Bodos zornige Seele. Kurt Pachl

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Bodos zornige Seele - Kurt Pachl

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über die heutige Route sowie über die weiteren Etappen bis in den Golf von Mexiko.

      Marco hatte die Nachrichten gehört, und im Internet gesurft. Es gab noch keine Verlautbarungen aus Neufundland. Das war irritierend. Er wollte gerade weitere Ausführungen machen, als Bradlys Kopf aus dem Unterdeck auftauchte.

      Instinktiv hielt Marco inne. Irgendetwas stimmte hier nicht. Irgendetwas war anders als sonst. Norma­lerweise stolperte dieser Bursche mitten in ein Gespräch und begann wie ein Wasserfall drauflos zu plappern. Stattdessen steckte er nun den Kopf vorsichtig an Deck; wie ein geprügeltes Kind, welches vorsichtig schaute, ob die Luft rein ist.

      »Na, hast du deinen Rausch ausgeschlafen«, sagte Marco forsch und leicht vorwurfsvoll. Für Bradly war es wohl ein Zeichen, dass er sich trauen konnte, das Deck zu betreten. Langsam schlurfte er auf den Frühstückstisch zu. Er senkte dabei fast demutsvoll seinen Kopf.

      Vor Bodo ließ er sich plötzlich auf die Knie fallen. Er nahm Bodos rechte Hand, um diese auf seinen Kopf zu legen.

      »Verzeih‘ mir Bodo. Ich bin ein seltendummer Idiot«, sagte er leise und fast flehend.

      Bodo erhob sich, und half Bradly aufzustehen. Dabei streifte sein Blick dessen Hals. Nur für den Bruchteil einer Sekunde zuckte er zusammen. Und im Bruchteil dieser Sekunde erkannte er Oles Handschrift. Er legte seine beiden Hände auf Bradlys Schulter, sah ihm in die Augen und sagte laut:

      »Hör auf zu saufen. Du hast doch nur noch eine Niere. Da, schau hinaus. Ist sie nicht schön, diese Schöpfung? Ewald kann sie nicht mehr sehen. Er kann diese Schönheiten nicht mehr fotografieren. Für dich hätte ich vielleicht das Gleiche getan, wie für Ewald. Das verstehe ich unter Freundschaft.«

      Bradly blickte schuldbewusst auf die Planken der Yacht.

      »Ich weiß. Entschuldige noch einmal Bodo. Bitte«, sagte er leise.

      Bodo schob Bradly nun unsanft von sich. »Du musst jetzt frühstücken. Schließlich brauchst du Kraft für deine vielen Weiber.«

      Bradly wischte sich eine Träne mit dem Handrücken fort.

      »Hier unten gibt es aber auch rassige Weiber«, sagte er lachend.

      »Da muss sich Gott doch etwas dabei gedacht haben.« Er zuckte mit den Schultern. »Was soll ich künftig machen? Wenn ich jetzt nicht mehr so viel trinken darf, brauche ich doppelt so viele Frauen.«

      Alle Männer lachten. Auch Ole. Er ging auf Bradly zu, um ihm die Hand zu reichen.

      »Bodo wünscht sicher, dass wir Freunde bleiben.« Erst jetzt sah Marco die dünne Wunde an Bradlys Hals. Der Saufbold hätte mit Sicherheit kein so breites Grinsen aufgesetzt, hätte er gewusst, dass ihm fünf Tage später mit Sicherheit nicht der Sinn nach Frauen stehen würde.

      Am 15. April 2010 ging um 14:38 Uhr ein Telefonat bei der Royal Canadian Mounted Police in Ottawa ein Telefonat ein. In der Außenstelle in St. Anthony hatte die besorgte Familie eines Robbenjägers gemeldet, dass man seit einigen Stunden keinen Kontakt zum Kutter in der Hare Bay herstellen konnte. Das war äußerst ungewöhnlich.

      Vorsorglich hatte der Staff Sergeant die Meldung an ein Suchflugzeug weitergeleitet. Das Flugzeug hatte den Kutter rasch gefunden, und bei einem Tiefflug die Leichen der sechs Robbenjäger ausfindig gemacht. Die Antwort des Commissioners war knapp und unmissverständlich:

      »Niemand betritt den Tatort. Die Angehörigen noch nicht benachrichtigen. Wir kommen unverzüglich. Umgebung weiträumig im Auge behalten.«

