Der Traumlord. David Pawn

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Der Traumlord - David Pawn

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kam. Sie war bei ihm, während er aus dem Fenster zu Roberts Haus blickte und nachdachte.

      Vor zwei Tagen hatten sich die Mörder, oder was auch immer diese Männer waren, bei Robert versammelt.

      Sylvester sah aus dem Fenster, dann blickte er hinüber zu Marie, die den Boden des Zimmers fegte.

      „Was glaubst du“, fragte Sylvester beiläufig, „wo wohnt der Traumlord?“

      Marie blickte auf und ihre Augen spiegelten Ratlosigkeit wieder. „Bist du betrunken, Sylvester? Wie kommst du auf solche Fragen?“

      Sylvester ließ sich nicht beirren. „Was meinst du, lebt er in einem hohen Schloss, abseits, in einem verborgenen Winkel des Reiches? Oder ist er in einem Dorf zu Hause und führt unerkannt sein Regime?

      „Keiner kann dir diese Frage beantworten“, erwiderte Marie. „Niemand weiß es. Ich glaube auch, es ist besser, es nicht zu wissen, wenn man noch ein paar Jahre leben will.“ Sie packte den Besen fester und führte ihn energisch über den Boden, als könne sie so Sylvesters merkwürdige Fragen auslöschen. Fragen, die nicht ganz ungefährlich waren.

      „Kennst du den Mann, der in dem Haus gegenüber wohnt?“, wechselte Sylvester unvermittelt das Thema. Jedenfalls schien es Marie so.

      „Kaum, er heißt Robert, soviel ich weiß und lebt seit etwa sechs Monden auf der Insel. Er lebt wohl allein, denn manchmal trifft man ihn bei Einkäufen auf dem Markt. Ansonsten scheint er wenig gesellig zu sein. Jedenfalls geht er nicht ins Wirtshaus wie der Meinige und hat wohl auch keine Freunde. Manche alte Weiber sagen, er wäre ein Zauberer. Er wisse von Dingen, die noch kein Mensch gesehen hat, könne in die Zukunft schauen. Aber du weißt selbst, alte Weiber reden viel, wenn die Sonne hoch steht.“

      „Ich glaube, dieser Mann ist der Traumlord“, sagte Sylvester unvermittelt in ruhigem Ton.

      „Bist du des Teufels!“ Marie ließ den Besen fallen und fuhr zu Sylvester herum, der inzwischen wieder aus dem Fenster starrte. „Es wäre furchtbar, einen vielleicht unschuldigen Menschen so zu belasten. Aber wenn du Recht hättest, wenn du Recht hättest, es wäre tausendmal furchtbarer. Es wäre dein Tod.“

      „Glaubst du?“

      „Der Traumlord weiß alles. Wenn dieser Robert wirklich der Traumlord ist, wird er erfahren, dass du ihn verdächtigst und wird seine Vorkehrungen treffen. Dessen bin ich gewiss. Darum sage ich dir, ich habe nicht gehört, was du gesagt hast.“

      „Zu spät“, entgegnete Sylvester. „Du hast es gehört und es wird in deinem Kopf haften bleiben.“

      „Ach, du verrückter Bücherwurm“, fluchte Marie und bückte sich nach dem Besen. Als sie sich wieder aufrichtete, fragte sie: „Wie kommst du eigentlich auf so eine irrsinnige Idee?“

      „Er hat Gäste … lass mich ausreden.“ Marie hatte etwas einwerfen wollen. „Es sind keine Gäste, wie gute, brave Bürger sie haben. Mörder, Ritter der Dunklen Garde kommen zu ihm. Außerdem ist er unermesslich reich, doch keiner weiß, woher dieser Reichtum stammt. Von seinen Fähigkeiten, in die Zukunft zu schauen und seltsame Dinge zu erschaffen, habe ich auch schon gehört. Er muss ein mächtiger Magier sein. Aber keineswegs ist er ein guter Magier. Ist er nicht der Traumlord, so ist er einer seiner engsten Vertrauten.

      „Was nützt es, wenn du Recht hast? Du kannst nichts tun.“

      „Er ist ein Mensch, der den Tod verdient hat, Marie.“

      Entsetzen war plötzlich wieder in den Augen der Frau. Wenn Sylvester nur annähernd Recht hatte, so konnte jedes seiner Worte für ihn und für sie sofortiges Verderben bedeuten. Hatte er nicht selbst von Mördern in Roberts Haus gesprochen? War er denn so wahnsinnig, dass er nicht verstand, was er anrichtete mit seinen Gedanken?

