Marijana. Reiner Kotulla

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Marijana - Reiner Kotulla

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dass ich Dich nicht singen kann;

       Du verhinderst mich ja dran.‘“

      „Alexander, du brauchst mir jetzt nicht Lessings ‚Lob der Faulheit‘ zu erklären.“

      „Das wollte ich auch nicht, Simone, aber ich wusste gar nicht, dass ihr heute noch Gedichte auswendig lernen müsst. Es geht ja um Albernheit. Ich erinnere mich da an meine Schulzeit. Da kam es oft zu regelrechten Lachorgien, wenn zwei Mädchen sich gut verstanden, bedurfte es eines nichtigen Anlasses, und sie begannen zu lachen. Und gerade dann, wenn das Lachen unerwünscht war, zum Beispiel während des Unterrichts, konnten sie damit nicht aufhören. Nur unter dem Zwang, sich nicht anzuschauen, kamen sie zur Ruhe. Aber kaum, dass sich ihre Blicke trafen, begann ihr Gelache von Neuem. Ich denke heute, dass das ein Ausdruck von Lebensfreude und Unbekümmertheit war. Mit der Zeit, zur Frau geworden, diszipliniert, wird die Albernheit zur Ausnahme. Und doch, zum Glück, würde ich sagen, passiert es Freundinnen manchmal bis ins hohe Alter. Und was die Spiellust der Männer betrifft“, und dabei schaute er zu Volker hinüber, „wünschte ich mir noch für lange Zeit entsprechende Ideen.“

      „Mischt sich da nicht aber die Lust am Spiel mit der am Abenteuer?“

      „Ich denke schon.“

      Es entstand eine Pause, und Alexander hoffte, dass die anderen über seinen Vorschlag nachdachten. Er selbst entwickelte bereits gedanklich erste Planansätze. Die Plattform, auf die Fässer montiert, sollte so groß sein, dass ein Zelt und eine fest auf ihr installierte Sitzgruppe Platz fänden. Das Lenkruder sollte von ihr aus bedienbar sein. Auch ein kleiner Außenbordmotor war denkbar. Alexander bemerkte, dass alle Augen auf ihn gerichtet waren. Aus seinen Gedanken gerissen, schaute er sie der Reihe nach an. Keine Ablehnung nahm er in ihren Augen wahr. „So wie ihr mich anschaut, fasse ich das als eine Aufforderung auf, meine Idee näher zu erläutern?“

      „Ich denke schon.“

      Volker war der Erste, der sich äußerte. „In Ordnung, Alexander, lass hören.“ Das war Simone.

      „Ich will mich auch nicht verweigern“, schloss sich Charlene den anderen an.

      Und als ob er schon lange über das Projekt nachgedacht hätte, unterbreitete er ihnen nun seine ersten Vorstellungen.

      „Eine Reling darf natürlich nicht fehlen“, ergänzte Simone, als er geendet hatte. Kein Widerspruch von den anderen.

      „Dann fasse ich das als eine Art Zustimmung auf?“

      „Bei mir kannst du davon ausgehen.“

      „Bei mir auch.“

      „Ich bin dabei.“

      Das hatte er nicht erwartet. Um so mehr freute ihn ihr spontan geäußertes Einverständnis. „Na dann fangen wir doch am besten gleich mit dem Zeitplan an.“

      Als sich Simone und Alexander später von den beiden anderen verabschiedeten, hatten sie bereits eine erste Aufgabenverteilung vorgenommen. Auf dem Weg zur Weißadlergasse und noch im Bett sprachen sie von nichts anderem.

       Vier

      In der Bachweide, an der Lahn gelegen, gab es einen Ruderverein, mit Bootshaus und Freigelände. Da fuhr Alexander Fabuschewski am Montagvormittag hin. Seltsamerweise musste er an Charlene denken, und er erinnerte sich daran, dass er, als er ihr in Marburg zum ersten Mal begegnete, sie gerne näher kennengelernt hätte. Inzwischen waren sie Freunde geworden, nicht zuletzt deshalb, weil sie ähnliche politische Ansichten vertraten. Auch als Frau hatte sie ihn fasziniert, und anfangs hatte er sich mehr als eine Freundschaft erhofft. Oft schon hatten sie über vergangene und gegenwärtige Kriege gesprochen und waren sich darin einig, dass denen immer entsprechende Lügen vorausgegangen waren. Beide befürchteten einen neuen Krieg, den die USA und ihre verbündeten Staaten gegen den Iran zu führen gedachten. Was noch fehlte, war eben eine entsprechende Kriegslüge, die die Menschen und vor allen Dingen die Soldaten glauben machen würde, dass eine militärische Lösung der Probleme unumgänglich sei.

