Der Traumlord. David Pawn

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Der Traumlord - David Pawn

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unter der Herrschaft des Traumlords. Träume von Schönheit und neuer Mode gab es nicht mehr. Wen interessierten da die Auslagen eines Tuchhändlers. Selbst jetzt, wo sich viele Menschen unter der Markise drängten blickte keiner in Richtung des Ladens außer dem Guten Träumer.

      Michael entschloss sich, den Laden zu betreten und nach einem Wirtshaus zu fragen. Es mochte sein, der Händler wies ihn schroff ab, wenn er erfuhr, dass Michael nichts kaufen wollte, aber er war wenigstens nicht so apathisch wie die Menschen, die ihn gerade umstanden.

      Als Michael den Laden betrat, schellte eine feine Glocke in einem der Hinterzimmer. Dies war im Augenblick natürlich völlig überflüssig, denn dienstbeflissen stand der Ladenbesitzer seinem mutmaßlichen Kunden sofort gegenüber. Plötzlich trug er ein feines Lächeln zur Schau, als sei es für ihn die größte Freude des Tages, Michael gegenüber zu stehen. In Anbetracht der Geschäftslage mochte dies vielleicht sogar zutreffen.

      „Guten Tag, edler Herr, was kann ich für euch tun“, sagte der Ladenbesitzer mit einer Stimme, die an das Krächzen eines Raben erinnerte.

      „Ich bin fremd in der Stadt und suche ein Quartier. Könnt ihr mir mit einer Auskunft behilflich sein?“ Michael erwartete bereite eine schroffe Erwiderung der Art, man sei keine Auskunftei und habe auch keine Gastwirtschaft, doch zu seiner Überraschung lächelte der Ladeninhaber und sagte: „Ich rate euch zur Pension ‚Zur Quelle‘. Sie ist gut und der Preis ist nicht hoch. Für nur einen halben Taler könnt ihr dort übernachten und erhaltet ein reichliches Frühstück.“

      „Ich danke euch für diese Auskunft. Wie finde ich die Pension?“

      „Ihr folgt dieser Straße bis zum Markt. Von dort zweigen fünf Straßen ab. Ihr nehmt jene, die direkt am Rathaus nach rechts abbiegt. Sie steigt ein wenig an und endet dann in einer Stiege. Wenn ihr diese hinaufgestiegen seid, werdet ihr erneut auf einen Weg treffen. Geht hier nach links und ihr habt die Pension in wenigen Minuten erreicht.“ Der Tuchhändler blickte Michael offen und freundlich ins Gesicht. Man sah, dass es ihm nichts ausmachte, einem Fremden lediglich mit einer Auskunft und nicht mit Waren zu dienen. Michael fragte sich, ob der Händler wohl einen Vorteil von seiner Auskunft zu erwarten hatte. Aber offen fragen wollte er auch nicht.

      „Ihr wisst gut Bescheid in der Stadt“, sagte der Gute Träumer und hoffte, den Händler so ein wenig aushorchen zu können.

      „Ich muss bekennen, die Pension ‚Zur Quelle‘ gehört meinem Bruder. Ich bin selbst oft dort zu Gast. Aber glaubt mir, ihr könnt es kaum besser treffen als dort.“

      „Das glaube ich gern“, antwortete Michael. Er wusste, dass ein halber Taler für eine Nacht und Frühstück wahrlich ein kaum zu unterbietender Preis war. Es tat ihm beinahe Leid, dass er am Ende nur mit einem Traum bezahlen würde. Dieser Tuchhändler sah zwar nicht gerade wie ein Menschenfreund aus, doch war er weitaus freundlicher als die meisten Kaufleute, die Michael kannte.

      „Es kommen nur noch selten Fremde nach Asgood, seit der Traumlord das Reich beherrscht. Viele Gasthäuser und Pensionen in der Stadt haben nicht mehr geöffnet. Die Besitzer sind fortgezogen oder haben sich anderweitig verdingt. Ich weiß sogar, dass einer zur Dunklen Garde übergetreten ist.“

      Der Tuchhändler schien lange darauf gewartet zu haben, wieder einmal mit einem Menschen zu sprechen, der nicht wie eine weidende Kuh vor sich hin starrte. „Der Traumlord hat mich verschont. Kaufleute verschont er fast immer, solange sie keine aufrührerischen Reden führen. Aber ich liebe den Traumlord nicht. Ich habe ein Geschäft, in dem man viele Träume finden kann. Aber wer will so was heute noch kaufen, frage ich euch?“

      „Weshalb erzählt ihr mir das? Ich könnte einer von den Leuten des Traumlords sein.“ Michael versuchte listig dreinzuschauen.

