Showdown Jerusalem. Hans J Muth

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Showdown Jerusalem - Hans J Muth Die Fälle des Commissario Sparacio

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kannte den Kollegen. Andrea di Silvio von der Spurensicherung. Ein brauchbarer Mann.

      „Eine Militärwaffe, offensichtlich. Wer ist der Mann? Hat er Ausweispapiere dabei?“

      Di Silvio nickte kurz und reichte ihm eine Plastiktasche.

      „Seine Brieftasche, Reisepass, etwas Geld, diverse Kassenbons, mehr ist da nicht. Der Mann heißt Luigi Zanolla und wohnt laut seinem Passaporto in San Vittorino, einem Vorort von Rom. Wir haben das überprüft. Seine Wohnung liegt an der Piazza del Castello. Die Anwohner sagen, der Inhaber sei mehrere Monate nicht dort gewesen. Aus beruflichen Gründen, vermuten sie.

      Der Beamte zuckte die Schultern.

      „Sonstige persönlichen Gegenstände? Briefe, Anschriften? Hinweise auf Bekanntschaften des Toten?“

      „Nichts Besonderes, Commissario“, meldete sich ein zweiter Kollege der Spurensicherung. „Lediglich eine kleine Digitalkamera. Aber wertlos. Da ist kein Chip drin.“

      „Wertlos, sagen Sie?“ Sparacio sah den Kollegen verständnislos an. „Wertlos? Sie wissen doch sicher, dass ein Chip zum Fotografieren nicht zwingend notwendig ist?“

      „Nein Commissario. Meine Frau und ich fotografieren noch mit einer alten …“

      Sparacio schüttelte den Kopf, was den Carabinieri dazu veranlasste, seinen Satz abrupt abzubrechen. Er murmelte etwas vor sich hin, von dem es besser war, dass es der Kollege nicht hören konnte.

      „Wo ist die Kamera? Geben Sie her!“

      Eingeschüchtert reichte der Kollege ihm eine Plastiktüte und Sparacio entnahm ihr die Kamera, schaltete sie ein und überprüfte den Inhalt auf dem internen Speicher. Dann schüttelte er den Kopf.

      „Nichts. So ein Mist! Wo ist diese verdammte Karte?“

      Dann wandte er sich dem Kollegen zu, der einen erleichterten Eindruck machte.

      „Wie ist Ihr Name?“, fragte er betont freundlich.

      „Folco Testa, Commissario. Es tut mir leid, ich …“

      „Hören Sie, Testa! Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Legen Sie sich eine digitale Kamera zu. Eine einfache. Eine kleine“, sagte er fast liebenswürdig. „Es gibt da schon preiswerte Exemplare. Nicht nur Ihre Frau, auch die italienische Polizei wird es Ihnen danken.“

      Der Angesprochene nickte ergeben, doch seine Antwort konnte Sparacio, der sich wieder seiner Arbeit zugewandt hatte, nicht mehr hören: „Si, Commissario. Si. Ich werde es tun. Gleich morgen werde ich mir eine Kamera zulegen. Versprochen, Commissario. Gleich morgen.“

      *

      „Adieu, Luigi!“

      Der Mann auf dem Dach des Hauses an der Piazza Pio XII warf einen letzten Blick auf die Stelle, wo das Leben eines Menschen durch seine Hand erloschen war.

      Jean-Pierre Merlot schraube in aller Ruhe den Lauf des Gewehres vom Schaft, entfernte das Zielfernrohr und verstaute die Teile in einer Sporttasche, die er für den Transport ausgewählt hatte. Er selbst war mit einem grauen Sportanzug bekleidet, wie ihn viele Menschen in der Stadt zum Joggen benutzten. An den Füßen trug er passende Sportschuhe, ebenfalls in grau. So gekleidet würde niemand Verdacht schöpfen, wenn er die Straßen Roms entlangeilte. Keine Besonderheit: Ein Sportler auf dem Weg ins Fitnessstudio.

      Er zerrte den Reißverschluss der Tasche zu und streifte mit seinen Blicken den kalten Betonboden des flachen Daches, von dem aus er den Schuss, und nur den einen, vermerkte er innerlich stolz, abgegeben hatte.

