Bodos zornige Seele. Kurt Pachl

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Bodos zornige Seele - Kurt Pachl

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auf, und klopfte sich den Sand von ihrer Jeans.

      »Die einzig richtige Entscheidung ist, Bodo so rasch wie irgend möglich in ein Krankenhaus zu bringen. Es hört sich vielleicht etwas verrückt an, aber meine Klinik in New York wäre momentan am besten. Wenn wir ihn nach Biloxi oder Miami bringen, haben wir ein verdammt großes Problem. Wir müs­sen erklären, wer dieser Mann ist. Wir brauchen einen Hubschrauber. Zuerst meine Klinik. Danach Frankfurt.« Sie wartete keine Reaktion der beiden Frauen ab und rief in das Dunkel hinein:

      »Bradly. Wir brauchen dich. Zigarettenpause zu Ende.«

      Die Frauen hörten, wie Bradly angestapft kam.

      »Eines weiß ich ganz bestimmt. Diese Frau werde ich niemals heiraten.«

      »Ist ja schon gut«, sagte Ann. »Das können wir vor dem Standesamt klären. Aber zuvor bist du als ganzer Mann gefragt. Wir brauchen ganz rasch einen Hubschrauber.«

      »Jetzt in der Nacht. Wie stellt ihr euch das vor?«

      Als Bradly bei den Frauen angekommen war, blickte er sorgenvoll auf Bodo hinunter. Verdammt, was habe ich ihm alles zu verdanken, schoss es durch seinen Kopf. Und wenn ich jetzt falsch reagiere, wird er mir das niemals verzeihen.

      »Auf der Keesler Air Force Base in Biloxi ist das 81. Trainings-Bataillon sowie eine Staffel der US Air Force stationiert«, brummte er. »Ich kenne da jemanden. Der hat mich immer für Survival-Touren engagiert. Der ist mir noch etwas schuldig.«

      Er holte sein Handy hervor, schaltete es ein und entfernte sich einige Meter, um ungestört zu telefonieren.

      Ann war im Begriff etwas zu sagen, als Bradly mit seinem Handy in der Hand wieder auftauchte.

      »Glück und gute Freunde muss man haben. Der Hubschrauber ist in einer halben Stunde hier. Das Ganze wird als Manöver deklariert. Normalerweise wäre es überhaupt kein Problem gewesen. Aber das Innenministerium, die Küstenwache und vor allem das Heimatschutzministerium haben alle Hubschrauber in Beschlag genommen. Ich habe meinem Freund die GPS-Daten gegeben. Wir sollen die beiden Quads in einem Abstand von dreißig Metern aufstellen, und die Scheinwerfer auf das Meer hin ausrichten. Genau in der Mitte wird der Hubschrauber landen. Zusätzlich zu Bodo kann er drei Personen aufnehmen. New York ist für einen Hubschrauber natürlich verdammt weit – und vor allem nicht so leicht zu verargumentieren.«

      »Danke Bradly. Du hast was gut bei mir«, sagte Iris. Sie wandte sich an die beiden Kolleginnen.

      »Wir müssen Prioritäten setzen. Es geht nur um Bodo.«

      Sylvia und Ann nickten zustimmend.

      »Bodo und wir drei Frauen fliegen mit«, entschied Ann Chandler.

      Iris blickte in Richtung Ole.

      »Der dreht sonst durch, wenn er nicht mitfliegen darf.«

      »Er bekommt in zehn Minuten noch einmal eine kleine Dosis«, lachte Sylvia. »Dann wird er schlafen wie ein Murmeltier.«

      Kapitel 14

      Der Hubschrauber brachte seine Fracht reibungslos nach New York. In Anns Klinik wurde Bodo in ein künstliches Koma versetzt.

      Marco charterte zwei Jets.

      Der erste Jet flog Bodo, Iris und Sylvia nach Frankfurt. Bei dem Verwundeten handelte es sich offiziell um Ewald Falland.

      Der zweite Jet brachte Marco und Ole nach Sizilien. Die Piloten sollten nicht in Schwierigkeiten gebracht werden. Sowohl Marco als auch Bodo hätten sich als ehemalige Little-Guantanamo-Insassen nicht in den Staaten aufhalten dürfen.

      In Iris‘ Klinik holte man Bodo erst eine Woche später aus dem Koma.

