Bodos zornige Seele. Kurt Pachl

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Bodos zornige Seele - Kurt Pachl

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Einblick in seine Seele zu nehmen. Aber was war plötzlich mit diesem Mann passiert? So wie vorhin hatte sie Bodo noch nie wahrgenommen. Seine ganze Wortwahl war neu.

      Als weithin geachtete Psychologin durfte sie seinen heutigen Auftritt nicht mehr mit dem Begriff »Charismatiker« allein abtun. Die Grenzen zwischen einem Charismatiker, einem Psychopathen oder gar einem Schizophrenen verliefen mitunter fließend.

      »Oh Gott«, dachte sie plötzlich. Ihre Hände begannen zu zittern.

      »Bin ich krank? Wie kann ich so etwas überhaupt in Erwägung ziehen? So darf ich noch nicht einmal ansatzweise denken! Damit würde ich Gefahr laufen, Bodo zu verlieren. Für immer!«

      Vor drei Jahren … nach so langer, langer Zeit … hatte es ausgesehen, als ob ihr größter Wunsch in Erfüllung gehen würde. Doch vergebens. Zu mehr als Gesprächen und einigen Streicheleinheiten war es nicht gekommen. Bislang gab es allerdings auch keine Hinweise darauf, dass Bodo sich anderweitig orientiert hatte. Simone himmelte ihn an und schmuste mit diesem stattlichen Mann. Doch Simone war lesbisch. Das hatte man ihr zugetragen. Daran gab es mittlerweile keine Zweifel mehr. Diese Begrüßungen am Flughafen von Biloxi … und diese Blicke, mit denen die meisten der zum Teil überaus attraktiven Frauen Bodo verschlangen … War es vorstellbar, dass sie in der Vergangenheit „erfolgreich“ bei Bodo waren?

      Und plötzlich … Plötzlich blickte Bodo sie an. Sein erster Blick schien mit der Frage verbunden zu sein:

      »Warum sitzt du so allein da hinten?!«.

      Konnte er zum Schluss ihre Gedanken lesen?!

      Jetzt löste er sich von den Menschen, die ihn umringten. Er kam auf sie zu. Sie fühlte, wie nun auch ihre Beine zu zittern begannen.

      Und da stand Bodo vor ihr. Seine starken Arme zogen sie sanft nach oben. Er drückte Iris an seine Brust.

      »Dir muss ich besonders danken. Du hast immer an mich geglaubt. Du warst immer da, wenn meine Seele besonders traurig war. Wie kann ich das je wieder gut machen?«

      «Indem du mir einen Kuss gibst«, hauchte sie.

      Bodo gab Iris einen langen und zarten Kuss auf die Lippen.

      Die Männer klatschten. Doch Carlotta de la Mora und Ann Chandler hassten in diesem Moment diese Frau. Sylvia, Ärztin und Iris‘ engste Vertraute, hatte Bodo bislang lediglich als einen »verdammt gut ausgestatteten« Mann eingestuft. Sie empfand plötzlich Neid und Eifersucht. Es war ihr, als spürte sie in diesem Moment seine Kraft in ihren Lenden. Sie sehnte sich nach seiner Nähe – und seiner mit Sicherheit teuflischen Kraft.

      Verdammt. Er hat aber noch andere Kräfte, schoss es durch ihren Kopf. Und diese Kräfte sind unendlich gefährlicher. Auch ihre Hände und Beine begannen nun zu zittern. War es angebracht, Angst vor diesem Mann zu haben?

      »Um Gottes willen nein«, schrie sie in sich hinein. »Niemals darf ich mich gegen ihn stellen. Niemals!«

      Bradly hatte zwei Freunde überreden können, mit ihren Booten an der Aktion teilzunehmen. Der Ölkonzern hätte ihnen zusammen über 2.000 Dollar pro Tag gezahlt. Freundschaft zählte in den Südstaaten immer noch mehr als schnöder Mammon. Gute Freunde würden bleiben. Doch die Ölkarawane würde wieder weiterziehen; irgendwann. Der Wind hatte etwas nachgelassen, und es regnete leicht. Bodo hatte damit gerechnet, dass auf der Wasseroberfläche ein dicker Ölfilm weiter in Richtung Norden ziehen würde. Doch dem war nicht der Fall. Stattdessen fuhren sie durch eine raue See, auf der ab und zu große, braunschwarze Ölklumpen schaukelten. Der »Corexit-Einsatz« war demnach erfolgreich gewesen. Das an sich primitive Konzept der Manager des Ölkonzerns ging vorerst auf. Strafzahlungen wurden nur für sichtbare Einleitungen erhoben.