      Nach diesem Schuss hatte er die Waffe erneut durchgeladen. Für alle Fälle. Doch es war nicht erforderlich geworden, den Abzug ein weiteres Mal durchzuziehen. Er spürte, wenn er traf. Er spürte aber auch, wenn er sein Ziel verfehlte. Heute hatte er getroffen. Mit einem Schuss. Mit dem ersten Schuss.

      Sein Blick streifte weiterhin den Boden. Er suchte nach der Patronenhülse, die beim Nachladen aus der Patronenkammer geschleudert worden war. Seine Blicke tasteten ins Leere. In gebeugter Haltung schritt er die nähere Umgebung seines Aufenthaltes ab und sah schließlich die Hülse. Sie war durch einen Regen-Siphon gefallen und lag für ihn unerreichbar im Auffangnetz unterhalb des metallenen Gitters.

      Merlot kniete nieder, wobei sich sein mächtiges Kreuz nach hinten wölbte und nun konnte man die kräftigen Halsmuskeln sehen, die der zurückweichende Kragen des Trainingsanzuges freigab. Alles in allem besaß er für seine achtundvierzig Jahre einen durchtrainierten Körper und bei einer Größe über einen Meter neunzig hatte seine Statur schon manchen Gegner das Fürchten gelehrt.

      Andere Menschen einschüchtern, das hatte er gelernt, hatte es zu seiner Profession gemacht. In der Légion Étrangère hatte er acht Jahre lang gedient. Seiner Brutalität und seinem nach vorne drängenden Engagement hatte er es zu verdanken, dass er schon bald in den Rang des Adjutant Chefs aufstieg und für die Ausbildung der gewöhnlichen Mannschaft verantwortlich wurde.

      Während des Golfkrieges gegen Saddam Hussein 1991 war er Mitglied der „Division Daguet und nahm an der erfolgreichen Operation „Desert Storm“ und in den Folgejahren an den friedenssichernden Maßnahmen in Kambodscha, Somalia und Ruanda teil.

      Er hatte gelernt, Menschen mit der bloßen Hand umzubringen, er hatte alle möglichen Waffengattungen studiert, sich in sie hineingelebt. Inzwischen konnte er einer Fliege auf tausend Meter ins Auge schießen.

      Die Patronenhülse war zu tief in den Abflussbehälter gefallen. Er gab sein Vorhaben auf, sie dort herauszufischen und als er sich erheben wollte, verharrte in seiner Bewegung.

      Dann plötzlich waren sie da, die Polizeisirenen, genau unter ihm auf dem Largo del Colonnato. Merlot beugte sich tief in die Hocke und versuchte, über die niedrige Brüstung auf die Straße unter ihm zu sehen. Dazu musste er sich flach auf den Boden legen, um zu verhindern, dass man seiner gewahr wurde.

      Aus zwei der blau weißen Alfa Romeos sprangen jeweils zwei uniformierte Carabinieri und bahnten sich durch eine Traube von Touristen den Weg zum Eingang des Gebäudes.

      Merlot wusste: Das galt ihm. Man hatte die Schussrichtung lokalisiert und vermutete den Schützen offensichtlich gerade hier, genau auf diesem flachen Dach.

      Merlot sah sich um. Er suchte einen Fluchtweg. Es gab keinen. Keinen außer dem Weg über das Treppenhaus, den er hierher genommen hatte und den die Carabinieri gerade nahmen.

      Er fasste seine Tasche mit dem verstauten Gewehr und rannte zu der Tür, die von unten herauf zum Dach und damit zu ihm führte.

      Es gab für ihn keinen anderen Ausweg. Er würde das tun müssen, was er am besten konnte. Er würde kämpfen. Es waren drei Polizisten.

      Bilder schossen ihm durch den Kopf. Drei? Was waren schon drei? Er hatte es mehrfach mit bedeutend mehr Angreifern zu tun gehabt. Stets war er als Sieger hervorgegangen. Immer waren es Kämpfe auf Augenhöhe gewesen. Anders als heute. Heute war er von vorneherein im Vorteil. Sie mussten durch diese Tür dort kommen, nacheinander. Sie waren Polizisten, keine Kämpfer, so wie er. Sie hatten keine Chance in seinen Augen.

      Er setzte seine Tasche ab und schob sie mit dem Fuß einen halben Meter hinter sich. Dann griff er in den Hosenbund auf seinem Rücken und förderte eine großkalibrige Pistole zutage, zog das Magazin heraus und nickte zufrieden. Er lud sie durch und umfasste den kalten metallenen Griff.

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