      Erst vier Wochen nach dem Erwachen aus dem künstlichen Koma erlaubte es Iris, dass Marco und Ole wieder zu Bodo durften. Bodo brauchte Ruhe und nochmals Ruhe. Jede noch so kleine Aufregung konnte seine Genesung gefährden. Marco akzeptierte diese Regelung widerspruchslos.

      Doch Ole entwickelte sich zunehmend zum Problem. Iris verlegte Bodo in ein sehr großes Appartement im obersten Stock der Psychiatrie. Im Vorzimmer ließ sie eine Schlafgelegenheit für Ole einrichten. Dieser küsste weinend ihre Hand und war fortan aus diesem Zimmer nicht mehr herauszubekommen. Oles kleines Apartment hatte ein eigenes Bad mit Toilette. Auch sein Essen ließ sich er sich auf sein Zimmer bringen. Als ihn Iris nach einigen Tagen tadelte, dass er seinen Körper vernachlässigte, und Bodo darüber nicht erfreut sein würde, wenn er aufwache, ließ sich Ole einige Fitnessgeräte auf sein Zimmer bringen.

      Nur Iris durfte unbehelligt zu Bodo. Sylvias Besuche ließ er äußerst wider­willig zu. Ole schaute die Ärztin nur noch von der Seite an. Sie hatte ihm damals die Spritze gegeben, wodurch es ihm nicht möglich gewesen war, Bodo zu begleiten. Dass der Hubschrauber ihn nicht zusätzlich hatte aufnehmen kön­nen, ließ er nicht gelten. Dann hätte eine von euch Weibern eben zurückbleiben müssen, war seine Antwort gewesen.

      Iris genoss es, Bodo täglich nahe zu sein. Nach dem Erwachen aus dem Koma hatte sie ihm starke Beruhigungsmittel verabreicht. Er sollte langsam und schrittweise in dieser Welt wieder Fuß fassen. Wann immer es ihr möglich war, saß sie an Bodos Bett, und streichelte seine Wangen und seine Hände. Und sie gab ihm zum Abschied immer einen kleinen, zarten Kuss auf die Lippen.

      Einige Male wachte Bodo kurz auf, und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Iris war glücklich. Ihre Mitarbeiter tuschelten:

      »Die Chefin summt neuerdings vor sich hin.«

      Das war eine völlig neue Erfahrung.

      Erst vier Wochen nach Bodos Zusammenbruch verringerte Iris die Medika­mentendosis; nach Rücksprache mit Sylvia. Eine Stunde am Tag standen leichte Gespräche auf dem Plan. Als Bodo zu bestimmten Themen Antworten haben wollte, sagte Iris immer: »Später Bodo. Später. Wir müssen uns Zeit nehmen. Die Welt läuft nicht davon.«

      Marco hielt sich an alle Vorschriften von Iris. Er verbrachte nur einige Minuten bei Bodo. Allerdings beantwortete er keine schwierigen Fragen. Er gab sich betont locker und erntete von Bodo dafür ein Lächeln - und ab und zu ein „Danke mein Freund“.

      Ole war weniger diszipliniert. Als Iris ihn eines Tages zu Bodo ließ, kniete er sofort vor Bodos Bett. Er küsste seine Hand und wollte diese nicht mehr los­lassen.

      »Er wacht seit drei Wochen im Nachbarzimmer und knurrt jeden an, der zu dir will«, sagte Iris mit ärgerlicher Miene. »Ein Schäferhund kann nicht schlimmer sein.«

      Bodo lachte zum ersten Mal und strich sanft über Oles Haare. Dicke Tränen rollten über die Wangen des Norwegers, und er lachte dabei. Als ihn Iris wieder nach draußen komplimentieren wollte, war Ole erst dann dazu bereit, als Bodo nur einmal kurz die Augen schloss.

      Ab der sechsten Woche erweiterte Iris die Gespräche von Tag zu Tag um jeweils eine Stunde. Auch Sylvia turtelte wieder mit Bodo. Marco durfte einige geschäftliche Dinge besprechen, und Ole saß stundenlang in Bodos Zimmer - schweigend. Das genügte ihm. Iris schüttelte mit einem Lächeln den Kopf über diese Szene. Solche Dinge schreibt nur das Leben, dachte sie.

      Iris wusste, dass sie keine Fehler machen durfte. Bodo verbrachte bereits über vier Monate in ihrer Klinik. Da er zunehmend unruhiger wurde, musste sie eine Entscheidung fällen. Unzählige

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