Stürme der Prärie. Jutta Maschmeier

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Stürme der Prärie - Jutta Maschmeier

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Viehtreibern, sie alle begrüßten David herzlich, er schien sehr beliebt zu sein. Karen wurde meistens ignoriert oder bekam nur ein kurzes Nicken. Als sie zum Haus zurückkamen, war Karen froh, wieder in den schattigen Mauern zu sein. Die Mittagssonne brannte. Sie verstand jetzt, warum man lieber die kühleren Morgenstunden für anstrengende Arbeiten nutzte. In der Küche wurden sie bereits von Betty und Inka erwartet. Sie nahmen zusammen einen leichten Mittagssnack ein.

      „Ich war heute Morgen drei Meilen nördlich vom Oak Creek bei den breiten Hügeln, du weißt schon, da laufen ein paar verirrte Rinder herum. Hilfst du mir später, sie einzufangen?“, fragte Inka ihren Bruder.

      David nickte nur, denn er hatte gerade den Mund voll.

      „Dann könnte ich vielleicht schon mal einen Blick auf die Buchhaltung werfen“, warf Karen ein. Betty und Inka schauten sich kurz erstaunt an.

      „Ja, wollen Sie mir denn wirklich damit helfen?“, fragte Betty.

      Nun schaute Karen erstaunt.

      „Natürlich, deshalb bin ich doch hier. Ich brauche wirklich einen Job, wenn ich ehrlich sein soll, ich bin zurzeit etwas knapp bei Kasse“, gab sie offen zu.

      „Na gut, ich mag Menschen, die ehrlich sind. Nach der Siesta zeige ich Ihnen alles“, sagte Betty.

      3. Kapitel

      Karen seufzte. Nun war sie schon seit einer Woche mit den Papieren der Ranch beschäftigt. Trotzdem war noch kein Land in Sicht. Verzweifelt schaute sie auf die ganzen Unterlagen, die im Büro auf dem Boden verteilt waren. Das war ihre Art, die Sache anzugehen, erst einmal alles sichten und sortieren. Der Schreibtisch war dafür zu klein gewesen und so hatte sie einfach alles auf dem dicken schweren Teppich verteilt. Sie saß im Schneidersitz mitten drin, einen dicken Aktenordner auf dem Schoß. Karen trug ihre Jogginghose und ein T-Shirt, Gott sei Dank hatte sie ihre Sportsachen eingepackt, denn das war einfach bequemer, wenn man hier auf dem Fußboden hockte. Ihre langen braunen Haare trug sie heute offen. Sie fielen ihr weich über die Schultern. Make-up hatte sie nur wenig verwendet, denn hierher verirrte sich sowieso kein Mensch. Karen schob ihre kleine Lesebrille etwas höher und studierte die Futterbestellungen, die sie gerade in der Hand hielt. Zuerst hatte sie befürchtet, dass sie schnell mit ihrer Arbeit fertig sein würde und sich dann wieder einen neuen Job hätte suchen müssen. Doch als Betty ihr an jenem Nachmittag die Unterlagen gezeigt hatte, ahnte sie schon, dass eine Menge aufgearbeitet werden musste. Betty hatte untertrieben, als sie gesagt hatte, sie käme mit der Buchführung nicht so zurecht. Es war das reinste Chaos! Doch es war eine Herausforderung, der sich Karen gerne stellte. Sie hatte schließlich einen Abschluss in Betriebswirtschaft. Das Büro lag im hinteren Teil des Hauses zur Nordseite. So war es angenehm kühl hier. Die schweren Vorhänge waren immer halb zugezogen, damit die Sonne nicht hereinscheinen und den Raum aufheizen konnte. Überhaupt war es ein wenig düster in diesem Raum, den Bettys verstorbener Mann eingerichtet und benutzt hatte. Die Wände waren mit Mahagonieschränken und Regalen vollgestellt. In der Mitte des Raumes stand ein großer schwerer Schreibtisch. Es gab sogar einen Computer, doch der war nicht mehr auf dem neusten Stand. Er schien nicht oft genutzt worden zu sein. Nur das Internet wurde ab und zu von den jungen Leuten gebraucht, wie Betty erklärte, doch sie selbst stand damit auf dem Kriegsfuß. Mr. Milton hatte eine beachtliche Buchsammlung im Laufe seines Lebens zusammengetragen, die in den Regalen verstaubte. Karen hatte sogar ein paar Erstausgaben entdeckt. Auch signierte Werke waren dabei. Wenn sie mit der Buchführung fertig war, wollte sie auf jeden Fall die Sammlung katalogisieren und vor allem entstauben. Also hatte sie noch viel Arbeit vor sich. Somit brauchte sie sich erst einmal keine Sorgen um die Zukunft machen. Eigentlich fühlte sie sich auch sehr wohl auf der Ranch. Mit Betty und Martha hatte sie sich gleich gut verstanden, aber auch Inka war nicht mehr ganz so zurückhaltend wie noch vor einer Woche. Immer öfter setzte sie sich abends zu ihr und fragte sie über New York und das Leben in der Großstadt aus. Karen erzählte ihr gerne davon, ohne allzu viel von sich selbst zu offenbaren. Schließlich wusste niemand, dass sie eine Millionenerbin war, und das sollte auch so bleiben. Außerdem, wer weiß, vielleicht hatte ihr Vater sie längst enterbt. Doch darüber wollte sie lieber nicht nachdenken. Mittlerweile hatte sie auch Bill, Marthas Sohn, kennengelernt. Ein netter junger Mann, groß, blonde Locken, freundlich blickende Augen. Doch allzu oft hatte sie ihn noch nicht gesehen, da er immer mit Derek unterwegs war. Der wiederum behandelte Karen wie Luft. Ja, er ignorierte sie völlig. Außer „Guten Tag“ und „Auf Wiedersehen“ hatte er nicht mit ihr gesprochen, obwohl er doch nun sehen konnte, dass sie keineswegs Urlaub hier machen wollte. Gleich am zweiten Tag hatte Karen sich den Wecker gestellt und war früh aufgestanden, was sie unter früh verstand, denn die anderen waren trotzdem schon alle unterwegs gewesen. Na ja, sie musste ihre Arbeit nicht um sechs Uhr Morgens beginnen. Also betrat sie nun immer um acht Uhr das Büro. Außer zur Mittagszeit gönnte sie sich keine Pause. Nach dem Mittagessen machte sie immer einen kleinen Spaziergang, schließlich brauchte sie auch ein wenig frische Luft. David hatte sie meist begleitet, doch gestern war er wieder abgereist. Er musste seine Stelle in Phoenix antreten. Karen war ein wenig traurig, dass er nicht mehr da war, denn sie hatten sich gut verstanden. Er war ihr ein guter Freund geworden, oder war es mehr? Nein, da war sie sich sicher, ihre Gefühle gingen über Freundschaft nicht hinaus. Als er sie gestern zum Abschied geküsst hatte, war das ein Freundschaftskuss gewesen, jedenfalls für Karen. Trotzdem vermisste sie ihn jetzt schon. Völlig in Gedanken versunken kaute Karen auf ihrem Bleistift herum. Sie ahnte nicht, wie jung und hübsch sie in diesem Moment aussah. Und sie ahnte auch nicht, dass sie nun schon eine ganze Weile beobachtet wurde. Derek stand in der Tür, doch Karen bemerkte ihn erst, als er plötzlich losdonnerte:

