immer dort oben auch wohnte, musste wissen wie es um die Menschen im Reich stand. Wenn er es kalten Herzens ansehen konnte, musste er zu denen gehören, die der Traumlord ungeschoren gelassen hatte, weil ihre Kälte seinen Zielen nützte.

      Vielleicht aber war auch der Herr über dieses Schloss traumlos und leer.

      Michael wandte den Blick vom Schloss und lenkte seine Schritte nach rechts, wie es ihm der Tuchhändler geraten hatte. Er bedachte die kunstvollen Schnitzarbeiten am Gebälk des Rathauses mit einem flüchtigen Blick, dann war er in einer engen Seitengasse, die gut für einen Überfall aus dem Hinterhalt getaugt hätte. Doch unbehelligt erreichte er die Stiege, die sich nach halber Strecke nach linke wandte. Offenbar lag die Pension auf etwa halber Höhe des Schlossfelsens, direkt zu dessen Füßen.

      Der Wirt der Pension ‚Zur Quelle‘ ähnelte dem Tuchhändler etwa so sehr wie das Schwein dem Reh. Kein Mensch hätte beide als Brüder erkannt. Der Wirt war wahrlich fett. Um seine Hüften lag eine dicke Wulst, die wie ein umgelegter Reifen aussah. Sein Gesicht war aufgedunsen. Er hatte Hängebacken wie ein Hamster und blickte aus kleinen Schweinsäuglein auf den Gast. Er trug keine Haare mehr auf dem Kopf, aber stattdessen hatte er eine mit Fettflecken übersäte flache Mütze auf dem kahlen Schädel. Diese riss er vom Kopf und verbeugte sich, als Michael sich auf zwei Schritte genähert hatte. Die Verbeugung bereitete ihm offensichtliche Mühe, denn er gehörte zu jenen Menschen, die die eigenen Fußspitzen höchstens im Spiegel sehen können.

      „Ich grüße euch, Fremder. Wünscht ihr ein Zimmer in meinem bescheidenen Hause?“

      „Man sagte mir, ihr hättet welche frei“, erwiderte Michael und trat näher. Durchdringender Schweißgeruch trieb ihn wieder ein wenig zurück. Der Wirt war nicht nur fett wie ein Schwein, er roch auch so.

      „Man hat euch nicht zum Narren gehalten. Bei mir findet ihr Zimmer mit der besten Aussicht auf die Stadt. Außerdem bin ich bekannt für meine gute Küche.“

      ‚Hoffentlich kocht ihr nicht selbst‘, dachte Michael. „Was soll ein Zimmer kosten?“, wollte er wissen.

      „Nun, ich werde es euch für vier Nickel überlassen“„ erwiderte der Wirt und ging Michael voraus ins Haus. Die Eingangstür war so schmal, dass er Mühe hatte sich hindurchzuzwängen.

      ‚Eines

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