Das Paradies ist zu Ende. Louis Lautr

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Das Paradies ist zu Ende - Louis Lautr

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isch, on sich über den Biergarten fascht z' tot glacht hat, jetzt au en Biergarten anlegt. Aber meine liebe Brüder on Schwestre im Herrn, wenn ich ein von euch beim Ankerwirt seh, dem kündige ich meine Freundschaft, denn der Ankerwirt isch katholisch un kein Glaubensbruder. Ich muss scho sage, da hat der alte Ochsenwirt Glück g'habt, dass er so a tüchtige Schwiegertochter kriegt hat. On im junge Ochsenwirt sieht mer an, dass er in sei Erika verliebt isch. Mei Frau war kürzlich bei Gerdas Chefin, d' Frau Dr. hat gsagt, sie hatte noch nie so a tüchtige Schprechschtundehilfe un sie würde d' Gerda nie mehr fort lasse. Un jetzt kommt des Mädle scho mit dem VW ihrer Chefin zur Schtond.“ Der Senders-Bauer klopfte dem Gerner auf die Schulter und sagte: „Ha Gerner, do kasch scho Schtolz sei auf deine hübsche Töchter, aber dass sie so hübsch sin, das liegt nit an dir, das verdanksch deiner Frau, un jetzt musch bloß no für die Linde sorge, on die hat ihr Herz au uf em rechte Fleck, die wird sicher genauso tüchtig wie deine andre Töchter. On wenn du unsern Herrgott bittesch, no wird se sicher a tüchtige Bäurin on macht was gscheits aus deim Hof.“ Alle Glaubensbrüder und Schwestern lachten und gratulierten Gerners. Linde und ich konnten uns diesmal von der Stunde nicht drücken. Wir saßen mit den Erwachsenen auf den Schrannen und hörten zu. Der alte Schondel-Bauer stand auf und sagte: „Ja meine liebe Brüder und Schweschtre im Herrn, in der Bibel schteht wörtlich gschriebe, „das Weib schweige in der Gemeinde.“ Leider hält sich keiner mehr dra, erscht hat mer de Fraue s' Wahlrecht gebe, on jetzt fahret se Auto, on irgendwann, wenn dr Adenauer gschtorbe isch, no wird a Frau womöglich Bundeskanzlerin on regiert uns in Deutschland. Aber des erleb i zum Glück nimmer. Was werdet au no für Zeite komme!“ Der Senders-Bauer, der heute Stunde hielt und die Bibel auslegte, sagte: „Schondel-Bauer, vielleicht hasch sogar recht, on schtell dir vor, wenn dr Hitler a Frau gwä wär, no häts vielleicht kein Weltkrieg gebe.“ Ich sagte leise zu Linde: „Wenn unser Lehrerin Bundeskanzlerin werden wollte, würde ich sie wählen.“ Linde lachte und sagte ebenfalls leise, die wird’s sicher no nit, aber d' Rosa könnt's a mal werde, die däte mir sicher alle wähle, weil sie s' Zeug dazu hät.“ Ich war froh, dass heute der Senders-Bauer die Bibel auslegte, ihm hörte ich gern zu und er war nach einer Stunde fertig. Danach gab es, wie immer eine exzellente Vesper mit Bauernbrot, Schichtkäse, Hausmacher Wurst und Speck. Nach der Vesper fuhr uns Gerda zurück. Gerda sagte zu Linde: „Ich soll dir von deiner Lehrerin ausrichte, dass eure Klasse am Montag um neun Uhr zur Abzweigung kommt. Ihr badet im Lasinger Weiher. Sie erzählte uns von eurem, Schulausflug ins Elsass. Esther schenkt euch die Busfahrt. Ich kann kaum glauben, was ihr für ein Glück mit eurer Lehrerin habt. Ich bin ihr und meiner Chefin ewig dankbar, denn ohne sie hätte ich mein derzeitiges Glück nicht erlebt. Ich kann euch nicht beschreiben, wie sehr mir mein Beruf und mein Leben gefällt.“ Linde sagte zu Gerda: „Bitte sag Esther, dass ich um neun an der Abzweigung warte. Ich rieche nicht nach Landwirtschaft, weil ich meine Kleidung für den Ausflug draußen aufhänge, mein lieber Vater hat auf dem Balkon eine Stange anbracht.