Bodos zornige Seele. Kurt Pachl

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Bodos zornige Seele - Kurt Pachl

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noch einen erstaunlich aufrechten Gang.

      »Deine Schüsse waren toll«, lallte der Mann aus Biloxi und klopfte Bodo unsanft auf die Schulter.

      »He, das glaubt dir kein Schwein, dass du nicht in der Army warst.«

      Bodo verzog keine Miene.

      Obwohl der Whiskey Marco bereits leicht zugesetzt hatte, musterte er Bradly abschätzig und angeekelt.

      Ole begann schlagartig die Haltung einer Katze einzunehmen; kurz bevor sie sich auf eine Maus stürzt.

      Bradly, der mehr als eine halbe Flasche Whiskey in sich hineingeschüttet hatte, goss sich nun ein neues Glas nach; randvoll. Schwungvoll hob er das Glas, wobei sich ein Teil des Inhalts auf den Boden der Yacht ergoss.

      »Auf dich Bodo«. Er machte eine kurze Pause.

      »Aber mussten gleich alle sechs Kerle dran glauben? Von irgendetwas müssen die ja schließlich leben, wenn der Kabeljau dort oben alle ist.«

      Er nahm einen weiteren kräftigen Schluck, und fügte leise, als spräche er jetzt nur noch mit sich, hinzu: »Aber was solls. Futsch ist futsch.«

      Bodo blickte den Betrunkenen mit dem Ausdruck großen Erstaunens an. Leise erhob er sich, um wortlos unter Deck zu gehen.

      »Du dekadentes, dummes Schwein«, fauchte Marco und goss Bradly sein halbvolles Glas

      ins Gesicht. Er wartete nicht auf eine Reaktion und folgte Bodo in das Unterdeck. Bradly wischte sich die Flüssigkeit aus dem Gesicht und lispelte:

      »Was für eine Verschwendung.«

      Ole erhob sich langsam aus seinem luxuriösen Stuhl und ging an die Reling. Er blickte lange in die Dunkelheit und dachte an Nuncio.

      Vor einem Jahr hatte Bodo Ole vorgeschlagen, zu Nuncio in die Toskana zu fahren. Ihn hatten sie bereits bei einigen Einsätzen kennen gelernt. Dieser würde dann mit ihm zu Umberto in die Abruzzen fahren, um dort einige Wochen zu verbringen. Widerwillig war Ole damals Bodos Ratschlag gefolgt. Doch bereits am ersten Tag wurde er von dessen Weitsicht überrascht.

      Hoch oben in den Abruzzen, unweit eines riesigen Nationalparks, hatte Umberto gehaust. Zumindest dachte Ole dies anfangs. Doch bereits am zweiten Tag fühlte er sich wie zuhause; ein bisschen wie in den Fjorden und Wäldern Norwegens.

      Umberto war mindestens genau so wild wie die Natur, in der er wohnte. Man sah ihn erst, wenn er neben einem stand. Nuncio, der bei Umberto in die Lehre gegangen war, um sich zu einem Meister der Garrotte ausbilden zu lassen, erzählte Ole später die Geschichte von Umberto:

      Weltweit kannte man das Musikstück Il Silencio; das ursprüngliche »Signal zur Nachtruhe« durch den Stabstrompeter Oliver Willxoc Norton, wel­ches von Nino Rosso, zu einer erfolgreichen Lied-Parodie leicht abgewandelt, zum Welterfolg wurde. Doch in den Bergen Italiens war mit diesem Namen eine völlig andere Bedeutung verbunden.

      Sie alle kannten Umberto de Cosmo nicht persönlich. Er kam aus Longobucco, nordöstlich von Consenza in Süditalien. Als Strafe, dass er vor der Mafia nach Deutschland geflohen war, hatte die Mafia seine gesamte Familie ausgelöscht.

      Umberto verdingte sich viele Jahre im Nationalpark del Polino als Holzfäller. Immer in der Nacht schlich er sich nach Consenza. Im Laufe von fünfzehn Jahren brachte er die gesamt Mafia-Clique um; dreißig Männer - einen nach dem anderen; immer in der Nacht - und immer mit einem Messer oder der Garotte. Weil ihn, bis auf eine einzige Ausnahme, niemand gesehen hatte, und er immer geräuschlos zu Werke gegangen war, erhielt er den Namen »Il Silencio«; der Mann, der seine Gegner leise zur Nachtruhe brachte. Nur ein einziges Mal wurde er schwer angeschossen. Es war Nuncio, der ihn gefunden und gesund gepflegt hatte. Seitdem waren sie enge Freunde.

