Wounded World. Tessa Koch
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Für wenige Sekunden verharre ich so, damit mein rasendes Herz sich etwas beruhigt, dann ziehe ich das andere Gardinenstück aus meiner Hosentasche und schlage es in eine weitere Fuge. Ich hole tief Luft, als ich danach greife und auf den nächsten Sims klettere. Wieder verharre ich ein paar Sekunden, um mich auszubalancieren, dann strecke ich meine rechte Hand nach dem rettenden Geländer der Feuerleiter aus. Als ich es fest umfasst habe, lasse ich mit der linken das Gardinenstück in der Wand los und greife auch mit dieser nach dem Geländer. Ich suche nach festem Halt, dann stoße ich mich von dem Sims ab und schaffe es, ein Bein über das Geländer zu schwingen. Ich stoße mit meinem Schambein schmerzhaft gegen das Metall, doch meine Erleichterung, es tatsächlich geschafft zu haben, lässt mich eilig auf den Vorsprung klettern und den Schmerz vergessen. Die Metallplattform kann nicht größer als ein Quadratmeter sein, dennoch ist mir das eingefasste Gitter lieber als die schmalen Fenstersimse.
Ich linse über das Geländer in die Tiefe und zähle die Dinger, die sich bereits in die Gasse verirrt haben. Es sind zwölf Stück, ächzend und stöhnend schlurfen sie durch die Straße. Auch wenn es mir gelingen sollte, sie alle zu töten, so würde der Lärm wohlmöglich nur weitere Untote anlocken. Außerdem wüsste ich auch nicht, wie ich sicher aus der Stadt gelangen sollte, nun wo der Jeep fort ist. Einen letzten Blick nach unten werfend umfasse ich die Sprossen der Leiter und klettere hinauf.
Auf dem Dach des Hauses angekommen, wende ich mich sofort an die Tür, die von hier wieder in das Treppenhaus führt. Noch weiß ich nicht, wie ich aus der Stadt kommen soll, doch bin ich mir sicher, dass es besser ist in einer der Wohnungen einen Plan auszutüfteln. Ich seufze erleichtert auf, als ich feststelle, dass sie dieses Mal nicht verschlossen ist. Schwungvoll reiße ich sie auf und steige die Treppe zu den Wohnungen hinab.
Doch als ich die erste bewohnte Etage erreiche, merke ich sofort, dass es ein Fehler gewesen ist.
Eines der Dinger steht in der geöffneten Wohnungstür, seine milchigen Augen fixieren mich sofort. Mit einem lauten Stöhnen kommt es auf mich zu, die Arme nach mir ausgestreckt. Ein Schrei entfährt mir, als ich im ersten Impuls zurückweiche und stürze. Es kommt weiter auf mich zu, die Finger gekrümmt. In dem Moment, in dem es mich erreicht und nach meinem Knöchel fasst, habe ich den Hammer aus meinem Gürtel gezogen und ihn mit der Finne fest in seinen Kopf gerammt. Das Ding sackt leblos auf mir zusammen. „Oh Gott.“ Ich wuchte ihn von mir herunter, meine Atmung geht viel zu schnell. Es dauert einige Minuten, ehe ich mich halbwegs von dem Schrecken erholt habe.
Und es höre.
Binnen weniger Sekunden bin ich wieder auf den Beinen, hänge mich über das Geländer, um nachzusehen, ob ich mich vielleicht geirrt habe. Doch das habe ich nicht; mindestens zwanzig von diesen Dingern befinden sich im Treppenhaus, sie alle auf dem Weg nach oben, zu mir. Sie müssen durch mein Schreien und das Töten des anderen Zombies auf mich aufmerksam geworden sein. Ich reiße den Hammer an mich, dann renne ich die Stufen wieder zum Dach hinauf. Ich schlage die Tür fest hinter mir zu und sehe mich um. Hier gibt es nichts, wo ich mich verstecken oder vor ihnen in Sicherheit bringen könnte. Kurz überlege ich, wieder die Leiter hinabzuklettern. Doch ich habe Angst, dass sie das vielleicht nicht aufhalten wird und sie mir folgen. Und dann würde ich in der Falle sitzen.
So wie jetzt.
Ich höre das Ächzen der Tür. Als ich mich umdrehe, sehe ich sie auf das Dach kommen. Ihre milchigen Augen schauen sich um, fast so, als wüssten sie nicht mehr, weswegen sie den Weg hierher auf sich genommen haben. Doch dann sehen sie mich am Rande des Daches stehen, den Hammer nutzlos in der Hand. Ein Fauchen erhebt sich, als sie geschlossen auf mich zu kommen, ihre Finger zucken gierig. Es sind mindestens sechs, dem ersten tropft noch immer frisches Blut von den Zähnen. Vielleicht würde es gleich mein Blut sein.
