Der Shaolin. Karl-Heinz Jonas

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Shaolin - Karl-Heinz Jonas страница 10

Автор:
Серия:
Издательство:
Der Shaolin - Karl-Heinz Jonas

Скачать книгу

ist niemandem ein Schaden entstanden. Sicher, Hua Feng hat falsch gehandelt, doch er bereut seine Tat. Ich weiß nicht, ehrwürdige Herren, ob es viele Menschen gibt, die von sich behaupten können, immer richtig gehandelt zu haben. Ich jedenfalls kann es nicht.“ Wieder verneigte er sich, um das Ende seiner Rede zu bekunden. Dann schaute er seinem Meister fest in die Augen. Dessen kaum merkliches Lächeln bedeutete Li Ning, dass dieser wusste, worauf er anspielte, und dass er seine Worte billigte.

      Ein leises Raunen ging durch die Reihen der Anwesenden.

      Nachdem einige Augenblicke verstrichen waren, erhob sich Meister Fu, und es trat Ruhe ein.

      „Li Ning“, sagte er. „Du bist nicht nur ein guter Kung Fu-Kämpfer, du hast auch ein großes Herz. Hua Feng hat einen Fehler begangen, der bei dir zu einer großen Verletzung hätte führen können. Durch dein schnelles und umsichtiges Handeln ist dir jedoch nichts geschehen. Wenn du nun selbst für ihn sprichst, haben wir wohl kein Recht, ihn zu verurteilen.“ Meister Fu nahm wieder Platz.

      Damit schien die Angelegenheit abgetan, doch es meldete sich noch einmal Hua Fengs Meister zu Wort. Alle schauten ihn erwartungsvoll an. „Auch ich bin dir, Li Ning, und Euch, Meister Fu, sehr dankbar für eure Milde. Doch dadurch wird die Schande nicht von unserem Kloster genommen. Hua Feng kann dorthin nicht zurück.“

      Eisiges Schweigen folgte. Li Ning sah in viele betroffene Gesichter.

      Wieder war es Meister Fu, der Rat wusste. „Meister Shu,“ sagte er. „Wir alle durften heute die Kampfkunst und den Großmut Eurer jungen Mönche bewundern. Wer wäre wohl geeigneter, eine solche Aufgabe zu übernehmen als Ihr? Deshalb frage ich Euch: Seid Ihr bereit, Hua Feng in das Kloster von Shaolin aufzunehmen und ihn zu lehren, dass er Kampfstärke und Ehrgeiz mit Fährnis in Übereinstimmung bringen muss, will er einmal ein wirklich großer Kung Fu-Kämpfer werden?“

      „So soll es sein“ war die kurze, das Problem endgültig beendende Antwort.

      Vielen Anwesenden schien ein Stein vom Herzen zu fallen, denn Li Ning vernahm ein anerkennendes Murmeln. Er schaute seinen Meister dankbar an, dann richtete er seinen Blick auf Hua Feng. In dessen Augen konnte er deutlich lesen, dass er einen Freund gefunden hatte, der sich für ihn, sollte es nötig sein, in Stücke reißen lassen würde.

      Man löste die kleine Versammlung auf und ging ins Freie, um die bereits von allen erwartete Ehrung des Siegers vorzunehmen.

      Meister Fu wünschte Li Ning in aller Namen für die in wenigen Wochen in der benachbarten Provinz Jiangxi stattfindende Meisterschaft viel Erfolg. „Liebe Brüder“, sprach er weiter. „Wir haben am heutigen Tag viele schöne und spannende Kämpfe sehen können. Dafür möchte ich mich bei allen Teilnehmern, aber auch bei allen an der Vorbereitung ihrer Schüler beteiligten Meister recht herzlich bedanken.

      Ihr alle wisst, dass auch der morgige Tag als Wettkampftag vorgesehen war. Da die heutigen Kämpfe jedoch weniger Zeit als erwartet in Anspruch genommen haben, möchten wir euch etwas völlig Neues vorschlagen: Die Wettkampfleitung hat sich entschlossen, morgen ein Turnier der Meister auszutragen. Selbstverständlich steht jedem Meister die Teilnahme frei. Alle interessierten Meister können sich im Anschluss bei der Wettkampfleitung anmelden“

      Nach diesen Worten wendete sich Meister Fu um und ging langsam auf das Klostergebäude zu, die Zurückbleibenden in ihrer Überraschung allein lassend.

      Die sonst so zurückhaltenden jungen Mönche brachen in Jubelrufe aus. Eine solche Möglichkeit, Kung Fu in Vollendung miterleben zu dürfen, war ihnen noch nie geboten worden!

      Die anderen Mitglieder der Wettkampfleitung folgten nun Meister Fu, um die Meldungen entgegenzunehmen.

      Keinem der anwesenden Meister kam es in den Sinn, seine Teilnahme zu verweigern, und alle begaben sich sogleich in den Melderaum.