      Um 14:58 kreiste der erste Hubschrauber über dem Tatort. Zwei weitere Helikopter suchten das Gebiet weiträumig ab. Um 15:02 meldete ein Pilot eine Rauchsäule. Am Ufer der Seal Bay brannte ein Kutter, und war gerade dabei, auf den Grund des Hafenbeckens zu sinken. Die Crew des Hub­schraubers erhielt die Anweisung, in unmittelbarer Nähe zu landen, weitere Mitteilungen zu machen und alles abzusperren. Die beiden anderen Hub­schrauber landeten in größerem Abstand links und rechts der toten Robben­jäger. Nach einigen hektischen Telefonaten erging die Information an den Staff Sergeanten in St. Anthony: Die Familien der Robbenjäger sollten benachrichtigt werden, dass die Jäger einen tragischen Unfall erlitten hatten, und ertrunken seien. Sobald man die Leichen bergen konnte, würden diese nach Ottawa gebracht. Im Übrigen herrscht absolute Nachrichtensperre. Er, der Staff Sergeant, haftete dafür, dass keine anderweitigen Informationen nach außen dringen konnten.

      Am darauffolgenden Tag, um 8:30 Uhr, herrschte Alarmstimmung im Hauptquartier der RCMP, der Bundespolizei, in Ottawa. Anwesend waren Experten der CSIS, der Canadian Security Intelligence Service. Abkommandiert wurden zwei Experten der CSEC, dem Communication Security Establishment Canada, welches dem Verteidigungsministerium unterstand, und eng mit der kanadischen und amerikanischen NSA zusammenarbeitete. Gekommen war der Leiter des kanadischen Fischereiministeriums. Von dem Hausherrn der RCMP saßen der Commissioner und eine IT-Expertin am Tisch. Alle vier Organisationen hatten ihre Zentrale in Ottawa. Zusätzlich war ein Mitarbeiter der Sûreté du Quebéc eingeflogen, da Quebec und Ontario eigenständig waren, bzw. nicht zur RCMP zählte. Das Innenministerium hatte einen Fachmann gesandt und angeregt, dass zwei Mitarbeiter des FBI aus den Staaten hinzustoßen sollten. Ein älterer Mann und eine jüngere Frau des FBI hatten sich verspätet, und wollten gegen 8:45 Uhr eintreffen. Diese Beamten hatten gestern darauf bestanden, den Tatort und die Leichen ebenfalls in Augenschein zu nehmen.

      Kapitel 6

      Zwischenzeitlich war eine riesige Maschinerie angelaufen. Allen wichtigen Stellen in Kanada, in den USA, in England sowie in Australien und Neuseeland lagen detaillierte Informationen vor. Alle weiteren Länder, die nicht den Fife-Eyes angehörten, wollte das Innenministerium zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht mit einbeziehen.

      Für die Anwesenden stand fest: Die Täter waren ausgesprochene Spezia­listen. Spurenleser hatten das Plateau ausfindig gemacht, von wo aus die Schüsse abge­geben worden waren. Eine fast unumstößliche These besagte, dass die Schützen mit dem Kutter unterwegs gewesen waren, welcher in Flammen aufgegangen und kurz danach gesunken war. Allerdings gab es nicht die geringste verwert­bare Spur. Als sicher musste weiterhin gelten, dass alle oder ein Teil der Täter ein Flugzeug vom kleinen Flugplatz am Rande der Straße 430 nach Yarmouth genommen hatten.

      Das Flugzeug war jedoch gegen 15:00 Uhr vom Radar ver­schwunden. Bislang fehlte jede Spur der Maschine. Die Auswertungen der Kame­ras im kleinen Flughafengebäude in Yarmouth ergaben keine verwert­baren Erkenntnisse.

      Es stand außer Frage, dass alles nur Erdenkliche unter­nommen werden musste, um alle Männer dieser grausamen Aktion dingfest zu machen. Der Innenminister hatte diesen Vorgang zur Chefsache erklärt. Gleichzeitig waren seitens der wichtigsten Politiker des Landes am vorigen Abend in einer Telefonkonferenz folgende Beschlüsse gefasst worden: Unter keinen Umständen durfte bekannt werden, dass Robbenjäger auf die vorlie­gende Art ums Leben gekommen waren. Das Thema Robbenjäger durfte nicht mehr in der Öffentlichkeit breitgetreten werden. Der Hauptgrund bestand darin, den Tourismus nicht zu gefährden. Im Bereich Old Harry, einem Teilstück des St. Lorenz-Golfs war eine wichtige Tiefseebohrung geplant. Die Investoren der Öl­plattform durften nicht verschreckt werden. Neufundland hatte immer noch eine Arbeitslosenquote von weit über dreißig Prozent. Man wollte vor allem keinen Ärger mit dem dortigen, äußerst kampfeslustigen Gouverneur haben.

      Da ein kleiner Sturm drohte, ging Bradly am Abend des 16. April 2010 in Atlantic Highlands vor Anker. Weit im Norden sahen sie die Skyline von New York. Richtung Osten erstreckte sich eine schmale Halbinsel und schirmte

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