Melange, Verkehrt und Einspänner. Josef Mugler

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Melange, Verkehrt und Einspänner - Josef Mugler

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einschlägigen EDV-Exper­ten.

      Weissacher hatte Mühe, die Sache zu erklären. Sturiak wäre gestern Abend erwartet worden, aber nicht eingetroffen. Es könne sein, dass jemand Interesse habe, dass das Problem, um das es bei der Firma Nasdal gehe, nicht gelöst würde. Es sei nicht auszuschließen, dass ein Kriminalfall, vielleicht ein Fall von EDV-Kriminalität oder Wirtschaftskriminalität vorliege.

      Weissacher musste irgendwie versuchen, die Wand des Schweigens, vor wel­cher er hier stand, zu durchbrechen, und versuchte es mit einer Frage: „Haben Sie mit Mr. Sturiak schon einmal zusammengearbeitet?“

      Ja, aber man kenne Sturiak trotzdem nur flüchtig. Er sei vor ein paar Jahren zur Behebung eines Softwarefehlers hier gewesen. Nicht alle seien damals schon bei Consulting Support gewesen, die Neuen würden ihn nicht kennen. Fachlich müsse er als höchst kompetent eingestuft werden. Vor allem für das Problem, das sie jetzt hier hätten.

      „Können Sie dieses Problem einem Laien beschreiben?“

      Weissacher erregte mit dieser Frage sichtlich den Unwillen vor allem des Chefs der Gruppe, der ihm als Herr Machlinger vorgestellt worden war. Der ließ sich schließlich zu einer Erklärung herab:

      „Es ist das Problem der Verknüpfung von mehreren Statistikprogrammen, die sich gegenseitig dynamisch verstärken, sodass eine Verbesserung der Daten­analyse gegenüber allen herkömmlichen Analyseprogrammen erzielt werden kann. Man könnte auch sagen, es handelt sich um lernende Programme.“ Endlich kam der Leiter des Teams zur Sache.

      „Und worin liegt das Problem?“, wollte Weissacher wissen.

      „Es funktionierte bereits in einigen Testläufen. Dann traten Unregelmäßigkeiten auf, unerklärliche Fehler, die eigentlich gar nicht möglich sein dürften.“

      „Wofür braucht Nasdal so ein Programm?“, bohrte Weissacher weiter.

      „Eben für die Analyse ihrer Daten. Je besser sie Strukturen in einem ungeheuren Universum an Daten erkennen können, desto besser können sie daraus Konse­quenzen ziehen, Konsequenzen, die für das Design von Wirkstoffen gegen Krank­­heitserreger entscheidend sein können.“

      „Mit welchen Krankheitserregern beschäftigt man sich denn derzeit bei Nas­dal?“, so Weissacher weiter.

      „Das wissen wir auch nicht so genau. Das war nicht unser Interesse. Die Kol­legen von Nasdal legten Wert darauf, dass das Programm nicht nur für einen be­stimmten Einsatzbereich maßgeschneidert würde, sondern transportabel und flexibel bleiben müsse, das heißt, mit wenigen Eingriffen auf verschiedene Problem­strukturen anwendbar werden müsse.“

      Weissacher hatte das Gefühl, dass er von dieser Wand, die ihm hier entgegen­stand, immer wieder abprallte wie ein Gummiball, der ahnungslos in einem Raum herumsprang, ohne seinen Bestimmungsort zu finden. Daher versuchte er es mit einer offeneren Frage:

      „Glauben Sie, dass jemand Interesse haben könnte, die Funktionalität Ihrer Soft­ware zu behindern, und wenn ja, warum?“

      „Nun, es handelt sich mit Sicherheit um eine Weltneuheit. Wir könnten berühmt werden und die Firma könnte reich werden, wenn es funktioniert. Und Nasdal vermutlich auch, wenn sie die richtigen Einsatzbereiche haben. Und die dürften sie haben. Das Interesse an unserem Programm ist dort riesengroß, genauso wie die Enttäuschung, dass es jetzt plötzlich nicht mehr funktioniert.“

      „Und Sie zweifeln nicht daran, dass es grundsätzlich funktionieren muss?“

      „Es muss funktionieren. Wir haben alles getan, alles doppelt und dreifach ge­prüft. Es muss funktionieren.“

      „Aber es will nicht!“, ergänzte Weissacher, nicht ohne wieder die Gering­schät­zung zu bemerken, die seine gefühlsbetonte Beschreibung harter Fakten be­wirkte.

