Bodos zornige Seele. Kurt Pachl

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Bodos zornige Seele - Kurt Pachl

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und begannen die Felle zum Rand der Kiesbank zu ziehen. Der sechste Mann kam nun mit dem Schlitten. Er war nur noch zwanzig Meter von der Gruppe entfernt. Die Schützen entsicherten die Gewehre, und warteten angespannt auf Amaros Kommando.

      »Achtung … drei, zwei, eins, null.«

      Bei »null« bellten die Schüsse auf. Der Abzug jedes Gewehres war auf den einzelnen Schützen eingestellt. Während Amaro den Bügel nur ganz leicht anzutippen brauchte, hatte er es für sinnvoll gehalten, den Druckpunkt bei Bodos Gewehr etwas strammer zu justieren. Der jeweils erste Schuss pro Mann war bereits tödlich. Ein Großteil der hinteren Schädeldecke wurde förmlich weg­gesprengt. Der zweite Schuss in den Kopf, der fast gleichzeitig abgegeben wurde, wäre nicht mehr notwendig gewesen. Die restlichen vier Schüsse auf die Oberkörper waren lediglich zur absoluten Sicherheit abzugeben. Amaro wollte nicht das kleinste Risiko eingehen. Die Schlussfolge war so rasch, dass die Robbenjäger erst nach dem letzten Schuss leicht nach hinten fielen – alle gleichzeitig.

      Bereits fünf Sekunden später erfolgte das nächste Kommando von Amaro:

      »Masken absetzen«.

      Er löste damit einige Schützen, vor allem Bodo, aus einer Starre; gab ihnen keine Zeit nachzudenken. Fast automatisch streiften die Schützen ihre Masken nach oben. Alle weiteren Schritte waren am Tag zuvor mehrere Male einstudiert worden. Sie zogen die Kopfhörer ab und steckten diese zusammen mit dem dünnen Kabel in die linke Brusttasche des Overalls. Erst nachdem sie die weißen Fellmützen nach hinten geschoben hatten, konnten sie sich der Gesichtsmasken entledigen und diese wieder in die rechte Brusttasche des Overalls verschwinden zu lassen. Schweigend sammelten sie danach die ausgeworfenen Patronenhülsen ein.

      »Alle Hülsen vollständig?«, fragte Amaro laut, und blickte jeden einzelnen Schützen an.

      Die Schützen nickten.

      »Leerpatronen, Ersatzmagazine und Handschuhe in die Seitentasche des Futterals. Reißverschluss zuziehen«, war das nächste Kommando. Nichts durfte später herausfallen. Darauf hätten sich Fingerabdrücke oder DNA-Spuren befinden können.

      Die Männer verstauten ihre Gewehre in die Futterale. Amaro und Cristostomo übergaben ihre Futterale mit Inhalt an Bradly und Vincent. Während Bodo, Ole, Bradly und Vincent sich auf den Abstieg konzentrierten, begannen die beiden Indiandermischlinge mit zusammengebundenen finger­dicken Zweigen alle Spuren auf dem kleinen Plateau zu verwischen und hierbei noch einmal darauf zu achten, dass nicht die kleinste Kleinigkeit zurückblieb. Grob verwischten sie die Spuren beim Abstieg. Es war eine schweißtreibende Angelegenheit. Er denkt wie ein Indianer, hatte Amaro am Abend zuvor ehr­furchtsvoll von sich gegeben, als Bodo diesen Vorschlag unterbreitet hatte. Es sollten vor allem keine Abdrücke hinterlassen werden, aus denen die Anzahl der Personen und Gewicht pro Person, selbst für erfahrene Spurenleser, hervor­gehen konnten. Und nur Indianer wussten, worauf es bei der Umsetzung dieses wichtigen Hinweises ankam.

      Marco hatte den Motor des Kutters bereits angeworfen, so dass Bradly sofort das Boot übernehmen konnte. Amaro und Cristostomo waren erstaunlich rasch am Boot angelangt. Noch während die beiden Indianer an Bord gingen, legte Bradly ab. Zunächst steuerte er in Richtung St. Anthony. Marco hatte inzwi­schen drei Netze auf den Bootsplanken ausgelegt, welche mit mehreren kurzen Eisenstangen bestückt waren. Jetzt übernahm er das Ruder, da alle sechs Schüt­zen damit beschäftigt waren, sich zu entkleiden. Zwei Schützen legten jeweils ihre Kleidung in eines der vorbereiteten Netze; Stiefel und Overall mit Fell­mütze. Danach zogen sie ihre persönlichen warmen Kleidungen an. Amaro und Ole suchten mit Ferngläsern das Ufer ab. Erst als sie zufrieden nickten, warfen Cristostomo, Bradly und Vincent die drei Netze über Bord. Bradly übernahm wieder das Kommando über das Schiff und steuerte in Richtung Nordwest zur Seal Bay. In kleinen Abständen ließen Amaro und Ole die sechs Futterale mit den Gewehren ins Wasser gleiten. Sie waren schwer genug, um rasch auf den Grund der Bay zu sinken; auf eine Tiefe von mindestens 300 Metern, wie Amaro versichert hatte.

