Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel. Sandra Edelweiß

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel - Sandra Edelweiß страница 2

Автор:
Серия:
Издательство:
Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel - Sandra Edelweiß

Скачать книгу

er sich vor den anderen Rektoren nicht geben lassen konnte und wollte. Die Friedrichschule hatte schließlich einen Ruf zu verlieren. Ah, da kam ja auch schon Frau Motte, die er so nannte, weil sie immer teure Designerkleidchen trug, die Modeunkundige ebenso gut für die Überbleibsel hartnäckiger Mottenarbeit aus einer vergessenen Kleidertruhe halten konnten. Ein Blick auf die Uhr, dreißig nach sieben, das war noch in Ordnung. In einem Pulk kamen weitere 10 Kolleginnen die Treppe hoch. Sie hatten sich, angesichts der Kontrollallüren ihres Chefs, abgesprochen und warteten inzwischen vor dem Haupteingang. Gemeinsamkeit macht stark. Der Schulhof erwachte langsam zum Leben. Er sah viele Kinder, die trotz der Kälte schon draußen rumtollten. Der Parkplatz davor füllte sich. Es herrschte ein reger Stop-and-go-Verkehr. Eilige Eltern warfen ihre Kinder regelrecht vor dem Eingang zum Schulhof ab, parkten dazu notdürftig und rollten dann gleich weiter. Jetzt kamen die Busse. Sie kamen von Strasbourg und lieferten die Kinder des Eurocorps ab. Jedem Bus entstiegen nur ein paar Kinder, die Busse fuhren mit ihrer Fracht weiter zu den anderen weiterführenden Schulen Kehls, manche sogar bis zu den außenliegenden Dörfern, um dort die Kinder der Soldaten abzuliefern. Das Telefon in seiner Hand klingelte energisch. „Rektor Radeck am Apparat. Natürlich, in welche Klasse geht ihr Kind? Ah die 3c, gut hiermit ist er entschuldigt. Auf Wiederhören.“ Schnell kritzelte er einen Namen auf einen kleinen Zettel. „Wo bleibt nur wieder diese Edelweiß“, murmelte er ärgerlich. Mit dieser Frau konnte er nicht. Immer kam sie auf die letzte Minute. Keuchend schleppte sich jetzt eine dickliche, kleine Lehrerin die Treppen hoch. Je nach dem was sie anhatte, konnte man sie mit einer Wespe verwechseln. Ihre Erscheinung war ungepflegt und der Vergleich mit der Wespe war so treffend, da sie keine Gelegenheit ausließ, um sich mit ihm anzulegen und die Schule als solche anzugreifen. Wie üblich waren auch heute ihre beiden Arme mit Taschen bepackt. Aus dem einen Einkaufskorb ragte eine Thermoskanne, in der sie ständig irgendwelche ayurvedischen Tees aufwärmte. Aus der anderen Plastiktüte ragte eine Holzkiste heraus, wahrscheinlich mal wieder selbstgemacht, mit irgendwelchem Montessorikram, fiel ihm auf. „Guten Morgen Herr Radeck“, begrüßte sie ihn, „ach ist das wieder ein Chaos mit den Parkplätzen, können die Eltern ihre Kinder nicht einfach zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule bringen? Ich habe fast keinen Platz mehr ergattern können.