Marijana. Reiner Kotulla

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Marijana - Reiner Kotulla

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beruhigen Sie sich erst einmal“, sagte Mühlberg, griff den Mann wie stützend an den Arm und führte ihn in das Innere des Bootshauses. Dort ließ er ihn Platz nehmen. Der Hund, ein Schäferhund, war widerstandslos gefolgt und nahm nun ebenfalls zu Füßen seines Herren Platz.

      „Er hängt an einem Ast“, begann der Mann, „muss sich dort verfangen haben.“

      Mühlberg hatte bereits den Telefonhörer in der Hand und wählte eine Nummer. Zehn Minuten später, der Mann hatte ständig diesen einen Satz wiederholt: „Ein Toter in der Lahn, er hängt an einem Ast“, trafen Polizei und Feuerwehr gleichzeitig ein. Ein Polizist kam zu ihnen, und Mühlberg erstattete Bericht, militärisch kurz und knapp. Dabei wies er auf den Spaziergänger, den der Polizist dann bat, ihm zu folgen. Und wieder der eine Satz: „Ein Toter in der Lahn, er hängt an einem Ast.“

      Alexander sah zwei Feuerwehrleute, die in Taucheranzügen dem Lahnufer zustrebten. Kurz darauf folgten Männer mit einer Trage, die abwartend am Ufer stehen blieben. Alexander wurde in dem allgemeinen Trubel nicht beachtet. Er setzte sich auf eine Bank, von der aus er die Bergungsarbeiten beobachten konnte. Bald sah er die Männer mit der Trage zu einem der Feuerwehrfahrzeuge streben. Dann, so plötzlich die Aktion begonnen hatte, war sie auch wieder beendet.

      Alexander wartete, bis das letzte Fahrzeug das Bootsgelände verlassen hatte, dann ging er noch einmal zum Bootshaus, wo er Mühlberg traf, der in der Eingangstür stand. „Sie haben sicherlich Genaueres herausbekommen?“

      „Das können Sie glauben, ich war nicht umsonst Oberfeldwebel bei den Feldjägern.“

      Obwohl Mühlberg Alexanders Interesse registriert hatte, wollte er sich wohl extra bitten lassen. Alexander tat ihm den Gefallen. „Sie haben nicht feststellen können, wer der Tote ist. Der Mann wird jetzt in der Gerichtsmedizin untersucht, obduziert nennt man das wohl. Nach der ersten Untersuchung gab es keine Anzeichen von Gewalt. Die Leiche soll allerdings schon mehrere Wochen in der Lahn gelegen haben, denn sie war schon mit einer zentimeterdicken Erdschicht bedeckt. Der Mann mit dem Hund hatte wohl nur den Kopf gesehen. Das war’s, Herr Fabuschewski. Jetzt haben Sie Ihren Freunden was zu erzählen. Mich müssen Sie aber jetzt entschuldigen, muss natürlich einen Bericht schreiben.“

      Alexander hatte verstanden, verabschiedete sich und wollte schon gehen, als ihm einfiel, dass er Mühlberg noch seine Telefonnummer geben musste. Er nahm sein Notizbuch aus der Tasche, schrieb Adresse und Telefonnummer auf eine Seite, riss sie heraus und gab sie Mühlberg. Der nahm sie in die Hand, schaute zuerst etwas verständnislos, erinnerte sich dann aber. „Ach so, ja richtig. Ich melde mich bei Ihnen. Bis dann also, Herr Fabuschewski.“

       Fünf

      Nun waren die technischen Voraussetzungen zu klären. Auch diese Aufgabe hatte Alexander übernommen. So verschob er am nächsten Morgen seinen schon zur Tradition gewordenen Spaziergang durch die Colchesteranlage. Oft war es dabei nicht bei einem gemütlichen Gang geblieben. Er hatte sich einen Laufrhythmus angewöhnt, einhundert Schritte laufen, einhundert Schritte gehen. Von Mal zu Mal hatte er dabei das Tempo erhöht.

      Aber wie gedacht, wollte er heute nach Löhnberg fahren. Vor einiger Zeit schon hatte er von einem Bekannten, einem Bildhauer, erfahren, dass es dort einen, wie der sich ausdrückte, gut sortierten Schrottplatz gäbe. Schon einmal war er dort gewesen und konnte sich von der Richtigkeit der Aussage überzeugen. Und wieder, wie am Vortag in der Bachweide, hatte er Glück. Kurz hinter dem Eingang des Schrottplatzes, neben einer Fahrzeugwaage, stand ein Mann, den Alexander Fabuschewski auf gut Glück hin ansprach.

      Der Mann, Herr Osfath, wie der sich ihm später vorstellte, war der Besitzer der Anlage. Ein freundlicher Mensch, zu dem Alexander sofort Vertrauen schöpfte. Deshalb berichtete er sofort von ihrem Vorhaben, mit einem Floß von Wetzlar aus lahnabwärts bis zur Mündung des Flusses in den Rhein fahren zu wollen.