      „Wie sieht es denn hier aus? Ist das Ihre Vorstellung von Ordnung? Hier kann man keinen Schritt mehr vor den anderen machen!“

      Vorsichtig versuchte er, zwischen die Blätterstapel zu treten, doch es war unmöglich.

      Karen schaute erschrocken auf, diese tiefe Stimme ließ sie jedes Mal zusammenzucken.

      „Dieses Büro scheint sowieso schon lange keiner mehr betreten zu haben. Die Buchhaltung ist das reinste Chaos und ich versuche nur, ein wenig Ordnung hineinzubekommen“, erklärte sie erzürnt.

      „So, ist das so?“ Derek gab es auf, zwischen den Stapeln zu balancieren, und ging nun geradewegs zum Schreibtisch, wobei er einfach auf die Unterlagen trat. Dort nahm er in dem großen Ledersessel Platz und schaltete den Computer ein.

      „Sie müssen zugeben, dass Ihre Methode etwas ungewöhnlich ist“, räumte er nun schon friedlicher ein.

      „Ja, das ist wohl wahr. Aber sehr effizient, glauben Sie mir.“

      Karen versuchte, sich wieder auf den Aktenordner vor sich zu konzentrieren, doch es machte sie nervös, dass Derek nun auch im Raum war. Eine Zeit lang schwiegen sie, Derek checkte seine E-Mails und Karen beschäftigte sich mit ihren Unterlagen. Doch Karen hatte noch etwas auf dem Herzen.

      „Das Computersystem ist veraltet. Wenn Sie ihn ein wenig aufrüsten würden, könnten Sie ein Programm installieren, das die Buchhaltung sehr vereinfachen würde. Sie müssten höchstens einmal in der Woche ein paar Eingaben machen und hätten jederzeit einen Überblick über die finanzielle Situation der Ranch. Mit einem Knopfdruck hätten Sie sofort alle Unterlagen für das Finanzamt oder eine Steuerprüfung parat. Außerdem könnten Sie sich Statistiken anfertigen, mit denen Sie die Effizienz überprüfen könnten. Auch Bestellungen und Personalabrechnungen würde das Programm für Sie erledigen. Also ich finde, das wäre dringend nötig. Sie sollten einmal darüber nachdenken.“

      Karen hatte sich so in Rage geredet, dass sie ihn nun mit roten Wangen erwartungsvoll ansah. Derek war ein wenig überrascht, doch er schien zu überlegen, wobei er sie eingehend musterte. Nervös rutschte Karen auf dem Boden hin

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