Der Diplomatenkoffer. Hans W. Schumacher
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Diplomatenkoffer - Hans W. Schumacher страница 7
Da klopfte es an der Tür.
Er erschrak, antwortete nicht, nahm das Köfferchen, warf es in den Wandschrank, schloss ab und steckte den Schlüssel ein.
"Herr Martini“, tönte plötzlich leise Danielles Stimme aus dem Schlüsselloch, "machen Sie auf. Ich muss Ihnen etwas Wichtiges sagen."
Er starrte auf die Tür und konnte sich nicht von der Stelle rühren. War Danielle eine Spionin, die man vorgeschickt hatte. Er schwieg.
"So öffnen sie mir doch!" flüsterte es durch das Schlüsselloch, "ich weiß doch, dass Sie da sind."
Wenn er nur wüsste, ob hinter ihr jemand mit einer Baseballkeule stand?
"Sie wollen Ihnen Ihr Geld stehlen", lispelte die Stimme, "ich habe es zufällig gehört."
Endlich gelang es ihm, seine Erstarrung zu überwinden, er schritt zur Tür, drehte den Schlüssel um, öffnete einen Spalt, sah sie allein im Flur, legte ihr den Arm um die Schulter, zog sie hinein und schloss ab.
"Wer will mich bestehlen?" fragte er und wunderte sich über ihre entzückende Aufmachung - sie hatte ihre braunen Haare hochgesteckt, das Kleid gewechselt und eine leichte Seidenbluse mit kurzen Ärmeln und statt der Jeans einen engen Rock angezogen, der ihre Hüften betonte. Er forderte sie auf, sich aufs Bett zu setzen und ließ sich neben ihr nieder.
"Barrault und Poil de carotte", flüsterte sie und brachte ihr Gesicht näher an seins heran.
"Aber woher wissen die, dass es bei mir etwas zu holen gibt?" fragte er sie verwundert. Ihre grüngrauen Augen starrten ihn ängstlich und verlangend an. Er sah auf ihren roten Mund und die weißen Zähne und fühlte sich beklommen und erregt zugleich.
"Der blöde Rude hat überall herumgetratscht, dass Sie einen ganzen Koffer voller Geldbündel mitschleppten."
"Quatsch, ich habe euch doch gesagt, es sind nur 90.000 NF für die Anzahlung."
"Er behauptet, er hätte eine ganze Reihe von Geldscheinpäckchen gesehen. Nach seiner Rechnung wären das mindestens 3 Millionen."
"Quatsch!" wiederholte er mit schwacher Stimme. Nach kurzer Überlegung fuhr er fort: "Na ja, ich habe euch nicht ganz die Wahrheit gesagt, ich hatte Angst, du verstehst jetzt. Tatsächlich habe ich anderthalb Millionen dabei, das ist nicht die Anzahlung, sondern der Preis für das ganze Appartment."
"Wow", sagte sie bewundernd, "dann lohnt es sich also doch."
"Was soll sich lohnen?"
"Na, der Überfall. Ich kam am Fenster von Barraults Zimmer vorbei, es stand halb offen und da hörte ich, wie er sich mit Poil de carotte beriet."
"Und wie wollen sie vorgehen?"
"Sie wollen zum Fenster einsteigen, wenn Sie schlafen, und Ihnen den Koffer stehlen. Wenn es geschlossen ist, wollen sie Ihnen morgen, wenn Sie in die Stadt zurückfahren, im Wäldchen von Montfort auflauern. Da ist eine scharfe Kurve, vor der man abbremsen muss, dort werden sie mit ihrem Wagen den Weg blockieren, und wenn Sie anhalten, kommen sie mit Strumpfmasken überm Kopf ans Fenster und halten Ihnen eine Pistole an die Schläfe."
"Besitzen die denn eine richtige Pistole oder werden sie nur eine Attrappe benutzen, eine Gas- oder so eine Spielzeugpistole?"
"Ich weiß nicht, sie sprachen nur von der Pistole."
Julio hob den Oberkörper, den er vorgeneigt hatte, um ihr Flüstern zu verstehen, und nickte in sich gekehrt: "Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll."
