Bodos zornige Seele. Kurt Pachl

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Bodos zornige Seele - Kurt Pachl

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Mit diesen Worten näherte sich Marco den beiden Männern. Bodos langjähriger Wegbegleiter hatte die Aufgabe, den Funkverkehr zu verfolgen. Er wandte den Kopf zu Amaro.

      »Wann werden sie hier sein?«

      »Schätze in einer halben Stunde«, antwortete dieser knapp. In Little Guantanamo teilten sie sich eine Zeitlang gemeinsam eine Zelle. Marco nickte kurz und verzog sein Gesicht zu einem leichten, dankenden Lächeln. Wortlos legte Bodo seine Arme über die Schultern seiner beiden Wegbegleiter. Vor allem für Marco bedeutete diese Geste Freundschaft, Dank, Wärme, Kraft und Zusammengehörigkeit.

      Der eher schmächtige Mann unterstützte Bodo bereits als Jugendlicher beim Kampf gegen Tier­versuche. Als IT-Experte war es damals seine Aufgabe gewesen, alle Aktionen akribisch vorzubereiten. Gemeinsam litten sie später fast fünfzehn Monate in Little Guantanamo. Bodo hatte zuvor erkannt, dass in Marco ein riesiges IT-Genie schlummerte. Bodo war fortan Marcos Mentor geworden. Für ihn war es nicht nur ein Zeichen der Freundschaft, wenn er jeden noch so ausgefallenen Wunsch des Algorithmen-Fetischisten finanzierte. Er wusste und ahnte, dass dieses Geschenk Gottes, wie er es manchmal scherzhaft nannte, gehoben werden musste, und noch große Dienste leisten würde. Für Marco ging diese Symbiose weit über eine Freundschaft hinaus. Ein Leben ohne Bodo war für ihn nicht mehr vorstellbar.

      Er stand plötzlich neben den drei Männern. Sie hatten ihn nicht kommen hören.

      Während Marco sich im Laufe der Jahre zu Bodos linker Hand ent­wickelte, war Ole zu seiner unverzichtbaren Rechten erwachsen. Dieser Bur­sche dachte und bewegte sich nicht nur wie ein Luchs; er hatte den Instinkt und so­gar die Augen dieser Tiergattung.

      Über Nils Ruffuß, der sich als Jugendlicher Bodos Feldzug gegen Tier­ver­suche angeschlossen hatte, lernte Bodo Ole kennen. Dessen Vater hatte auf­grund eines Unfalles den Hof und die Fischerei in Norwegen aufgegeben. Ole war in Hamburg geboren. Seine Mutter, eine Köchin, hatte sich des Norwegers mit einem Bein erbarmt, und ihn geheiratet. Irgendwann zogen sie in die Einöde Norwegens, wo der Vater schließlich dem Suff erlag. Zuvor hatte er sei­nen Sohn wie einen Hund geschlagen.

      Ole, nur 175cm groß, verbrachte die meiste Zeit in den Fjorden und den riesigen Wäldern Norwegens. Er wurde muskulös, zäh, ausdauernd – und jähzornig. Nach einigen Jobs auf Ölplattformen in Norwegen und in Nigeria gelangte er schließlich zur norwegischen Armee. Dort erhielt er eine Spezialausbildung bei einer Sondereinheit und wurde als Waffenspezialist sowie Sprengstoff- und Nahkampfexperte ausgebildet. Nachdem der Jähzornige einen Vorgesetzten übel zugerichtet hatte, verbrachte er ein halbes Jahr im Gefängnis. Danach zog es den Norweger wieder nach Hamburg, wo er sich bei einer Wach- und Schließgesellschaft sowie bei einem Werttransportunterneh­men über Wasser halten konnte.

      Heute standen sie in der Einsamkeit von Labrador. Bodo, ein muskulöser Hüne, zog Ole näher heran, so dass sein rechter Arm sowohl über Marcos und zum Teil auch über Oles Schulter reichte.

      »Ich danke euch für eure Freundschaft. Auch in Ewalds Namen.«

      Die Männer wussten, dass Bodo keine Antwort erwartete. Sie blickten schweigend in Richtung Osten. Dort stand die Sonne inzwischen wie ein Feuerball am Horizont. Es war Ewalds Art zu beten, wenn er solche Herrlich­keiten mit der Kamera einfing, und dabei oft, wie ein kleiner, begeisterter Junge wirkte. »Ach Ewald, ich wünschte, du wärst heute bei uns«, flüsterte Bodo leise.

      »Er ist bei uns. Freundschaft geht über den Tod hinaus.«

      Es war Cristostomo Campbell, der dicht hinter den vier Männern stand, und nun den Reißverschluss seines Overalls zuzog.