“ Meine Mutter und ich wollten uns gerade verabschieden, da gab uns der Schlader Matheis noch Brot, Eier und Butter mit. Gerda sagte: „Tante Martha, ihr müsst heute nicht laufen, ich fahre euch erst heim und fahre später mit meiner Schwester zum Ochsen und danach zu meiner Chefin. Meiner Mutter war es peinlich, weil uns Gerda nach Larenbuch fahren wollte, sie sagte: „Gerda, das ist sehr lieb von dir, aber wir können gut laufen.“ Gerda bestand darauf uns zu fahren. Als wir zu Hause ausstiegen, schaute unsere Hausbesitzerin zum Fenster raus. Gerda und Erika winkten uns nochmals, dann drehte Gerda auf der Straße um und fuhr zurück. Meine Geschwister kamen kurz nach uns und waren überrascht, weil wir zu Hause waren. Meine Mutter erzählte, was wir alles an diesem Sonntag erlebt hatten und dass Erika ein Baby erwartete. Meine Schwester sagte: „Es freut mich, dass Gerners nette und kluge Töchter haben, die Gernermutter hat ihre Kinder zu tüchtigen Mädchen erzogen, die Mädels haben wahrscheinlich die Gene und den Verstand von ihrer Mutter. Jede der Mädels ist auf ihre Art hübsch und alle haben das gewisse Etwas.“ Meine Mutter verteidigte den Vater und sagte: „Vor seiner Kriegsverletzung sah der Gernervater gut aus und er ist ein tüchtiger Bauer.“ Ich dachte, Lindtraud hat wahrscheinlich viele Gene ihres Vaters, sie ist gerne Bäuerin und liebt ihre Kühe, ihre Hühner und ihre Schweine. Ihre großen, schönen Hände und ihren Humor hat sie wohl von ihrem Papa. Ihre strahlenden Augen und das Lachen hat sie von ihrer Mutter. Zu Hause schnitzte ich noch die Astgabel, weil ich Katharinas Schleuder fertigen wollte. Leder und Gummi hatte ich in meiner Schublade. Nebenbei hörte ich im Radio den Wetterbericht und freute mich über das schöne Wetter, das für morgen angesagt war. Bevor ich schlafen ging, schrieb ich Hella meine Erlebnisse und Gedanken auf. Ich freute mich auf unseren Ausflug zum Lasinger Weiher, weil ich einer der Schüler war, die schwimmen konnten. Mit unserer Mutter nutzten wir häufig die schönen Sommertage im Schwimmbad, oder beim Lasinger Weiher. Meine Schwester lernte, wie alle Kinder, ohne Schwimmunterricht schwimmen. Sie zeigte mir entsprechende Bewegungen. Mit Besuchen, von Onkeln, Tanten, Kusinen und Vettern, die uns häufig zur Ferienzeit besuchten, waren wir ebenfalls oft Baden. In unserer Nähe, waren das Freibad, der nächsten Stadt und der Lasinger Weiher. Zum Lasinger Weiher, wie auch ins städtische Freibad, waren es vier Kilometer, die man in einer Stunde zu Fuß erreichte. Am Montag war ein schöner Sommertag. Wie bei immer hatte ich meinen Brotbeutel und eine Feldflasche mit Wasser dabei. Unsere Klasse stand im Schulho und wartete noch, auf Eckhard, der manchmal vom Chauffeur gebracht wurde. Diesmal brachte ihn sein Vater mit seinem Borgward. Er entschuldigte sich, weil er zu spät kam. Neid auf Reichtum war uns damals unbekannt. Viele Kinder meiner Klasse waren arm, sie stammten aus Arbeiterhaushalten. Einige Kinder von Handwerkern waren etwas wohlhabender. Kinder von Kriegerwitwen gehörten zu den Armen. Wir waren nicht unglücklich, oder neidisch. Die großen Unterschiede zwischen Arm, Reich und Superreich zeigte sich in den 50er und 60er Jahren noch nicht so extrem. Reichtum wurde in Baden und Württemberg, nicht zur Schau gestellt.