      Auch Meister Shu ging in den Raum, der noch vor wenigen Minuten ein Gerichtssaal gewesen war. Er hatte einen Entschluss gefasst, von dem er nicht sicher sein konnte, wie man ihn aufnehmen würde. Er wartete, bis alle Meister versammelt waren, dann bat er ums Wort. Meister Fu fragte nach seinem Anliegen.

      „Ehrwürdige Meister“, begann er. „Ich bitte im Voraus um Vergebung für meinen ebenso ungewöhnlichen wie ernstgemeinten Vorschlag. Ich möchte Euch bitten, Bruder Ning die Teilnahme am morgigen Turnier der Meister zu gestatten.“

      Er schaute sich um und sah, wie nicht anders zu erwarten, in ungläubige Gesichter. Doch unbeirrt fuhr er fort: „Ich weiß sehr wohl, wie mein Vorschlag auf Euch wirken muss, einem Schüler zu gestatten, sich im Wettkampf mit Meistern zu messen. Doch Bruder Ning ist kein gewöhnlicher Schüler. Ihr alle habt gesehen, wie er zu kämpfen versteht. Doch was Ihr nicht wissen könnt, ist folgendes: Bruder Ning beherrscht nicht nur unsere jahrhundertealte Kampfkunst in hoher Perfektion, er hat sie auch weiterentwickelt, ja sogar neue Techniken ersonnen und im Training erprobt. Er beherrscht also viel mehr, als er heute gezeigt hat.“

      Meister Shu ließ seine Worte einige Zeit wirken, dann fuhr er fort: „Ihr alle kennt mich lange genug, und ich denke, dass Ihr mich als guten Kämpfer schätzt. Verzeiht mir, wenn ich Euch daran erinnere, dass sich niemand in diesem Raum befindet, der mich jemals zu bezwingen vermochte. Doch obwohl ich täglich mit Bruder Ning zusammen trainiere und alle seine neuen Techniken kenne, weiß ich, dass ich ihn nicht besiegen könnte.

      In jungen Jahren habe ich an vielen Turnieren teilgenommen und seitdem meine Erfahrungen an viele Schüler weitergegeben. Und ich sage Euch, dass mir noch niemals ein so ungewöhnlich begabter Kämpfer begegnet ist. Ich bin fest davon überzeugt, dass es schon jetzt keinen Kung Fu-Kämpfer im gesamten Reich der Mitte gibt, der ihm gewachsen ist. Und dass, obwohl er erst dreiundzwanzig Jahre zählt und noch lange nicht den Zenit seiner Leistungsfähigkeit erreicht hat. Deshalb wiederhole ich meine Bitte: Lasst Bruder Ning am morgigen Turnier der Meister teilnehmen.“

      Meister Shu war ein sehr geachteter Mann, der eher als zurückhaltend galt. Es konnte also kein Zweifel an der Ernsthaftigkeit seiner Bitte bestehen. Nun, ob man ihm Glauben schenkte oder an seinen Worten zweifelte, Meister Shu hatte in ihnen Neugier geweckt, als auch an ihrem Stolz gerührt. Sollte ein so junger Mann wirklich schon über derartige Fähigkeiten verfügen, dass er Meister besiegen konnte? Hong Shu jedenfalls musste fest davon überzeugt sein, sonst hätte er diesen Antrag niemals vorgebracht.

      „Meister Shu, bitte bringt Bruder Ning zu uns“, bat Meister Fu.

      Dieser tat wie ihm geheißen.

      „Bruder Ning“, begann Meister Fu, als beide wieder den Raum betreten hatten. "Meister Shu ist des Lobes voll über dich und dein Können. Er ist davon überzeugt, du seist in der Lage, die hier anwesenden Meister zu besiegen und hat gebeten, dich am morgigen Turnier teilnehmen zu lassen, um dies zu beweisen.“

      Li Ning war beschämt. Warum hatte der Meister nicht gesagt, warum man ihn sprechen wollte? Nun waren alle Blicke auf ihn gerichtet – freundliche, aber auch zweifelnde.

      „Wir alle haben gesehen“, hörte er den alten Meister fortfahren, „dass du über ausgezeichnete Fähigkeiten verfügst. Doch müssen wir zweifeln, dass wir alle dir nicht gewachsen sein sollen. Meister Shu ist sich jedoch ganz sicher, dass du uns mit Hilfe von dir selbst erdachter Techniken überlegen bist. Ich schlage deshalb vor, dich an dem Turnier teilnehmen zu lassen, um uns zu überzeugen. Wende deine Techniken an, damit wir sehen, ob sie wirksam sind.“

      Sicher waren nicht alle von diesen Worten begeistert, doch sprach sich auch niemand dagegen aus.

      Da nun Li Nings Teilnahme beschlossene Sache war, führte Meister Shu Li Ning

Скачать книгу