      Sylvester las in Maries Gesicht wie in einem offenen Buch. Er sah ihre Angst und Verzweiflung. Sie würde sofort aus dem Haus laufen, wenn er noch tiefer in sie drang. Aber war es denn nicht ehrenvoller, bei dem Versuch, den Traumlord zu besiegen, zu sterben, als in diesem Stuhl am Fenster zuzusehen, wie er umherging mit stolzgeschwellter Brust und das Land währenddessen in Siechtum lag. War nicht das Reich bewegungsunfähig wie er? Brauchte es nicht einen Arzt, der mutig genug war, eine risikovolle Operation durchzuführen? Er wollte es wenigstens versuchen.

      Er sah Marie mit seinen braunen Augen an und sagte sehr gleichmütig: „Ich werde diesen Robert weiter beobachten. Vielleicht irre ich mich doch. Ich will niemandem schaden, der es nicht verdient.“

      Er vermied das Wort ‚töten‘ bewusst, denn er wollte Marie nicht verschrecken. Er brauchte ihre Hilfe. Sie ersetzte seine Beine.

      „Glaub ja nicht, dass ich irgendetwas mit der Sache zu tun haben will“, erwiderte Marie, als habe sie seine Gedanken erraten. Danach zog sie sich in die Küche zurück. Es war eine Flucht, denn natürlich war ihre Arbeit im Wohnzimmer noch nicht beendet. Aber sie musste fort, fort von Sylvesters wirren Ideen. Außerdem brauchte sie Ruhe, um das, was sie über Robert gehört hatte und Sylvesters Vorstellungen miteinander zu verknüpfen. Sie wollte selbst sehen, ob sich die losen Enden verbinden ließen oder nicht.

      X.

      Er konnte die Verfolger nicht abschütteln.

      Er wusste, dass SIE hinter ihm her waren. SIE lauerten in den Schatten und machten sich einen Spaß daraus, ihn in Angst und Ungewissheit zu 1assen. Stets waren SIE einen Schritt hinter ihm. SIE hätten ihn sofort und ohne Umschweife töten können, aber der Tod hätte seine Qual und IHRE Freude nur beendet, also ließen SIE ihn am Leben. Er lief für SIE wie ein Goldhamster im Laufrad, und SIE hatten ihren Spaß daran.

      Er musste seine Höhle erreichen, ehe die Sonne im Zenit stand. Die Hitze des Mittags würde sein Gehirn ausdörren wie eine Dattel. Dann wäre er nicht mehr in der Lage, den Häschern auszuweichen.

      Vielleicht waren SIE aber auch bei der Höhle. SIE konnten, nein, SIE mussten wissen, dass er kam. SIE warteten dort und überfielen ihn aus einem Hinterhalt heraus. Es wurde wahrlich Zeit, dass er sich einen zweiten Einstieg zur Höhle schuf.

      Einmal hatten SIE seine ganzen Vorräte unbrauchbar gemacht. SIE hatten die Nahrungsmittel einfach aus der Höhle geschafft und in den Sand gelegt. Den Rest hatte die Sonne erledigt, die unbarmherzig herniederbrannte.

      Wäre er nicht in ständiger Gefahr, er hätte die Wüste schon lange hinter sich gelassen.

      Als er sich entschlossen hatte, aus seinem Heimatdorf zu fliehen, weil die Bedrohung dort schon lange ins Unermessliche gestiegen war, hatte er zunächst vorgehabt, Sameth zu erreichen, die Stadt auf der anderen Seite der Wüste. Aber schnell war ihm klar geworden, dass SIE ihn dort erwarteten. Er wusste nicht, wer SIE waren, aber er wusste, dass SIE in Sameth warteten, um dort zu beenden, was SIE in Bahnil begonnen hatten.

      Er konnte nirgendwo hin. SIE folgten ihm. SIE erwarteten ihn, wohin auch immer er sich wenden würde. Nur hier, in der Wüste, hatte er eine Chance, denn die Wüste war IHNEN gegenüber gerade so unerbittlich, wie SIE ihm gegenüber waren.

      Manchmal sah er IHRE Gestalten dicht vor der Horizontlinie vorbeiziehen. Dann wünschte er, der Durst, der auch ihn meist plagte, würde SIE umbringen.

      Er hatte auch schon Leichen gefunden. Aber SIE waren zu viele. Wie bei Schakalen gab es immer zwei mehr von IHNEN, wenn einer starb.

      Das erste Jahr

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