“ „Ja wissen sie“, entgegnete er, „ich komme immer so früh, da habe ich nie Probleme einen Parkplatz zu bekommen. Da ist nämlich alles frei“. Eins musste man ihr lassen, wenn sie diese Bemerkung getroffen hatte, und darauf hatte er es schließlich abgesehen, sie ließ sich nichts anmerken. Nur ein ganz winziges Zucken ihrer Wangenknochen ließen eine Verstimmung erkennen. Jedenfalls war sein Tag gerettet, diese kleine Stichelei gab ihm einen richtigen Stimmungsaufschwung. „Na, ich geh dann mal“, sagte sie gefasst und eilte in den obersten Stock in ihr Klassenzimmer. Nun kam die drahtige Konrektorin die Treppen hochgeeilt. „Ah, Frau Sommer, chic chic“, raunte er und musterte ihr geblümtes Kostümchen. Sie war Mitte vierzig, Single und recht attraktiv. Ihretwegen hatte es schon Krach zu Hause gegeben, denn seine Frau sah es nicht gerne, wenn er mit so agilen und ungebundenen Frauen umgeben war. „Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen, die Sommer ist doch mit der Schule verheiratet.“ Solcherlei Sprüche konnten sie kaum trösten, denn eine intuitive Stimme sagte ihr, dass ihr Mann kein Kostverächter war. Ein erneuter Blick auf die Uhr. „Schon 7.35 Uhr, jetzt wird es aber Zeit die wartenden Kinder reinzulassen, wer hat denn Aufsicht?“ Mürrisch blickte er um sich. Gerade wollte er loswettern, als die Meute unüberhörbar ins Schulhaus strömte. „Pst, pst“, zischte er, was die Schüler sichtlich unbeeindruckt ließ. Dann kam eine zierliche junge Blonde die Treppe hochgeeilt. Als sie den Blick des Rektors auf sich fallen sah, erröteten ihre Wangen leicht. „Hm“, er räusperte sich umständlich und blickte unsicher um sich. Dann sagte er mit seiner tiefen Stimme: „Hm, Frau Schneider, könnten Sie bitte mit mir ins Rektorat kommen, ich hätte da noch einen Brief vom staatlichen Seminar für Schulpraxis für sie.“ „Oh, die Prüfungsunterlagen, da bin ich aber aufgeregt“, erwiderte sie. Unter den tuschelnden Blicken zweier Kollegen, die vor dem Lehrerzimmer standen, geleitete Herr Radeck seine Referendarin galant in das Rektorat. „Hast du das wieder gesehen Sonia, wie sie ihn angehimmelt hat?“ „Ja, die erhofft sich doch eine bessere Schulleiterbeurteilung wenn sie sich so rehhaft gibt.“ „Meinst du…?“ „Ach, das kann ich mir jetzt auch wieder nicht vorstellen, es hat aber noch nie geschadet bei ihm einen kurzen Rock und eine enge Bluse anzuhaben.“ „Du musst es ja wissen“. „Ja, ich weiß ganz genau, warum ich bei ihm in Ungnade gefallen bin.“ „Ich glaube auf deinen Schlabberlook steht er nicht!“ „Du sagst es, aber schließlich sind wir ja nicht als Models angestellt, also dann mal wieder auf in den Kampf“. „Auf in den Kampf“, sie konnte den Satz kaum zu Ende sprechen, als ein in Tränen aufgelöstes Kind aus dem Klassenzimmer kam. „Frau Fischer, Frau Fischer, die schreien ganz laut da drin und der Maximilian hat der Sarah ein Bein gestellt und…“ „Ja, beruhige dich, ich komme sofort.“