"Gib mir nur einen Kuss!" antwortete sie zu seiner Überraschung.
Sie war ein hübsches Mädchen, das musste er zugeben, deswegen lag in dem Opfer, das er den Millionen und Cleopatra zuliebe brachte, gar kein moralisches Verdienst. Er neigte sich zu ihr hinüber und küsste sie zart auf die roten Lippen. Sie schloss die Augen, drückte sich schmachtend an ihn, ihre Hände glitten unter seinen Achseln hindurch an seinen Hinterkopf und wühlten in seinem Haar. Langsam sank sie ins Kissen und zog ihn mit sich. Julio war verblüfft und beunruhigt. Als ihre Atemzüge immer heftiger und kürzer wurden, fühlte er sich unwillkürlich miterregt. Sie musste es spüren, denn sie schlang ihre Beine um seine und ihre Zunge stieß zwischen seine Zähne vor. Plötzlich riss er sich los.
"Entschuldigung", sagte er ungeschickt, als sie ihn entgeistert anblickte, "wer weiß, wo das hinführt, wenn wir so weitermachen."
"Ich liebe dich", sagte sie flehend und streckte ihre Arme nach ihm aus, "hast du das nicht gewusst?"
"Nein", stammelte er.
"Ich liebe dich, seit du zum ersten Mal in den Hörsaal getreten bist", fuhr sie fort und nestelte an den Knöpfen ihrer Bluse. Er streckte die Rechte aus, um sie daran zu hindern, aber sie nahm sie und legte sie auf ihre linke Brust. Er spürte die Spitze durch den dünnen Stoff hindurch und ihn durchzuckte eine süßer Schauder. Er musste sich zurückhalten, um nicht geradezu über sie herzufallen.
"Aber wie kannst du es nicht gewusst haben? Ich habe dir eine Karte aus den Ferien geschrieben, darin habe ich es doch gestanden."
Er erinnerte sich zwar dunkel an die Karte, aber an ein Liebesgeständnis entsann er sich nicht.
"Du hast es wohl zu gut verklausuliert."
"Ich fürchte auch. Ihr Männer könnt nicht lesen."
"Du bist sehr attraktiv, zu attraktiv", er versuchte schmeichelnd den Rückzug einzuleiten, "aber du weißt ja, ich bin verlobt."
"Ist das nicht auch gelogen?"
"Nein, das ist die Wahrheit."
"Ist sie schön?" fragte sie und richtete sich auf.
"Sehr schön", versicherte er, konnte sich jedoch nicht enthalten, in ihre halb geöffnete Bluse zu starren.
"So schön wie ich?" sie öffnete weitere Knöpfe, schüttelte die Bluse von ihren Schultern, sie trug einen jener raffinierten Büstenhalter, die mehr ent- als verhüllen. Mit einer anmutigen Bewegung griff sie mit beiden Armen hinter sich und öffnete den Verschluss.
Sie sah den Blitz des Begehrens in seinen Augen, streckte die Arme aus und zog seinen Kopf an ihren Busen.
Da klopfte es an der Tür.
Julio vernahm es zugleich bestürzt und erleichtert. Er hob den Kopf von den warmen Hügeln, legte den Finger auf die Lippen und flüsterte: "Wir müssen verschwinden. Zieh dich sofort an!"
Er stieg leise aus dem Bett, ging zum Wandschrank, öffnete ihn, zog den Diplomatenkoffer hervor und ging zum Fenster, während sie eilends den Büstenhalter anlegte und die Bluse über die Schultern zog. Er öffnete den Vorhang ein Spalt weit und schaute hinüber zum Parkplatz. Es war inzwischen dunkel geworden. Spärliches Laternenlicht erhellte ihn und die Fahrwege. Neben Julios Fiat stand eine dunkle Gestalt und leuchtete mit einer Taschenlampe in das Innere.
Ihm war, als ob ihn ein Tiefschlag erwischt hätte. Sie waren schon da, und er hatte gedacht, es würde noch tagelang dauern. Die Taschenlampe erlosch und der Mann, der den Wagen untersucht hatte,