Der Traumlord. David Pawn

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Der Traumlord - David Pawn

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war eine Arbeit die fast seinen Tod bedeutet hatte. Die Sonne und der Sand hätten beinahe die Arbeit seiner Häscher beendet.

      Monatelang hatte er gebraucht, um die Höhle auszuheben. Ernährt hatte er sich von den wenigen Tieren und Pflanzen, die er in der Wüste fand. Er hatte festgestellt, dass es eine Schlangenart in der Wüste gab, die besonders vorzügliches Fleisch hatte, das so zart war, dass es selbst roh noch eine Delikatesse war.

      Er wusste nicht, dass diese Schlage ein Gift besaß, das selbst einen Elefanten mit einem Biss töten konnte. Hätte er es gewusst, er hätte geglaubt, die Häscher hätten ihm diesen tödlichen Leckerbissen untergeschoben.

      Er sog den Tieren die er fing stets die Körperflüssigkeit aus, um nicht zu verdursten. Gleichzeitig legte er in einem Nebengelass seiner Höhle einen Brunnen an. Als der Brunnen fertig war, hatte er bereits drei Jahre in der Wüste überlebt.

      Er hatte gelernt, den Tau des Morgens in seiner Kleidung zu fangen. Er hatte ebenfalls gelernt, den spärlichen Regen aufzufangen, der hin und wieder vom Himmel fiel. Man musste ihn fast aus der Luft trinken, denn sonst sog die Sonne ihn mit gierigen Zügen sofort wieder auf.

      Er hatte Karawanen gefunden, die in der Wüste gescheitert waren. Die gebleichten Knochen der toten Reittiere stützten Höhle und Brunnen ab. Werkzeuge und leere Vorratsbehälter hatte er gefunden. Die Uhr, die er kurze Zeit in seiner Höhle aufbewahrte, hielt er bald für eine Bombe und vernichtete sie.

      Jetzt lebte er seit zehn Jahren in der Wüste. Noch immer waren seine Feinde hinter ihm her. Noch immer ließen sie nicht von ihm ab, bedrängten ihn, ließen ihn keinen Frieden finden. Sein Traum war Frieden. Er wollte endlich seine Häscher abschütteln. Sie sollten ihn in Ruhe lassen, damit er nach Bahnil zurückkehren konnte.

      In Bahnil lebte seine Mutter. Nein, seine Mutter war tot. SIE hatten sie umgebracht. SIE hatten überhaupt jeden umgebracht, der auf seiner Seite stand. Stets hatten SIE einen IHRER Schergen an die Stelle des Ermordeten gesetzt, einen Schergen, der dem ermordeten Freund oder Verwandten zum Verwechseln ähnlich sah. Aber er hatte diesen Betrug durchschaut. Er hatte die Schergen hinter den Masken erkannt, an ihren Stimmen, ihren Blicken, ihrem Habitus.

      Nur auf Grund dieser Fähigkeit, die Schliche seiner Häscher zu durchschauen, war es ihm gelungen zu überleben. SIE hatten ihm das Leben zu Hölle gemacht, aber SIE hatten es ihm nicht nehmen können. Darauf war er stolz.

      Manchmal, in den klaren, kalten Nächten der Wüste, stand er vor dem Eingang seiner Höhle und schaute hinauf zum Firmament. Dort oben, so hatte man ihn gelehrt als er zehn oder elf Jahre alt war, gab es Millionen riesige Steinklumpen ähnlich seiner Welt. Er wünschte sich dann zum Himmel blickend, auf einer dieser fremden Welten allein und in Frieden leben zu können. Dort wäre er dann wirklich unerreichbar für seine Verfolger. SIE würden hier auf der Welt hocken, mit verkniffenen, wutentbrannten Gesichtern zu den Sternen aufblicken und ihre Fäuste gen Himmel schütteln. Aber erreichen würde ihn dort oben niemand mehr.

      Jetzt aber war er auf dem Weg zurück zu seiner Höhle. Immer wieder wandte er den Blick nach Osten, der Richtung aus der er gekommen war. Von dort würden seine Verfolger kommen. SIE lauerten in den Schatten der Sanddünen, die in westlicher Richtung wanderten. Flach, schlangengleich bewegten SIE sich vorwärts und glaubten, er sähe SIE nicht. Aber SIE konnten ihn nicht täuschen.

      Er umging den Eingang zu der Höhle im Wüstensand zunächst in einem weiten Bogen, denn er hoffte, seine Verfolger abschütteln zu können, zumal ein leichter Sturm von Osten her aufkam. Immer wenn es stürmte, konnte er seinen Gegnern entfliehen. Er konnte dann zeitweise sogar über die Angst lachen, die er sonst vor seinen Verfolgern empfand. Aber wenn der Sturm abklang, kamen zuerst Kopfschmerzen und dann auch die Angst zurück.