      „Luise“, zischte ihr Frau Moritz noch schnell ins Ohr, „wir werden beobachtet“. „Wo, wer?“, irritiert versuchte Frau Fischer unauffällig nach hinten zu blicken. „Der Chef?“ „Nein, noch schlimmer, die Herrmann!“ Die Herrmann war in der Schule das Alarmsignal schlechthin. Die Herrmann war die Mutter eines Schülers aus der dritten Klasse und ihr Ruf besagte, dass sie sich zur Oberaufseherin über die Schule gemausert hatte. Erschwerend kam noch hinzu, dass ihr Mann im Gemeinderat war und nicht unerheblichen Einfluss in Kehl hatte. Ein besonderes Augenmerk hatte sie auf die Lehrer, die sie im Allgemeinen für faul, unfähig und unprofessionell hielt. Im Besonderen waren sie natürlich auch nicht in der Lage das Talent ihres wohlerzogenen Jungen zu erkennen und entsprechend zu fördern. Jedes Anzeichen von fehlender Arbeitsmoral wurde von ihr sofort bemerkt und an oberste Stelle weitergeleitet. Lauernd stand sie am Treppenabsatz und durchbohrte die schwatzenden Kollegen mit ihrem Blick. Wie der Chef blickte sie auf die Uhr, die nun schon 7.45 Uhr anzeigte. Der Unterricht fand also schon 5 Minuten statt und die unmöglichen Lehrerinnen wussten nichts Besseres zu tun als ein Schwätzchen zu halten. Zudem ignorierten sie massiv das Mobbingverhalten einiger Schüler in ihren Klassen. Sie würde einen entsprechenden Bericht an Herrn Radeck weiterleiten. „Das gibt Ärger. Also wir sehen uns in der Pause“, erwiderte die Lehrerin so gelassen wie möglich und ging mit dem heulenden Kind in das Klassenzimmer. Der Schatten am Treppenabsatz verharrte. Zu oft hatte sie schon bemerken müssen, dass sich dieses impertinente Lehrervolk sogar während des Unterrichts aus den Zimmern schlich um Kopien zu machen. Als ob die Lehrer nicht schon genug Freizeit hätten, sie können nicht einmal ihren Unterricht richtig vorbereiten. Vielleicht sollte sie ihren Sohn doch auf diese neue Privatschule in Strasbourg schicken. Die letzte Mathearbeit ihres Sohnes bei Frau Edelweiß war ja auch wieder eine Katastrophe. Wie konnte sie es wagen eine Aufgabe zu stellen, die nicht explizit vorher geübt worden war. Und die Punkteverteilung war inadäquat. Sie hatte das Ganze erst einmal ihrem Mann vorgelegt und nachdem auch er für die eine Knobelaufgabe 30 Minuten gebraucht hatte, verlangte sie, dass diese Aufgabe im Nachhinein von der Benotung ausgeschlossen werden sollte. „Wo kommen wir denn da hin, was nehmen sich diese Pseudopädagogen heraus. Die haben ja noch nicht einmal eine richtige Universität besucht!“ Sie hatte die Mathearbeit erst einmal aus Protest nicht unterschrieben. Auch erschien es ihr nicht transparent genug, dass ihr Sohn Max nur eine zwei bis drei im Mündlichen erzielt hatte. Sie waren sowieso nicht einverstanden mit diesen merkwürdigen Unterrichtsmethoden von Frau Edelweiß. Die mit ihrer Freiarbeit und mit dem Montessori, da kommt doch nichts dabei raus. Sie hat zwar bei dem Elternabend recht überzeugend geklungen, aber ob das wirklich so mit dem Lehrplan vereinbar ist, wie sie immer behauptet? Sie hat doch tatsächlich gesagt, der Lehrplan wäre eigentlich ein Montessorilehrplan, nur würde der Name nicht genannt werden, damit keine Rechtsansprüche bestünden. Alle Kinder hätten das Recht darauf, nach ihrem persönlichen Leistungsvermögen und Fortschritt zu arbeiten. Ja wo kommen wir denn da hin? Sie wird die Angelegenheit auf jeden Fall mal einem Rechtsanwalt zur Überprüfung geben. Die soll mal schauen, dass die Schere jetzt wieder zusammengeht. Der Markus ist in dem Schulheft schon zehn Seiten weiter als ihr Max, das geht gar nicht. Und außerdem erklärt sie auch nichts. Alles müssen die Eltern zu Hause tun. So wie das ihrer Meinung nach aussieht, sollte man da mal an dem Versetzungsrädchen drehen. Ihr Mann hat da ganz gute Kontakte zum Schulamt. Wenn die noch mal so dumm kommt und meint mit ihrem Sohn stimme was nicht, sie sollten mal die psychologische Beratungsstelle aufsuchen, dann würde sie was erleben. In ihrer Familie wird nicht zum Seelenklempner gegangen, wenn die keinen gescheiten

Скачать книгу