Panisch blicke ich mich um und sehe nur einen Ausweg. Kurz schließe ich die Augen, versuche den letzten Rest Mut in mir zusammenzukratzen. Dann hole ich so weit Anlauf, wie es mir möglich ist, laufe los und springe dann vom Rand des Daches ab. Während ich durch die Luft fliege, rudere ich hilflos mit den Armen, reiße sie im nächsten Moment nach vorne, um meinen Aufprall abzufedern. Ich schlage auf der rechten Schulter auf und überschlage mich einmal, ehe ich auf dem Bauch schlitternd zur Ruhe komme. Mit einem leisen Ächzen stemme ich mich hoch und sehe dann zu dem benachbarten Haus, auf dem ich soeben noch gewesen bin. Die Untoten müssen nur Zentimeter hinter mir gewesen sein, vier von ihnen wanken orientierungslos auf dem Dach umher. Vorsichtig nähere ich mich dem Rand des Daches und blicke über die kniehohe Mauer; zwei weitere liegen zerschmettert auf dem Boden, sie haben versucht mir zu folgen und sind in die Tiefe gestürzt.
„Heilige Scheiße“, flüstere ich, als ich die Blutlachen um die Toten betrachte. Ich könnte genauso gut dort unten liegen.
„Das wollte ich auch gerade sagen.“ Erschrocken fahre ich herum, den Hammer kampfbereit erhoben. „Ey, willst du mir etwa den Schädel einschlagen, Blondie?“ Ein junger Mann kommt hinter den breiten Lüftungsschächten hervor. Er hat seine Hände erhoben, als wolle er sich ergeben, doch ein jungenhaftes Grinsen ziert sein Gesicht. „Und ich dachte du freust dich, noch einen lebenden Menschen in dieser gottverdammten Stadt zu treffen.“
„Wer bist du?“ Ich halte den Hammer nach wie vor erhoben.
„Mein Name ist Liam O‘Malley.“ Sein Grinsen verschwindet langsam. „Willst du das Ding da nicht mal runter nehmen?“
Ich gehe nicht auf seine Frage ein. „Was machst du hier?“
„Tja, ich würde sagen, ich versuche zu überleben, irgendwie.“
„Auf dem Dach?“
„Naja.“ Er lässt langsam seine Hände sinken. „Das ganze Wohnhaus ist voll von diesen Dingern, ich wusste nicht, wo ich sonst hin sollte.“ Er deutet auf die Tür, die er mit einem breiten Brett versperrt hat, das unter die Klinke geklemmt ist. „Und ich muss zugeben, dass es ziemlich amüsant war zu beobachten, wie du dich aus der Wohnung befreit hast.“ Nun grinst er wieder spitzbübisch.
Zögerlich lasse ich den Hammer sinken. „Du hast mich beobachtet?“
„Nimm’s mir nicht übel, Blondie, aber es war ziemlich unterhaltsam. Außerdem dachte ich, falls du das alles überlebst, würdest du eine ziemlich gute Gefährtin abgeben.“
„Gefährtin?“ Ich hänge den Hammer wieder in meinen Gürtel.
„Ja, du weißt schon. Du und ich, gegen den Rest der Welt und so.“ Eine seine Brauen wandert in die Höhe, sein Grinsen unverändert. „Eine Apokalypse macht viel mehr Spaß, wenn man Gesellschaft hat, habe ich gehört.“
„Wie bist du hierher gekommen?“ Ich blicke mich auf dem Dach um.
„Ganz altmodisch über die Treppe. Ich dachte, dass von Dach-zu-Dach-springen überlasse ich dir, Blondie.“
Meine Augenbrauen ziehen sich ärgerlich zusammen. „Und davor?“
Er seufzt. „Bist du immer so?“
„Ich versuche nur festzustellen, ob du gefährlich bist.“
„Gefährlich?“ Er lacht auf. „Komm mal mit.“ Er dreht mir den Rücken zu und geht zu den Lüftungsschächten zurück. Ich zögere kurz, dann folge ich ihm, eine Hand zur Sicherheit auf dem Hammer. Als ich um die breiten Schächte herumgehe, sehe ich mehrere auf dem Boden ausgebreitete Decken. Auf ihnen ein Schlafsack, mehrere gestapelte Dosen, eine große Flasche Wasser und eine E-Gitarre. „Seit das alles begann, hause ich hier oben. Ich habe mich hinter den Schächten versteckt, weil ich mir nicht