Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel. Sandra Edelweiß

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel - Sandra Edelweiß страница 7

Автор:
Серия:
Издательство:
Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel - Sandra Edelweiß

Скачать книгу

haben sie ein Problem?“ In diesem Augenblick hätte sie ihn sofort umbringen können. Wenn sie einen geeigneten Gegenstand zur Hand gehabt hätte, wer weiß! Die Sekretärin, die schon öfters ihr südländisches Temperament zu spüren bekommen hatte, warf sich im letzten Augenblick dazwischen. „Ähm Herr Radeck, das Auto von Frau Edelweiß ist aufgebrochen worden.“ „Was, sie fahren doch diesen Kastenwagen, da ist doch gar nichts zu holen, es sei denn sie versuchen die Abwrackprämie zu kassieren.“ Frau Edelweiß Augen begannen regelrecht zu glühen. „Chef, ich meine wir sollten die Polizei anrufen. Ich glaube letzte Woche ist dort schon ein anderes Auto aufgebrochen worden.“ „Das wäre sicher nicht passiert, wenn ich eine Parkkarte hätte und vor dem Schulhof gegenüber der Stadthalle parken könnte“, erwiderte Frau Edelweiß. „Ach wissen sie denn nicht, dass dort erst vor zwei Jahren das Auto von Frau Munding komplett verwüstet wurde. Ich glaube es war ein Drogenabhängiger“ „Na, ich danke auch für ihr Verständnis, wäre ich doch nur in der Montessorischule geblieben! Da hatte ich wenigstens einen gesicherten Parkplatz.“ „Ich bitte Sie, Frau Edelweiß, nicht diese Leier wieder, so viel ich weiß sind Sie da gegangen, weil Sie mit dem Schulleiter nicht klargekommen sind. Ich meine, das kann ich ganz gut verstehen, aus Sicht des Schulleiters natürlich.“ Frau Edelweiß ballte ihre Fäuste, die Knöchel stachen weiß hervor. Die Situation rettete nur Herr Müller, der gerade noch im richtigen Augenblick in das Sekretariat gestürmt kam. Herr Radeck dachte sofort an die Außenwirkung der Schule und ließ sich nicht zu einer Szene mit seinem Kollegium hinreißen. Das war seine Maxime. „Denken sie immer an unseren Ruf. Achten sie auf Ihren Umgangston.“ Herr Müller schien nicht gerade gut gelaunt. Herr Radeck schob ihn mit beruhigenden Worten ins Rektorat und ließ Frau Edelweiß einfach stehen. Frau Wellert wählte nervös die Nummer der Polizei. „Sie müssen zum Polizeirevier fahren, Frau Edelweiß. Der Beamte wird sich die Sache anschauen und eventuell Fingerabdrücke nehmen.“ „Ist gut, ich gehe dann schon“, würgte Frau Edelweiß heraus. Sie ärgerte sich maßlos, wie hatte sie sich nur schon wieder so gehen lassen können. Es war einfach alles zu viel. Sie hätte nie hierher kommen dürfen. Das Schlimmste an der ganzen Geschichte war, dass sie ihrem Chef mal ausnahmsweise Recht geben musste, sie hatte sich unmöglich benommen. Die Polizei konnte nichts ausrichten. Die Arbeitsweise der Diebe war bekannt. In Baden- Württemberg hatte Kehl eine der höchsten Kriminalitätsraten. Vor einigen Jahren hatte hier sogar ein Serienmörder sein Unwesen getrieben! Was galt da schon so ein kleiner Autoeinbruch! Die Fensterscheibe war makellos abgewischt. Der Gummi sehr kenntnisreich mit einem Spezialwerkzeug zerschnitten. Die Polizisten bewunderten die Arbeitsweise. Zu Ergebnissen kamen sie nicht. Die Scheibe konnte für 35 € wieder eingesetzt werden, so sorgfältig waren sie damit umgegangen. Das heißt, wenn es zwei waren, das konnte man nicht wissen. Frau Edelweiß befragte die Hausbewohner, vor dessen Haus sie den Wagen abgestellt hatte. Nichts. Sie waren sogar zur Tatzeit zu Hause gewesen und hatten nichts bemerkt. Frau Edelweiß war aber etwas aufgefallen. Manchmal da überkam sie so ein Gefühl, eine Voraussicht. Als sie über die Brücke ging, da war ihr ein Mann mit einem langen schwarzen Mantel begegnet. Sie erinnerte sich daran, ihn schon einmal gesehen zu haben. Da war etwas mit dem Mann, das spürte sie. Und dennoch, sie hätte ihn nicht beschreiben können, er schien sich in eine Unscheinbarkeit gehüllt zu haben, die ein Beschreiben unmöglich machte. Hatte er nun dunkle Haare oder helle? Trug er eine Brille? Einen Bart? Nichts war ihr im Gedächtnis hängen geblieben, nur der lange Mantel und vielleicht noch die Art und Weise wie er ging. Er ging nicht, er schlich und das in einer guten Geschwindigkeit. Es schien als würde er lautlos über den Boden schweben. Sie erinnerte sich noch an etwas. Es war ein Gefühl- er strahlte eine Gefahr aus.