      Knurrend setzten sich die Schützen nacheinander auf einen Stuhl im Führerhaus. Es war Marcos Aufgabe, mit einem speziellen Lösungsmittel die Augenlider und Wimpern zu reinigen. Danach mussten die Männer ihre Lippen und Nasenlöcher sorgfältig reinigen. Bodo entging keine Bewegung. Alle Utensilien übergaben sie Marco, der diese in einem Beutel mit einer Bleikugel verstaute, und den Beutel rasch über Bord gehen ließ.

      Erst jetzt atmete Bodo erleichtert auf. Selbst wenn sie heute oder in den nächsten Tagen festgenommen würden, gäbe es keine stichhaltigen Beweis­mittel. Alles war bis ins kleinste Detail geplant.

      Kapitel 4

      Die Straße 430 im Norden von Neufundland führte direkt an der Seal Bay vorbei in Richtung St. Anthony. Bei einem kleinen Fischerhafen hatte Cristostomo den großen und alten Geländewagen abgestellt. Bodo hatte Bradly eingeschärft, den Kutter am äußersten Ende des kleinen Hafens anzulegen. Während die Männer von Bord kletterten, war es Oles Aufgabe, mehrere kleine Sprengsätze mit Zeitzünder knapp unterhalb der Wasserlinie anzubringen. Die Detonationen durften nicht laut sein. Gleichzeitig würde an mehreren Stellen des Kutters Feuer ausbrechen und rasch alle DNA-Spuren beseitigen. Erst danach sollte der Kutter auf Grund sinken.

      Beim Verlassen des Kutters blickte Bodo auf die Uhr. Es war inzwischen kurz vor 11:00 Uhr. In wenigen Minuten sollten sie am Flugplatz sein, und spätestens in dreißig Minuten würde das Flugzeug abheben.

      In Yarmoth, im äußersten Westen der Halbinsel Nova Scotia, würden sie voraussichtlich gegen 13:30 landen, hatte Vincent versprochen. Und gegen 14:30 Uhr wären sie mit der Yacht im Golf von Maine und kurze Zeit später im Atlantik in Richtung Süden. Der Kutter durfte deshalb nicht zu früh gesprengt werden. Sehr clevere Ermittler könnten eine Verbindung zum nahegelegenen Flugplatz herstellen – und damit zum Flug nach Nova Scotia. Andererseits war es notwendig, alle Spuren auf dem Kutter zu vernichten. Keine DNA-Spur durfte zurückbleiben; kein Fingerabdruck; nichts Verwertbares.

      Nach fünfzehn Minuten erreichte der Geländewagen den kleinen Flugplatz. Vincent, der fließend französisch sprach, hatte ein Flugzeug reserviert, und dem Piloten zweihundert kanadische Dollar zusätzlich versprochen, wenn dieser un­ver­züglich nach ihrer Ankunft vom Flugplatz abheben würde. Er gab die Mannschaft als Geschäftsleute und Ingenieure aus, welche einen sehr wichtigen Ter­min in Yarmouth hatten. Um diese Jahreszeit gab es keine große Auswahl an Flugzeugen. Ein kleines Flugzeug hätte nur vier Passagiere aufnehmen können, weshalb nur noch das Wasserflugzeug übrigblieb; eine Turboprop DHC-3T Turbine Otter.

      Der Abschied von Cristostomo und Amaro war kurz, herzlich und wortlos. Amaro und Cristostomo würden in fünfundvierzig Minuten in St. Barbe auf der Fähre zum Festland nach Quebec sein. Vereinbart war, dass Cristostomo in Blanc-Sablon ein Flugzeug nach Ottawa nehmen sollte. Dort hatte er seinen Jeep abgestellt. Amaro hatte sein geländegängiges Fahrzeug in Blanc-Sablon bei einem Freund geparkt. Zunächst war es seine Aufgabe, den Geländewagen mit eventuellen Fingerabdrücken und DNA-Spuren zu beseitigen. Danach würde er sich mit seinem Wagen auf Schleichwegen durch die Einöde schlagen. Hier war er zuhause. Die Bundesstraße 510 endete zwar dreißig Kilometer westlich in Middle Bay. Entlang der Küste gab es offiziell erst wieder eine Straße in Natasquan; über 400 Kilometer entfernt.

      Der Pilot musterte seine fünf Passagiere. Hier oben war es angebracht, nur Männer ins Flugzeug zu nehmen, denen man auch vertrauen konnte. Vincent unterhielt sich mit ihm in französischer Sprache, worauf sich die Miene des Piloten schlagartig lockerte.

      Es war ein Inlandflug. Nova Scotia, im äußersten Südosten, gehörte noch zu Kanada. Also verzichtete er auf Papiere. Allerdings musste er seinen Flug der Flugsicherheit melden, und den Flugplatz in Nova Scotia informieren, wann mit der Landung zu rechnen sei. Vincent sollte neben dem Piloten Platz

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