Bodos zornige Seele. Kurt Pachl

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Bodos zornige Seele - Kurt Pachl

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ein wenig verschnaufen. Los, los.« Mit hastigen Handbe­wegungen scheuchte sie die Neugierigen auseinander. »Ab, ab, hier gibt es nichts zu sehen«. Sie verfiel in einen leicht hessischen Dialekt. Grummelnd entfernten sich die Aktivisten.

      »Simone, Sylvia«, sagte Bodo mit matter Stimme und winkte sie mit einer schwachen Handbewegung zu sich heran. »Bleibt bitte.«

      »Brauchst du mich dabei?«, fragte Iris leise.

      »Nein. Danke.« Bodo blickte sie dankend an.

      Simone und Sylvia setzten sich zu Bodo. Simone hob müde eine Hand.

      »Sag nichts. Wir haben wohl die gleichen Bilder gesehen. Pierre, Zola und Charlotta sind auch geschafft.«

      »Aber wo sind die Altvögel?«, fragte Bodo. »So etwas habe ich noch nie gese­hen. Das ergibt doch alles keinen Sinn. Ich schätze, dass hier mindestens vierhundert Pelikane gebrütet haben. Ein großer Teil davon müsste doch irgendwo zu finden sein.«

      »Wir stehen vor einem Rätsel«, seufzte Simone.

      Der Hüne legte den mitgebrachten Pelikan auf seine Oberschenkel.

      »Schaut euch diesen Vogel einmal genauer an. Vor allem hier oben am Kopf.«

      Der Kopf war weiß und der Hals ging in einen weiß-gelblichen Ton über. Es waren keine deutlichen Ölrückstände zu sehen. Das übrige Gefieder sah gesund aus, hatte eine braune und zum Teil silbergraue Farbe. Der Vogel war nicht älter als drei bis vier Jahre. Er war knapp 1,20 Meter groß und wog schätzungsweise drei Kilogramm. Die Braunen Pelikane waren schlanker und wogen weitaus weniger als ihre weißen Verwandten. Kurz oberhalb der Ruderfüße klebten hässliche, jedoch kleinere Ölklumpen.

      »Sollen wir ihn genauer untersuchen?« Sylvia hatte bislang nur zugehört.

      Bodo legte seine Hand auf Sylvias Arm.

      »Bitte. Es interessiert mich brennend, woran dieser Vogel gestorben ist.«

      Sylvia fiel auf, dass Bodo nicht „verendet“ gesagt hatte, wie man dies bei Tieren zu sagen pflegt.

      »Vielleicht solltet ihr Priscilla und vor allem Awanasa mit hinzuziehen«, sagte der hünenhafte Biologe müde. »Ich habe sie beide in Kanada und Alaska arbeiten sehen. Vor allem im Zusammenhang mit dem Fracking-Thema haben sie viele Erfahrungen gesammelt. Es liegt mir daran, dass ihr euch bei dieser Gelegenheit besser kennen lernt.«

      Sylvia nickte kurz und nahm den Vogel von Bodos Oberschenkel. Im übernächsten Zelt war die Krankenstation. Dort war auch ein kleines Labor eingerichtet.

      Die vier Frauen in diesem Zelt waren absolute Experten auf ihrem Gebiet. Vor allem auf Simone konnte sich Bodo verlassen.

      Sie hatte zunächst ein Biologie-Studium begonnen. Zusätzlich belegte sie noch das Fach Chemie. Genau diese Kombination war jetzt gefragt.

      Sylvia wollte ursprünglich Tierärztin werden und sattelte später zur Allgemein­medizinerin um. Hierbei lernte sie Iris kennen. Die junge Ärztin aus Darmstadt war einige Jahre in der Uniklinik Frankfurt tätig gewesen. Dort wurde sie zur Expertin für neue Medikamente und für Tropenkrankheiten ausgebildet.

      Als sie wegen einer unerfüllten Liebe einen Selbstmordversuch unternahm, wurde sie von ihren Eltern in die Privat-Psychiatrie am Nordrand von Frankfurt gebracht. Dort stand Iris damals kurz vor der Übernahme der Leitung dieser Klinik. Zwischenzeitlich verband die beiden Frauen, eine äußerst enge Freundschaft.

      Priscilla war Ärztin und die Indianerin Awanasa eine anerkannte Biologin. Awanasa belegte zusätzlich ein Studium zur Tierärztin.

