Der Traumlord. David Pawn

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Der Traumlord - David Pawn

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spürte, dass der alte Mann ihn auf die Probe stellen wollte. Er wusste nur nicht, was für eine Art Probe das sein sollte. Er fühlte sich auf den Arm genommen. ‚Ruhig bleiben, besonnen antworten‘, raunte er sich im Geiste dennoch zu. „Du bist alt, das stimmt, doch du bist weise. Alle Welt lobt und preist deine Weisheit. So sage mir also, wie ich den Traumlord besiegen kann.“

      Der Alte lächelte.

      ‚Prüfung bestanden‘, schoss es Michael durch den Kopf.

      „Du musst stark sein und mutig“, begann der Weise Stephan seine Erklärung mit Dingen, die Michael auch ohne ihn gewusst hätte. Die Prüfung dauerte an.

      „Gewiss“, erwiderte Michael, „doch deine übergroße Weisheit sieht sicher mehr.“

      „Ja“, nickte der Alte. „Stärke und Mut allein reichen nicht aus. Du musst gute Träume haben, nicht nur ein paar, die haben alle. Du musst so viele gute Träume haben, dass sie der Traumlord dir nicht nehmen kann. Du musst ihn ersäufen in guten Träumen.“ Plötzlich war die Stimme des alten Mannes schrill und enthusiastisch. Doch dieser Moment war so schnell vergangen wie er gekommen war. Mit seiner knarrenden Stimme fuhr er fort: „Und du brauchst drei Dinge aus dem Reich, ohne die du den Traumlord nicht besiegen kannst.“

      „Welche Dinge?“, platzte Michael ungestüm heraus und dachte im gleichen Augenblick, dass er damit alles verdorben habe. Aber der Weise Stephan überhörte die Unschicklichkeit. Ihm lag auch viel am Ende des Traumlords. Mehr als ein Mensch im Reich ahnte. Er hätte den Traumlord selbst besiegt, wenn er die Kraft dazu besessen hätte.

      „Gemach, mein Sohn“, rügte der alte Mann daher nur leicht. „Ich werde es dir sagen. Du brauchst für deine Aufgabe drei Dinge: den Stern von Asgood, den Fels aus der Wüste Gohan und das Buch von Nekros. Suche diese Dinge, nimm sie mit auf deine Reise und du wirst den Traumlord besiegen.“

      „Du sprichst in Rätseln, weiser Mann“, sagte Michael. Er hoffte auf mehr Information.

      „Dann löse sie“, antwortete der Weise Stephan nur.

      „Wo finde ich den Traumlord?“, fragte Michael noch einmal genauer nach.

      „Du wirst es erfahren, wenn es an der Zeit ist“, kam prompt die Antwort, die Michael befürchtet hatte.

      „Gehe jetzt deines Weges, Guter Träumer, und finde die drei Dinge, die ich dir nannte. Eine Hilfe will ich dir noch geben. Asgood, die große Stadt, liegt im Süden.“ Der alte Mann nickte dem Guten Träumer, er hatte ihn als erster Mensch so genannt, zu und deutete damit an, dass die Unterredung beendet war. Michael zog sich zurück und dachte über die drei Dinge nach, die er finden sollte. Er konnte sich weder vorstellen, was dies für Dinge waren, noch konnte er erkennen, wie sie ihm helfen sollten, den Traumlord zu besiegen. Vielleicht hatte sich der Alte nur über ihn lustig gemacht? So kam ihm die ganze Sache von Anfang an vor. Vielleicht war alles nur ein subtiler Scherz des Traumlords, eine Falle weitaus raffinierter als die Attacke der wilden Hunde?

      Während Michael ins Freie trat und, von der Sonne geblendet, schützend eine Hand vor seine Augen hielt, saß der Weise Stephan noch immer auf seinem Teppich und dachte über den jungen Mann nach, der ihn gerade verlassen hatte. Stephan war sich sicher, dass, wenn je einer zu ihm gekommen war, dem er zutraute, den Traumlord zu finden und zu besiegen, dieser soeben vor ihm gestanden hatte. Er hatte ihm gesagt, was es zu sagen gab. Wenn er wirklich der Richtige war, der wahre Gute Träumer, dann würde er das Rätsel um die drei Dinge lösen. Nur ein Mann, der dieses Rätsel löste, war am Ende auch wirklich fähig, dem Traumlord gegenüberzutreten, um ihn zu besiegen. Für jeden anderen war es besser, wenn er dem Traumlord niemals begegnen würde. Darum wies Stephan allen, die ihn fragten, den Weg mit diesem Rätsel. Einer würde es eines Tages bewältigen und er würde dann den Traumlord vertreiben, damit die Menschen im Reich wieder glücklich und voller Träume leben konnten.

