P.E.M. Projekt Evolution Mensch. Jennifer Scheil

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das Mama nicht schon oft genug gesagt?!“

      Feixend trat Jonas vollends ins Zimmer. „Oh, verzeiht bitte. Ich werde es nie wieder tun!“

      Die Augen verdrehend wandte sie sich wieder dem Grund ihres hier Seins zu.

      In den darauffolgenden Tagen, verbrachte Samantha viel Zeit im Krankenhaus. Sobald die Schule aus war, eilte sie dorthin und verbrachte jeweils drei Stunden damit, sich um den Mann zu kümmern und den Schwestern zu zuhören, die so einiges über sein Verhalten zu berichten hatten. Sie erwartete keine Dankbarkeit und doch verletzte sein Verhalten sie sehr. Immer wieder versuchte sie, es zu entschuldigen. Doch mit jedem Tag, der verging, fiel es ihr immer schwerer. Die Gefühle, die sie für ihn empfand, waren ihr neu und verwirrend. Das Ziehen in der Magengrube, das sie jedes Mal überkam, wenn sie ihn da blass und krank im Bett liegen sah, war genauso verwirrend wie die Magenkrämpfe, die sie verspürte, wenn er sie wieder mit seinen spitzen Bemerkungen angriff.

      Als das zweite ihrer vierteljährlichen Praktika anstand, fand sie keine Zeit, ihn zu besuchen. In dieser Zeit war Jonas dann der Sandsack, gegen den die Beleidigungen prallten. Doch war Jonas nicht ganz so duldsam und konterte.

       Inzwischen sind zwei Wochen seit dem Auffinden dieses Ekels vergangen, und er hat sich noch in keiner Weise gebessert. So viel schlechte Laune, wie dieser Mann verbreitet, würde für drei weitere Männer ausreichen. Es wird Zeit, dass ihm die Meinung gegeigt wird, aber mit Pauken und Trompeten, jawohl!

       ****

      Seit Samantha das letzte Mal im Krankenhaus gewesen war, hatte sich von der Hektik her nichts verändert. Doch inzwischen kannte sie sich so gut aus, dass sie sich nicht mehr durch das ganze Gedränge schieben musste, sondern über Schleichwege ihr Ziel erreichen konnte. Vor dem Zimmer angekommen atmete sie tief durch. Das, was jetzt kam, war nicht als einfach zu bezeichnen. In den letzten Wochen

      hatte sich der Zustand von Mr. X, so nannten ihn hier alle Schwestern und Pfleger, entschieden verbessert. Leider, wie sie feststellen musste. Er entpuppte sich als schwierig.

      Die Schwestern stöhnten, wenn sie zu ihm ins Zimmer mussten. Einige verließen es fluchtartig und in Tränen aufgelöst. Er war unzufrieden mit allem und jedem und machte die Ärzte dafür verantwortlich, dass er immer noch nicht wusste, wer er war.

      Und das, fand Samantha, entzog nun wirklich ihrem Einfluss. Sollte sich heute seine Laune immer noch nicht gebessert haben, würde sie ihm die Leviten lesen müssen. Das war sie den Schwestern, Dr. Schmidt und vor allem sich selbst schuldig.

      Tief durchatmend klopfte sie an. Auf ein mürrisches „Herein!“ öffnete sie die Tür und trat entschlossen ins Zimmer. Was sie zu sehen bekam, war nun wirklich zu viel. Da saß dieser übelgelaunte Berg aus Muskeln, mit verschränkten Armen im Bett und blitzte ihr aus grauen Augen entgegen.

      Wütend baute sich Samantha mit in den Hüften gestemmten Fäusten vor ihm auf. „Jetzt hören sie mir mal zu, sie eingebildeter, selbstverliebter, egozentrischer Macho. Oh nein, wagen sie es nicht, mich zu unterbrechen! Sie zerfließen hier im Selbstmitleid und gehen mit ihren Launen allen auf die Nerven. Die Hilfe, die ihnen gegeben wird, treten sie mit Füßen. Ich maße mir nicht an, zu wissen, was mit ihnen da draußen im Wald passiert ist. Doch ist das noch lange kein Grund, anderen, die nichts weiter damit zu tun haben, außer dem, dass sie ihnen helfen, das Leben zur Hölle zu machen!

      Ich habe von ihnen keinen Dank erwartet, jedoch erwartete ich ein zivilisiertes Verhalten und nicht das Trotzverhalten eines Dreijährigen. Ich hätte sie dort liegen und verrotten lassen sollen. Aber nein, stattdessen nehme ich die lästigen Fragen, Blicke und Schmähungen auf mich und meine Familie, nur um von ihnen noch schlechter behandelt zu werden. Von mir aus können sie weiter den verwöhnten Jungen spielen, aber dann verzichte ich darauf, mich weiter mit ihrem Starrsinn abzugeben.