      Beide Frauen waren vor allem leidenschaftliche Ornithologinnen. Inzwischen ticken die beiden wie Vögel, hatte einmal der Halbindianer Amaro zu Bodo gesagt. Seit einigen Jahren war dieser mit Awanasa glücklich verheiratet.

      Die einhundert Aktivisten waren fleißig gewesen. In Abständen von fünf Metern standen die großen, weißen Plastiksäcke im Sand, und warteten auf den Abtransport. Sie hatten damit begonnen, das Buschland von den toten Vögeln und Kleinvögeln zu säubern, bevor diese anfingen zu verwesen. Diese Plastiksäcke standen am Waldrand im Schatten. Einige Stunden später besuchte Bodo die Frauen im Labor-Zelt.

      »Wir sind mit der ersten Auswertung fertig«, wollte Sylvia beginnen. Trotz eines großen Vorzeltes war es im geräumigen Kranken- und Laborzelt etwas stickig.

      »Setzen wir uns ins Vorzelt«, bat Bodo rasch.

      »Awanasa und Priscilla waren uns wirklich eine sehr große Hilfe«, flüsterte Simone. In diesem Moment stapfte Bradly mit hochrotem Kopf vorbei. Er hatte die Sitzgruppe im Vorzelt nicht bemerkt, und zuckte leicht zusammen, als er Bodos Stimme hörte.

      »He Bradly, seit wann lässt du so hübsche Frauen verdursten?

      »Verdammt. Jetzt weiß ich endlich, was mir die ganze Zeit gefehlt hat«, brummte der Trinkfreudige aus Biloxi. ´

      »Meinst du den Whiskey, oder meinst du die Frauen?«, sagte Simone lachend.

      »Jaja, lästere du nur hier im Schatten«, knurrte Bradly, und wischte sich den Schweiß von der Stirn, um rasch hinzuzufügen: »Ich bringe sofort etwas Kühles.«

      Als er wenige Minuten später mit einem Karton angestapft kam, und die Getränke verteilt hatte, zeigte Bodo auf einen freien Stuhl.

      »Setze dich zu uns. Das wird dich auch interessieren. Simone hat gewartet, bis du auch da bist.« Er blickte seine langjährige Wegbegleiterin an.

      »So, Simone. Wir hören.«

      »Eines steht unzweifelhaft fest«, begann die Biologin. »Der Pelikan ist er­stickt. Die genaue Ursache ist noch unklar. Wir haben den Magen, den Darm, die Innereien incl. Herz und vor allem das Blut genau untersucht. Darüber hinaus war es für uns wichtig, die Augen und das Gefieder einer genauen Untersuchung zu unterziehen.« Simone machte eine Pause und blickte Sylvia an.

      »Im Kehlsack befanden sich noch fünf Fische«, führte nun die Ärztin aus Frankfurt weiter aus.

      »Nach Lage der Dinge war der Pelikan wohl bereits geschwächt angekommen. Er kam nicht mehr dazu, die Jungen zu füttern. Die Fische im Kehlsack und den Mageninhalt haben wir ebenfalls eingehend untersucht. Also: DDT, das Hauptproblem der letzten Jahrzehnte für die Pelikane, scheidet aus. Ebenso artähnliche Pflanzenschutzmittel. Wir haben zwar solche Spuren nachgewiesen, aber diese sind erstaunlich gering. An den Fischen, die er gefressen hatte, ist er nicht gestorben. Obwohl - die Fische wiesen eine recht hohe toxische Dosis auf. Über Tage hinweg hätten sich diese Gifte im Pelikan so stark angereichert, dass er voraussichtlich daran eingegangen wäre. Die Kiemen der Fische waren stark verunreinigt. Das Blut des Pelikans wird noch untersucht. Der Schlund des Pelikans war stark verätzt. Wir vermuten, dass dies letztlich die Ursache des Erstickens war. Bis morgen Mittag wissen wir mehr.«

      »Wodurch wurden die Verätzungen hervorgerufen?«, schnaufte Bradly.

      »Das kann viele Einzel- und viele kumulative Ursachen haben«, begann Simone weiter zu referieren.

      »Wir wissen, dass man viele Fischer nach dem Abschöpfen des Öls in Krankenhäuser eingeliefert hat. Bei diesen armen Burschen stellte man in erster Linie Verätzungen der Atemwege sowie Probleme im Magen- und Darmbereich fest. Bei der kontrollierten Abfackelung

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