      Als er sich jetzt umwandte, waren die Verfolger verschwunden. Aber vielleicht hatten SIE sein Manöver bemerkt und nur den direkten Weg zur Höhle gewählt. Dort erwarteten SIE ihn nun möglicherweise mit scharfen Schwertern und spitzen Speeren bewaffnet. Er wusste, SIE hatten Waffen aus einem besonderen Stahl. Ein Hieb mit der Klinge eines IHRER Schwerter, würde ihn sofort längs mittendurch teilen. Diese Vorstellung ängstigte ihn besonders. Er stellte es sich entsetzlich vor, wenn einer der Häscher sein gigantisches Schwert hob, auf ihn niedersausen ließ, und er dann zur Hälfte nach links und zur Hälfte nach rechts in den Sand kippte, während sein Blut aus ihm herausströmte und versickerte. Seine Eingeweide würden aus ihm herausquellen, und bald schon kämen die Tiere der Wüste, die er so oft verspeist hatte, um sich nun ihrerseits an ihm gütlich zu tun.

      Er hasste diese Vorstellung. Doch manchmal überfiel sie ihn sogar nachts. Denn hörte er Stimmen und das Trappeln von schweren Stiefeln vor dem Höhleneingang.

      In solchen Nächten war er schweißgebadet. Er fürchtete, wahnsinnig zu werden, wenn SIE ihn nicht endlich in Frieden ließen. Diese Furcht war völlig unbegründet, denn er war es bereits seit dem entsetzlichen Tod seines Vaters.

      XI.

      Der Gute Träumer hatte den größten Teil seines Weges von Toulux nach Asgood bei herrlichem Frühlingswetter zurückgelegt. Oftmals schien es geradezu so, als wäre die Sonne eine Verbündete im Kampf gegen den Traumlord. Doch just an jenem Tag als er die Stadttore von Asgood durchschritt, sein Pferd am Zügel hinter sich führend, goss es wie aus Kannen. Große Tropfen prasselten vom Himmel herab, der schwarz war wie der Deckel eines Sarges. Die Tropfen hatten sich in den Straßen der Stadt zu Seen und Sturzbächen vereinigt. Traufen liefen wie Wasserfälle von den Dächern. Es regnete Blasen und gerade als Michael einen trockenen Unterstand fand, setzte ein Hagelschauer ein. Die Eiskörner, die nun auch noch vom Himmel herunterprasselten, hatten teilweise die Größe von Taubeneiern.

      Unter der Markise, die sich der Gute Träumer als Unterschlupf gewählt hatte, standen noch weitere Menschen. Die meisten von ihnen waren ärmlich gekleidet. Alle aber, auch die, die offenbar einen etwas besseren Stand besaßen, blickten apathisch in den Regen, als hätte das schlechte Wetter magische Kräfte, die ihre Seelen lähmten. Aber Michael wusste es besser. Es lag nicht am Wetter. Dies waren allesamt Menschen, denen man ihre Träume geraubt hatte.

      Noch nie hatte der Gute Träumer eine solche Ansammlung von Traumlosen auf einem Haufen gesehen. In Ramos gingen die Leute selten aus, und wenn, so landeten sie allesamt im Wirtshaus. Dort aber saß jeder allein an einem Tisch und starrte stumpfsinnig in sein Glas, egal ob dieses voll oder schon leer war.

      Man spürte sofort, dass man in einer großen Stadt war. Es gab so viele Menschen, dass sie sich nicht aus dem Wege gehen konnten. Sie mussten aufeinandertreffen, selbst unter den gegebenen Umständen.

      Michael lugte unter seinem Unterstand hervor, um sich ein wenig zu orientieren. Für ihn kam es zunächst einmal darauf an, ein Wirtshaus zu finden, wo er für die Nacht ein Lager bereitet bekam. Ausgeruht wollte er sich am nächsten Tag auf den Weg machen, um den geheimnisvollen Stern zu finden, der in den Mauern dieser Stadt verborgen sein sollte. Kaum hatte Michael die Nasenspitze unter der Markise hervorgesteckt, da warf ihm ein heftiger Windstoß einen Schwall Wasser ins Gesicht, der mit Eiskörnern vermischt war. Der Gute Träumer schloss in einem Reflex die Augen und zog sich wieder einen Schritt zurück. Es würde ihm nichts weiter übrig bleiben, als abzuwarten, bis sich das Wetter endlich wieder besserte.

      Die Markise, die dem Guten Träumer und den anderen Menschen an seiner Seite als Schutz vor dem Regen diente, gehörte zu einem Laden, dessen Besitzer mit Tuchen und Stoffen handelte. In den Auslagen wetteiferten kostbarer Brokat, feine Seide und derbe, unverwüstliche Wollstoffe um die Gunst der Kunden. Der Ladenbesitzer stand hinter seinen Auslagen und blickte hinaus in den Regen und auf die Menschenansammlung vor seinem Geschäft. Er war ein schmächtiges Männchen, das ein heftiger Regen wie der heutige im Rinnstein davongespült

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