Der Traumlord. David Pawn

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Der Traumlord - David Pawn

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Minuten umwandte, war der Weiße Ritter verschwunden. So musste es sein.

      II.

      Aranxa lebte bei ihrem Herrn solange sie sich erinnern konnte. Und das waren mehr als zwanzig Jahre.

      Ihr Herr war Gladblood. Ein Ritter der Dunklen Garde des Traumlords. Gladblood war reich und hatte nur einen Traum, diesen Reichtum zu behalten und zu vermehren. Um diesen Traum zu erfüllen, war ihm jedes Mittel recht. Solche Untertanen liebte der Traumlord, und er nahm ihnen darum auch nicht ihre Träume, denn es waren dunkle Träume. Träume, die er benutzen konnte.

      Auch Aranxa hatte ihre Träume noch. Es war ein Versehen des Traumlords. Er war nicht gut, aber er war auch nicht so großartig böse, dass er unfehlbar gewesen wäre. Er hatte Aranxa übersehen, wie so viele sie in ihrem bisherigen Leben übersehen hatten. Ihr Stand war einfach zu niedrig, als dass man sie sah.

      Aranxa lebte bei Gladblood seit sie denken konnte, und genau so lange war sie seine Sklavin. Sie erfüllte alle seine Wünsche, las sie ihm von den Augen ab, noch ehe er die Lippen geöffnet hatte, um sie auszusprechen. Sie schlief in Gladbloods Haus in einer Kammer, die nicht größer war als der Kleiderschrank ihres Herrn, Sie teilte diese Kammer mit Spinnen und Ratten, die Gladblood immer wieder fing und dort hineinwarf. Einmal hatte Aranxa eine Ratte getötet. Daraufhin hatte ihr Herr sie so lange geprügelt, bis sie ohnmächtig zusammengebrochen war.

      „Du bist selbst eine Ratte“, hatte er dabei unablässig geschrien. „Und wenn du die Ratten tötest, werde ich dich töten wie eine Ratte.“

      Sie war damals zehn oder elf Jahre alt gewesen. Sie hatte seitdem nie wieder einem Tier, das in ihrer Kammer hauste, etwas getan. Anfangs war es ein Burgfriede gewesen. Doch mit den Jahren hatte Aranxa gelernt, mit den Tieren umzugehen, die andere Menschen verabscheuten und fürchteten. Die Ratten, Spinnen und Schlangen gehorchten ihr.

      Aranxa hatte nur einen einzigen, wirklich großen Traum. Dieser Traum war das Schloss. Es stand auf einem Felsen hoch über der Stadt Asgood und beherbergte die Prinzessin. Aranxa träumte davon, einmal dort hinauf zum Schloss zu gehen, durch alle Räume zu wandeln und natürlich dort zu speisen. Das, was sie von ihrem Herrn zur Nahrung bekam, taugte nicht für seine Hunde, die draußen vor dem Haus angekettet waren.

      Aranxa wusste einiges über das Schloss. Außer der Prinzessin wohnte dort oben ein Mann, der Hohr hieß und mit Gladblood befreundet war. Manchen Abend hatte Aranxa die beiden bedient, wenn Hohr in Gladbloods Haus zu Gast war. Sie hatte ihnen die Stiefel von den Füßen gezogen, wobei sie ihr stets kräftig in den Hintern traten. Danach hatte sie das Essen für sie bereitet und es ihnen serviert. Sie hatte ihnen Wein kredenzt und schließlich, wenn sie dann betrunken gewesen waren, hatte sie ihnen auch noch zu Willen sein müssen wie eine Hure. Sie ekelte sich hinterher stets vor dem eigenen Körper, aber Gladbloods Schläge waren schlimmer als sein Schwanz.

      Während die beiden Männer sprachen, hatte Aranxa viel über die Prinzessin und das Leben im Schloss erfahren. Es störte niemanden, wenn sie zuhörte. Man hielt sie für so bedeutungslos wie ein Möbelstück nur billiger. Und niemanden stört es, wenn ein Ohrensessel lauscht.

      Aranxa träumte oft vom Schloss. Manchmal waren ihre Träume so lebhaft, dass sie sich am Morgen fragte, ob sie in der Nacht vielleicht wirklich durch die prachtvollen Säle geschritten war. Die Räume und Gänge mussten gewaltig sein. Ihre Deckengemälde und Stuckarbeiten erschienen Aranxa im Traum jedes Mal so hoch wie die Sterne am Himmel. Selbst die Möbel im Schloss waren offenbar für Riesen geschaffen, Es gelang Aranxa nie über die Tischplatten hinwegzusehen. Die Schränke waren gewaltige, hölzerne Riesen. Aber trotz all dem liebte Aranxa die Pracht des Schlosses – das warme Gold, das strahlende Silber und die bunt schillernden Edelsteine. Am meisten liebte sie aber die Prinzessin. Sie war eine Frau mit anmutigen, edlen Gesichtszügen. Ihre Augen strahlten Wärme und Liebe für Aranxa aus, die ihr zu Füßen saß. Die Prinzessin hatte langes, blondes Haar, braune Augen und eine gerade, schmale Nase. Ihr Gesichtsausdruck war stolz, doch voller Wohlwollen und Güte. Aranxa konnte nach dem Erwachen nie verstehen, weshalb die Prinzessin Menschen wie Hohr an ihrem Hof duldete. Doch dann schalt sie sich stets eine dumme Ziege, denn schließlich war alles nur ein Traum gewesen. In Wirklichkeit mochte die Prinzessin eine Hexe mit einem Buckel und schiefen Zähnen sein.

