Marijana. Reiner Kotulla

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Marijana - Reiner Kotulla

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man den zu Erziehenden jeden Arbeitsschritt einzeln anordnete. Entsprechend der Aussage so manch einer Mutter: ‚Ehe ich dir das erkläre, mache ich es lieber gleich selbst. Das geht schneller.‘“

      „Schon, aber erreicht man so bei Schülern, dass sie selbstständig arbeiten? Ich denke, nicht. Tritt man aber als Lehrer zurück, wird eher zum Berater, spart man dann tatsächlich eigene Mühe und Kraft.“

      „Verstehe, aber das musste deine Freundin doch gewusst haben.“

      „Sicher hat sie das, doch ich glaube, dass sie nach Gründen gesucht hat, meine Arbeit schlecht zu machen. Dann änderte sie auch die Art, wie sie über mich sprach. Sie meinte es nun ganz offensichtlich ernst, wenn sie sagte, ich sei ein Faulenzer. Das Schlimme daran war, dass sie nun auch hinter meinem Rücken anderen Kollegen gegenüber zu tratschen begann und das auch Vorgesetzten gegenüber.“

      „Hast du denn nichts dagegen unternommen?“

      „Was sollte ich tun? Stimmten doch auch viele der alten Pauker an unserer Schule mit den von ihr geäußerten Ansichten überein, hielten mich für einen linken Spinner, der das Ende der 68er verschlafen hätte.“

      „Wenn sie aber nun ganz offen gegen dich gearbeitet hat, obwohl sie früher deinen Methoden zugestimmt hatte, muss sie doch einen wirklichen Grund dafür gehabt haben?“

      „Und ich glaube, den zu kennen.“ Jetzt sah ihn Alexander erwartungsvoll an. Die Geschichte interessierte ihn nun sehr. Hatte er anfangs gedacht, er müsse Volker nur zuhören, wollte er jetzt wissen, wie die Sache ausgegangen war. „Ich glaube, dass sie mich wirklich geliebt, auf eine gemeinsame Zukunft mit mir gehofft und ihre Leichtlebigkeit mir gegenüber nur gespielt war. Als sie dann gemerkt hat, dass ich nur eine, wenn auch länger anhaltende, Affäre mit ihr haben wollte, muss ihre Liebe regelrecht in Hass umgeschlagen sein. Wie dem auch sei. Schließlich brach sie jeglichen Kontakt zu mir ab. Als ich dann noch einmal versuchte, ein Gespräch mit ihr zu führen, fuhr sie mich wütend an und sagte: ‚Ich werde nie wieder mit dir reden.‘ Kurz darauf stellte sie einen Versetzungsantrag, dem auch stattgegeben wurde.“

      „Und du hast nichts mehr von ihr gehört?“

      „Nein.“

      Es trat eine Pause ein. Beide hingen ihren Gedanken nach. Alexander war sich sicher, dass Volker an Vergangenes dachte. Ihn selbst bewegte eine andere Frage. „Glaubst du, dass Frauen immer auf eine Beziehung mit Zukunft hoffen, auch dann, wenn sie anderes äußern?“

      „Ich weiß es nicht. Vielleicht sollte man das nicht so verallgemeinern.“

      Alexander aber hörte nicht mehr zu und dachte plötzlich an ein Gespräch, das er vor einiger Zeit auf der Fahrt von Hiddensee nach Wetzlar mit Simone geführt hatte. Zweideutig hatte sie damals auf seine diesbezügliche Frage geantwortet.

       Acht

      Mühlberg informierte sie darüber, dass man zum Befahren der Lahn mit einem Floß eine Genehmigung des Wasser- und Schifffahrtsamtes Koblenz benötige. Daran hätten sie überhaupt nicht gedacht, gaben sie zu. Mühlberg erklärte sich bereit, die Sache zu übernehmen und notierte sich sofort die dazu notwendigen Daten. Er kenne dort jemanden, noch aus seiner Bundeswehrzeit, meinte er.