      Der Konvoi passierte die Gulf Islands National Seashores. Auf der kleineren East Ship Island ankerte ein Boot. Eine Mannschaft von knapp zwanzig Personen war damit beschäftigt, die Ölklumpen in große, weiße Plastiksäcke zu verstauen. Es war seltsam still. Lediglich Raubmöwen hielten Ausschau nach Beute.

       Bradly tuckerte mit gedrosseltem Tempo, damit seine Freunde mühelos den Anschluss halten konnten. Ihre beiden blauen Boote waren älteren Datums. Maurice war Austernzüchter und Jaques hatte sich bislang auf die Shrimps- und Krabbenfischerei spezialisiert. Er zählte bislang zu den wichtigsten Lieferanten der fleischigen Blaukrabben in dieser Region.

      Fast eine Stunde fuhren sie an der langgestreckten, schmalen Hauptinsel der Chandeleur Islands entlang. Das Wetter hellte sich langsam auf, und schließlich zwängte sich die Sonne vorsichtig durch die Wolkenbänke. Alle drei bis vier Kilometer sahen sie kleine Trupps an den großen Sandstränden. Da die Sonne langsam zum Vorschein kam, sah Bodo, dass der Strand seltsam hell war. Der Sand war zwar nicht so berauschend weiß, wie er ihn in Erinnerung hatte. Nur vereinzelt waren größere, schwarze Ölklumpen auszumachen. Es war irgendwie gespenstisch.

      Die Sonne zog nun nahezu alle Aktivisten an Deck der Yacht. Es schien, dass vor allem die Frauen schlagartig mitteilsamer wurden.

      Der gestrige Abend war lang geworden. Einige hatten Bodos Vorschlag sehr ernst genommen, und zwei Glas Wein zu viel getrunken. Viele hatten Bodos Vorschlag, sich zu lieben, ebenfalls in die Tat umgesetzt. Bei den Zwei- bzw. Dreibett-Zimmern war Improvisationstalent gefragt. Iris und Sylvia teilten sich ein Zimmer.

      Jetzt, nachdem die Sonne auf den hellen Strand von Chandeleur Island schien, wurden ihre Lebensgeister wieder geweckt und es kam fast so etwas wie Urlaubsstimmung auf.

      Das beginnende Blau des Himmels spiegelte sich nicht, wie sonst im Wasser wider. Ein fast geschlossener, dünner Schlierenteppich hatte die Wasseroberfläche in Beschlag genommen. Es war keine dicke, braune oder schwärzliche Ölschicht. Es waren dünne, ekelhafte Schlieren. Als sich diese Schlieren durch die Sonne erwärmten, vermischte sich dieser süßlich-herbe Geruch mit der bislang frischen Frühlingsluft. Dieser dünne Teppich, der auf dem Wasser lag oder tanzte, schimmerte und leuchtete in tausenden Regenbogenfarben; wie ein abstraktes Gemälde.

      Bodo schoss einige Aufnahmen.

      Es machte keinen Sinn, sich in schlechte Laune zu verkriechen. Das hier war die Realität; eine abschreckende Realität. Und diese galt es festzuhalten. Er hatte sich vorgenommen, viele Details fotografisch einzufrieren, wie Ewald oft zu sagen gepflegt hatte. Seine künftigen Artikel sollten unter die Haut gehen - und abschrecken; ein fotografisches Fanal darstellen. Er würde den Verlagen zwei Möglichkeiten einräumen. Entweder sie konnten sich mit seinen Texten anfreunden und bekamen dafür diese Aufnahmen. Oder sie mussten sich ein flacheres Thema von anderen Fotografen leisten – und er würde künftig mit anderen Verlagen arbeiten. Die Zeit der Kompromisse war für ihn vorbei.

      Endgültig.

      Unmittelbar nach der langgestreckten Hauptinsel bogen die Yacht und die zwei Boote nach rechts; westwärts. Im Schutze der Chandeleur Islands lagen zehn kleinere Inseln, welche ebenfalls zur Breton National Wildlife Refuge zählten. Die südlichste und größte dieser Inseln war Bodos Ziel. Für ihn war es seine Pelikan-Insel; sein kleines Paradies. Doch diese Insel begann mit einer Enttäuschung.

      Von weitem sah er, dass sie nicht allein für dieses Paradies zuständig sein würden. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Leiter der Gruppe war Bodo positiv überrascht. Der etwa fünfzigjährige Balduin kam aus Greetsiel in Nordfriesland und war ein enger Freund von Ronald, der in diesem kleinen Städtchen aufgewachsen war. Sie kamen überein, dass Bodo mit seiner weitaus größeren Mannschaft für den Südwesten und den Westteil zuständig sein sollte. Danach wollten sich die beiden Teamleiter wieder zusammensetzen, um weitere Vorgehensweisen zu besprechen.

      »Ich

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