Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel. Sandra Edelweiß

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Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel - Sandra Edelweiß

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man heutzutage nicht weit. Davon konnte ihr Mann ein Liedchen singen. Max wirkt in sich verschlossen und auch aggressiv, hat sie gesagt. Ich glaube die tickt nicht ganz richtig. Wenn ihr Mann jetzt seine Beziehungen spielen lässt, dann reicht es vielleicht noch für das nächste Schuljahr. Dann kommt Max in die vierte Klasse und was anderes als das Gymnasium kommt für ihn nicht in Frage. Das hat die Edelweiß nur noch nicht kapiert. Was macht die eigentlich jetzt? Das Auto steht jedenfalls auf dem Parkplatz, kam heute mal richtig knapp zum Unterricht. Leise schlich sie in den zweiten Stock und ging auf die Klassenzimmertür zu. Schon von der Treppe aus hörte sie laute Kinderschreie. Das ist unerhört, wollte sie schon loslegen, aber sie musste feststellen, dass der Lärm aus dem hinteren Klassenzimmer kam und nicht aus Frau Edelweiß Zimmer. Sie blickte um sich, dann legte sie ihr Ohr an die Tür. Komisch, man hört gar nichts. Max sagt immer, dass es so laut bei ihr wäre. Wahrscheinlich sind sie gar nicht drin. Doch da, sie hörte leises Murmeln. „Dich krieg ich schon noch irgendwann“, murmelte sie und ging ganz leise die Treppen runter. Im ersten Stock stieß sie auf den Rektor, der mit offenen Armen auf sie zuging. „Einen schönen guten Morgen, Frau Herrmann“, flötete er. „Gab es Probleme?“, fragte er besorgt. „Sie sehen aber wieder umwerfend aus heute morgen, richten sie ihrem Mann Wilhelm doch einen schönen Gruß aus“. „Der weiß wie man mit unseresgleichen umzugehen hat“, dachte sie anerkennend. „Können Sie ihren Mann noch einmal wegen der Turnhallenbelegung fragen? Müssen wir wirklich die Bereitschaftspolizei Lahr zwei Wochen vor dem Gipfel aufnehmen? Da müssten wir den ganzen Sportunterricht ausfallen lassen und gerade ihr Max macht doch so gerne Sport!“, fragte er einschmeichelnd. „Einige Eltern waren schon bei mir und haben sich beschwert.“ Frau Herrmann konnte nur zustimmen: „Die Eltern haben völlig recht, ich bin auch nicht damit einverstanden, dass der Sportunterricht ausfällt und man kann den Kindern auch nicht zumuten bei diesem feuchtkalten Frühjahrswetter rauszugehen. Da holt sich mein Max nur eine Erkältung. Letzte Woche ist er mit ganz schmutzigen Sportkleidern nach Hause gekommen, die Sportschuhe waren ganz verdreckt. Das geht doch nicht. Die Sportlehrerin hätte es unbedingt ankündigen müssen, dass sie rausgehen.“ „Das war sehr unklug von ihr, ich habe auch gleich eine entsprechende Vorschrift für die Gesamtlehrerkonferenz vorbereitet. Heute Nachmittag wird die GLK sein und dann darf kein Lehrer mehr ohne Ankündigung raus gehen.“ „Sie sind ein echter Schatz für diese Schule, was würden wir ohne sie machen. Ich glaube hier würde alles im Chaos versinken. Und wir müssten unseren Sohn wohl in einer anderen Schule anmelden“, schmeichelte Frau Herrmann. „So ist es wohl. Die Turnhallen…?“ „Ach ja, ich habe mit Wilhelm gesprochen, er ist zwar der Hauptansprechpartner für den Nato-Gipfel der Stadt, aber die erkennen seine Autorität nicht an, muss ich leider sagen. Die Vorschriften kommen von übergeordneter Stelle, sie werden schon sehen, was sie davon haben. Mein Wilhelm ist leider machtlos. Er hat aber eine Protestnote an das Kanzleramt geschickt. Wir warten noch auf die Antwort.“ „Mit Frau Edelweiß? Alles in Ordnung?“ „Ach, das leidige Thema. Über die Arbeit müssen wir noch einmal sprechen.“ „Ich werde einen runden Tisch einberufen und ein Machtwort sprechen.“ „Tun sie das, wir sehen uns dann. Tschüss“. „Auf Wiedersehen Frau Herrmann, und sie wissen ja, meine Tür steht immer für sie offen.“ Dann kam die Sekretärin in den Flur. „Herr Radeck, Telefon.“ Er zuckte neckisch mit den Schultern. „Immer zu tun.“ Frau Herrmann lächelte. „Wenn der Radeck nicht wäre. Aber mit seiner Unterstützung konnte man gewiss sein, dass bei der Bildungsempfehlung im nächsten Jahr das Kreuz an der richtigen Stelle stehen wird.“ Etwas anderes als das Gymnasium konnte sie sich für ihren Sohn nicht vorstellen. Sie ging auf den Schulhof und traf dort auf ein Grüppchen weiterer Eltern, die miteinander diskutierten. Das konnte sie sich nicht entgehen lassen. „Hallo“, mischte sie sich dazu. „Gibt es was Neues? Was sagt ihr denn zu dem Mathetest von der Edelweiß. Also ich bin der Meinung, dass man da etwas unternehmen sollte…“ Die Sekretärin indes, holte sich ein Lob von ihrem Schulleiter ein. „Da haben sich mich gerade noch rechtzeitig vor der Herrmann bewahrt. Die war gerade dabei so richtig in Fahrt zu kommen. Wir können es uns nicht leisten so wichtige Eltern zu vergraulen. Was hätte das denn für eine Außenwirkung!“ Die Sekretärin grinste. „Ist ihr Mund nicht schon klebrig geworden von dem Rumgesülze?“ „Ich bitte sie, Frau Wellert. Wo denken sie hin. Ihr Mann ist unser bester Kontakt zum Gemeinderat, ohne ihn können wir unseren Schuletat vergessen. Die Frau Edelweiß muss zur Räson gebracht werden. Die kann einfach nicht mit Eltern umgehen. Die untersteht sich den Eltern ins Gesicht zu sagen, dass ihr Sohn zum Psychologen gehen soll. Stellen sie sich das einmal vor. Die hat überhaupt kein politisches Gespür. Und er sei auch nicht für das Gymnasium geeignet, der würde zu sehr von zu Hause unter Druck gesetzt werden. Was stellt die sich vor, dass der Sohn der Herrmanns vielleicht auf die Waldorfschule in Offenburg gehen wird um Handwerker zu werden?“ „Montessorischule, wenn schon“, entgegnete sie ihm, „Frau Edelweiß macht Montessori.“ „Von mir aus Montessori, ist doch eh alles das gleiche. Ich bin sowieso dagegen, schon wegen der Weltanschauung. Leider kann ich es ihr nicht verbieten, aber die werd ich schon noch los. Der Wilhelm wird mich da unterstützen und mit der Schulrätin habe ich auch schon geredet. Da geht was.“ „Chef, brauchen sie noch was für die GLK1 heute? Ich würde nämlich heute früher Schluss machen!“ „Wie, Schluss machen? Jetzt sind Sie nur 3 Tage die Woche da und die nicht einmal ganz? Dass der Wilhelm da nichts erreicht hat. Das geht doch nicht. So eine große Schule, wie soll ich denn die ganze Arbeit erledigen ohne Sekretärin. Ich muss da mal mit den Wicherts reden, ihre Tochter ist doch bei uns.“ „Sind die mit dem Oberbürgermeister verwandt?“ „Genau, verschwägert, da muss ich dran bleiben. Die sind bilingual oder?“ „Ja, die Tochter ist in der deutsch-französischen Klasse“ „Konnte die denn französisch?“ „Nicht wirklich, meint jedenfalls Frau Stieglitz, aber sie wollte unbedingt mit ihrer Freundin eingeschult werden und das sind doch die von der Villa da drüben. Sie wissen schon, die mit der Firma im Hafen“. „Kellerfix?“ „Genau die, da muss man schon Rücksicht nehmen und in der anderen ist auch so viel - na ja sie wissen schon, anderes Klientel, drin.“ „Wenn ich sie nicht hätte! Nein für die GLK ist alles geregelt. Das Programm machen sowieso die Kollegen. Ich kann mir das nicht auch noch aufhalsen. Ich werde nur kurz einen Überblick geben über die laufenden Vorbereitungen zum Nato - Gipfel. Das wär´s dann.“