      „Nein, die erkennt jeder auf hundert Meter Entfernung. Ich weiß nicht, wer ihr seid, aber zum Traumlord gehört ihr mit Sicherheit nicht. Erzählt mir, was führt euch nach Asgood?“

      Michael war sich nicht sicher, ob er diesem Händler trauen konnte. Gewiss, er hatte eine gewinnende Art, schien ehrlich zu sein, und was den Traumlord betraf, zumindest neutral, aber seine Mission war eine gefährliche. Es konnte den Tod bedeuten, wenn er zu schnell dem äußeren Anschein folgte. Andererseits war ein Mensch so gut wie der nächste, wenn er eine Spur des rätselhaften Sterns finden wollte. Michael entschloss sich, einen Zipfel der Wahrheit zu zeigen.

      „Ich suche nach einem Gegenstand, den man den Stern von Asgood nennt“, sagte er gemessen. Er rechnete mit dem Schlimmsten und war zu sofortiger Flucht bereit.

      Der Händler aber sah sein Gegenüber nur verständnislos an. Offenbar wusste er weder, wo man den Stern von Asgood fand, noch wozu er dienen mochte. Er zuckte hilflos die Schultern und sagte: „Ich habe noch nie von so einem Stern gehört. Wozu braucht ihr ihn?“

      Das war eine verdammt gute Frage, fand Michael. Aber er war auch der Meinung, es würde auf alle Fälle besser sein, sie nicht zu beantworten. Natürlich musste er irgendetwas erwidern, sonst würde er diesen Mann vor den Kopf stoßen und sich selbst verdächtig machen.

      Michaels Vorsicht mag ein wenig seltsam erscheinen, da die vorangegangenen Abenteuer deutlich zu zeigen schienen, dass der Traumlord sowieso über alle seine Schritte im Reich informiert war, aber die Sachlage war anders. Es war sicherlich wahr, keiner wusste über die Vorgänge im Reich so gut Bescheid wie der Traumlord, aber wie schon gesagt, er war böse doch nicht der Teufel persönlich oder ein düsterer Gott. Einen großen Teil seiner Informationen über die Geschehnisse im Reich erhielt der Traumlord von Spionen, die sich in seinen Dienst begeben hatten, weil er ihren Traum – Geld und Macht – erfüllen konnte. Der Rest seines Wissens fußte auf Deduktion und Intuition, zwei Fähigkeiten, die jedem mächtigen Mann gut zu Gesicht stehen, wenn er seine Macht festigen und erweitern will. Besonders seine Fähigkeit, die Züge des Gegners wie ein guter Schachspieler vorauszusehen, und daraus eine eigene Strategie abzuleiten, war bewundernswert.

      Als der Traumlord erfahren hatte, dass sich wieder einmal einer aufgemacht hatte, ihn zu besiegen, war ihm auch sofort klar, dass dieser sich nach Toulux wenden würde, um den Weisen Stephen um Rat zu befragen. Es gab nur wenige Menschen im Land, die um die Möglichkeit ihn, den Traumlord, zu besiegen, wussten. Er selbst kannte nur den Weisen Stephan. Auch der weitere Weg des Guten Träumers war damit vorgezeichnet. Fallen hatte der Traumlord immer dort aufgestellt, wo eine Verteidigung schwierig zu bewerkstelligen war. Den Wald der ewigen Finsternis hätte der Gute Träumer möglicherweise noch umgehen können, aber es hätte ihn zwei Tagesreisen gekostet. Die Brücke über den Askar war die einzige Möglichkeit über den Fluss zu kommen, wenn man nicht schwimmen wollte. Dieses Vorhaben war zur gegebenen Jahreszeit aber kaum zu empfehlen.

      Der Gute Träumer wusste, dass der Traumlord ein gut Teil seines Weges verfolgt hatte. Er ahnte, dass es Späher gab, die seiner Fährte wie Hunde folgten. Aber hinter der Brücke mochten sie ihn verloren haben. Der Traumlord wusste, dass da einer unterwegs war, ihn zu vernichten und Michael wusste, dass der Traumlord dies wusste. Aber es gab keinen Grund es jedem zu erzählen, der ihn nach seinen Zielen fragte. Der Traumlord hatte, wie jeder grausame Herrscher, nicht nur Feinde.

      „Ein Zauber geht von diesem Stern aus. Er soll heilen können, welche Krankheit man auch immer hat.“ Michael fand, dies war eine gute Begründung.

      „Wer hat dir gesagt, dass man in Asgood so etwas findet?“, forschte der Händler weiter. „Ich glaube fast, man hat einen bösen Scherz mit dir getrieben.“

      „Ein weiser, alter Mann hat mir von diesem Gegenstand erzählt. Er nannte ihn den Stern von Asgood, und also folgerte ich, dass ich ihn hier finden würde. Morgen werde ich mit der Suche beginnen, aber nun will ich erst zu jener Pension gehen, die ihr mit empfohlen habt.

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