      Das Regattafest begann mit der üblichen Regatta und mündete nach der Siegerehrung in einen gemütlichen Abend mit Tanz und Unterhaltung. Etwas am Rande, doch nicht ganz unbeachtet, fand die Floßtaufe statt. Die Gattin des Vorsitzenden persönlich warf die obligatorische Sektflasche gegen das vordere rechte Ölfass, das den einen Namenszug des Gefährtes trug: „Charlene“.

      Am Abend zuvor erst war ihnen aufgefallen, dass zur Taufe auch ein Name gehörte. Es wurde hin und her überlegt, bis sich beide Männer darin einig waren, einer alten Tradition folgend, das Schiff nach der Liebsten zu benennen. Simones Einwand, dass es sich da meistens um recht schlanke Wasserfahrzeuge gehandelt hätte, das Floß aber eher korpulent wirke, brachte sie alle zum Lachen, konnte Alexander und Volker aber nicht von ihrem Entschluss abbringen. Eine Runde Kartenspiel sollte die Entscheidung für einen Namen herbeiführen. Sie einigten sich auf Rommé, weil dieses das einzige Spiel war, welches sie alle kannten. Da es aber von diesem Spiel viele von Regeln gibt, legten sie diese zuerst fest. Der Gewinner sollte den Namen des Floßes bestimmen dürfen. Es sollte solange gespielt werden, bis einer der beiden Männer ein Spiel gewann. Zunächst gewann Simone, dann Charlene und schließlich Volker. Da hatte Charlene die rettende Idee. „Also, genaugenommen besteht unser Floß ja aus zwei Schwimmteilen. Warum soll es dann nicht auch zwei Namen tragen?“

      Gesagt, getan, rechts „Charlene“ und links „Simone“.

      Der Frau des Vereinsvorsitzenden wurde, was die Seite, auf die sie die Flasche werfen wollte, betraf, die Wahl überlassen. Im Logbuch, das Alexander angelegt hatte, trug er als Namen „Charlene-Simone“ ein.

      Nach dem Wunsch des Vereinsvorsitzenden: „Und allzeit eine Handbreit Wasser unter den Tonnen“, trat Volker vor und erhob seine Stimme: „Lasst mich bitte dem Ganzen einen würdigen literarischen Rahmen geben.“ Woraufhin eine gespannte Stille eintrat.

      „Frühlingserwachen, von Jürgen Roth“, begann er.

      „Fängt die Kuh zu bellen an,

      Ist der Hahn am Euter dran.

      Kotzt der Frosch die Aue voll,

      Weilt der Storch noch am Atoll.

      Lacht der Bussard in der Luft,

      Beschimpft der Fink die Maus als Schuft.

      Haut der Hecht die Flunder platt,

      Setzt das Reh den Fuchs schachmatt.

      Brummt die Biene durch die Stube,

      Drückt der Kater auf die Tube.

      Fällt der Feldsalat vom Baum,

      Hält’s der Bauer für ’nen Traum.

      Wälzen Welse sich am Boden,

      Hechten Hunde nach den Hoden.

      Fläzt die Kröte feist im Schlamm,

      Nimmt Papi gleich die Mutter ran.

      Holt der Hengst den Hammer raus,

      Spendet ihm die Magd Applaus.

      Frühling ist’s, es kräht und sprießt,

      Denk freudig dran, wenn’s wieder gießt.“

      Man sah nur heitere Gesichter, dann wurde geklatscht.

      In dem Augenblick, als ihr Floß von mehreren Händen zu Wasser geschoben wurde, hatte Alexander eine Idee, die er noch in der Nacht, als sie, nachdem alle Gäste gegangen waren, unter dem Vordach ihres Zeltes saßen, preisgab. „Was haltet ihr davon, wenn ich euch an den Abenden, an denen wir nichts Besseres vorhaben, aus meinen neuen Texten vorlese?“

      Alle drei stimmten sie sofort zu, und Charlene fragte, ob er denn, auch wenn es schon sehr spät sei und sie erst morgen starten würden, nicht schon heute damit beginnen könnte.

      „Klar,

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