      Sollten sie jedoch ihre Ansichten, wider Erwarten ändern- Dr. Schmidt weiß, wie wir zu erreichen sind. Und bis dahin, “ sie drehte sich um und schritt durch die Tür, „werden sie auf meine ihnen offensichtlich unbehagliche, Gesellschaft verzichten müssen!“ Mit einem Knall schlug sie die Tür hinter sich zu und ließ einen sichtlich

      irritierten Mann zurück.

      Das hatte gesessen! Ihm war, als würden ihm noch immer die Ohren klingeln. Wie es jemand schaffte, vor Wut regelrecht zu schäumen und trotzdem gut artikulierte Sätze zu bilden, war ihm schleierhaft. Noch dazu die vielen beleidigenden Ausdrücke, die sie für ihn gefunden hatte. Außerdem hatte sie nicht ein bisschen Angst gezeigt. So viel Courage war bemerkenswert, wirklich bemerkenswert.

      Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Dieses hübsche junge Ding gefiel ihm ausnehmend gut und er war ihr wirklich dankbar, dass sie ihn aus dem Wald rausgeschafft hatte. Aus welchem Grund auch immer er dort gewesen war. Er nahm sich vor, sich bei ihr zu entschuldigen. Ein Stöhnen entfuhr ihm, als er daran dachte, bei wem er sich noch alles entschuldigen musste. Das konnte ja heiter werden. Doch sie hatte ja mit allem Recht gehabt. Ich werde ihr zeigen, dass ich ihrer Hilfe würdig bin. Und vielleicht kann ich mich ja bei ihr irgendwann revanchieren.

      Ja das würde er, doch in einem Umfang, den er nicht einmal zu träumen wagte!

       ****

      Ein Knall ließ die Fenster erzittern. Jonas, der die Ursache herausfinden wollte, steckte seinen Kopf durch die Küchentür. Nur, um ihn gleich wieder, fluchtartig, einzuziehen.

      Den Luftstoß spürend, sah er eine Tasche durch den Flur und an die gegenüberliegende Wand fliegen, wo sie krachend zu Boden ging. Unter der Tasche bildete sich langsam eine Pfütze, die sich über die Fliesen und den Läufer ungehindert ausbreitete. Der Farbe nach könnte man meinen, dass Domino sich hier erleichtert hatte, nur das, Samantha gerade eine der Saftflaschen so zugerichtet hatte, dass man für diese kein Pfand mehr bekommen würde.

      Den Grund für ihr nicht zu übersehen wütendes Verhalten konnte er nur erahnen. Jedoch hatte er da so eine Vermutung.

      „Wie geht es heute unserem Mr. X? Geht es ihm schon besser?“ Funken sprühende, jetzt grün schimmernde Augen bedachten ihn mit einem Blick, dass er es bereute,

      überhaupt den Mund aufgemacht zu haben. „Wie es diesem ´Etwas´ geht, ist so was von unwichtig. Aber wenn es dich so brennend interessiert, dann frag doch im Krankenhaus nach. Ach übrigens,“ sie war mittlerweile am oberen Treppenabsatz angekommen und öffnete ihre Zimmertür, „würde ich es begrüßen, wenn dieser Name nicht mehr in meiner Gegenwart genannt wird!“ Krachend fiel die Tür hinter

      ihr ins Schloss.

      Sich am Kopf kratzend, lächelte Jonas still vergnügt in sich hinein. Er kannte seine Enkeltochter ziemlich gut und hatte sie noch nie so wütend erlebt. Junge, Junge, da hast du aber einen Sturm heraufbeschworen. Ich hoffe, dass dir sehr schnell einfällt, wie du ihn wieder besänftigen kannst. Ich möchte jetzt nicht in deiner Haut stecken!

      Ein leises Winseln lenkte seine Aufmerksamkeit auf die Verbindungstür zum Garten. Dort stand Domino, die ihn mit eingeklemmtem Schwanz und aus traurigen, verständnislosen Augen ansah.

      Jonas ging vor der Hündin in die Hocke, um ihr tröstend übers Fell zu streicheln. „Oh je, da kommt ja einiges auf uns zu, was mein Mädchen!?“

      Domino leckte ihm für seinen Trost dankend die schwieligen Hände.

      „Ich glaube jetzt muss der alte Knochen doch noch mal in die Schlacht ziehen. Auch wenn ich

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