Melange, Verkehrt und Einspänner. Josef Mugler
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Im Hotel in der Margaretenstraße angekommen, erkundigte er sich an der Rezeption sofort nach Sturiak unter dessen hier verwendeten Decknamen.
„Ja, der Herr war hier, ist aber bereits abgereist.“
Weissacher glühte innerlich vor Zorn gegenüber Andolfis Nachlässigkeit, die ihm den Gesuchten entwischen ließ. Aber er fasste sich unter dem Druck der Aufgabe, die er nun einmal übernommen und die für das Renommee seiner jungen Firma durchaus wichtig sein konnte, und fragte den Rezeptionisten nach einem Gast namens Sturiak.
Nachdem der Rezeptionist in seinem Computer nachgesehen und offenbar den Namen nicht gefunden hatte, versuchte er dennoch behilflich zu sein und sagte: „Einen Moment, ich muss meine Kollegin fragen. Ich glaube, den Namen heute schon gehört zu haben.“
Das ließ Weissacher aufhorchen. Wenn sich das bewahrheitete, hätte er vielleicht den Beweis dafür, dass jemand, der nicht wusste, dass Sturiak hier unter falschem Namen abgestiegen war, hinter diesem her war.
Eine junge Dame kam aus dem Büro und bestätigte, was Weissacher hören wollte: „Ich habe schon Ihrem Kollegen gesagt, dass bei uns kein Mr. Sturiak abgestiegen ist. Der wollte es zwar nicht glauben, aber es ist nun einmal so. Tut mir leid, Sie können noch so oft nachfragen, ein Mr. Sturiak war nicht hier, nicht heute, nicht gestern und nicht die ganze letzte Woche!“
„Sagen Sie mir doch bitte, wie der Kollege von mir ausgesehen hat, der nach Sturiak gefragt hat, damit ich unserer Zentrale sagen kann, dass sie hier nicht mehr nachfragen lässt.“ Weissacher wurde die schwache Logik dieser Argumentation zwar rasch bewusst, aber die junge Dame schien es nicht zu bemerken, sondern gab bereitwillig Auskunft, dass es sich um einen sehr gut aussehenden jungen Mann mit asiatischen Gesichtszügen in dunklem Anzug und mit einer sehr gepflegten Kurzhaarfrisur gehandelt habe. Der Betreffende hatte bei ihr sichtlich Eindruck hinterlassen. Die Organisation wusste offenbar, wie man Rezeptionistinnen zum Schmelzen bringt, wenn man heikle Auskünfte will.
Weissacher bedankte sich für die Mühe und bedauerte die Belästigung. Er war sich sicher, nicht denselben starken Eindruck hinterlassen zu haben wie sein Vorgänger. Was ihn allerdings mehr bewegte, war, dass Sturiak tatsächlich verfolgt wurde. Aber wo war er jetzt? Es war mittlerweile Mittag geworden. Weissacher entschloss sich, zu Priem zu fahren. Bisher hatte er nur Maßnahmen ergriffen, die aufgrund der Dynamik der Ereignisse keine Alternative zugelassen hatten. Aber richtig weiterkommen würde er wohl erst, wenn er sich mit den Hintergründen und nicht mit den Symptomen der Vorgänge beschäftigte.
Er wurde am Empfang der Consulting Support Vienna sofort erkannt und in die Chefetage vorgelassen. Dort war offenbar eine intensive Beratung im Gange. Neben Mosak fand er noch Priem, den Leiter des Projektteams Machlinger sowie Anke, die inzwischen ebenfalls eingetroffen war und den Anwesenden gerade über ihre Erlebnisse berichtete.
„Haben Sie Sturiak?“, prallte ihm gleich Mosaks scharfe Stimme entgegen.
„Nein! Er hat das Hotel bereits verlassen gehabt, als wir hinkamen. Er hat auch keine Spur hinterlassen. Aber man hat sich vor meiner Ankunft dort bereits nach ihm erkundigt. Es ist somit völlig klar, das jemand hinter ihm her ist. Ich nehme an, dass er das Hotel rechtzeitig unbemerkt verlassen konnte. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass wir nun keine Ahnung haben, wo er sich befindet, und darauf angewiesen sind, dass er sich von selbst wieder meldet. Er wird vielleicht sogar den Telefonanschluss hier meiden, weil der abgehört werden könnte.“
„Welchen Eindruck hast du eigentlich von diesem Andolfi?“, fragte ihn Priem.
