P.E.M. Projekt Evolution Mensch. Jennifer Scheil

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P.E.M. Projekt Evolution Mensch - Jennifer Scheil

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saß an ihrem Tisch und sah aus dem Fenster auf den Pausenhof. Das, was dort draußen war, sah sie genauso wenig, wie sie die Worte der Lehrerin wahrnahm, die vor der Tafel stand und ihnen ein Fallbeispiel zu den verschiedenen Erziehungsstilen anschrieb und es dabei erläuterte. Sie war mit ihren Gedanken bei einem spöttisch verzogenen Mund und kalt blitzenden, stahlgrauen Augen. Ein Seufzen hob ihre Brust, sie würde alles dafür geben, damit diese Augen sie freundlich anlächelten. Und sollte es nur für den Bruchteil einer Sekunde sein, es wäre für sie der Himmel auf Erden. Doch das zu erhoffen war töricht. Wie sollte sich ein so gut aussehender Mann auch nur die Mühe machen, ein so mittelmäßiges Mädchen wie sie zu bemerken? Nein, es war einfach dumm, zu glauben, sie sei es wert. Von allen Seiten bekam sie doch ständig Prügel zu spüren. Nur zu Hause hatte sie das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Ihr Opa nannte sie oft seinen Schmetterling.

      Dieses Gefühl tat gut und löschte das bedrückende Gefühl der Schlechtigkeit für einen Augenblick aus. Sie wusste um ihre Fähigkeiten, doch war es ihr nicht immer möglich, sie auch selbstbewusst zu zeigen. Immer die Angst vor Erniedrigungen im Nacken tat sie soviel wie sie konnte, um nicht übermäßig aufzufallen.

      Aufzufallen kam für sie einem Todesurteil gleich. Und im Moment hatte sie sowieso keine Kraft, dem Lästern und Neid ihrer Mitschüler Kontra zu bieten. Somit hielt sie sich sehr zurück um den verbalen Konfrontationen zu entgehen.

      In ihrem Inneren war etwas im Begriff zu zerreißen und wenn sie an die Gehässigkeiten dachte, die aus diesem spöttischen Mund hervorkamen, riss es immer tiefer ein. Sie seufzte leise und eine Träne lief unbemerkt über ihre Wange. Wenn ich doch nur auf ein Lächeln hoffen könnte. Aber nachdem ich ihn so heruntergeputzt habe, werde ich wohl nie diese Augen strahlen sehen. Oh, Sam was bist du doch

       dumm!

      „Samantha Brand, wie lautet die Antwort auf meine Frage?“ Der herrische Ton der Lehrerin katapultierte Samantha zurück in die Wirklichkeit.

      Hochschreckend sah sie sich irritiert um. „Was? Entschuldigen sie bitte, Frau Schulz, aber ich habe eben nicht zugehört.“

      „Offensichtlich. Das war auch nicht zu übersehen!“

      Ein allgemeines Murmeln und Kichern ging durch die Klasse.

       Wieder versagt! Wieder einmal aufgefallen!

      Verzweifelt strich sich Samantha eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. „Könnten sie die Frage, bitte wiederholen?“

      „Hört euch das an wie sie wieder extra behandelt werden will. Unverschämt! Aber was will man auch von so einer wie ihr erwarten!?“ Diese Hänselei wurde zwar geflüstert, war aber noch laut genug, sodass Samantha sie hören musste. Schmerzhaft zog sich ihre Brust zusammen und die Tränen ließen sich kaum unterdrücken. Aber sie würde nicht weinen! Sie würde diesen Lästermäulern nicht diese Genugtuung geben. Niemals!

      Frau Schulz wusste um die Klassensituation und sie würde alles tun, um sie für Samantha zu erleichtern. Doch fiel das bei dieser Klasse nicht leicht. Als Lehrer musste man Acht geben, dass man nicht selbst Gegenstand des Lästerns wurde, selbst in so einem sozialen Beruf.

       Es erschreckt mich jedes Mal aufs Neue, zu sehen und zu hören, wie diese jungen Menschen, weder erwachsen noch jugendlich, diese Art von Zusammenleben führen. Es graust mich, wenn ich daran denke, dass das die Erzieher von Morgen sein sollen.