      Aranxa wusste nichts von Michael, dem Guten Träumer. Michael wusste nichts von Aranxa. Doch er würde ihren Traum erfüllen.

      III.

      Der Traumlord stand am Fenster und blickte hinaus. Sein Blick war kalt und starr geradeaus nach Norden gerichtet. Irgendwo dort hatte sich ein kleiner Käfer aufgemacht, die Spinne aus ihrem Netz zu vertreiben. Es war verrückt, aber es war die Wahrheit. Der Traumlord war sich sicher, dass kein Mensch wusste, wer er war, wo er war und wie groß seine Macht war. Aber es gefiel ihm dennoch nicht, dass sich einer der Gemeinen aufgemacht hatte, ihn zu besiegen.

      Anfangs hatte der Traumlord geglaubt, ein Besessener wäre unterwegs zu ihm. Einer, dessen Träumen er nicht hatte habhaft werden können, weil sie von seinem realen Denken nicht zu isolieren waren. Ein Besessener wäre kein Problem für ihn gewesen, denn er konnte seine Träume nicht im Zaum halten. Später hatte der Traumlord angenommen, der Wirrkopf, der ihn besiegen wollte, war einer, dessen Träume er einfach vergessen hatte zu nehmen. Dies wäre schnell nachzuholen gewesen. Schließlich begriff er, dass da einer aufgebrochen war, dessen Träume so groß und so vielfältig waren, dass er sie einfach nicht hatte nehmen können. Und genau das war ein Problem!

      Der Traumlord blickte nach Norden, von wo der Wirrkopf kommen würde und dachte über seine bisher vergeblichen Bemühungen nach, diesen auszuschalten.

      Er hatte es im Dorf Toulux versucht, als dieser Träumer zum Weisen Stephan vorgedrungen war. Er hatte ihm ein ganzes Rudel wilde Hunde auf den Hals gehetzt. Es waren allesamt wilde Bestien gewesen, die den Träumer ohne Probleme in Stücke gerissen hätten. Aber dieser hatte nicht gezögert, sich eines hinterhältigen Tricks zu bedienen, um ihn, den Traumlord, zu überlisten. Er hatte seinen Hunden ein Paar Löwen entgegengestellt, die auf ihre Weise genauso blutrünstig wie die Hunde waren. Es waren große, schlanke Tiere von königlicher Eleganz und tänzerischer Geschmeidigkeit. Sie waren wie Furien zwischen die Hunde gefahren und hatten das Rudel in weniger als einer Minute zerschlagen und verjagt. Der Traumlord hatte diese heroischen Löwen nur schwer verwunden. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis ihm etwas einfiel, wogegen diese Könige der Tierwelt machtlos sein würden.

      Doch das Monster, das er, der Traumlord, gesandt hatte, als der Träumer gerade im Wald der ewigen Finsternis war, hatte ein Ritter vernichtet, den man den Weißen Ritter nannte. Der Traumlord fluchte leise. Danach wandte er sich vom Fenster ab, verließ den Turm und stieg die Wendeltreppe hinab zur Maschine.

      Die Maschine summte leise, so als summe sie ein monotones Lied vor sich hin. Sie blinzelte dem Traumlord aus Lampenaugen verschwörerisch zu. Nur er verstand, was sie zu sagen hatte. Er glaubte nicht, dass noch ein Mensch im Reich wusste, wie man zur Maschine sprach.

      IV.

      Als der Gute Träumer die Lichtung erreichte, hatte sich die Sonne bereits seit zwei Stunden hinter den Horizont zurückgezogen. Im Wald hatte die Finsternis der Ewigkeit geherrscht und Michael hatte sich bei der Suche nach dem rechten Weg vor allem auf die Instinkte seines Pferdes verlassen. Endlich hatte sich das Dach aus Ästen über seinem Kopf gelichtet und den Blick auf einen klaren Sternenhimmel und einen Mond im ersten Viertel freigegeben.

      Michael hatte ein Feuer entfacht, seine Decken auf dem Boden ausgebreitet, nachdem er sich vergewissert hatte, dass

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