      Alexander war so in seinen Gedanken versunken, dass er beinahe die Straße verpasst hätte, die zur Bachweide führte. Bald hatte er das eingezäunte Gebiet erreicht. Er stellte sein Auto in der Nähe des Tores ab, stieg aus und hielt nach einer Person Ausschau, der er sein Anliegen vortragen konnte. Doch niemand war zu sehen. Er umrundete das Gelände einmal, hatte aber auch dabei niemanden entdecken können. Unschlüssig stand er nun wieder am Tor, als er sich an die Telefonnummer erinnerte, die er auf der Internetseite des Ruderklubs gefunden hatte. Schon nach dem zweiten Klingeln meldete sich eine Männerstimme mit Namen, für heutige Telefongewohnheiten eher ungewöhnlich.

      Alexander brachte kurz sein Anliegen vor. Zu seiner Freude erklärte der Mann, ein Herr Mühlberg, dass er schon so gut wie auf dem Weg zum Ruderklub sei, und bat Alexander, dort auf ihn zu warten, da sich vor Ort doch alles besser besprechen ließe. In etwa zwanzig Minuten sei mit seinem Eintreffen zu rechnen.

      „Eine gute Idee“, sagte Mühlberg, als Alexander seine Ausführungen beendet hatte. „Und woher wollen Sie die Materialien bekommen?“

      „Es gibt da bei Löhnberg einen Schrottplatz, dort sah ich vor einiger Zeit, als ich nach einer gusseisernen Pfanne Ausschau gehalten habe, gut erhaltene Blechfässer, die wir als Schwimmer nutzen könnten.“

      „Da scheinen Sie ja schon gezielte Vorstellungen zu haben.“

      Alexander hätte eigentlich nichts dagegen gehabt, noch weiter über ihr Vorhaben zu plaudern, wollte aber jetzt vorrangig mit Mühlberg über eine mögliche Nutzung des Ruderklubgeländes reden. Der schien seine Gedanken erraten zu haben.

      „Ich muss natürlich noch mit unserem Vorstand sprechen, kann mir aber kaum vorstellen, dass der Ihr Anliegen ablehnen wird, zumal wir in der glücklichen Lage sind, ausreichend Platz zu haben.“

      Sie saßen vor dem Bootshaus auf einer Terrasse. Dort hatte man wohl in Erwartung schönerer Tage einige Tische und Stühle aufgestellt.

      „Alkoholfreies Bier, bitte“, hatte Alexander auf die Frage Mühlbergs geantwortet.

      „Na dann wollen wir mal schauen, welchen Platz ich unserem Vorsitzenden vorschlagen werde.“ Mühlberg bat Alexander, ihm zu folgen. Bald hatten sie eine Stelle am Fluss erreicht, wo in den Boden eingelassene Holzbalken eine Art Rutsche ergaben.

      „Hier haben wir früher die großen Boote zu Wasser gelassen. Ich denke, dass etwa vier Meter in der Breite für Ihre Zwecke ausreichend sind. Unsere neue Slipanlage befindet sich direkt unterhalb des Bootshauses. Diese hier nutzen wir nicht mehr.“

      „Ein idealer Platz für unser Vorhaben, Herr Mühlberg. Hoffentlich gibt es da seitens Ihres Vorstandes keine Einwände.“

      „Ich glaube kaum, Herr Fabuschewski. Lassen Sie mir Ihre Telefonnummer da, dann melde ich mich bei Ihnen, sobald ich Näheres in Erfahrung gebracht habe.“

      Da müssen wir eben abwarten, dachte Alexander und gab Mühlberg die Hand, wollte sich schon verabschieden, da näherte sich ihnen ein Mann mit einem Hund an der Leine, den er mehr oder weniger hinter sich herzog. „Sie müssen mir helfen“, rief der Mann schon aus der Entfernung. Als er Mühlberg und Alexander erreicht hatte, wandte er sich in Richtung des Lahnufers und deutete mit der Hand auf eine Stelle flussabwärts.

      „Da

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