      Er konzentrierte seine Recherchen auf die Schule. Er parkte sein Auto mal vor der Schule, direkt gegenüber der Stadthalle, mal auf den wenigen Parkplätzen, die in der verkehrsberuhigten Zone an der Seite der Schule lagen. Dann wieder stand er stundenlang vor dem Holzbrückchen und beobachtete vom Wagen aus, wer dort parkte und in die Schule ging. Er traute sich fast nicht mehr auf die Straße. Er wollte keine unnötige Aufmerksamkeit erregen. Diese dicke Biene hatte ihn auf der Holzbrücke wiedererkannt, das hatte er sofort bemerkt. Das war so eine, die hatte einen Instinkt für Gefahr. Das Gefühl kannte er, da waren sie sich ähnlich. Vielleicht waren sie sogar Seelenverwandte. Deshalb musste er umso vorsichtiger sein. Das war eine gute Wohngegend. Nur Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen. Die bemerkten Fremde gleich. Seine Autos waren unauffällig und hatten leicht getönte Scheiben. So konnte man nicht sofort erkennen, dass jemand im Fahrzeug saß. Er wechselte die Fahrzeuge genauso wie sein Outfit. Er hatte diverse Haarteile zur Verfügung und konnte sich mit wenigen Handgriffen von einem alten Mann in einen jugendlichen Baseballtyp verwandeln. Das verlangte sein Handwerk. Er war schon mehrfach im Schulgebäude. Er konnte nicht verstehen, wie man heutzutage so nachlässig mit der Sicherheit kleiner Kinder umgehen konnte. In Zeiten, in denen fast täglich irgendwelche Übergriffe von Pädophilen auf Kinder in den Tageszeitungen auftauchten, musste man öffentliche Räume einfach besser schützen. Er hatte kein Interesse an kleinen Kindern. Wenn er eins gehabt hätte, so wäre seine erste Wahl die Friedrichschule gewesen. Zwar war sie morgens abgeschlossen, aber nicht konsequent. Der Laxus beginnt schon am frühen Vormittag. Die Tür muss einige Zeit offenbleiben, damit auch die Schüler, die zu spät kommen, rein können. Dann hat er schon mehrfach beobachtet, wie man vergessen hatte die Tür wieder abzuschließen. Er verkleidete sich als älterer Herr und versuchte den Toilettentrick. Er dachte sich aus, dass er verlangen würde auf die Toilette zu gehen und betrat das Schulhaus. Doch was geschah? Nichts? Erstens konnte er ungehindert hineinspazieren und zweitens wurde er nicht aufgehalten. Zunächst begegnete er niemandem, da Unterricht war. Es kamen immer wieder einige Schüler, die durch die Gänge huschten und auf die Toilette mussten. In den zehn Minuten hätte er schon 10 Kinder meucheln können und es wäre niemanden aufgefallen. Dann begann die Pause. Erst bemerkte er eine Unruhe, die langsam aus den Zimmern kroch. Schließlich brachen wie auf ein Kommando alle Türen auf und aus den Gängen strömten die Kinder nach draußen. Einige Klassen versuchten so etwas wie eine Reihe zu bilden und