Melange, Verkehrt und Einspänner. Josef Mugler

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Melange, Verkehrt und Einspänner - Josef Mugler

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von Annie gehörten, sondern ihr und offenbar auch anderen Personen bei der besagten Geburtstagsparty nur als gelegentliche Gäste in dem betreffenden Lokal bekannt waren. Wer sie eigentlich waren und was sie trie­ben, war Annie nicht bekannt. Aber man könnte ja versuchen, die beiden bei einem Lokalaugenschein anzutreffen.

      Anke war enttäuscht, dass Weissacher nicht einmal in Erwägung zu ziehen ge­dachte, mit ihr noch am selben Abend in das besagte Lokal im Bermudadreieck aufzubrechen und den beiden eine Falle oder wenigstens ein paar unangenehme Fragen zu stellen, wenn sich diese, wie sie hoffte, dort blicken ließen. Anke verlor langsam die Gewissheit, dass sie in der Geschichte eine Hauptrolle spiel­te. Weissacher bat sie sogar, mit der Anzeige bei der Polizei noch zu warten, weil später, wenn man erst einmal Sturiak gefunden habe, der Polizei wahr­scheinlich noch zusätzliche Informationen für die Aufklärung des Falles ge­liefert werden könnten und man wegen ihrer bereits glimpflich beendeten Ent­führung allein heute ohnehin keine Amtshandlungen mehr setzen würde.

      Schließlich drängte Weissacher Anke, zum Schluss zu kommen. Er musste auch der Firma Nasdal noch einen Besuch abstatten. Sie sah ein, dass er unter Zeitdruck stand. Weissacher verabschiedete sich von Anke mit ein paar trösten­den und aufmunternden Worten, ließ sich von Priem bei der Firma Nasdal an­melden und bat ihn auch sicherzustellen, dass das Forscherteam dort für eine Befragung zur Verfügung stünde.

      *

      Dr. Rohrig machte auf Weissacher den Eindruck eines introvertierten, an äu­ßeren Vorkommnissen wenig interessierten, aber dafür von seiner Forschungs­arbeit vollkommen besessenen Mannes.

      „Für mich ist besonders wichtig herauszufinden, was sie mit der Software von Consulting Support anfangen wollten“, begann Weissacher den sachlichen Teil des Gesprächs.

      „Nun, hat Ihnen das Herr Machlinger nicht schon erzählt?“, antwortete Dr. Rohrig mit einer Gegenfrage, die andeutete, dass er sich nicht gerne der Mühe unterziehen wollte, mit Details herauszurücken, vielleicht auch gerade nicht gegenüber einem Laien wie Weissacher. Diesen überraschte an der Gegenfrage aber auch der Gegensatz zu Machlingers Aussage, wonach das Einsatzgebiet der Software möglichst flexibel gehalten werden sollte. Machlinger hatte jedenfalls bei Weissacher den Eindruck hinterlassen, als wüsste er gar nicht genau, was bei Nasdal mit der gelieferten Software gemacht würde.

      „Ich möchte es gerne von Ihnen beschrieben bekommen, weil Sie vielleicht an­dere Akzente setzen, was die Anwendungsmöglichkeiten der Software be­trifft.“

      „Nun, einfach gesagt, es handelt sich um eine Prognosesoftware, die gegenüber den bisher benützten Algorithmen völlig neue Dimensionen der Treffsicherheit errei­chen sollte. Das hätte uns in einigen Entwicklungsprojekten weiter­ge­bracht.“

      Weissacher versuchte sich zu erinnern, was „Algorithmus“ genau heißt, er­kann­te aber, dass in diesem Moment etwas anderes für seine Arbeit wesent­licher war, und fragte: „Auch weiter als die Konkurrenz?“

      „Das kann man sagen!“, rückte Dr. Rohrig mit deutlicher Emotion heraus. „Wir hätten die Chance, auf gewissen Gebieten absolut die Ersten zu werden.“

      Weissacher fiel auf, dass Dr. Rohrig den letzten Satz nicht mehr in der Ver­gangenheitsform formulierte. Also lebte die Chance noch.

      „Um welche Krankheiten geht es denn bei Ihren Forschungen?“

      Dr. Rohrig zögerte. Nun war man offenbar am kritischen Punkt des Eindringens in Betriebsgeheimnisse angelangt.

      „Bitte bedenken Sie, dass wir hier sind, Ihnen zu helfen! Der erste Versuch, die Software mithilfe der Expertise des Mr. Sturiak zu retten, wurde offenbar von Gegnern vereitelt. Sturiak ist verschwunden. Wir sind nicht an Ihren For­schungs­­ergebnissen interessiert, sondern daran, die Sache für Sie wieder in Ord­nung zu bringen“, versuchte Weissacher das Gesprächsklima zu verbessern.