      „Ich vermute“, sagte Osfath, als Alexander geendet hatte, „Sie wären nicht hier, wollten Sie ein Floß aus Holzbalken bauen?“

      „Richtig, wir dachten an eine Art Katamaran, bestehend aus leeren Ölfässern, Profilblechen und Holzplanken.“

      „Das habe ich auch gleich vermutet, als Sie begannen, davon zu berichten. Wie viele solcher Fässer werden Sie benötigen?“

      Alexander gefiel Osfaths Art, ohne viel drum herum zu reden, zur Sache zu kommen. „Ich denke, das hängt auch von der Größe der Fässer ab, vielleicht sechs, drei für jede Seite.“

      „Da wollen wir mal sehen“, sagte Osfath und ging voraus. Alexander folgte ihm zum hinteren Teil des Platzes. Schon von Weitem sah er sie stehen. Doch leider, als sie näher herankamen, zählte er nur vier Stück, jede etwa einen Meter hoch. Als hätte Osfath seine Enttäuschung bemerkt, erklärte der, dass ihm diese Art Fässer ständig angeboten würden. Er schlug Alexander vor, dass dieser eine Materialliste erstellen solle. Dann könne er entsprechende Teile beiseitelegen lassen, sobald sie einträfen. Die vier Fässer seien schon mal gebongt.

      Nun hatte Alexander zweimal hintereinander Erfolg gehabt. Er hatte einen Platz an der Lahn gefunden, wo sie das Floß bauen und zu Wasser lassen konnten und einen ihnen wohlgesonnenen Schrotthändler, der ihnen bei der Materialbeschaffung behilflich sein wollte. Er freute sich schon auf den Abend, auf das Treffen mit Charlene und Volker. Fast schon vergessen waren die Ereignisse um den Leichenfund an der Lahn.

      Eine Woche später erhielten sie Nachricht von Osfath. Sechs Ölfässer hätte er nun da und alle in derselben Größe. Inzwischen war auch vom Ruderklub eine positive Nachricht eingegangen. Mühlberg übermittelte das Einverständnis des Rudervereinsvorstandes, der ihnen erlaubte, auf dem mit Mühlberg vereinbarten Platz das Floß zu bauen. Zugleich wurde ihnen genehmigt, dort zu zelten, sollten sie mehrere Tage hintereinander arbeiten wollen. Keine Rede von Gebühren.

      Volker Grün besaß einen Pkw mit Anhängerkupplung und hatte jemanden ausfindig gemacht, der ihnen zu Transportzwecken seinen Anhänger überlassen wollte. Am Freitagnachmittag machten sich Volker und Alexander auf den Weg, um erstmals Material von Löhnberg in die Bachweide zu transportieren. Volker hatte sich darüber informiert, wie die Ölfässer und die Plattform miteinander zu verbinden seien. In einem Betonwerk in der Nähe von Ehringshausen hatte er sich einweisen lassen. Man verwendet dort ein Hochleistungs-Stahlumreifungsbänder-System, um Betonelemente auf Paletten transportfähig zu machen. Die Stahlbänder hatte er dort gekauft, das Spann- und Verschlusswerkzeug hatte man ihm gegen eine Gebühr geliehen. Sie hatten vor, zunächst die Ölfässer mit Profilblechträgern zu verbinden, jeweils drei Fässer auf eine Länge von sechs Metern auf jeder Seite. Dazu mussten die Profilblechträger auf die Gesamtlänge zusammengeschraubt werden. Das Material hatten sie im Anhänger verstaut, die Zeltausrüstung im Kofferraum.

      Von Samstag auf Sonntag wollten sie eine gemeinsame Probenacht an der Lahn verbringen. Man hatte ihnen erlaubt, einen von außen erreichbaren Dusch- und Toilettenraum im Klubgebäude zu benutzen. Der Schlüssel dazu befände sich unter der Fußmatte vor dem Eingang, hatte Mühlberg gesagt.

      Am Samstagmorgen, nachdem sie alle zusammen bei Simone und Alexander gefrühstückt hatten, fuhren sie los. Simone hatte das Zelt besorgt. Gemeinsam hatten sie hin und her überlegt, welche Zeltform für die geplante Plattform am besten geeignet wäre. Dann hatten sie sich für ein Tunnelzelt entschieden, in dem sich die beiden Schlafkabinen nebeneinander und längs des Tunnels befanden. An die Schlafräume schloss sich ein Aufenthaltsraum an, der groß genug war und an Regentagen als Koch- und Speiseraum genutzt werden konnte. Da sie alle vier kaum Campingerfahrungen hatten, hatte Simone auch die Schlafsäcke und die sich selbst aufblasenden Luftmatratzen besorgt.

      Charlene hatte sich nach anfänglichem Protest gegen

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