      Frau Kofer bat uns, auf der linken Straßenseite immer zu Zweit zu gehen. Katharina fragte mich, ob sie, da Linde noch nicht da war, mit mir gehen könne. Ich hatte in meinem Brotbeutel die Schleuder, die ich am Wochenende für Katharina gebastelt hatte und fragte: „Hättest du immer noch gerne eine Schleuder?“ Sie sagte: „Wenn du mir eine machst, erfülle ich dir jeden Wunsch.“ Ich fragte: „Katharina, was kann ich mir von dir wünschen?“ „Alles“ antwortete sie. Ich sah sie an und sagte: „Wenn ich dir die Schleuder gebe, sage ich dir meinen Wunsch. Aber jetzt muss ich mit Rosa etwas besprechen.“ Ich wollte Linde nicht ärgern und fragte Rosa: „Denkst du manchmal an Helga, unsere Kindergärtnerin?“ Rosa sagte: „Ich hatte sie fast vergessen, aber seit ich weiß, dass wir sie beim Schulausflug sehen, denke ich an sie. Komisch, dass es Erwachsene gibt, denen es Spaß macht, Kindern Schmerzen zuzufügen. Ich erkannte, dass es Frau Kling gefiel, ihre beiden Töchter zu verhauen. Ich möchte es fast nicht zugeben, mir gefällt es auch manchmal, deine Linde, Reinhild, oder dich zu hauen.“ Ich schaute sie an und sagte: „Manchmal geht es mir genauso.“ Rosa fragte: „Louis, hast du schon erfahren, dass meine Eltern ein Auto gekauft haben? Es ist ein kleiner italienischer Fiat. Wir haben damit einen Ausflug gemacht, mein Vater hat einen Kollegen in Rostwill besucht. Es ist toll, dass man mit einem Auto so weit reisen kann, ohne in einen Zug oder einen Omnibus zu steigen. Ich möchte genügend verdienen, um mir später ein Auto zu kaufen. Meine Mama und mein Papa streiten sich nie über Geld, aber meine Mama ist vom Verdienst meines Papas abhängig. Ich wünsche mir meinen eigenen Verdienst, so wie unsere Lehrerin. Sie muss niemand fragen, wenn sie sich ein Kostüm, oder dir Schuhe kauft.“ „Aber Rosa“, sagte ich, „du bist klug und intelligent, du kannst Zahnärztin werden und genügend Geld verdienen, um dir ein Auto zu kaufen.“ Rosa sah mich etwas ungläubig an und fragte: „Meinst du, ich könnte Zahnärztin werden, und die Praxis so führen wie mein Papa?“ Ich überlegte und sagte: „Die Freundin von Frau Kofer ist Ärztin, warum solltest du nicht Zahnärztin werden?“ „Weil ich bisher noch keine Zahnärztin gesehen habe“, antwortete sie, „aber ich würde es gerne werden, es wäre für mich ein interessanter Beruf, ich helfe meinem Papa gerne in seiner Praxis. Abends wenn keine Patienten mehr da sind, zeigt er mir manchmal Röntgenbilder oder Fotos von Gebissen der Patienten, denen er geholfen hat, damit sie wieder essen können.“ Ich sagte: „Rosanna, ich weiß, dass du Zahnärztin werden kannst und bedaure sehr, dass ich im Gymnasium nicht neben dir sitzen und von dir abschreiben kann. Für mich ist das Lernen in der Schule viel schwieriger als für dich.“ „Ich würde gerne neben dir sitzen und dich abschreiben lassen.“ Durch unsere

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