      Der alte Mann nickte still vor sich hin, die eigenen Gedanken bekräftigend. Es war richtig, diese seltsame Antwort auf die klare Frage zu geben. Sie bedeutete Leben für den Fragesteller, ob er die drei Dinge fand oder nicht. Eine direkte Antwort hätte bei vielen, die vor diesem jungen Mann gekommen waren, Tod bedeutet.

      Während der Weise Stephan in seine Betrachtung der Lage vertieft war, schwang sich der Gute Träumer auf sein Pferd und ließ es in südliche Richtung traben. Dort, so hatte der alte Mann gesagt, sollte die große Stadt Asgood liegen, in deren Mauern Michael einen Stern finden musste, wenn er den Traumlord besiegen wollte.

      Während er Richtung Süden ritt, begann Michael, über seine Aufgabe nachzudenken. Er sollte einen Stern in einer Stadt finden. Sicherlich war damit kein wirklicher Stern, kein glühender Feuerball vom Firmament gemeint. Aber was, in drei Teufels Namen, war dann dieser rätselhafte Stern? Gab es irgendwo in Asgood eine steinerne Nachbildung eines Sterns? Das würde sich erst klären lassen, wenn er die Stadt erreichte. Also hieß die Devise: schnell nach Asgood gelangen und dann weitersehen. Aber selbst dies war kein so leichtes Unterfangen, wie es schien.

      Sicherlich war es nicht möglich, einfach stur geradeaus nach Süden zu reiten, um irgendwann einmal in Asgood anzukommen. Man musste den Wegen durch Wälder folgen, Wege, die möglicherweise verschlungen waren, sich kreuzten, ein Labyrinth bildeten. Er musste damit rechnen, dass ein Fluss seinen Weg kreuzte, so dass er gezwungen war, eine Brücke oder Furt zu finden. Nein, es war gewiss nicht so leicht, nach Asgood zu gelangen, wie der alte Mann es gesagt hatte. Einfach immer nach Süden.

      Was Michael brauchte, war eine Karte. Eine Karte des ganzen Reiches, die ihm nicht nur den Weg zur Stadt Asgood wies, sondern auch einen Weg durch die Wüste Gohan und zu dem Ort, der Nekros hieß.

      Von der Wüste Gohan hatte der Gute Träumer früher des Öfteren gehört, doch nie Gutes. Es musste eine gewaltige Ansammlung von Sand und Salz sein, die schon viele Karawanen verschlungen hatte, die sie bezwingen wollten. Stürme rasten ständig über das flache, leblose Gebiet und vernichteten alle Eindringlinge, die die Stille des Todes stören wollten. Michael schauerte ein wenig zusammen bei dem Gedanken, dass er sich allein in die Wüste wagen musste, um einen ominösen Felsen zu finden. Und wie, wenn er ihn denn fand, sollte er ihn aus der Wüste herausschleppen?

      Ja, und dann war da noch dieses Buch von Nekros. Michael wusste weder was Nekros war, noch wo es lag. Er hatte vor seinem Besuch beim Weisen Stephan nicht einmal gewusst, dass es so einen Ort im Reich geb. In Anbetracht der anderen Rätsel konnte Nekros ebenso gut eine Bibliothek sein, die Millionen von Büchern enthielt, von denen er ein einzelnes, wirklich wichtiges finden musste, wie euch eine versunkene Insel in einem unendlich tiefen Meer.

      Michael, der Gute Träumer, schüttelte ratlos den Kopf. Egal, wie es weitergehen sollte, als erstes benötigte er eine Karte des Reiches, und zwar eine gute.

      Nachdem Michael einen Tag lang in Richtung Süden geritten war, verbrachte er die Nacht in einem riesigen Maisfeld. Die Sprosse waren noch jung und ihr frisches Grün übte eine belebende Wirkung auf den müden Reiter aus. Wenn aber der Sommer vorüber sein würde, blieb hier ein unheimlicher Ort. Der Wind würde beständig in den dürren Blättern rascheln, die die geldgelben Kolben umgaben. Dann wäre es hier wie in der Wüste, nur es wäre eine Wüste aus Mais.

      Am nächsten Morgen brach Michael schon mit dem ersten Sonnenstrahl wieder auf und als sich die Sonne langsam dem Zenit entgegenschob, erreichte er ein Dorf, kaum größer als Ramos. Obwohl Frühling war, Zeit zu säen und auf den Feldern jetzt Sorge zu tragen, dass die Saat auch aufging, lagen die Felder um das Dorf herum in Totenruhe. Auch im Dorf selbst herrschte die Betriebsamkeit eines Friedhofes um Mitternacht. Keine Kinder liefen durch die Straßen. Fenster und Türen des Wirtshauses waren mit Brettern vernagelt. Ein einzelner Hund, hinkend und mit einem zerfetzten rechten Ohr,

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