warteten geduldig bis die Lehrerin sie aufgestellt hatte und in die Pause entließ. Andere Klassen wiederum rannten wild nach draußen. „Hier macht wohl jeder was er will“, ging es ihm durch den Kopf. Eine gemeinschaftliche Ordnung konnte er nicht erkennen. Dann begegnete er einigen Lehrerinnen. Er bereitete sich darauf vor seinen Spruch aufzusagen. Nichts geschah. Er konnte gerade noch einen Gruß loswerden. Niemand behelligte ihn oder fragte was er wolle. Kinder, das kam für ihn in seiner beruflichen Situation nicht in Frage. Einmal Einzelgänger, immer Einzelgänger, man verlernt irgendwann jemandem zu vertrauen. Aber hätte er welche, er würde nicht so sorglos mit ihrer Sicherheit umgehen. Er wusste wozu Menschen fähig waren. Die menschlichen Abgründe waren ihm vertraut. Die Schule war ein offener Marktplatz. Am Nachmittag gestaltete sich die Sache noch einfacher. Es gab ungewöhnlich hohe Aktivitäten von Lehrern. Manche kamen erst um 18 Uhr aus dem Laden, vorwiegend junge Lehrerinnen. „Die sind ja hochmotiviert in diesem Schuppen“ dachte er. Die Türen waren mal zu und mal offen. Die Musikschüler gingen ein und aus und da kontrollierte niemand. Besonders nachts war es interessant. Manche Nacht brannte die Treppenbeleuchtung bis ins Morgengrauen und die Türen waren sperrangelweit geöffnet. In der Turnhalle herrschte ebenso reger Betrieb. Er bemerkte, dass der Schlüssel der Turnhalle auch für das Schulgebäude passen musste, denn manchmal sah er einige Vereinssportler, wie sie in das Schulgebäude eindrangen und im Lehrerzimmer Licht machten. Dann hörte er den Kopierer. Er hielt sich oft im Schulgebäude auf. Er musste keine Angst haben, eingesperrt zu werden. Alle öffentlichen Gebäude hatten eine Fluchttür, die sich von innen immer öffnen ließ. Was er noch brauchte, war ein Schlüssel. Im Öffnen von Schlössern war er Meister, nur wollte er keine Spuren hinterlassen. So blieb ihm der Weg zum Speicher vorerst verwehrt. Er konnte sich nicht darauf verlassen, dass ausgerechnet in der Nacht zum Nato-Gipfel jemand vergessen würde das Schulhaus abzuschließen, er brauchte einen sicheren Zugang. Wie es der Zufall so wollte nahm ein Kleinkrimineller ihm diese Drecksarbeit ab. Seit Stunden saß er in dem unauffälligen Auto und beobachtete die Lehrerinnen, die ihre Fahrzeuge vor der Brücke abstellten. Frau Edelweiß war heute recht früh dran. Dann kam die Relilehrerin, die dann nach zwei Schulstunden wieder wegfuhr, wahrscheinlich zu einer anderen Schule. Dann kam die junge Blonde, ein schmalgesichtiger Jüngling, die Sekretärin und noch einige Damen, die er in der Ganztagesbetreuung gesehen hatte und die im Kellergeschoss und Dachgeschoss der Schule arbeiteten. Er hätte weiterfahren können, nach seinen

Скачать книгу