      Ganz genau Bescheid wusste er nicht. Doch er hatte Routine. Das war sein Geschäft. So eine Chance konnte sich niemand entgehen lassen. Er war nicht der Einzige, dessen war er sich sicher. Auftraggeber gab es genug und bei der Ansammlung an Potentaten, die auf der Passerelle posieren würden, konnte so manch politisches Ziel verfolgt werden. Mit einem Schlag könnte man die Machthaber der Welt auslöschen. Welcher Regierungschef hatte keine Gegner? Gegnerlosigkeit war noch schlimmer als Gegner zu haben. Wer keine Gegner hat, ist entweder eine Marionette oder so bedeutungslos, dass es sich nicht lohnt gegen ihn zu sein. Es gab viele Gründe Barak Obama zu töten. Die weißen Amerikaner hassten ihn für seine Hautfarbe, die Fundamentalisten hassten ihn, weil er Amerika verkörperte. Die Liste der Gründe schien unendlich. Er ist ein Symbol, so wie die Mimram – Brücke. Die Menschen konnten sich heraussuchen für was er und sie, die Brücke, stehen sollten. Obama war ein Hoffnungsträger und sie, die Brücke, sollte in wenigen Tagen zur Trägerin dieser und weiterer anderer wichtiger Persönlichkeiten werden. Eine Brücke, ein starkes Bauwerk, raffiniert konstruiert, die Statik genau ausgeklügelt und dennoch fragil. Die Dicke der Stahlseile genau berechnet, von weitem sahen sie dennoch nur wie die feinen Fäden eines Spinnennetzes aus. Stark und doch zerstörbar. Wer konnte da der Versuchung nicht widerstehen. Sarkozy, Merkel und Berlusconi eigneten sich ebenso als Ziel. Ein gezielter Schlag konnte viele Fliegen mit einer Klappe schlagen. Das weltweite Chaos wäre vorprogrammiert. Gemächlich ging er die Fahrradbrücke hinauf. Als Tourist getarnt, die Kamera um den Hals gebunden. Er war nicht allein. Er bemerkte eine andere Touristengruppe, die ebenfalls zur Plattform ging. Das Auto, aus dem sie stiegen, hatte ein Emmendinger Kennzeichen. Es waren vier junge Männer, fast noch Jugendliche, die ihren Ausflug mit McDonald‘s Tüten tarnten. Ihr Erkundungsausflug dauerte nur einen Cheeseburger lang. Knapp vor ihm gingen sie wieder zum Auto und entschwanden. Er bemerkte ihre aufgesetzte Sorglosigkeit. Der Rubel rollte nur für den, der am Ende traf. Eigentlich waren sie alle zu spät dran. So kurz vor dem Gipfel sollte die Planung sitzen, konnte man sich nicht mehr mit Details aufhalten. Vielleicht war es nur ein Kontrollbesuch. Noch mal überprüfen, ob alle Vorbereitungen exakt waren. Den Verbrecher zieht es immer wieder

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