„Der ist wahrscheinlich harmlos, hat uns aber mit seiner Ahnungslosigkeit und seinem Zögern das Auffinden von Sturiak vermasselt. – Kann aber sein, dass sich Sturiak nochmals bei ihm meldet. – Anderseits: Das glaube ich wiederum nicht, wenn ich bedenke, dass Sturiak es Andolfi, das ist übrigens ein Studienkollege von ihm, zu verdanken hat, dass die Kontaktaufnahme zu uns fehlgeschlagen ist.“
„Was meinen Sie, Herr Weissacher, sollen wir jetzt die Polizei einschalten? Die Entführung von Anke ist ein eindeutiges Delikt, das mehr verlangt als nur die bürokratische Anlage eines Protokolls“, gab Mosak zu bedenken.
„Ohne Polizei wird es nicht gehen. Aber ich fürchte, dass wir dadurch kostbare Zeit verlieren könnten, wenn die uns alle mit der Protokollaufnahme beschäftigen. Lassen wir das für später! Wir müssen unser Augenmerk auf zwei Dinge richten: Erstens müssen wir auf ein Lebenszeichen von Sturiak warten. Wir wissen nicht, wie er es anstellen wird. Möglicherweise kriegen wir seinen Anruf mit falschen oder verschlüsselten Angaben über seinen Aufenthaltsort. Dann haben wir gegenüber den anderen wieder einen kleinen Vorsprung, ihn eher zu schnappen und in Sicherheit zu bringen. Zweitens sollten wir uns noch intensiver mit den Hintergründen befassen. Warum geschieht das alles? Was hat das mit Consulting Support und Nasdal und deren Forschungsprogramm zu tun?“
Mosak schien zufrieden: „Also gut, Herr Weissacher, lassen Sie sich die Details von Ankes Erlebnissen nochmals von ihr persönlich schildern. Ich denke, sie braucht das ohnehin zur Verarbeitung des Schocks, den das Ganze bei ihr ausgelöst hat, und vielleicht ist ein wichtiges Detail dabei, das wir bisher nicht beachtet haben.“
Weissacher zog sich mit Anke in ein Nebenzimmer zurück. Anke sah endlich die Gelegenheit gekommen, ihre Geschichte so zu erzählen, dass die Emotionen zu ihrem Recht kamen, nachdem man sie bisher immer wieder zur Konzentration auf die harten Fakten des Geschehens gezwungen hatte. Weissacher war natürlich auch an harten Fakten interessiert, obwohl er den Schlüssel für weitere wichtige Informationen nicht in den Details der Entführung von Anke erwartete. Es konnte aber sein, so sagte er sich, dass etwas, das bisher nicht zur Sprache gekommen war, weil man sie so sehr auf Fakten festgenagelt hatte, doch Bedeutung haben konnte. Also ließ er Anke drauflosreden und stimulierte ihren Erzählfluss auch noch durch die eine oder andere Zwischenfrage.
„Sie wissen ja gar nicht, welche Angst ich hatte, als ich mich in der fremden Umgebung gefesselt und geknebelt wiederfand, und diese Schmerzen im Kopf und überall, und dann diese Maskierten, die mich wie ein Schulmädchen behandelten …“
Weissacher fiel auf, dass Anke sich besonders über die zwei Kerle ärgerte, die sie zu einem Drink in das Flughafenhotel eingeladen hatten, aber nicht wusste, ob diese ihre Entführer waren; ja sie wusste nicht einmal, ob die beiden überhaupt etwas damit zu tun hatten oder ob sie gezielt dazu gebraucht worden waren, sie in die Garage zu locken, wo dann die eigentliche Überwältigung stattgefunden haben könnte.
„Aber Sie kannten die beiden doch! Können wir sie nicht einfach befragen?“, meinte Weissacher.
„Nun, ich kannte sie nur von einem Lokal im Bermudadreieck, wo wir Annies Geburtstag feierten. Annie ist meine Freundin, müssen Sie wissen.“
„Dann fragen wir doch einfach bei Annie nach!“
Anke war einverstanden. Sie hatte sowieso noch keine Gelegenheit gehabt, Annie von ihrem Abenteuer zu erzählen, und zog sich in ihr Zimmer zurück, um sie anzurufen.
Der