      „Woher soll ich wissen, auf welcher Seite Sie stehen?“

      Das war für einen introvertierten, auf seine Arbeit konzentrierten Forscher eine überraschend scharfe Gegenfrage. Dr. Rohrig war sich also der Brisanz des Falles bewusst, wahrscheinlich weil er die Bedeutung seiner Forschung hoch einschätzte.

      „Es gibt keine Sicherheit in dieser Welt!“, versuchte es Weissacher philoso­phisch. „Als Unternehmer muss man riskieren und auf ein Pferd setzen. Ich sage Ihnen, wir sind das richtige Pferd!“

      Weissacher fand, dass er überzeugend geklungen hatte. Er fühlte sich fast in seine frühere Zeit als Vertriebsleiter zurückversetzt. Hier galt es, einem Kunden über die Wahrnehmung seines Käuferrisikos hinwegzuhelfen.

      „Es geht um Viren!“ Dr. Rohrig ließ immerhin schon ein wichtiges Detail aus.

      „Ich nehme an, es geht um irgendwelche biologischen Krankheitserreger und nicht um Computerviren“, mutmaßte Weissacher, bewusst ein bisschen provo­zierend, damit Dr. Rohrig endlich in Schwung kam.

      „Nein, nein“ – welche Ahnungslosigkeit! – „es geht natürlich um biologische Viren, um Grippeviren!“ Wieder versuchte Dr. Rohrig das Gespräch auf Spar­flamme zu schalten. Aber Weissacher ließ jetzt nicht locker. Er war dem Jagd­wild auf der Spur: „Weiter!“

      „Nun, wie Sie sicher aus den Pressemeldungen wissen, erwarten wir in den nächsten Jahren eine, vielleicht sogar mehrere Grippeepidemien, vielleicht sogar Pandemien. Das besondere Problem damit besteht darin, dass sich die Viren ständig verändern und daher der herkömmliche Impfschutz sowie Medikamente zur Behandlung einer bereits ausgebrochenen Krankheit versagen können. Das wäre eine ziemliche Katastrophe. – Wir könnten mit unserer Methode aber wirk­same Impfstoffe und Medikamente entwickeln.“

      „Das klingt allerdings sensationell! Was macht Sie so zuversichtlich, nachdem die großen Pharmakonzerne diese Chance viel pessimistischer beurteilen?“ Weis­sacher hatte es immer geliebt, mit Kunden über Vor- und Nachteile von Produkten, deren Inneres, deren Technologie er selbst nicht oder nur ungefähr durchschaute, zu diskutieren. Diese Lust verspürte er, nach langer Zeit, wie ihm schien, eben wieder einmal.

      „Was ich Ihnen jetzt sage, ist der Schlüssel zu unserem Erfolg und zu unserem Problem gleichzeitig: Die neue Software, die uns die Consulting Support ge­bastelt hat, hat uns in die Lage versetzt, die Mutationskorridore von Viren einzu­grenzen.“

      „Das heißt, Sie wüssten dadurch im Vorhinein, welche Viren mit welchen Eigen­schaften auftreten würden, und hätten in der Entwicklung von Impfstoffen einen entscheidenden Vorsprung vor der Konkurrenz!“ Weissacher war faszi­niert. Was für ein Trumpf für einen Verkäufer! Aber nicht das war seine Rolle hier! „Wieso sagen Sie: …’hat uns in die Lage versetzt’…? Hat es denn schon funktioniert?“

      „Das ist ja eben unsere Enttäuschung! Es hat schon funktioniert. Wir konnten bereits Mutationen eines bestimmten Virus der Vogelgrippe, die in Ostasien vor Kurzem auftrat, prognostizieren und unsere Prognosen verifizieren. Es war kein Zufall. Dass unser Ergebnis ein zufälliges gewesen wäre, liegt unter jeder ver­nünftigen Wahrscheinlichkeitsgrenze.“

      „Also muss das Programm inzwischen verändert worden sein!“

      „Und um das zu diagnostizieren und gegebenenfalls wieder zu reparieren, dazu wollte die Consulting Support, wollten die Herren Mosak und Machlinger auf einen Experten ihres Konzerns zurückgreifen. Das Programm ist durch die Kon­figuration vieler Module so kompliziert, dass wir mit unseren Möglichkeiten nicht mehr weiter kamen. Wir konnten keinen Fehler und keine Veränderung entdecken!“

      „Und

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