Melange, Verkehrt und Einspänner. Josef Mugler

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Melange, Verkehrt und Einspänner - Josef Mugler

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Support anzusteuern. Nachdem Ilona bestätigt hatte, dass bei Nasdal „die Luft rein sei“, und Dr. Rohrig bereitstünde, um Ron Sturiak zu empfangen, ent­schloss sich Weissacher, den Wagen zur Firma Nasdal umzuleiten. Das Be­triebs­gebäude am südlichen Stadtrand wurde ohne weitere Zwischenfälle er­reicht. Sturiak war endlich in seinem „Bestimmungshafen“ eingetroffen.

      Ebenfalls noch vom Auto aus wies Gerhard Priem das Soft­wareent­wick­lungs­team von Consulting Support, Herrn Machlinger und die bei­den anderen, an, zur Nasdal zu kommen. Die drei Leute sollten aber getrennt fahren und so tun, als ob sie ihre Firma wie nach Dienstschluss verließen. Wenn es gelänge, alle an dem Fall arbeitenden Personen bei Nasdal zusammenzubringen, könnte man, so die Überlegung von Priem, sowohl gleich mit der Arbeit an dem Software­problem beginnen als auch weitere Nachforschungen anstellen, wer in diese myste­­riöse Sache verwickelt sein könnte.

      *

      Während sich Sturiak von Dr. Rohrig den bisherigen Verlauf der Tests und damit die Arbeitsweise der Software und deren Anomalien erklären ließ, ver­suchte sich Weissacher zusammen mit Priem ein erstes Bild über den Perso­nenkreis zu machen, der an dem Projekt beteiligt war. Beide hielten es für wahr­scheinlich, dass es irgendwo eine undichte Stelle gab, über welche Infor­mationen darüber, was bei Nasdal mithilfe der Software der Consulting Support erforscht wurde, in unbefugte, aber begierige Hände gelangt waren. Das musste zu der gerade noch verhinderten Attacke gegen Ron Sturiak geführt haben. Aber wer konnte ein Interesse daran haben? Weissacher und Priem sahen sich mit einer Reihe von Personen konfrontiert, die verschiedenen Gruppen zuzuordnen waren.

      Da war zunächst das Projektteam von Consulting Support Vienna, das aus fremd bezogenen Softwarebausteinen ein neues „Super“-Programm gebastelt hatte. Das hatte offenbar eine besondere Qualifikation erfordert, die diese Leute mit­brachten. Weissacher musste sich eingestehen, dass er solche Qualifikationen einem Team einer relativ kleinen Filiale eines internationalen Software­unter­nehmens, noch dazu hier in Wien, nicht zugetraut hätte.

      Die zweite Gruppe, die für eine undichte Stelle ebenso in Frage kam, war die Forschergruppe um Dr. Rohrig bei Nasdal. Auch hier schien sich eine Spezial­kompetenz entwickelt zu haben, die weltweit höchste Aufmerksamkeit ver­diente, wenn sich die Forschungsarbeiten an der Mutation von Grippeviren nicht als Luftblase erweisen sollten. Die ganze Welt der Pharmaindustrie müsste eigent­­lich hier Schlange stehen und ungeduldig auf die Ergebnisse warten.

      Bevor Weissacher und Priem ihre Überlegungen weiterentwickeln konnten, wurde ihnen die Ankunft des ersten Mitarbeiters aus dem Consulting-Support-Team gemeldet. Es war Kurt Machlinger, der Leiter dieses Teams. Er wurde sofort in das Forschungslabor weitergeleitet, in dem die Gruppe um Dr. Rohrig mit Sturiak konferierte. Weissacher blieb keine Zeit, Machlinger jetzt mit Fra­gen zu bombardieren. Sein Interesse hatte, wenn er hier überhaupt noch weiter gefragt sein würde, nicht der Technologie zu gelten, sondern der Abwehr oder Aufdeckung von Störversuchen. Sein Erfolg oder Misserfolg konnten darüber ent­scheiden, wohin viel Geld, sehr viel Geld fließen würde.

      Der Gedanke daran führte Weissacher noch eine dritte Personengruppe vor Augen, deren Verwicklung in diese Angelegenheit ihm allerdings die größten Schwierigkeiten bereiten würde. Er dachte an die Führungskräfte in beiden Unter­nehmen, die die geschäftliche Verantwortung für ihre Projekte trugen und daher am besten in der Lage waren, die wirtschaftlichen Implikationen abzu­schätzen, um die es hier ging. Natürlich müssten diese Leute am Erfolg ihres Unternehmens interessiert sein. Wahrscheinlich waren sie am Umsatz oder Ge­winn beteiligt und besaßen Unternehmensanteile. Das schloss aber nicht aus, dass einer auf die Idee kommen könnte, einen größeren Happen von dem zu erwartenden Kuchen in die eigene Tasche zu lenken. Weissacher fühlte, wie ihm mit der Fortführung dieses Gedankens die Gänsehaut hochkroch. Hier meinte er, an die Grenzen seiner Möglichkeiten zu stoßen. Wie sollte er die persönlichen Verhältnisse dieser Leute, die er zum Teil noch gar nicht kannte, analysieren und herausfinden, welche Interessen sie verfolgten oder mit welchen Personen – vielleicht aus Konkurrenzunternehmen – sie Kontakt hatten?