      „Sagen Sie mir doch noch, wer Ihre Kontaktpersonen bei Nasdal sind. Wer ist dort Ihr technischer Ansprechpartner und wann hatten Sie zuletzt Kontakt mit dieser Person?“

      „Das ist Dr. Rohrig, Stephan Rohrig. Der hat sich zuletzt persönlich um die Sache gekümmert. Vorher war da auch noch ein Mag. Stern. Aber der wurde von dem Projekt inzwischen abgezogen. Ja, und im Kontakt mit Rohrig waren wir bis vor wenigen Tagen.“

      „Bitte halten Sie sich zur Verfügung, da ein Verbrechen nicht auszuschließen ist, zumindest solange Frau Anke nicht auftaucht.“

      Weissacher eilte zurück zu Priem. Es war mittlerweile 10 Uhr geworden und noch immer keine Spur von Sturiak und Anke.

      Da meldete sich die Telefonzentrale. Wer hatte denn da wieder Dienst? Priem kannte die Stimme nicht. Und er kannte nicht den Anrufer, der ihm angekündigt wurde. Es war Mario Andolfi. Er hätte eine wichtige Mitteilung. Er hätte Nach­richt von einem Mr. Ron Sturiak, der in Wien untergetaucht sei, nachdem er am Flughafen gestern Abend nicht wie verabredet abgeholt worden wäre und ihm auch sonst einige Umstände verdächtig vorgekommen wären. Priem schaltete den Lautsprecher ein, damit Weissacher mithören konnte.

      „Bitte sagen Sie uns, wieso sich Herr Sturiak an Sie gewendet und nicht bei uns gemeldet hat!“, begann nun Priem, das Gespräch aktiv zu gestalten.

      Andolfi erklärte seine private Beziehung und gab die Befürchtung Sturiaks wieder, dass eine Kontaktaufnahme mit Consulting Support nicht verborgen bleiben würde, wenn es wirklich jemand auf ihn und seine Arbeit abgesehen hätte.

      „Dann sind Sie aber jetzt ebenfalls in Gefahr. Denn Sie sind offenbar die einzige Person, die uns und andere zu Sturiak führen kann.“

      Andolfi schwieg betreten. So hatte er die Sache noch nicht bedacht. Er war heute etwas später als sonst ins Büro gekommen, wegen des langen Abends mit den Gästen, und hatte auch nicht gleich Zeit gefunden, dem Wunsch Rons zu entsprechen und die Consulting Support von dessen Sorgen zu informieren. Andolfi schwieg und dachte angestrengt nach, wie er aus dieser Situation wieder herauskommen könnte, freilich ohne Ron zu schaden. Aber er musste sich ein­ge­stehen, dass er, wenn es sich wirklich um eine große Sache, womöglich um eine gefährliche Sache handelte, nun mitten drin war.

      „Ich werde die Polizei verständigen“, war seine vermeintliche Notbremse.

      „Das werden Sie nicht tun“, widersprach Priem, „denn für die Polizei gibt es keine ausreichenden Anhaltspunkte. Mehr als ein mühsames Protokoll ist bei den nüchternen Fakten nicht drinnen. Herr Andolfi, Sie sind in Gefahr, wenn nicht alles ein Luftschloss ist, das sich bald in nichts auflöst! Beachten Sie, was ich Ihnen jetzt sage: Bleiben Sie in Ihrem Büro und lassen Sie um Himmels willen keine Besucher, keine Personen, denen Sie nicht hundertprozentig ver­trauen können, an sich heran! Warten Sie, bis wir uns professionell um Ihre Sicher­heit kümmern können! Nehmen Sie auch vorläufig keinen Kontakt mehr zu Mr. Sturiak auf! Es könnte unsere Widersacher auf seine Spur bringen.“

      Weissacher war zufrieden damit, wie Gerhard seine Handlungsfähigkeit wieder gewonnen und das Gespräch in die richtigen Bahnen gelenkt hatte. Nun galt es aber, sich rasch um Andolfi zu kümmern. Er war der einzige Wegweiser zu Sturiak.

      *

      Anke wusste erneut nicht, wie spät es war, als sie außerhalb des Zimmers, in dem sie festgehalten wurde, Stimmen vernahm. Eine Tür öffnete sich, zwei Gestalten näherten sich und schalteten eine Stehlampe ein, die neben der Couch stand, auf der Anke festgebunden lag. Das Licht war schwach, blendete Anke aber dennoch, da ihre Augen lange der vollkommenen Dunkelheit ausgesetzt gewesen waren. Die beiden Gestalten waren

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