      »Ich bin stolz darauf, solche Freunde zu haben. Heute ist ein schöner Tag zum Sterben, sagen wir Indianer. An wichtigen und guten Entscheidungen darf man nicht zweifeln.« Mit diesen Worten klopfte er Bodo freundschaftlich auf die Schulter. Cristostomo und Bodo kannten sich seit vielen Jahren. Der kana­dische Indianer war 190 cm groß, hatte pechschwarze, kurze Haare, die nun in der frühen Morgensonne glänzten.

      Dass er Halbindianer war, unterschlug Cristostomo gerne. Sein Vater war ein Weißer aus Ontario und hatte mit einer Indianerin eine Ranch in Manitoba auf­gebaut. Zum Leidwesen des Vaters war Cristostomo bereits als Jugendlicher tagelang in den Wäldern verschwunden. Um nichts auf der Welt wollte er später die Ranch der Eltern übernehmen. Mit Rinderzucht konnte sich Cristos­tomo nicht identifizieren. Stattdessen studierte er Biologie. Während des Studi­ums lernte er die Indianerin Awanasa Archambeau kennen. Awanasa wurde Biologie-Lehrerin und Cristostomo führte Naturbegeisterte durch die schöne, fast unberührte Wildnis von Quebec.

      »Luft, Luft, aahhh.« Es war Bradly Bryant, der sich mit einer Tasse dampfen­dem Kaffee in der Hand zum Ausblickfelsen arbeitete. »Nie wieder übernachte ich mit euch in einer Kajüte. Das halten doch nur Murmeltiere aus.« Er schlürfte genüsslich an seiner Tasse.

      »Wenn es da unten streng riecht, dann kann dies nur von dir kommen«, sag­te Marco lachend. »Von dieser Nacht hast du doch überhaupt nichts mit­bekommen. Du hast geschnarcht, dass das ganze Boot vibriert hat. Ich bin des­halb zu Amaro geflüchtet.«

      Die Männer lachten. Während Bodo, Marco, die beiden Indianer und Vincent es gestern Abend bei einer Flasche Bier belassen hatten, brauchte Bradly seine Flasche Whiskey. Nur Ole hielt sich an seine Cola. Da unten im Süden der Staaten degeneriert man schneller, hatte gestern Bodo zu Marco gesagt. Bradlys Heimat war die Stadt Biloxi, im äußersten Süden von Mississippi, am Golf von Mexiko.

      Als Letzter tauchte Vincent Decoux auf. Er, der für die Planung dieser Aktion zuständig war, wohnte an der Grenze zwischen Kanada und Alaska.

      Vincent, Cristostomo, Amaro, Ole und Bradly hatten eines gemeinsam. Sie waren raue Gesellen, Kämpfernaturen - und vor allem Scharfschützen mit Spezialausbildungen. Sie hatten sich Gedanken um Bodo gemacht.

      Bradly hatte sechs Barrett M82 besorgt, und diese an Vincent zum Versand gebracht. Amaro grinste vor wenigen Tagen geringschätzig über die relativ kur­zen Gewehre. Doch als sie vor zwei Tagen in die Wälder fuhren, um Schießübungen zu machen, pfiff er beeindruckt durch die Zähne. Nach einer Weiterentwicklung wog die M82 aufgrund des Einsatzes von Titan nur knapp über zehn Kilogramm. Hinzu kam ein Zeiss-Zielfernrohr mit sechs-­ bis vier­undzwanzigfacher Vergrößerung. Entgegen einem Jagdgewehr konnte dieses Spezialgewehr mit einer weitaus effektiveren Munition geladen werden. Ganz wichtig war, dass der bewegliche Lauf geflutet wurde und Kühlrippen besaß. Zusätzlich war eine Mündungsbremse eingebaut.

      Diese garantierte, dass der Rück­stoß um siebzig Prozent verringert wurde. Das war ganz entscheidend für die zweiten und nachfolgenden Schüsse.

      Den Scharfschützen war der Mund offen stehengeblieben, als Bodo nach bereits zehn Minuten drei kleine Münzen hintereinander aus einer Entfernung von dreihundert Metern zerkleinerte. Sie konnten nicht ahnen, dass er durch Oles Schule gelaufen war. Und dieser grinste anerkennend.

      Bradly hatte unter­schiedliche Munition mitgeliefert. Das Magazin fasste zehn Schuss 12,7x99 mm. Sie entschieden sich für die Weichkernmunition. Diese eigneten sich für Kopfschüsse. Der Austritt am Hinterkopf war bis zu zehn Mal größer als das Ein­schussloch. Ole riet von Stahlmantelgeschossen ab. Reste dieser Munition, die Rückschlüsse auf den Gewehrtyp hätten geben können, wären später von Experten leichter zu finden gewesen. Zur Sicherheit hatte jeder Schütze ein Ersatzmagazin.

      »Lasst uns hinuntergehen«, mahnte Amaro, nachdem er in die Richtung des herrlichen Sonnenaufganges geblickt hatte.

      Marco und Ole reichten den Männern jeweils ein mit weißem Stoff bespanntes Futteral durch die Tür des Führerstandes. Danach trat Ole mit seinem Futteral nach draußen.

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