      Wenn wirklich hier die undichte Stelle war, dann konnte man seine Bemü­hungen aus nächster Nähe beobachten und daher auch leicht behindern, bei­spiels­weise durch Zurückhaltung von wichtigen Informationen. Wollte nicht dieser Mosak – vor allem bei seiner ersten Begegnung – gar nicht erst mit den Gründen herausrücken, warum man Sturiak unbedingt und raschestmöglich finden sollte? Weissacher schüttelte sich unmerklich, wie ein Hündchen das Wasser abschüttelt, das ihm nach einem Ausflug in einen Tümpel noch im Fell sitzt. Er wagte nicht, Priem auf Mosak und dessen Integrität direkt anzu­sprechen. Vielleicht sollte er doch lieber die ganze Angelegenheit als für ihn beendet betrachten? Doch als sich Priem von ihm mit dem Versprechen verab­schiedete, sich bei Mosak für eine Verlängerung und Ausweitung des Auftrags einzusetzen, widersprach er nicht. Priem war ebenfalls der Meinung, dass auch nach Sturiaks glücklicher Landung bei Nasdal noch vieles aufklärungsbedürftig war.

      Mittlerweile war es Abend geworden. Während im Umkreis die Gebäude in der Finsternis einer trüben Novembernacht versanken, verblieben im Westflügel des Betriebsgebäudes von Nasdal einige Zimmer hell erleuchtet. In einem Raum saß eine Personengruppe an einem Konferenztisch beisammen und führte eine ernste, aber keineswegs heftige Diskussion über die Besonderheiten ihrer Arbeit angesichts der jüngsten Schwierigkeiten. Der eingeflogene Experte Ron Sturiak sollte diese Erstinformationen für die Planung seiner Untersuchungen best­mög­lich nützen können.

      Die Firma Nasdal war durch Dr. Stephan Rohrig und einen weiteren Mitarbeiter, den Laborleiter Maurer vertreten. Etwas später kam einer der beiden Inhaber der Gesellschaft dazu, und zwar Dr. Hans Dallinger. Sein Kompagnon, Professor Dr. Richard Nasté, weilte im Ausland.

      Das Team von Consulting Support, das an der Software für Nasdal gearbeitet hatte, war vollständig vertreten, also neben Herrn Kurt Machlinger noch Herr Bügler und Frau Sporer, die Weissacher schon beim kurzen Gespräch am Mor­gen kennengelernt hatte. Frau Sporer traf etwas verspätet ein. Sie sagte, sie habe noch ihre Familie versorgen und die Hausaufgaben der Kinder kontrollieren müssen, da zu befürchten stand, dass die Sitzung etwas länger dauern könnte. Von Priem hatte Weissacher erfahren, dass Bügler und Sporer ein abge­schlos­senes Informatikstudium an der Technischen Universität Wien hatten. Unter den Mitarbeitern des internationalen Konzerns sei es aber unüblich, die akade­mi­schen Titel zu verwenden. Machlinger war dagegen ein Selfmademan, der nach einem Studienabbruch vor zehn Jahren in die Informatik eingestiegen und mit der Entwicklung seither mitgewachsen war.

      Auch Stefan Mosak traf während der Besprechung ein, stellte ein paar Fragen, entfernte sich mit Dr. Dallinger für ein paar Minuten zu einem Vierau­gen­ge­spräch und verabschiedete sich dann relativ schnell wieder.

      Nachdem sich Weissacher von Ilona telefonisch hatte informieren lassen, was in seinem Büro an Anfragen oder Post im Laufe des Nachmittags eingegangen war, schickte er Ilona nach Hause und gesellte sich zu der Konferenz der Consulting-Support- und Nasdal-Leute mit Ron Sturiak. Er fühlte sich ziemlich müde, da jetzt auch die Spannung, die dieser Tag mit sich gebracht hatte, allmählich von ihm wich. Vielleicht lag es auch daran, dass er die Wortgeplänkel zwischen diesen Leuten nicht verstand, vor allem wenn sie sich technischer Abkürzungen bedienten, die ihm fremd waren.

      Daher beschloss Weissacher, seine Ermittlungen am nächsten Tag fortzusetzen. Er verabschiedete sich, wobei er gleichzeitig alle Anwesenden bat, sich morgen für ein weiteres Gespräch bereitzuhalten. Dr. Dallinger verlieh dieser Bitte, die eigentlich eine Aufforderung sein sollte, Nachdruck, nachdem dieser ebenso wie Weissacher bemerkt haben dürfte, dass man ihn, Weissacher, nicht für kompetent und autorisiert genug betrachtete, in der Angelegenheit weiter herum­zuschnüffeln. Wer war er denn schon für diese hohen Experten? Ein kleiner Möchtegern-Inspektor, ein Kleinunternehmer, der sich glücklich schät­zen sollte, ab und zu von ihren Firmen einen bescheidenen Auftrag zu erhalten. Er verstand das, denn als Vertriebsleiter hatte er früher auch mit solchen Leuten

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