      Mit ruhiger und freundlicher Stimme wiederholte sie noch einmal ihre Frage. „Um welchen Erziehungsstil handelt es sich bei diesem Beispiel und woran machen sie das fest?“ Samantha lächelte, die Antwort darauf war nicht schwer. Diese Fragen

      waren nie schwer für sie. In Psychologie und Pädagogik hatte sie, genau wie in künstlerischen Gestalten und musikalischer Erziehung, die besten Noten. Doch bevor sie überhaupt dazu kam, etwas zu sagen, ergriff Babette, die Klassenschönheit, das Wort. Natürlich ohne sich gemeldet zu haben. „Es handelt sich hierbei um den demokratisch / partnerschaftlichen Erziehungsstil. Das ist daran ersichtlich, dass die Erzieherin dem Kind das Spielen an diesem Platz nicht nur verbietet, sondern das Verbot auch erklärt und so dem Kind verständlich macht!“ Mit einem

      selbstzufriedenen Lächeln lehnte sich Babette zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihr abfälliger Blick, streifte dabei Samantha.

      „Nun, diese Antwort war korrekt. Jedoch würde ich es begrüßen, wenn sie sich ebenfalls demokratisch / partnerschaftlich gezeigt hätten. Denn die Frage hatte ich Samantha gestellt und nicht ihnen, Babette!“

      Das Lächeln verschwand und ein giftiger Blick schoss zu Samantha hinüber.

      Beim ersten Ton der Schulglocke hasteten schon die ersten aus dem Klassenraum. Wieder einmal, ohne ihre Stühle hoch zu stellen. Sie wollten alle nur so schnell wie möglich aus der Schule raus. Als Babette an Samantha vorbeirauschte, beugte sie sich etwas vor und zischte leise. „Wir sehen uns draußen!“

      Innerlich sackte Samantha zusammen. Wenn sie doch nur nicht alle ihre psychische Kraft dazu verwandt hätte, diesem sturen, gefühllosen Klotz zu helfen. Wäre sie dabei nicht so geschwächt worden, dann würde sie der kommenden Auseinandersetzung gelassener gegenüberstehen. Aber so? Es war aussichtslos!

      Traurig erhob sie sich, schloss ihre Tasche und machte sich, wie jeden Tag, daran, die Stühle hoch zu stellen und den Müll aufzusammeln. Während der letzte ihrer Mitschüler die Klasse verließ, reinigte sie die Tafel. Sie würde sich dann zwar wieder beeilen müssen, um den Bus noch zu bekommen, doch das machte ihr wenig aus. Sie wusste, wie hart das Reinigungspersonal arbeiten musste, damit sie die Schule wieder sauber bekamen. Diese kleinen Handgriffe würden ihnen die Arbeit erleichtern, nur das war wichtig!

      Am Ende waren nur noch sie und die Lehrerin im Klassenzimmer. Frau Schulz sortierte noch ihre Unterlagen, um sie fein säuberlich in ihre Tasche zu stecken. Als sie ihren Laptop zuklappte und die Unterlagen der Schüler in Stapel geschichtet hatte, war auch Samantha fertig. Sie war im Begriff das Klassenzimmer zu verlassen als sie von Frau Schulz zurückgerufen wurde. „Samantha, warten sie doch bitte einen Moment. Ich habe den gleichen Weg, da könnten wir doch zusammen gehen.“ Der skeptische Blick aus diesen unergründlichen Augen entging ihr nicht, weshalb sie anknüpfend erklärte: „Ich habe heute so viele Unterlagen mitzunehmen. Es würde mich freuen, wenn ich dabei Hilfe bekommen könnte.“

      Samantha entspannte sich. Das Angebot von Frau Schulz war nicht ganz eigennützig. Das spürte sie und war ihr dankbar. Es bedeutete zwar einen Umweg, durch die Schülerfreien Zonen und über den Lehrerparkplatz zu gehen, doch würde es sie vor

      der Konfrontation mit Babette bewahren. Lächelnd trat sie an den Pult und hob den größten Stapel Unterlagen auf.

      Gemeinsam und unbehelligt verließen sie das Schulgebäude. Am Auto angelangt

      übergab Samantha die Unterlagen, verabschiedete sich und eilte los, um ihren Bus vielleicht doch noch zu erwischen.

      Heute würde sie nicht ins Krankenhaus fahren. Sie könnte es nicht ertragen, ihn zu sehen.

      Sollte er doch darauf warten, Besuch zu bekommen. Wie egal ihr das doch war! Nie würde sie sich diesem kalten Blick wieder aussetzen. Er würde es sowieso nicht bemerken, wenn sie nicht mehr kam. Da war sie sich ganz sicher!

      Der Bus war schon im Begriff anzufahren, als sie endlich, nach Luft ringend, an der Bushaltestelle ankam. Wild mit den Armen winkend, machte sie sich bemerkbar und der Bus hielt, um sie einsteigen zu lassen. Keuchend fiel sie auf den erstbesten Platz, nachdem sie ihren Fahrschein durch das elektronische

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