      Nach einer Woche hatte Ole das Gefühl, mit Zwillingsbrüdern durch die Schön­heiten dieser Landschaft zu streifen. Die drei Wochen vergingen wie im Flug. Während dieser Zeit hatte er viel von Umberto und vor allem von Nuncio gelernt. Begeistert war er, wie diese beiden Männer mit der »Garrotte« umzu­gehen wussten; ein beliebtes Mordinstrument der Mafia.

      Nur Bradlys Yacht ankerte in dieser Bucht. Die Nacht war inzwischen hereingebrochen. Die Luft war klar, und hier draußen waren weitaus mehr Sterne zu sehen als in den Städten. Aus dem nahen Naturpark drangen viele Geräusche herüber. Lediglich auf dem Achterdeck hatte Bradly eine kleine Notbeleuchtung angelassen.

      Unter normalen Umständen hätte Ole eine Zeitlang dem Konzert aus den nahen Wäldern gelauscht, welches ihn an die Fjorde in Norwegen erinnerte. Er konzentrierte sich auf eine Aufgabe, die er sich selbst gestellt hatte, und tastete nach seinem Gürtel. Rechts und links der Gürtelschnalle waren seltsame, halbrunde Verzierungen angebracht. Diese löste er nun vorsichtig. Im Halb­dunkel blitzte eine Drahtschlinge auf.

      Die Verzierungen links und rechts der Schlinge klemmte er nun zwischen Mittelfinger und Zeigefinger seiner beiden Hände.

      Und dann ging alles rasch. Blitzschnell warf Ole die Garrotte von hinten über Bradlys Kopf.

      Mit den Verzierungen zwischen den beiden Händen zog er rasch zu; das dünne Drahtseil schnitt in Bradlys Hals. Das halbvolle Whiskyglas entglitt dessen Hand und krachte auf den teuren Holzboden der Yacht. Trotz seines Alkoholspiegels war der Südstaatler plötzlich hellwach. Er versuchte unwillkürlich, nach unten wegzurutschen.

      »Lass‘ das«, zischte Ole.

      Bradly hatte seine Situation blitzartig erkannt, und rutschte wieder leicht nach oben. Er versuchte nun, seine beiden Daumen unter die Drahtschlinge zu schieben.

      Ole zog die Schlinge ruckartig fester. Nun führte er seinen Mund an Bradlys rechtes Ohr.

      »Ich lasse dich leben. Aber nur, weil du mit Bodo befreundet bist. Du bist dumm. Du bist dekadent. Und du hast vor allem keinen Respekt. Morgen wirst du dich bei Bodo entschuldigen. Haben wir uns verstanden?«

      Bradly nickte einige Male hastig.

      Die Schlinge lockerte sich leicht.

      »Du wirst Bodo künftig respektieren.« Oles Ton war hart, kalt und befehlend.

      »Hhjaa«, röchelte Bradly fast unhörbar und nickte wieder hastig.

      Die Schlinge öffnete sich, und Ole zog die Garrotte über Bradlys Kopf zurück.

      Der Trinkfreudige aus Biloxi griff blitzartig an seinen Hals und tastete diesen ab. Er wagte fast nicht zu atmen oder gar sich umzudrehen. Er lauschte ange­strengt in die Nacht – einige Minuten; viele weitere Minuten. Er wusste nicht wie lange. Schließlich versuchte er, sich aufzurichten.

      Als er endlich mit wackeligen Beinen stand, und die kühle Nachtluft tief ein­saugte, bemerkte er, dass er allein an Deck war. Er war hellwach und stellte erschüttert fest, dass die Innenseiten seiner Hose nass waren. Die Nachtluft ver­mischte sich zudem mit einem penetranten Gestank.

      Es war bereits gegen acht Uhr früh.

      Bodo, Ole und Marco saßen auf dem Achterdeck, welches knapp zwanzig Quadratmeter einnahm.

      Die Sonne hatte über dem Atlantik bereits den Horizont verlassen, und begann den leichten Nebelschleier, der über einem Sumpfgebiet im Westen der Insel waberte, aufzulösen. Die Möwen lärmten, und etwa zweihundert Meter vom Ufer entfernt

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